Uetliberg (oder Züridütsch Üetliberg, oder Neudeutsch Top of Zurich), dort oben waren wir noch nie(!). Seit 46 Jahre schon sehen wir den Hausberg Zürichs fast täglich – ein Muss also, ihn zu besteigen. Die Fahrt mit den ÖV bis Triemli, ab dort nahmen wir den Wanderweg Hohensteinstrasse, der uns nahe des MTB-Trails in einigen Kehren und entlang einem namenlosen Bach (vielleicht der Triemlibach?) hochführt. Der Bach gezähmt, im Wald eine abgeholzte Schneise – der freien Sicht auf Zürich wegen, erstklassig! In 75 Minuten sollte der Gipfel erreicht sein – 390 Höhenmeter. Zwar könnte abgekürzt werden, indem die direkte Linie gekraxelt wird – steil und schmierig. Unsere sauber geputzten Wanderschuhe wollten wir nicht unnötig verschmutzen, schliesslich war im Uto-Kulm eine Einkehr geplant. Und tatsächlich, nach einer knappen Stunde Laufzeit standen wir oben – das ging aber schnell, und ohne grossen Wasserverlust – also gabs nur Gipfelkafi. Und ja, die Aussicht ist wirklich grandios – endlich lag uns Zürich und der See zu Füssen😎. Nach den obligaten Gipfelfotos und dem Kafigenuss wählten wir für den Weiterweg die steile Treppe an der äussersten Ecke des Gipfelplateaus. 90 Hm Treppenabsteigen bis kurz vor dem Berggasthaus Uto Staffel der Gratweg erreicht wird. Nach der Annaburg verliessen wir den Gratweg, wollten endlich mal den Grat sehen. Also links weg, über einen schönen Pfad am Medikerboden (einer Lichtung) vorbei. Bei P. 777 war wieder der Gratweg erreicht, den wir nach 400 m wieder verliessen. Hier wurde es spannnend, die Fallätschen war erreicht, ein etwa vierhundert Meter breiter Erosionstrichter mit einer Steilwand, sehr beeindruckend. Das Fallätschengebiet ist Standort mehrerer Clubhütten, die in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstanden sind, als die Fallätschen noch weniger bewaldet war: Das Bristenstäfeli, die Alpina-Hütte, die 1908/09 errichtete Teehütte Fallätsche des Alpenclubs zur steilen Wand zwischen Gratweg und Ruine Manegg, die 1909/10 erbaute Glecksteinhütte des Alpenclubs Amicitia zwischen Gratweg und Friedhof Leimbach sowie die Felsenkammerhütte des Alpenclubs. Die nicht markierten Trampelpfade (T4–T5) am Osthang gelten als recht gefährlich; schon mehrfach mussten unvorsichtige (resp. blockierte) Wanderer aus dem Erosionstrichter gerettet werden. Übrigens: die Gratstrasse auf dem Albisgrat von der Bergstation der Uetlibergbahn bis Baldern wurde ursprünglich als Trassee einer Eisenbahnlinie vom Üetliberg zum Albishorn erbaut; das Projekt wurde nie verwirklicht. Dafür ist es heute ein vorzüglich ausgebauter Wander- und Bikerweg. Zum Glück war das Verkehrsaufkommen heute bescheiden. Wen wundert’s: die meisten liegen wohl noch immer auf dem Helvetiaplatz, weil sie den Meistertitel des FCZ gefeiert haben⚽… Vorbei am wunderschön gelegenen Gut Mädikon und am zugehörigen schmucken Haus mit Turm und eigener Kapelle, dem Zuhause eines der Erben des Gründers des Zürcher Fünfsternhotels Baur au Lac. Zum Gut gehört übrigens auch eine private Kleinseilbahn, welche ab Leimbach verkehrt. Kurz nach Mädikon verliessen wir abermals den Gratweg um ihn beim schön gelegenen Balderen wieder zu erreichen. Hier steht das seit 2000 leerstehende «Geisterhaus» des ehemaligen Berggasthauses Baldern, mit zugehörigen Überbleibseln einer beeindruckenden Gartenwirtschaft – auf den ersten Blick könnte sogar ein Friedhof vermutet werden. Wirklich schade um diese Ruine! Wir verliessen den Gratweg wieder, um dem Waldrand entlangzulaufen, vorbei an der unscheinbaren Burgstelle Baldern, bis wir an der weniger unscheinbaren Antennenanlage (resp. der Baustelle) Felsenegg standen. Wenig später die Bergstation Luftseilbahn Adliswil Felsenegg. Nach wenigen Abstiegsmetern war fünf Minuten später unser Zwischenziel erreicht: das Panoramarestaurant Felsenegg. Wir fanden problemlos einen Tisch auf der Sonnenterrasse. Mittagsverpflegung top, Bedienung ebenso! Nach dieser «Zwangspause» der Weiterweg über den Felseneggweg bis Buchenegg, welche nach wenigen Metern Abstieg und nach ca. 25 Minuten Laufzeit erreicht war. Hier stehen zwei heute geschlossene Restaurants (die haben sich abgesprochen!), besonders auffallend das reicht dekorierte Chnuschperhüsli. Direkt unterhalb des bekannten Restaurants Buchenegg, noch vor der Bucheneggstrasse, biegen wir auf den (unmarkierten) Weg nach links ein. Nach etwa dreihundert Metern, kurz vor Ende dieses Weges biegen wir ab (Wegweiser «Adliswil»). Auf dem schmalen Pfad wurde es jetzt heute erstmals etwas ernster (T2): steil, teilweise feucht und rutschig der durchaus spannungsvolle Pfad durch den Wald, immer nahe eines namenlosen Rinnsals. Über eine Strecke von zwei Kilometern waren immerhin 300 Höhenmeter abzusteigen. Mitten in den Häusern von Sihlau, zwischen den Unterführungen der Albis- und der Sihlstrasse tauchten wir sogar in ein richtiges Tobel (Rütlibachweg) ein. Bis zur SZU-Haltestelle Sihlau waren dann nur noch ein paar Gehminuten, und nach kurzer Wartezeit bestiegen wir die S4 in Richtung Zürich HB.
Fazit:
Ein gemütlicher Wandertag auf den Üetli und über die Albiskette war das – und überaus lohnend!
Wetterverhältnisse:
Ein Schönwettertag, etwas diesige Fernsicht (hohe Luftfeuchtigkeit!), kaum Wind (10 km/h NNO), ca. 12° C
Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Kartenmaterial Swisstopo, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 2. Mai 2022
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 12.4 km, Triemli (480 m, Haltestelle Sihltal Zürich Uetliberg Bahn SZU) – Hohensteinweg – P.709 – Hohensteinstrasse bis Bergstation Uetliberg SZU (813 m) – Gratstrasse – Uetliberg (870 m) – Berggasthaus Uto Staffel (780 m) – Gratstrasse – Medikerboden – P.777 – P.801 Fallätschen – Mädikon – P.728 – Balderen P.730 – P.729, Burgstelle Baldern – Felsenegg (810 m) – Bergstation Luftseilbahn Adliswil Felsenegg (804 m) – Panoramarestaurant Felsenegg (789 m) – Felseneggweg bis Buchenegg (786 m) – Rossweg, Abstieg nach Sihlau Adliswil (454 m, Haltestelle SZU)
Aufstieg: ca. 600 m
Abstieg: ca. -600 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 20 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 15:00 Uhr
meine ehemalige, langjährige Heimat – und immer wieder bin ich in Zürich 😉