Jura 1|2: Creux du Van (Bike&Hike)

Nach der Anreise am Vortag und dem Bezug unserer Loge im vorzüglichen B&B Gité Chez Toinette war für heute, am voraussichtlich schönsten Tag dieses Wochenendes, eine ganz besondere Biketour angesagt: Creux du Van. Für Meris und Heinz eine Premiere, für uns nach der Wanderung im November 2017 ebenfalls – heute mit den Bikes.

Noiraigue, das im Val de Travers gelegene Dorf erreichten wir ab Saignelégier nach einstündiger Fahrt. Dort stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung. Viele Wanderer, wenige Biker, die meisten wollten wohl zum Creux du Van hoch. Der Biketrail ist auf der gesamten Strecke sehr gut markiert (SchweizMobil 412), nirgends anspruchsvoll, aber ansprechend lang. Unser Wunschziel, die spektakuläre Felsenarena Creux du Van mit dem grössten Naturschutzgebiet des Kantons Neuchâtel, eines der grossen Highlights im Jura. Auf den ersten sechs Kilometer entlang der Areuse durch das Val de Travers war gemütliches Radfahren angesagt. Bei Traves dann die Richtungsänderung nach O und der Beginn des Aufstieg, bis zur ersten Haarnadel (P.915) reines Vergnügen. Jetzt wieder in Richtung SW durch den Schatten spendenden Bois des Lacherels bis La Banderette. Nach dem Verlassen des Waldes erst nach S über das wunderschöne Alpgelände Nouvelle Censière. Oberhalb des Hofs Petit-Bré Baillod erreichten wir bei P.1163 eine etwas breitere Fahrstrasse, verbunden mit etwas Autoverkehr. Auf den nächsten fünf Kilometer waren mehr als zweihundert Höhenmeter zu bewältigen – mit e-Unterstützung kein Problem! Ab dem ersten Parkplatz bei P.1260 über dieses so Jura-typische Gelände etwas steiler durch lichten Tannenwald vorbei an herrlichen Weiden. Fast schon unvermittelt, aber unübersehbar vor uns der grosse und gut belegte Parkplatz, dahinter die Ferme du Soliat. Kurz nach zwölf Uhr – noch zu wenig ausgeprägt unser Appetit – stellten wir unsere Bikes ab, um zu Fuss zum höchsten Punkt aufzusteigen: bis Le Soliat sind es dreissig Minuten – plus ausreichend Zeit zum Fotografieren. Auf diesem Streckenabschnitt gilt Fahrverbot, was angesichts des Spektakels absolut gerechtfertigt ist. Schwindelfreiheit ist zwar nicht gefordert, aber Misstritte sollte man sich nicht erlauben, wenn man sich an den äussersten Abgrund wagt. Atemberaubend der Ausblick in die Felsarena, wo die sanfte Juralandschaft plötzlich in senkrecht abfallende Felswände übergeht: ein spektakuläres natürlich entstandenes Felsen-Amphitheater. Vom höchstgelegenen Punkt Le Soliat geniesst man an Tagen wie heute eine herrliche Aussicht zu den Berner und Walliser Hochalpen, und natürlich zum alles überragenden Mont Blanc. Nur die sonst übliche Steinbock-Garantie konnte nicht eingelöste werden. Und ja, der von mir versprochene Blick zum Neuenburgersee war uns verwehrt. Schlecht für eine gute Rezession (ähm Rezension…). Nach dem Abstieg dann die Einkehr in der Ferme du Soliat – der grosse Mittagsansturm war vorbei. Nach der ausgiebigen Rast folgte die Abfahrt bis zum Parkplatz bei P.1260. Dort hielten wir in Richtung S, um die grössere Runde über Les Rochats und La Combaz zu fahren. Nach der Abfahrt bis Le Sapy folgte der kurze Wiederaufstieg bis L’Abbaye. Jetzt folgte die rasante Talabfahrt bis nach Couvet hinunter (10 km, -500 Hm). Bis zu siebzig Stundenkilometer schnell war das, meinte Heinz… In Couvet erreichten wir die L’Areuse, welche wir erst dem linken Ufer, ab Le Bois-de-Croix dem rechten Ufer entlang – vorbei an den bekannten Asphaltminen – befuhren. Am südlichen Dorfrand von Travers schloss sich unsere Runde, und wir fuhren gemütlichen zum Startpunkt zurück nach Noiraigue.

Fazit:
Eine sehr unterhaltsame Runde in Begleitung unserer Freunde Meris und Heinz, denen wir die sehr attraktive Jura-Landschaft am Creux du Van zeigen durften – danke für die sportliche Kurzweil!

Noch ein Hinweis:
Die eigenartig gebauten Trockensteinmauern in den jurassischen Freibergen haben uns fasziniert. Viel wissen wir nicht, ab so viel: als die Täufer – eine religiöse Minderheit – vom Basler Fürstbischof aus dem Flachland verbannt wurden und gemäss Anordnung nur auf über 1000 M.ü.M. siedeln durften, emigrierten viele in den Berner Jura. Dort fingen sie an, das steinige Wald- und Wiesenland zu räumen und errichteten die ersten Trockensteinmauern. Diese wurden damals genutzt, um Parzellen voneinander abzugrenzen und die weitere Abholzung zu vermindern. Heute sind die Trockensteinmauern nebst den Wytweiden ein typisches Merkmal für die Juraregion. Der Regionalpark Chasseral und engagierte Bewohner wie Moussia de Watteville setzen viel daran, diese ortstypischen Kulturschätze, die bereits vielen Jahrhunderten trotzten, zu erhalten. Nebst dem kulturhistorischen Mehrwert dienen die Trockensteinmauern auch dem Erhalt der Biodiversität in der Region. Quelle: https://www.larouteverte.ch/.

Wetterverhältnisse:
Sommerwetter, 20 bis 26° C, Wind ca. 6 km/h aus S

Ausrüstung:
e-MTB, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 14. Juli 2023
Schwierigkeit: L=Leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten. Kurze enge und steile Passagen möglich.
Strecke: 54.8 km (davon 3.2 km zu Fuss), Noiraigue (730 m) – 6 km flach entlang der L’Areuse bis Travers, Midi du Pont (727 m) – Les Crozats-Dessous (786 m) – P.915 – P.1017 – La Banderette (1061 m) – Petit-Bré Baillod (P.1163) – Parkplatz bei P.1260 – Les Grandes Fauconnières (1309 m) – P.1344 – Ferme du Soliat (1380 m) – Aufstieg zu Fuss, Creux du Van (1421 m) – Le Soliat (1464 m) – Abstieg über P.1462 – Ferme du Soliat – Abfahrt bis Parkplatz bei P.1260 – P.1272 – Le Sapy – Les Rochats (1163 m) – Pré à la Sage (1150 m) – P.1153 – La Combaz (1222 m) – L’Abbaye (1258 m) – P.1253 – P.1195 – Vers chez Bordon (1129 m) – Sur le Crêt (1138 m) – P.1113 – Couvet (736 m) – dem linken Ufer der L’Areuse entlang bis Le Bois-de-Croix (737 m) – Brücke über die L’Areuse, dem rechten Ufer entlang an den Mines d’asphalte vorbei – La Presta (736 m) – Travers, Midi du Pont – Rückfahrt bis Noiraigue auf der von der Hinfahrt bekannten Strecke.
Aufstieg: ca. 1090 m
Abstieg: ca. -1083 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 40 Min.

Tageszeit: 11:25 bis 16:50 Uhr

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