Dienstag, 2. Tourentag:
Heute ging es auf den Hausberg von Lü – zum zweiten Mal nach dem 14.01.2020 – diesmal machten wir die Runde in umgekehrter Richtung. Nach der Postautofahrt nach Lü starteten wir kurz vor halb zehn. Am Sonnenhang erreichten wir rasch Betriebstemperatur, spätestens auf der Alp Valmorain konnten wir uns der ersten Schicht und wer wollte auch der Handschuhe entledigen. Ab Valmorain wählten wir den direkten Aufstieg (ohne den Umweg über die 330 m östlich und 50 m höher gelegene Alp Tabladatsch). Auf einer Höhe von 2300 m.ü.M. erreichten wir den von der Alp Tabladatsch herführenden Sommerweg, den wir nach 160 m wieder verliessen, um weiter im Tälchen der Aua da Maini aufzusteigen. Die kräfteraubende Spurarbeit hielt sich in Grenzen, weil die Unterlage relativ hart und tragend war. Bei der privaten Hütte bei P.2388 wehte eine Fahne, welche normalerweise die Anwesenheit seines Bewohners signalisierte – niemand da heute. Eine Trinkpause an diesem aussichtsreichen Ort drängte sich dennoch auf. Die Aussicht phantastisch, natürlich dominiert vom König Ortler. Nur der Bartgeier besuchte uns heute leider nicht. Der weitere Aufstieg, immer noch nahe der unter Schnee liegenden Aua da Maini flachte etwas ab, um dann kurz vor der Verzweigung zum Piz Terza bei P.2599 und wenige Meter höher auf der Fuorcla Sassalba steiler zu werden. Auf dem Übergang angelangt, entschieden sich Annemarie, Markus und ich, die Gipfelstürmer ziehen zu lassen. Die 120 Aufstiegsmeter (Strecke ca. 550 m) hoch zum flachen Gipfelgelände sind in zwanzig Minuten zu machen, der Abstieg in 12 Minuten. Diese Zeit nutzten wir Zurückgebliebenen für eine vorgezogene und ausgiebige «Gipfel»-Rast. Auf dem Gipfel wehte ein ungemütlicher Wind, der für eine kurze Verweildauer sorgte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde war die Gruppe wieder vereint. Knapp dreihundert Meter nördlich der Fuorcla Sassalba nutzten wir einen flachen Streckenabschnitt für eine weitere Pause. Der Blick zu den benachbarten Gipfeln (Piz Terza, Piz Cotschen, Piz Starlex) war ein grosser Genuss. Nun begann der Abstieg ins kleine Tälchen Costainas, und zwar etwa 330 m westlich der Sommerroute, welche etwas tiefer und östlich der mit P.2596 bezeichneten Erhebung verläuft. Den Sommerpfad erreichten wir bei 2440 m.ü.M.; der weitere Abstieg an der Nordflanke des Muntets war dann etwas beschwerlicher, weil hier viel Triebschnee lag und dieser griesig war. Jedenfalls waren wir froh, ohne namhafte Stürze auf dem Pass da Costainas anzukommen. Jetzt folgte noch die Steilstufe bei Serrà, welche wir auf einer eigenen Spur abkürzten. Oberhalb der Alp Champatsch führte uns Severin durch Schneehasen-Gelände mit unzähligen Spuren – die gut getarnten Tiere bekamen wir nicht zu Gesicht. Auf der sonnigen Südwestseite des Bergrestaurants La Posa Alp Champatsch war es heute windstill, also konnten wir die Kafis Schümlipflümli draussen geniessen. Anschliessend folgte der Weg zurück auf die Alpstrasse, und auf dieser die leicht absteigende Strecke nach Lü (ca. 3.4 km). Kurz vor Lü dann noch eine ziemliche Sensation: Severin entdeckte zwei ausgewachsene Hirsche (siehe Bilder). Dass sich diese mächtigen Tiere auf etwa 2100 m.ü.M. aufhielten, sei selten und unerwartet, meinte Kenner Severin. Die beiden Hirsche fanden jedenfalls Futter an der aperen Südflanke des Munt da Lü. Wir waren uns einig: das war eine starke Vorstellung zum Abschluss eines wiederum unglaublich schönen Tourentags.
Fazit:
Eine Gipfeltour vom Feinsten bei bestem Winterwetter.
Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -5° (gefühlt -9.4°). Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 60 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind S (13 km/Std.).
Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS
Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2, mässig
Parameter:
Tourdatum: 11. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2+
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Lü
Rückfahrt: Hotelbus ab Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 12.2 km: Lü (1916 m) – Valmorain (2193 m) – Hütte bei P.2388 – P.2599 – Fuorcla Sassalba (2618 m) – Muntet (2762 m) – Fuorcla Sassalba – Costainas – Pass da Costainas (2250 m) – Serrà (2199 m) – Alp Champatsch (2087 m) – P.2093 – P.1948 – Lü Daint – Lü
Aufstieg: ca. 871 m
Abstieg: ca. -902 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 35 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:25 bis 16:00 Uhr