Val Lumnezia: Um Su 2357 m

Petra ist Geschichte, Sabine wird erwartet – und wir mittendrin! Frage: weshalb haben diese Wintersturmtiefs weibliche Namen? Wie auch immer – das Schönwetterfenster nutzten wir optimal mit einem Ausflug ins Tal des Lichts, wie die Val Lumnezia zu deutsch heisst. Nach der gestrigen Winterwanderung von Vella nach Lumbrein (immerhin ca. 8 km) genossen wir den Abend und die mondhelle Nacht im sehr empfehlenswerten Hotel Péz Regina in der ruhigen Ortsmitte des auf einem Plateau liegenden Bergdorfs. Frühstück um acht Uhr, danach strebten wir dem heutigen Gipfelziel zu: Um Su, was aus dem rätoromanischen übersetzt so viel wie Mann (Um) Oben (Su) heisst. Nach drei Wochen (witterungsbedingter) Tourenpause und mit fast tausend Metern Höhendifferenz ein für uns ansprechendes Vorhaben.

Von der Ortsmitte bis zum Startpunkt waren 540 m auf der Strasse talaufwärts zurück zu legen. Kurz nach der Kapelle Sogn Roc bei einer Brücke befindet sich der Einstieg in die Val da Mulin. Die Schneelage erlaubte es, unsere Werkzeuge gleich zu Beginn zu montieren. Vorbei an ein paar alten Häusern (eine ehemalige Mühle) begann der steile und enge Aufstieg über ein paar Serpentinen. Bald an der Sonne war auch schon der Punkt 1542 (Infotafel Wildruhezone) erreicht. Hier überquerten wir den nach Vrin führenden Winterwanderweg. In der steilen Schneise, welche die Wildruhezonen trennt, stiegen wir auf guten Spuren hoch bis P.1638. Wenig später war Plaun d’Urdien (P.1772) erreicht, wo eine Bank zum Verweilen einlud – kurze Trinkpause und ein Schoggiriegel zur Stärkung. Hatten wir bis jetzt bereits 380 Hm zurückgelegt, waren es «nur» noch 600 Hm bis zum Gipfel, den wir ewig nicht zu sehen bekamen… Vorbei an der Staviala Vedra (1996 m) hatten wir die Qual der Wahl, die passende Spur über die Alp da Lumbrein zu wählen. In der Querung eines <30° steilen Hangs erlebten wir etwas bange Momente – ein lauter Knall unter unseren Füssen signalisierte Bruchgefahr. Abstand vergrössern war die Devise; immerhin lag hier ca. 1 m Schnee. Bald täuschte uns ein grosser Steinmann das vermeintliche Gipfelziel vor – ein Fake (um mal dieses blöde, aber aktuelle Unwort zu verwenden)! Ein Blick aufs Navi zeigte an, dass noch 100 Hm vor uns lagen. Und tatsächlich, vierhundert Meter voraus der Gipfel, der eigentlich eine flache und geräumige Kuppe ist. Kein Gipfelkreuz, aber Wegweiser zuhauf – und ganz wichtig für den doch etwas geforderten Autor: eine Bank-Niederlassung der sympathischen Art. Während der ausgedehnten Gipfelrast genossen wir das formidable Rundumpanorama, welches von der südlich stehenden Pyramide des Piz Terri (3149 m) und etwas weiter östlich vom mächtigen Piz Aul (3121 m) dominiert wird. Quasi in unserem Rücken ging der Blick über die Alp Nova hinweg zum Piz Sezner (2309 m) und dem Skigebiet Obersaxen Lumnezia Mundaun. Für den Rückweg wählten wir die uns bekannte Strecke. So konnten wir den überfrorenen Hängen ausweichen und den Pulverschnee richtig auskosten. Der Abstieg bis zum Ausgangspunkt wurde von den wenigen Skitürelern gemieden wegen der abschliessenden, in den Val da Mulin hinunter führenden engen Schlüsselstelle. Bei der Mühle angekommen, war wir hoch zufrieden über unsere Leistung – ein toller Tourentag in der uns bisher unbekannten Val Lumnezia.

Wetterverhältnisse:
Bilderbuch-Winterwetter, Temperaturen im Bereich -8 bis 8°. Für Schneeschuhtouren gute Schneeverhältnisse (Pulver, ab 2000 m.ü.M., windgepresst, resp. vom Schneeregen der Vortage teilweise überfroren), kaum störender Wind (bis ca. 15 km/h).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Schaufel/Sonde, GPS-Maschine

Lawinensituation:
Laut SLF: Stufe 1 gering, Gefahrenstellen ab 2000 m.ü.M., Gefahrenbeschrieb: die Triebschneeansammlungen der letzten Tage sind teils noch störanfällig. Lawinen können stellenweise durch Personen ausgelöst werden und mittlere Grösse erreichen. Schwachschichten tief in der Schneedecke können vor allem an eher schneearmen Stellen vereinzelt und meist mit grosser Zusatzbelastung ausgelöst werden. Diese Stellen sind eher selten aber auch für Geübte kaum zu erkennen. Eine vorsichtige Routenwahl und Entlastungsabstände werden empfohlen.

Parameter:
Tourdatum: 8. Februar 2020
Schwierigkeit: WT2
Strecke: 9 km: Lumbrein (Val da Mulin, 1390 m) – P.1542 (Infotafel Wildruhezone) – P.1638 – Plaun d’Urdien P.1772 – Staviala Vedra 1996 m – Um Su 2357 m
Aufstieg: ca. 960 m
Abstieg: ca. -960 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std.
Tageszeit: 09:40 bis 15:40 Uhr