Vitznauerstock 1450 m – Überschreitung

Je nach kantonaler Auslegung wird dieser markante und wilde Gipfel Vitznauerstock oder Gersauerstock genannt. Das monumentale Gipfelkreuz steht denn auch auf der Kantonsgrenze LU/SZ. Einheimische erklärten uns, dass es eigentlich zwei Gipfel gäbe, und auf dem wenige Meter östlich des Vitznauerstocks gelegenen Gersauerstock ebenfalls ein kleineres Gipfelkreuz stehe. In unserem Bericht ist der Einfachheit halber (und weil wir von Vitznau aufgestiegen sind) vom Vitznauerstock die Rede…

Zur Tour: spontan entschieden Sylvia und Jürg auf Anfrage, uns auf dieses Pensioniertentürli zu begleiten. Und das Wetter sollte nach diesen Regentagen auch mitspielen. Auf der ÖV-Hinfahrt bis Luzern und der anschliessenden Schifffahrt nach Vitznau dampfte zwar nicht das Schiff, das Wetter hingegen schon. Die Sonne sog die Feuchtigkeit richtiggehend auf, so dass sich die umliegenden Berge nur langsam zeigten. Beim Schiffsteg in Vitznau war der Gipfel noch wolkenverhüllt. Trotzdem motiviert machten wir uns auf die quer durch Vitznau verlaufende Strecke hinauf bis zu den Talstationen der beiden Seilbahnen (Hinterbergen und Wissifluh). Beim Wehr am Altdorfbach hielten wir rechts, vorbei an der dort eingerichteten Kletterwand(😊). Hier ist auch der Eingang zur Festung Vitznau (Artillerie-Felsfort, Kasemattenwerk), heute Museum. Gleich zu Beginn begann es heftig zu steigen, und das bei dieser sehr hohen Luftfeuchtigkeit. Erst über Weideland und unter der Seilbahn verlaufend führte der wrw-markierte Pfad dann zunehmend steil im Wald hoch, bis auf einer Höhe von 800 m.ü.M. die St. Antoni-Kapelle erreicht war. Hier gönnten wir uns eine erste Trinkpause. Gleich nach diesem besinnlichen Ort bei P.819 die Verzweigung, wo es auch direkt nach Hinterbergen oder Fälmis hoch ginge; wir drehten in Richtung Süd (Wegweiser Wissifluh). Es folgte ein immer ruppiger werdender Pfad, der ab P.914 schliesslich unter felsigen Flühen durchführte. Hier waren einige Stellen seilgesichert, was vor allem im Abstieg hilfreich wäre. Das Gelände sehr feucht und unangenehm schmierig-rutschig. Bald war die im Wald auf einem Felssporn stehende Bergstation Wissifluhbahn erreicht. Ab hier verlief der Pfad angenehmer und über eine trockene «Strasse». Beim aussichtsreich gelegenen Restaurant Wissifluh (946 m) hielten wir links, um weiter aufzusteigen. Durch schönste Alpwiesen führte der Weg hoch bis Oberurmi (1154 m); auf diesem Abschnitt erfreute uns die Sonne, in Oberurmi dann die tolle Aussicht nach Gersau und Beckenried hinunter und auf den «Vier-Kantone-See». Sogar der Urirotstock zeigte sich zaghaft. Nach einer weiteren Pause drehten wir in Richtung Nord zum Waldrand, hoch, über uns das bewaldete Gipfelziel. Nun folgte ein Aufstieg in Gratnähe, der es in sich hatte: nass-feucht, schmierige rutsch-gefährdete hohe Tritte (gell Sylvia!?), teilweise seilgesicherte Querungen unter Felsen – eine wilde Gegend! Immer wieder meinten wir, den Gipfel bald erreicht zu haben. Ab Oberurmi waren auf einer Strecke von einem km immerhin 300 Aufstiegsmeter zurück zu legen. Dann plötzlich ein letzter felsiger Aufschwung – und endlich standen wir am Abgrund beim übergrossen Gipfelkreuz auf dem Vitznauerstock. Hier verweilten wir etwas länger und genossen den Tiefblick und eine kleine Mittagsrast, selbstverständlich war auch der Eintrag ins festmontierte Gipfelbuch – der letzte war vom 10. Juni.

Nach ausgiebigem Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit einem netten, älteren einheimischen Berggänger (dem einzigen, den wir heute angetroffen haben), der von Fälmis aufgestiegen war, machten wir uns auf den Abstieg – das Gipfelkreuz des Gersauerstocks haben wir nicht gesehen… Der Abstieg verlief weiter auf der Kantonsgrenze. Und nun urplötzlich die bekannte Leiter vor uns, welche allerdings keine wirkliche Herausforderung bedeutete – selbstverständlich entsprechende Vorsicht vorausgesetzt. Das folgende Abstiegsgelände nochmals sehr schmierig und weiterhin ausrutsch-gefährdet. Oberhalb Fälmis dann eine lange Bank an der Sonne, welche uns geradezu einlud, zu pausieren – mittlerweile bei schönstem Wetter. Ab P.1176 (Fälmis) dann leichtes Auslaufen auf der Strasse bis zur einen km entfernten Wirtschaft Hinterbergen. Hier liessen wir uns zu einer längeren Mittagspause nieder auf der einladenden Terrasse. Die sehr nette Gastfreundschaft der Familie Küttel hier oben zu geniessen, war ein schöner Abschluss einer doch fordernden Bergwanderung. Der kurze Weg zu Bergstation der Seilbahn meisterten wir mit etwas schweren Beinen. Für 8 Franken pro Person konnten wir elegant und knieschonend ca. 600 Hm vernichten. Bei der Schiffstation Vitznau angekommen, wählten wir für die Heimfahrt eine ziemlich ausgefalle Route: Bergfahrt mit der Bahn auf Rigi Kulm, dort Umstieg ins «blaue Bähnli» und Talfahrt nach Arth Goldau hinunter. Von dort mit der SOB gemütlich über Sattel – Rothenturm – Biberbrugg – Pfäffikon SZ – Rapperswil ins Zürioberland. Sowas geht am idealten mit einer Spartageskarte HT für 59 Franken.

Fazit:
Eine nicht zu lange, teilweise aber ruppige und Trittsicherheit abverlangende Bergwanderung mit über tausend Aufstiegsmetern, welche angeblich früher weiss-blau-weiss(!) und seit einiger Zeit weiss-rot-weiss markiert ist. Nach unserer Erfahrung und unter Berücksichtigung der Verhältnisse eher T4 als T3. Ein schönes Pensioniertentürli – fast schon wie früher ein Schulreisli😊 – war das mit euch Sylvia und Jürg; danke, ihr ward tüchtig!

Wetterverhältnisse:
Zu Beginn etwas bewölkt, bald zunehmend sonniger mit leichter Bewölkung, auf dem Gipfel gute Sicht auf die umliegende Seen- und Berglandschaft, die Weitsicht war etwas getrübt. Anfänglich ca. 12°, im Tagesverlauf bis ca. 24°.

Hilfsmittel:
Stöcke (heute unbedingt zu empfehlen), GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 15. Juni 2018
Schwierigkeit: -T4
Strecke: 8.2 km, Schiffssteg Vitznau, Talstationen der Seilbahnen (Hinterbergen und Wissifluh) – St. Antoni-Kapelle – P.819 (Verzweigung) – P.914 (Verzweigung) – Bergstation Wissifluhbahn – Restaurant Wissifluh (946 m) – Oberurmi (1155 m) – Vitznauerstock (1450 m) – P.1176 (Fälmis) –  Alpwirtschaft Gründli – Wirtschaft Hinterbergen – Bergstation Seilbahn Vitznau-Hinterbergen)
Aufstieg: ca. 1038 m
Abstieg: ca. -371 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen 3 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:10 bis 15:10 Uhr

Kamera:
Nikon D7000

3 Gedanken zu „Vitznauerstock 1450 m – Überschreitung“

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