Am Nationalfeiertag zu den Flüeseen – und noch viel mehr…

Ein paar Tage im kühlen Avers verbringen – bei dieser Sommerhitze bestimmt eine gute Idee! In diesem einzigartigen Bündner Hochtal sind Tageshöchsttemperaturen auch in diesem Hitzesommer selten über 25° C. Gestern nach der Ankunft in Rufena (2028 m.ü.M.) unternahmen wir einen kurzen Akklimatisierungsbummel ins Bergalga hinein (ca. 7.5 km). Für heute, dem Nationalfeiertag, planten wir den Besuch der Flüeseen, evtl. mit Abstecher vom Stallerberg zur Uf da Flüe (2775 m.ü.M. und dem Abstieg über die Fuorcla da la Valletta.

Ab Juf liefen wir auf dem steilen Meliorationsweg ca. zweihundert Meter bis zu dessen Ende, dann durften wir die unangenehme Unterlage verlassen und der weitere Aufstieg führte über Muttabach und Treiabach hinauf bis zur Verzweigung bei Punkt 2333. Hier hielten wir links, um in Richtung Lawinenverbauungen aufzusteigen. Wunderbare Bergblumenwelt hier oben, die Querung kaum ausgesetzt, vielleicht mit Ausnahme des Bereiches Muttabachs, den es über ein Alubrücklein zu überqueren galt, und wo das Gelände steil abfällt. Vor uns der aus dieser Perspektive abweisende Felsklotz Foppaspitz (2696 m), dann über ein paar Serpentinen hoch zu den mächtigen Lawinenverbauungen. Bei P.2487 führt eine Spur zum Stallerberg hinüber; wir hielten links und liefen über eine steiler verlaufende Geländekammer, welche zwischen Perniera und Seeflüe durchführte. Ab etwa 2600 m.ü.M. wurde die Unterlage blockig, zur Linken der nun plötzlich zahme Nordrücken der Foppaspitz, vor uns türmte sich der Mazzaspitz (3164 m) auf. Nach der Querung eines unübersichtlichen Blockfeldes erreichten wir über einen sandigen Pfad einen Punkt auf 2700 m.ü.M., von wo der Blick frei wurde auf eine kleine Schwemmebene mit den beiden beinahe ausgetrockneten Foppaseeli. Wenige Meter weiter oben breitete sich der wunderschön gelegene Obera Flüesee aus; dieses auf 2789 m gelegene, von den anderen Flüeseen abgeschnitten gelegene Bergseelein wird westlich vom Mazzaspitz und nördlich von der Westliche Fallerfurgga gesäumt. Der See hat eine Ausbreitung von gerademal 80 x 130 m, und aus ihm fliesst der Müllibach ab. Jetzt verstanden wir auch den zu Beginn oberhalb Juf angetroffenen Walserweg-Wanderer, der begeistert von seiner Biwaknacht am Bergseelein berichtete – drei ihm folgende Biwakierer hätten sogar eine Forelle gefangen (und sie wieder frei gelassen). Nach dem Genuss dieses bildhübschen Naturwunders hatten wir über eine Distanz von zweihundertfünfzig Metern aufzusteigen zum 56 m höher liegenden, gut sichtbaren Punkt 2838. Ab hier könnte über die in einer Distanz von 400 m liegende Fallerfurgga (2837 m, T3) ins Val Bercla und weiter bis Mulegns gewandert werden. Am Punkt 2838 angekommen, wurde der Blick frei zu den vier Flüeseelein, welche ca. 150 Hm unter uns lagen und übrigens in den Treiabach entwässern, welcher nach Juf hinunter abfliesst. Und das Panorama weitete sich bis zu den Bernina-Alpen. Links über der Fallerfurgga trohnte der Piz Surparé (3077 m, T4) mit seinem bizarren Südturm und dem eindrücklichen, langen Ostgrat. Der sehr steile, immer gut markierte Abstieg zu den Bergseelein hinunter führt über grosse Felstritte und durch blockiges Gelände. Auf der Höhe des ersten Seelein angelangt, trafen wir auf ein fotogenes Wollgrasfeld. Wunderbar die Natur hier oben, sogar ein Fröschlein hüpfte umher (siehe Bilder). Nach Durchquerung der Seenlandschaft rasteten wir an aussichtsreicher Südlage und voll an der Sonne (gefühlte 25° C). Danach folgte der Abstieg zum hundert Meter weiter unten liegenden Stallerberg – diesen Übergang kennen wir von Winter- und Sommerbegehungen. Hier trafen wir auf einige Wanderer, welche von Bivio in den Avers (oder umgekehrt) liefen. Von ihnen wissen wohl die wenigsten von den naheliegenden Flüeseen… Auf dem Übergang angekommen, entschieden wir uns für den Direktabstieg nach Juf hinunter. Der Umweg hoch zur Uf dä Flüe und über die Fuorcla da la Valletta nach Juf wäre zwar möglich gewesen, hätte uns aber ca. 250 Zusatz-Hm und 4 km Mehr-Distanz beschert. Für unsere Entscheidung hatten wir gute Gründe, denn zum für den späten Nachmittag geplanten 1.-August-Anlass wollten wir rechtszeitig zurück sein. Auf den knapp zwei Kilometern nach Juf hinunter hatten wir noch 450 Hm zu «vernichten». Unterwegs, bei Punkt 2333 (Treiabach) schloss sich der Kreis unserer Tour. Juf war jetzt rasch erreicht. Das Bier musste noch ein paar Minuten warten, dazu nutzten wir die Terrasse unserer tollen Unterkunft im Ortsteil Rufena.

Erst-August-Event der Sonderklasse
Um 17 Uhr war Apérozeit; bei phantastischem Wetter trafen sich die Gäste des Hotel Avers auf der sonnigen Terrasse. Was dann ablief, war ein unvergessliches Erlebnis: auf dem direkt hinter dem Haus hochführenden Meliorationsweg «spazierte» die fröhliche Gruppe von vielleicht dreissig Gästen hoch (700 m Distanz, 110 Hm). Unterwegs bescherten uns die Gastgeber Barbara und Hansueli mit ihrem tollen Team (René, Haki, Simona) an verschiedenen Stopps ein urchiges zehngängiges 1.-August-Menü. Und damit nicht genug: die musikalische Begleitung der Gastgeber war einfach sensationell! Und das alles bei 1.-August-Wetter vom Feinsten – mit Blick in ins Bergalga und zur umliegenden Bergwelt. Manch eine(r) stellte sich die berechtigte Frage, wo wir leben dürfen: im Paradies! Und das alles ohne Höhenfeuer und Feuerwerk… Dem ganzen Team vom Hotel Avers gebührt unser herzliches Dankeschön für diesen unvergesslichen 1. August 2022.

Fazit:
Weiss-rot-weiss markierte Wanderung durchgehend T2, mit Ausnahme leichter Ausgesetztheit unterhalb der Lawinenverbauungen und teilweise hohe Tritte über Blockgelände im Steilabstieg vom höchsten Punkt zu den Seen hinunter.

Wetterverhältnisse:
Hochsommertag im Avers, 9 bis 19° C, Wind ca. 6 km/h aus ONO

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 1. August 2022
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 8.5 km, Juf (2125 m) – P.2333 (Treiabach) – Lawinenverbauungen – P.2487 – Obera Fluesee (2789 m) – P.2838 – Flüeseen (2681 m) – Stallerberg (2579 m) – P.2505 – Treiabach – Juf
Aufstieg: ca. 780 m
Abstieg: ca. -760 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:45 Uhr