Für heute war in der Ostschweiz ein weiterer Föntag vorausgesagt; Grund genug, die vielleicht letzte Wanderung in diesem Jahr zu unternehmen. Ab ins Epizentrum des Föns, Churer Rheintal! Tausend Meter über dem Rheintal liegt die ziemlich unbekannte Aussichtsplattform namens Pizalun (alte romanische Schreibweise Piz Alun). Der Gipfel wäre auch zu erreichen mit dem Auto via Bad Ragaz – Pfäfers – Furggels – St. Margrethenberg – ab da zu Fuss in ca. anderthalb Stunden. Wir starteten in Mastrils oberhalb Landquart. Beim Schulhaus/Kindergarten im Ortsteil Rösli hatte es ausreichend Parkplätze. Da wir nicht auf der Dorfstrasse laufen wollten, wählten wir die Abkürzung über die steile Treppe direkt beim Schulhaus. So erreichten wir schnell Betriebstemperatur. Nach ein paar hundert Metern, in der Haarnadelkurve bei der ÖV-Haltestelle Pizalun wurden wir beim P.654 rechts w-r-w weggewiesen. Hier beginnt das Litzitobel, welches wir links des Wildbachs entlang aufsteigend erreichten. Bei P.698 dann über eine Brücke weiter aufsteigend – über uns eine Hochspannungsleitung. In drei Kehren im lichten Hagwald war rasch eine Höhe von tausend Metern erreicht. Ab P.1005 (Abbiegung Spiger Weg, Skilift, Präschenal) wurden die Kurven serpentinenartig. In der obersten Linkskurve dann eine Fehlinformation: der Wanderwegweiser wies uns nach rechts aus der Kurve in Richtung Spig und Pizalun. Laut LK (1:20000) wäre es besser gewesen, auf der Strasse zu bleiben in Richtung Valzauda und Matteli – aber da war nichts ausgewiesen. Auf der LK war (wenigstens teilweise) ein Pfad eingezeichnet, der weiter oben von Spig herführend zum Matteli führen sollte. Für solche «Abenteuer» braucht es Ruedi’s ganze Überzeugungskunst😏. Gleich nach dem ersten Stadel hielten wir also links steil und weglos hoch, weil am Waldrand eine erste und letzte (alte?) Markierung zu erkennen war. Ab jetzt waren wir Pfadfinder. Wald, sehr steiles Gelände, keine Trittspuren, viel nasses Laub, schmierig, zum Glück noch schneefrei. GPS-unterstützt wühlten wir uns durch den Urwald, bis schliesslich nahe Matteli wieder eine Markierung leuchtete. Ab jetzt wieder normales Gelände, allerdings stellenweise schneebedeckt und deshalb rutschig. Bei P.1362 erreichten wir den Sattel, von wo der Blick auf die hundert Meter tiefer liegenden Alpen des St. Margrethenberg frei wurde. Vom Sattel rechts hoch aufsteigend bis zum etwas verborgenen Pizalun, dessen höchster Punkt mit einer langen Stahltreppe erschlossen ist. Oben angekommen, ein prächtiges 360°-Panorama – bei dieser Wetterlage besonders interessant. Auf der Plattform sind Panoramatafeln angebracht, dank derer die Orientierung über die Gipfelpracht problemlos gelingt. Und unter uns – gemeint ist im Innern des Bergs – befindet sich die Festung Furggels, das gigantische Gebirgs-Schlacht-Schiff unter den Schweizer Alpen. Auf der Plattform hielten wir es des Föns wegen nicht lange aus; die Gipfelrast musste warten. Im Abstieg begegneten wir dem heute einzigen Gleichgesinnten – eine einsame Tour also! Kurz vor dem Sattel bei P.1362 und damit genau auf der Kantonsgrenze SG/GR annektierten wir an geschützter Stelle eine Bank im (offen zugänglichen) Vorgarten einer Alphütte. Bei 13° genossen wir die mitgebrachten Leckereien, Doris auf der Sanggaller Seite, ich auf der Bündner Seite 😎.
Den weiteren Abstieg über die mit 10 cm Schnee bedeckte Lichtung hinunter zu P.1328 nahmen wir vorsichtig unter die Füsse – unter der knappen weissen Decke warteten jede Menge Kuhfladen auf eine weiche Landung. Bei P.1322 wies uns ein Schild zur nahen Jägeri und der Stefis Bergwirtschaft. Die sympathischen Gastgeber hatten sich auf einen ruhigen Tag gefreut – Tee und Nusstorte gab es allemal in der gemütlichen Stube. Draussen zu sitzen war nicht angesagt, weil das Wetter eintrübte. Von diesem schönen Flecken liefen wir zurück zum nahen Naturfreundehaus. Ab dort dann der schmierig-rutschige Abstieg – fast hätten wir die mitgebrachten Grödel montiert. Jedenfalls war der steile Abstieg zur Alphütte Prafisaschga ziemlich tricky. Nahe der Bergstation des Skilifts erreichten wir die Fahrstrasse im Boda. Nach einem kurzen Abschnitt verliessen wir den Fahrweg wieder, um über verlassene Weiden zum Ausgangspunkt Mastrils zu gelangen. Etwas nach drei Uhr wieder beim Schulhaus, waren wir froh, die stark verschmutzten Bergschuhe auszuziehen…
Fazit:
War das unsere letzte Bergwanderung in diesem Bilderbuch-Jahr? Toll war’s!
Wetterverhältnisse:
Kein T-Shirt-Wetter, sonnig und teilweise bedeckt, angenehme Temperatur ca. 8-13°, starker Fön
Hilfsmittel:
Bergwanderschuhe, Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine
Parameter:
Tour-Datum: 29. November 2018
Schwierigkeit: T2
Strecke: 12 km, Mastrils (Rösli, Schulhaus, 559 m) – P.654 (ÖV-Haltestelle Linkskurve Pizalun) – Litzitobel P. 698 – Hagwald P.831 – P.1005 – Linkskurve Wegweiser Ü Spig und Pizalun – vor Spig weglos durch den Wald nach W bis Matteli P.1188 – P. 1328 – P.1362 – Pizalun 1478 m – zurück bis P.1328 – P.1322 (Verzweigung) – Naturfreundehaus (1293 m) – Jägeri, Stefis Bergwirtschaft (1305 m) – P.1293 – Prafisaschga (1235 m) – Boda (960 m) – P.935 (Munter Egg) – Mastrils
Aufstieg: ca. 968 m
Abstieg: ca. 958 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 6 Std.
Tageszeit: 09:15 bis 15:15 Uhr
genau, der Föhn liess keine Gipfelrast zu, die Einkehr war auch sehr gemütlich – und ich meine mich erinnern zu vermögen, dass uns ein Einheimischer noch Ratschläge zur Wegbenutzung gab …
lg Felix
diese Tour hat mir einst – als kleines Hikr-Treffen – auch sehr gut gefallen!
lg Felix
Deine (eure) Tour haben wir natürlich gesehen. Nur hätten wir den Verhauer oberhalb Spiger Weg vermeiiden sollen. Und ihr hattet glaubs vergleichbare Verhältnisse… LG Ruedi