Nach der Ankunft in Brig am späten Nachmittag des Vortages genossen wir am Abend die Übernachtung im Hotel. Frühstück um sieben, Busfahrt ab Bahnhof Brig nach Ried (Haltestelle Luftseilbahn Rosswald), dann gemütliche Bergfahrt zum fast 800 Hm höher liegenden Rosswald, obligater Startkafi, dann um halb zehn der Start zur langen Bergwanderung. Gleich zu Beginn der ziemlich steile Aufstieg auf unangenehmen Zementsteinen, vorbei an vielen Ferienhäusern dieser bekannten Briger Sonnenterrasse. Bis zum Fleschbode hatten wir bereits mehr als zweihundert Höhenmeter (über eine Strecke von 1.6 km) bewältigt. Gut, dass die Herbstsonne nicht zu stark einheizte. Der Panoramablick zurück ins Rhonetal hinunter ist eine Augenweide. Am Berggasthaus Fleschboden vorbei, änderte nicht nur die Landschaft, sondern auch die Unterlage. Wir entschieden, nicht auf dem Alpsträsschen (auch für Biker geeignet), sondern auf dem leicht höher verlaufenden Pfad aufzusteigen. Fleschhalte und den über uns liegenden, vorerst nicht einsehbaren Speichersee umwanderten wir hangseitig südlich. Während des nunmehr gemütlichen Aufstiegs ging der Blick zur Simplonstrasse hinunter, natürlich dominiert von der eleganten Ganterbrücke, welche Teil der N9 ist und das Tal der Ganter überbrückt. Weiter oben, im Gebiet Oflini, bereits auf einer Höhe von ca. 2400 m.ü.M. genossen wir eine Trinkpause, mit dem Ausblick zur Bortelalp und dem mit einem Damm begrenzten kleinen Bortelseewji, aus welchem der Ganterbach abfliesst. Dahinter türmen sich die Gipfel Bortelhorn und Furggubäumhorn auf. Weiter rechts Monte Leone, Wasenhorn, Hübschhorn, Weissmies, Fletschhorn, der unverwechselbare Alphubel, das Massiv mit Täschhorn, Dom, Lenzspitze, Nadelhorn. Über den Speichersee hinweg der Blick zu Zinalrothorn und Weisshorn. Hier oben, übrigens auf einem Sitzbänkli, kann man sich wirklich sattsehen! Im jetzt folgenden Abschnitt bis zum Saflischpass (1.5 km und 150 Hm) beeindruckte die Einsamkeit (heute weder Biker noch Wanderer unterwegs), aber auch die Kargheit der umliegenden felsigen Gipfel, welche Höhen bis 2900 m aufweisen. Nach zweieineinhalb Stunden erreichten wir die Passhöhe – auf welcher sich der Panoramablick zu den Binntaler Gipfeln Ofenhorn, Punta Marani (Schwarzhorn), Punte Cervandone (Scherbadung) – Vorder Helse, Helsenhorn und Hillehorn öffnete. Mittlerweile mussten wir uns gegen den ziemlich starken Wind schützen, Doris sogar mit Handschuhen. Wunderschöne Föhnfische, diese schmalen, fischförmigen Wolken des Typs Altocumulus Lenticularis, die sich bei Föhn im Lee des Gebirges manchmal in einigem Abstand und parallel zum Gebirgskamm zeigen, sorgten für Spektakelbilder. Bereits im Abstieg, genossen wir auf ca. 2300 m.ü.M. in einer windgeschützten Mulde eine längere Verpflegungspause. Ausser einem einsamen (bergwärts schiebenden) Biker begegnete uns kein Mensch. Zusätzlich Kurzweil bot uns ein einsamer Berggänger in schwierigem Gelände an der Öügstchumme, welche zwischen Bättlihorn und Milihorn liegt. Auf schwacher Spur im Steilhang auf ca. 2650 m.ü.M. unterwegs (Sichtweite 500 m), beeindruckte er uns mit seiner Trittsicherheit im sehr rutschigen Geröll. Nach dieser Vorstellung und dem Verzehr unserer Brote zogen wir weiter – noch sieben Kilometer bis zum Tagesziel. Vor uns der Abstieg über schönste, teilweise mit Heidelbeerstauden bewachsene Alpen. Rasch war die Mässhitta erreicht und dort auch der Alpweg, den wir im letzten Jahr mal mit den Bikes befahren haben. Wenig später die Alpgebäude Sickerchäller – kurze Trinkpause. Dort tollten viele Murmeltiere herum, ohne uns zu beachten, einige Jungtiere dabei, die hoffentlich noch ausreichend an Winterfett zulegen können. Oberhalb und parallel zum rauschenden Saflischbach die Querung der Runse des Meirischbäch und wenige Schritte danach eines schönen Wasserfalls. Bei Punkt 1845 verliessen wir die Alpstrasse nach rechts in Richtung Heiligkreuz – so vermieden wir den Umweg über Martischmattä. Der steile, gut unterhaltene Pfad führte uns immer näher zum Wasser des Saflischbachs. Schliesslich erreichten wir das (kurze) Lengtal mit dem gleichnamigen Wasser und wenig danach die schönen Walserhäuser von Heiligkreuz. Jetzt noch die Brücke über das Chriegalpwasser, ein paar Schritte vorbei an der Kirche hoch zum sonnigen Garten unseres Nachtquartiers, dem Gasthaus Heiligkreuz, wo wir von Regine und Wolfgang herzlich begrüsst wurden. Vor dem Check-in natürlich der Genuss eines Suonenbiers – lecker, und voll an der Sonne. Das war verdient, nach etwas mehr als sechs Stunden auf den Füssen. Mit dem Schatten kam etwas Kühle auf, Zeit für den Bezug unserer Untzerkunft, standesgemäss im komfortablen Saflisch. Dem leckeren Nachtessen folgte die erholsame Nacht in der Abgeschiedenheit, wie sie selten erlebt werden darf. Danke herzlich dem Team vom Heiligkreuz für die überaus nette Gastfreundschaft!
Fazit:
Eine der schönsten Passwanderungen, die wir kennen…
Wetterverhältnisse:
Ein sommerlicher Herbsttag vom Feinsten, 12 bis 20° C, örtlich böiger Wind bis ca. 30 hm/h (SO)
Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS
Parameter:
Tourdatum: 29. September 2023
Schwierigkeit: T2
Strecke: 14.1 km, Rosswald, Bergstation Gondelbahn (1822 m) – Rosswaldalp – P.1943 (Kapelle) – Saflischmatte, Fleschbode (2134 m) – Fleschhalte – Oflini (P.2422) – Giltgrabe – Saflischpass (2562 m) – P.2484 – Statt, Mutzenarve – P.2032 (Mässhitta) – P.1986 – P.1956 – Sickerchäller (1940 m) – P.1911 – P.1895 (bei Meirischstafel) – P.1845 (Abbieger) – P.1637 – Saflischgarte – Brücke Saflischbach – Heiligkreuz (1474 m)
Aufstieg: ca. 790 m
Abstieg: ca. -1130 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 40 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 15:50 Uhr