Zermatt 1|3: Oberrothorn 3413 m

Weg zur Freiheit – so wird die Tour vom Tourismusbüro Zermatt gepriesen. Und noch mehr Superlative: wandern auf dem höchsten Wanderweg in Zermatt. Der Ausblick auf 38 Viertausender ist eindrücklich. Am Wegrand stehen Skulpturen, die bergphilosophische Betrachtungen aufkommen lassen.

Ruedi’s fast ausgeheilte Verletzung vom Sturz am Stätzerhorn liess diese anspruchsvolle Bergwanderung heute zu. Für die ersten 900 Höhenmetern nutzten wir die U-Bahn ab Zermatt bis Sunnegga, und von dort die Gondelbahn nach Blauherd (2574 m). Höher ging nicht (wollten wir auch nicht…), denn die Luftseilbahn auf das Unterrothorn wird in diesem Sommer saniert (Permafrostschäden an den Stützen). Ab Blauherd wanderten wir gut markiert und leicht absteigend zum Stellisee hinunter (2537 m). Vor und hinter uns eine Kolonne der Volksrepublik China, viele zweifelhaft ausgerüstet, die meisten aber bewehrt mit ihren Deppenzepter. Beim Stellisee, diesem sagenhaften Photo-Hotspot, die obligatorischen Bilder mit dem im ruhigen Wasser spiegelnden Matterhorn. Nach dem Seelein der kurze Aufstieg in Richtung Berggasthaus Fluealp, von wo schon die Bässe dröhnten. Kurz davor folgten wir dem Wanderwegweiser nach Nord, nun steiler ansteigend. Über eine erste felsige Steilstufe (Gerber) und vorbei an wunderschönen und seltenen Blumen erreichten wir einen Wegpunkt bei ca. 2800 m, wo eine staubige und schuttige Baustellenpiste von Blauherd hochführte. Zum Glück durften wir Wanderwege nutzen. Über Roter Bodmen strebten wir dem Punkt Furggji (2982 m) zu. Hier überquerten wir die Baupiste um in Richtung Ost vorerst gemächlich weiter anzusteigen – vor uns der mächtige Viertausender Strahlhorn (4190 m) und das kecke Adlerhorn (3986 m). Zur Rechten der Findelgletscher und das Monte Rosa-Massiv. Ab ungefähr 3000 m.ü.M. änderte der Charakter abrupt: in Serpentinen waren mehr als 200 Hm zu bewältigen – über seilgesicherte Platten erreichten wir nahe dem P.3230 den Grat. Hier bot sich uns erstmals auch das Panorama zur Gipfelparade im Osten und Norden: Rimpfischhorn (4199 m) Allalinhorn (4027 m), Alphubel (4206 m), Täschhorn (4491 m), Dom (4545 m), und andere. Jetzt noch knappe 200 Aufstiegsmeter über teilweise wegloses Gestein unterhalb des Grats. Nach einer Laufzeit von etwa 2 Std. und 15 Min. erreichten wir den Gipfel zur Mittagszeit. Bei Windstille und angenehmer Temperatur genossen wir das wirklich phänomenale Panorama und eine ausgedehnte Gipfelrast. Das Oberrothorn (3413 m) verdient die eingangs erwähnten Attribute voll! Ob es tatsächlich 38 Viertausender sind? Wir haben sie nicht gezählt, aber ausgiebig bestaunt (siehe Bilder). Auch wenn wir im Aufstieg einsam unterwegs waren, bevölkerte sich der Gipfel, unter anderen durch eine lustige Drei-Generationen-Familie(!). Zeit für den Abstieg auf der bekannten Aufstiegsstrecke. Auf Furggji angelangt, verzichteten wir darauf, die leicht höher liegende Baustellenwüste auf dem Unterrothorn (3104 m) zu besuchen. Die im Abstieg sehr steile und staubige Baupiste weitgehend meidend, wanderten wir über Roter Bodmen bis zur auf etwa 2800 m liegenden Verzweigung (wo die bekannten Skipisten-Wegweiser «Blauherd», «Fluealp» und «Gant» stehen). Ab hier war Blauherd, die Rote Wäng unterquerend, in zwanzig Minuten zu erreichen, unter uns der Stellisee, wo sich noch immer viele Besucher tummelten. Ab Blauherd dann die Talfahrt nach Zermatt hinunter…

Fazit:
Eine wirklich eindrückliche Gipfeltour mit einem 360°-Panorama, wie es nicht zu überbieten ist.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, unten heiss, oben erträglich (ca. 15°), schönstes Hochsommerwetter, praktisch windstill.

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 22. Juli 2019

Schwierigkeit: T3
Strecke: 11.7 km, Blauherd (2574 m) – Stellisee (2537 m) – Fluealp – P.2674 – Gerber – Roter Bodmen – Furggji (2982 m) – P.3230 – Oberrothorn (3413 m) – Abstieg auf gleicher Strecke bis Verzeigung unterhalb Roter Bodmen – Röte Wäng – Blauherd
Aufstieg: ca. 900 m
Abstieg: ca. -870 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 55 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 14:50 Uhr

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