Chaiserstuel (2400 m) – alpine Überschreitung bei Kaiserwetter

Auf dem Chaiserstuel standen wir letztmals am 13. März 2014 – mit Schneeschuhen. Logisch, dass wir diesen voralpinen Gipfel auch mal in der wärmeren Jahreszeit besteigen wollten. Zu Beginn gleich ein Bähnlispass der besonderen Art: mit der kleinen Luftseilbahn Fell (bei Oberrickenbach) hoch zur Alp Ober Spis (1196 m), wo wir vom sehr sympathischen Bauern Sepp Durrer erwartet wurden. Auf die folgende Bergfahrt im alten Niederberger Schiffli des Buiräbähnli Spiss-Sinsgäu freuten wir uns wie kleine Kinder. Luftig die Fahrt, bei 8° C gut auszuhalten. «Erste Klasse» nennt Sepp Durrer die Sitzbank im halbseitig geschlossenen Teil der Gondel, «zweite Klasse» diejenige mit Fahrtwind im talseitigen Teil. Er selbst fahre lieber in der zweiten Klasse, da überblicke er die Alp besser. Die luftige Fahrt führt über anderthalb Kilometer steil hinauf zur 430 m höher liegenden Bergstation im Sinsgäu – so heisst die alpige Gegend zwischen Brisen und Hoh Brisen im Norden und Chaiserstuel und Bietstöck im Süden. Am höchsten Punkt im Osten liegt der Übergang Schonegg Pass/Sinsgäuer Schonegg, genau auf der Kantonsgrenze NW/UR. Dort hinauf wollten wir, mit etwas weniger als 300 Hm über 2.3 km wenig steil und landschaftlich reizvoll, vorbei an den Alpgebäuden Widderen und Rinderstafel – das Vieh ist schon umgezogen auf tiefer gelegene Alpen. Auf dem Übergang angekommen, öffnete sich der Blick ins Sulztal und nach Gitschenen hinunter. Wir blieben auf der Gratschneide, welche auf der Kantonsgrenze verläuft, um nun weissblau-markiert in Richtung Steilhang nach S zu laufen. Der Einstieg liegt zwischen Wissberg und Hintersten Bänder nahe bei P. 1993; ab hier begann der bis 50° steile, im Schatten liegende alpine Zickzack-Aufstieg, welcher auch bei (heute) trockenem Untergrund (ab und zu leicht vereiste Stellen, aber schneefrei) erhöhte Vorsicht und gute Trittsicherheit erforderte – ein Ausrutscher auf dem krassen Steilhang wäre fatal… Jedenfalls muss man sich hier getrauen, runterzuschauen. Bei P.2152 dann endlich Sonne – und so etwas wie eine Erlösung: über einer felsigen Rippe wird das Gelände etwas flacher. Der Blick wurde frei, tief unter uns die Oberalp, zum Uri Rotstock, zu Brunnistock und Blackenstock mit dem vorgelagerten Blüemlisalpfirn, Engelberger Rotstock. Jetzt standen wir auf dem Oberalper Grat, genial dieses Panorama, und das bei bester Fernsicht. Im Norden, nur 2 km entfernt, der Brisen, den wir im Juli 20213 bestiegen haben – heute wieder gut besucht. Wir wanderten dem Gratverlauf entlang nach SW, den Buckel P.2291 umgingen wir auf guter Spur nordseitig, um bald freien Blick zum Tagesziel Chaiserstuel zu haben. Vor uns noch ca. 700 m Strecke und 150 m Aufstieg. Dem massigen Felskopf, an dessen Nordseite etwas Schnee lag, näherten wir uns in einem nach S verlaufenden Bogen über wunderschönes, schroffiges Gelände. Am Felsband angekommen, führte eine markierte Spur in südwestlicher Runde zum Gipfel. Die kurze Kletterstelle, welche sich in einem Riss mit guten Tritten und Griffen anbot, forderte uns heraus: so gelangten wir direkt zum flachen Gipfelgelände – vorerst niemand oben! Einer ausgedehnten Gipfelrast stand nichts im Wege! Etwas später traf noch ein Berner Paar ein, in Begleitung eines speziellen Hundes (siehe Bild). Nach ausgiebigem Gipfelgenuss schlossen wir diese tolle Überschreitung ab mit dem Abstieg zum südwestlich und 150 m tiefer gelegenen Schoneggeli. Hier trafen wir auf den weissroten, steilen Normalabstieg, welcher über Gruenboden und wenig später Büelenboden führt. Hier, an der Nordseite des Münggenstöckli, liegt viel Felssturzmaterial. Die Alpgebäude Räckholteren passierten wir südlich auf neuer Wegführung. Zur Rechten Bietstöck, welche die Bannalp wie ein Gendarm bewacht, dann verlief der Weg zunehmend harmlos, links unten das am Bannalpbach liegende Berggasthaus Urnerstafel, wenige Meter weiter westlich der idyllisch gelegene Bannalpsee. Vor uns die Chrüzhütte, bei der es laut Web heute nichts zu holen gab. Also liefen wir direkt zur Bergstation der (blauen) Luftseilbahn, die uns nach kurzer Wartezeit in wenigen Minuten zum Fellboden hinunter gondelte.

Fazit:
Das war ein besonders feiner Bergwandertag im Buiräbähnli-Land in der Nachbarschaft des Engelbergertals.

Wetterverhältnisse:
Frühherbstlich, beinahe hochsommerlich, Sonnenschein pur, wolkenlos, Temperaturen im Bereich ca. 7 bis 22° C, wenig Wind (ca. 4 km/h O), Top-Fernsicht wegen der sehr tiefen Luftfeuchtigkeit.

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tourdatum: 26. September 2023
Schwierigkeit: T4
Strecke: 8.9 km, Bergstation Buiräbähnli, Sinsgäu (1630 m) – Widderen (1721 m) – Rinderstafel (1753 m) – Schonegg Pass, Sinsgäuer Schonegg (1913 m) – Schonegggrat – Oberalper Grat (2235 m) – Umgehung P.2291 – Chaiserstuel (2400 m) – Bannalper Schonegg (2239 m) – Bannalp Pass, Schoneggeli (2249 m) – Gruenboden – Büelenboden – Räckholteren (1861 m) – Chrüzhütte, Bergstation Luftseilbahn Chrüzhütte-Fell (1718 m)
Aufstieg: ca. 806 m
Abstieg: ca. -734 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 35 Min.
Tageszeit: 09:55 bis 15:15 Uhr

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