Toggenburg mal anders – von Degersheim nach Bütschwil

Das Toggenburg hört nicht auf bei Wattwil – das ist uns bekannt. Es erstreckt sich im Norden bis nach Wil (Alttoggenburg); im Nordosten heisst es Fürstenland. Etwa 4 km südlich Flawil liegt Degersheim (>4000 Einwohner) an der Bahnlinie der SOB Uznach-Wattwil-Herisau-St. Gallen. Das schöne Dorf liegt in einer hügeligen Landschaft und wird gegen Westen durch den in den Necker mündenden Aachbach entwässert. Ein idealer Ausgangspunkt für unsere heutige Wanderung, welche uns über die Hügellandschaft und über drei Flüsse führte. Vom Bahnhof durch die Ortsmitte, vorbei an der markanten Kirche, erreichten wir bald den westlichen Dorfrand und den kurzen Aufstieg zum nach W verlaufenden Moränenzug mit dem Chrüz, dem heute mit 911 m.ü.M. höchsten Punkt. Bereits im Aufstieg reichte die Aussicht bis zum Bodensee. Auf dem Chrüz dann wie nicht anders zu erwarten, der (dunstige) Ausblick zum Säntis und ins Tal, wo die Bahnlinie über hohe Viadukte führt. Und ein freundliches Buchfinkenmännchen empfing uns mit seinem Ruf und wartete geduldig, fotografiert zu werden – danke! Im angenehmen Abstieg über Hueb wurden wir bei Rotmoos von einer Schar weisser Geissen empfangen, was im jungen Grün ein sehr dekoratives Bild abgab. Beim Hof Egg verliessen wir das Strässchen, um die einhundert Höhenmeter bis zum Aachbach bei Böschenbach auf leicht ruppigem Pfad direkt abzusteigen. Nun über die Brücke und die Hauptstrasse, wo es sofort wieder zu steigen begann – erst durch Schatten spendenden Wald, später über offenes Gelände war die Bahnlinie zu überqueren. Das schmucke Dorf Mogelsberg erreichten wir von Norden her. In der Ortsmitte angekommen, zog es uns schnurstraks in das schöne Gasthaus Löwen – kurz vor zwölf. Gerade zur richtigen Zeit und vor dem Ansturm der vielen Handwerker, welche hier erwartet wurden. Sehr gastfreundlich der Empfang und die Bedienung, und die Verpflegung war ausgezeichnet und reichlich (Handwerkerportionen halt…). Nach dieser ausgiebigen Mittagspause rafften wir uns auf – schliesslich hatten wir die zweite Hälfte unserer Wanderstrecke vor uns. Von der Dorfmitte liefen wir ins Unterdorf und von dort ein kurzes Stück auf der Hauptstrasse in Richtung S. Die Abbiegung auf den WW war nicht zu verfehlen. 120 Höhenmeter hinunter, unter der Bahnlinie durch und über die Hauptstrasse zum Necker, der über einen schmalen Steg überquert wird. Im folgenden Weiler Rennen begann es erneut anzusteigen – mit vollen Bäuchen etwas mühsam. Vorbei am Hof Under Weid dreht die Strecke nach S und wenig später nach W zur Ober Weid, wo uns das sehr schön umgebaute Bauernhaus und dessen Garten beeindruckte. Über ein kurzes, aber steiles Strassenstück erreichten wir schliesslich das «Bergdörfchen» Oberhelfenschwil – sogar ein Skilift mit Nachtbeleuchtung steht hier. Das hübsche Dorf liegt auf einer Anhöhe – einem Übergang gleich – zwischen den Flüssen Thur und Necker. Hier stehen nebst Neubauten auch einige ältere Häuser, unter anderem das historische Tätschhaus. Das Dorf verliessen wir am südwestlichen Ende am Bogen, herrlich die Aussicht zum Alpstein! Und überall freuen sich weidendes Vieh und vergnügte Wandervögel an der austreibenden Blüte der Bäume. Nach einem leichten Anstieg erreichten wir Geissberg, wo auch eine markante Antennenanlage steht. Hier geht der Ausblick ins zweihundert Meter tiefer liegende Bütschwil und weiter westlich nach Libingen und zu den Grenzhügeln Schnebelhorn und Schindelberghöchi. Vorerst wanderten wir in Richtung N um beim P.801 das staubige Natursträsschen nach W zu verlassen. Jetzt folgte der heute steilste und ruppigste Teil, der Abstieg vorbei am Hof Williswis und nahe dem Bruedertöbeli hinunter zum P.610. Jetzt noch der letzte Abstiegsteil hinunter zur Thur, vorbei an zwei Giessen, welche Wasser aus dem Bruedertöbeli führte. Fast schon unerwartet standen wir vor der etwas «versteckten» Hängebrücke über die Thur. Die Flusslandschaft hier ist wirklich sehr reizvoll. Am anderen Ufer führte der WW hoch und vorbei an einem Hühnerhof, dann lauschig weiter hoch entlang dem Dorfbach, und schon standen wir beim Bahnhof Bütschwil. Nach einer kurzen Wartezeit brachte uns der Zug nach Wattwil, wo wir parkiert hatten.

Fazit:
Das war eine reizvolle Frühlingswanderung der angenehmen Art, sehr abwechslungsreich, und selbst für die Toggenburgerin Doris, wenig bekanntes Gebiet.

Wetterverhältnisse:
Frühlingshaft, sonnig, relativ gute Bergsicht, kaum Wind, ca. 7 bis 12° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 19. April 2022

Schwierigkeit: T2
Strecke: 14.6 km, Degersheim Bahnhof (799 m) – Quartier Sennrüti (839 m) – P.852 – P.904 – Chrüz (911 m) – Hueb (825 m) – Rotmoos (796 m) – Egg (750 m) – Aachbach, Böschenbach (643 m) – Mogelsberg (755 m) – Lee – Brücke über die Necker – Rennen (628 m) – Under Weid – Ober Weid (728 m) – Oberhelfenschwil (799 m) – Bogen (784 m) – P.786 (Verzweigung) – Geissberg (841 m) – P.801 – Williswis (736 m) – Bruedertöbeli – P.610 – Hängebrücke (Drahtsteg) über die Thur – Untermüli (590 m) – Bütschwil Bahnhof (611 m)
Aufstieg: ca. 600 m
Abstieg: ca. -780 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std.
benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 15:30 Uhr

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