Val Ferrera – Pass da Niemet – Splügenpass – Splügen

Für zwei Tage dem schlechten Wetter im Norden entfliehen war die Idee. In ein einsames Tal, dann über einen unbekannten Pass nach Italien, auf dem Rückweg in die Schweiz ein Stück ViaSpluga.

Erster Tag (Innerferrera 1481 m – Pass da Niemet 2294 m – Rif. Bertacchi CAI – Montespluga 1905 m)
Mit dem Postauto ab Andeer erreichten wir Innerferrera in 18 Minuten. Die Fahrt durch das enge Val Ferrera ist hier noch lange nicht zu Ende – das Poschi fährt weiter ins Avers bis Juf. Wir starteten ab Dorfmitte, überquerten den viel Wasser führenden Averserrhein (Ragn da Ferrera), um dann auf gut unterhaltener Naturstrasse aufzusteigen. Ab etwa 1800 m.ü.M. erreichten wir den Ual da Niemet, der Bergbach, der dem Tal den Namen gibt. Das Val Niemet weitet und lichtet sich ab hier. Zur rechten den rauschenden Bergbach, erreichten wir gleichmässig ansteigend die Alp Niemet (1899 m). Beidseits erheben sich Gipfel bis 3000 m. Gleich hinter der Alp geht die Alpstrasse über in einen Bergweg. Mittlerweile drückte sich die Sonne durch das Grau, und an der tiefst liegenden Stelle am Horizont war der Übergang nach Italien zu vermuten. Vorbei an einer uns beobachtenden Ziegenherde erreichten wir die Alp Sura (2131 m) – für Alpvieh (und Wanderer) ein Paradies! Umso erstaunlicher, dass uns nur wenige Gleichgesinnte begegneten. Der weitere Anstieg verläuft noch immer moderat, auf den letzten 900 m bis zum Pass durch blockiges und gerölliges Gelände; Markierungen (w-r-w) sind zwar vorhanden, sie auszumachen verlangen aber doch etwas Aufmerksamkeit. Nach etwas mehr als 9 km war der Pass da Niemet erreicht; der Blick ins benachbarte Italien weitete sich: Lago di Emet, Rif. Bertacchi CAI, rechts der Piz Spadolazzo (2722 m, T3), links Piz Timun/Pizzo d’Emet (3212 m, T4), am Horizont der Pizzo Ferrè (3103 m), zu erkennen an seinem Gletscherchen. Bis zur Hütte des CAI noch 20 Min., gerade richtig zur Mittagszeit und in Erwartung italienischer Pasta😊. Die Tagliatelle al ragù di cinghiale schmeckten zwar etwas fade, stärkten uns aber dennoch (was wohl auch an dem einen Glas Rotwein lag…). So erholt machten wir uns auf den knapp 7 km langen und nicht sehr steilen Abstieg nach Montespluga hinunter. Den Lago di Monte Spluga unter uns, zur Linken (südlich also) der Blick nach Madesimo hinüber. Und irgendwo unter der Staumauer die uns von der ViaSpluga bekannte und gar nicht so berüchtigte Cardinelloschlucht, welche aber nicht einsehbar war. Auf den nächsten zwei Kilometern galt unsere Aufmerksamkeit eines fast wie in einer Arena angelegten schmalen und felsigen Bergwegs (T2+), welcher konstant auf einer Höhe von ca. 2100 m verläuft. Gut, wer hier trittsicher ist, aber nirgendwo richtig ausgesetzt, auch wenn es links ca. 180 m runter geht. Bei Nässe, Eis oder Schnee bieten die Ketten allenfalls zusätzliche Sicherheit. Bei P. 2106 erreichten wir eine Naturstrasse, welche noch etwas höher führt, bis zu einigen Blechhütten, welche wohl den mutigen Arbeitern dienen, die Felssicherungen erstellen. Die befestigte, holprige Strasse mieden wir, ein Pfad führte jeweils in direkter Linie hinunter. Oberhalb dem Weiler Suretta hielten wir rechts in Richtung Montespluga und konnten so auch eine Muttertierherde umgehen. Nach P.1923 war die Passtrasse erreicht, die wir aber nicht begehen mussten. Wir nutzten die parallel verlaufende Naturstrasse, um dann bei den Alpi di Suretta doch noch für etwa 900 m entlang der heute wenig befahrenen Passstrasse zu laufen. Gegen halb fünf Uhr war unser Tagesziel erreicht. Da unsere Wunsch-Destination, das Albergo della Posta (mit bestbekanntem Restaurant) gerade renoviert und erweitert wird, kamen wir für eine Nacht im benachbarten Hotel Vittoria Ca‘ De La Montagna unter – gemütlich, gute regionale Küche, empfehlenswert!

Zweiter Tag (Montespluga 1905 m – Splügenpass 2115 m – Splügen 1457 m)
Nach erholsamer und ruhiger Nacht genossen wir italienisches Frühstück (mit ausgezeichneter Crostata selbstverständlich!). Etwas nach neun Uhr und bei schönstem Wetter starteten wir in Richtung Passhöhe – die wir nach weniger als einer Stunde erreichten. Ab Cerfui P. 2063 wandelten wir auf der historischen Säumerstrasse, die nach der Passhöhe gut markiert an den Hüscherenbach hinunterführt. Bei P.1847 dann die Überquerung der Passstrasse, dann etwas oberhalb auf mehr oder weniger tiefem Trampelpfad bei der Talstation einer Sesselbahn vorbei an Bodmastafel P.1784. Den Nüstafelwald durchquerend gelangten wir bald zur bekannten Marmorbrücke. Die Passstrasse nur kurz überquerend, stiegen wir steiler hinab durch eine schluchtartige, felsige Landschaft bis schliesslich wieder die Passstrasse ein letztes Mal zu überqueren war. Die letzten paar Meter entlang des Bachs, unter der A13 durch, und schon war Splügen erreicht (nach nicht ganz 3 Std. Wanderzeit). Fünfzehn Minuten später bestiegen wir das Poschi, das uns nach Andeer hinunter kutschierte.

Fazit:
Eine zweitätige Grenztour I-CH in einer am ersten Tag wirklich abgelegenen und unbekannten Landschaft, am zweiten Tag auf der ViaSpluga – einfach wunderschön!

Wetterverhältnisse:
Am ersten Tag anfänglich bedeckt, im Tagesverlauf zunehmend sonnig, ca. 18 bis 23°, wenig starker Wind, am zweiten Tag sonnig mit wenig Bewölkung, ca. 20 bis 26°, kaum spürbarer Wind.

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 27./28. Juli 2017
Schwierigkeit: T2
Strecke: total 26.1 km, davon am 1. Tag 16.9 km ab Innerferrara 1481 m – Pass da Niemet 2294 m – Rif. Bertacchi CAI 2175 m – Montespluga 1905 m, am 2. Tag 9.2 km Montespluga – Splügenpass 2115 m – Splügen 1457 m.
Aufstieg: insgesamt ca. 1148 m
Abstieg: insgesamt ca. 1164 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 8 Std. 10 Min. (1. Tag: 5 Std. 15 Min, 2. Tag: 2 Std. 55 Min.)
Laufzeit mit Pausen: total ca. 10 Std. 30 Min. (1. Tag: 7 Std., 2. Tag: 3 Std. 30 Min.)

Kamera:
Nikon D7000

6 Gedanken zu „Val Ferrera – Pass da Niemet – Splügenpass – Splügen“

  1. Hallo, bin ganz zufällig auf eure Seite gestossen als ich nach dem Val Niemet suchte. Habe den Beitrag gelesen und die wunderschönen Bilder bestaunt und gleich noch die Tour über den Lunghinpass resp. Piz Lunghin. Bin selber ebenfalls passionierte „ Graubündenwanderin“ und liebe das Züri-Oberland
    wünsche euch einen tollen Wandersommer
    grüsse Annelies Schuoler

    1. Allegra Annelies, danke herzlich für Deinen netten Kommmentar und die guten Wünsche. Es freut uns, wenn Dir unsere Berichte gefallen. Auch Dir gelten unsere besten Wünsche für unfallfreie und erlebnisreiche Bergwanderungen. Herzliche Grüsse aus dem Zürioberland. Doris und Ruedi

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