Zugerland – tolle Ausfahrt in schönster Landschaft

Heiterstalden? Dort stehen nur ein paar alte Bauernhäusern, mitten im Zuger Bergland und weiiiiiit weg vom Zuger Geldadel, auf beinahe 800 m.ü.M., am Fuss des hundert Meter höheren Gubel. Auf dieser nahen Anhöhe steht das Kapuzinerinnenkloster Maria Hilf mit zugehöriger Wallfahrtskirche, und das Gasthaus Gubel. Gubel und Heiterstalden gehören politisch zur Gemeinde Menzingen ZG.

Etwas Geschichte fällig? Seit dem 16. Jahrhundert betreuten hier Eremiten eine 1566 erbaute Schlacht- und Wallfahrtskapelle, die an den Sieg der katholischen über die reformierten Orte der alten Eidgenossenschaft in der Schlacht am Gubel am 24. Oktober 1531 erinnert. An der Decke im Inneren findet sich eine Darstellung des Gefechts, die nach dem Brand der Kapelle 1780 erneuert wurde. Der heutige Bau im Rokokostil wurde 1864 letztmals erneuert. Das Kloster wurde 1843 bis 1847 zur Dreihundertjahrfeier der Schlacht erbaut und 1851 dem Bischof von Basel unterstellt. Noch heute wohnt dort eine Gemeinschaft von Schwestern, die hauptsächlich von der Paramentenstickerei lebt. Das Gasthaus Gubel ist eines der ältesten im Kanton Zug. 2012 beschloss das Kloster aus Geldnot(!) den Verkauf der Gaststätte. Zum Kloster gehören noch ein landwirtschaftlicher Betrieb und mehrere Häuser (Quelle: Wikipedia).

Noch etwas aus der Neuzeit: in 1.5 km Entfernung, zwischen Gubel und Neuhof, liegt die ehemalige Fliegerabwehr-Lenkwaffenstellung BL-64 Bloodhound. Die Anlage war von 1964 bis 1999 in Betrieb. Die südliche Feuereinheit wurde danach abgebaut, die nördliche blieb erhalten und wurde 2000 unter Denkmalschutz(!) gestellt. Sie dient heute als Museum und kann bei Führungen besichtigt werden (Quelle: Wikipedia).

Wer den Gubel besuchen will, tut diese standesgemäss zu Fuss, mit dem Traktor, oder mit dem Velo. Unsere Velo-Reise heute führte nicht zum Gubel, das Ziel lag etwas unterhalb, in Heiterstalden eben; dort lebt Elisabetta, und sie erwartete uns schon zum zMittag.

Nun zu unserer heutigen Ausfahrt: Ab unserem Wohnort fuhren wir dem Rütiwald entlang in Richtung A15, nach deren Überquerung über Hintermeienberg hinunter nach Rapperswil. Die Velowege führen durch die Altstadt, beim Rathausplatz unterhalb des Schlosses vorbei via Fischmarktplatz zum See, danach die Überquerung des Seedamms, welcher Zürisee und Obersee trennt. Pfäffikon umfuhren wir ab Hurden über den zwischen See und Bahnlinie führenden Kanalweg. Freienbach umfuhren wir südlich über Schwerzi, um Wilen und später Wollerau zu erreichen. Den Beckihügel umfuhren wir südlich durch das Villenquartier, dann die Überquerung der Samstagernstrasse in Richtung Itlimoos. Herrlich der kurze Aufstieg zum Freyenweijer. Kurz vor dem Neufeld die Unterführung der SOB-Bahnlinie. Nach einem kurzen Wegstück auf der Hauptstrasse in Richtung Samstagern bogen wir ab zum Hüttnersee, an dem wir ostseitig vorbei fuhren – ca. 15%/9° die Steigung nach Hütten. Das Panorama hier oben auf 750 m.ü.M. ein Genuss! Kurz nach dem Dorfeingang hielten wir links, um ca. 40 Hm zur Sihl hinunterzufahren. Die Strecke kannten wir schon, also nicht über die Brücke, sondern rechts der Sihl bleibend, um dieser entlang über ein Strässchen ca. 2.7 km auf holprigem Weg leicht abwärtszurollen, bis zur Finsterseebrugg. Diesmal wählten wir die Route Untermülistock/Niederrüti hoch nach Finstersee. Die normale Strasse an der Strafanstalt Bostadel vorbei über Menzingen mieden wir, nicht etwa wegen der dort einsitzenden bösen Buben, sondern des starken Verkehrs wegen. Nach Niederrüti, ab P.739, wurde die Unterlage geröllig und ziemlich steil. Kurze Zeit später war das schön gelegene Dörfchen Finstersee erreicht. Am westlichen Dorfende in Richtung Ziegelhof und Erlenhof über die Twärfallenstrasse und wenig später durch das kleine und in der Menzinger Moränenlandschaft liegende Moorgebiet Twärfallen bis zum P.786. Ab hier der kurze Aufstieg zum Schloss Schwandegg, einem versteckten, aber sehr gepflegten Bijou (ein ehemaliges Kurhaus und Hotel, das heute der Priesterbruderschaft St. Pius als Generalhaus dient). Südlich des Anwesens wieder durch wunderschöne Moorlandschaft zum Hof Gschwänd, dann die Höhe von ca. 840 m.ü.M. haltend über Schurtannen bis Bolzli (P.833) – hier ginge es hoch zum eingangs beschriebenen Gubel. Wir hatten beseres vor, nach leichter Abfahrt über Schwanden und Rotenbach, wo uns «Beizerin» Elisabetta schon erwartete – ein Wiedersehen bei ausgezeichneter Verpflegung – merci viiilmal für die super Bewirtung!

Gestärkt traten wir kurz nach drei Uhr die Rückfahrt an. Auf der von der Hinfahrt bekannten Strecke über Schurtannen – diesmal ohne Einkauf bei der Hofkäserei Winzwilen. Am Freyenweijer dann eine kurze Trinkpause. Über dem nahen Speer und Federispitz zeigten sich erste Quellwolken, also legten wir ein paar km/h’s zu. Nach zügiger Fahrt über den Seedamm zurück nach Rapperswil und durch die Wohnquartiere hoch nach Hintermeienberg und von dort über die A15 zum Rütiwald, und schon waren wir wieder zuhause.

Fazit:
Im Radsport würde man von einer Flachetappe sprechen – ein richtig schöner Veloausflug, mit einigen Streckenkilometer und Höhenmetern…

Wetterverhältnisse:
sommerlich, sonnig, kaum Wind aus NO, ca. 14 bis 26° C

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 28. Juli 2022
Schwierigkeit: Leicht, konditionell ansprechend
Strecke: 62.4 km: Rüti ZH (478 m) – Hintermeienberg – Kempraten – Rapperswil – Seedamm (409 m) – Hurden – Pfäffikon (418 m) – Eichholz – Wilen (504 m) – Wollerau – Freyenweijer (647 m) – Unterführung SOB-Linie – Neufeld – Hütten (741 m) – Hüttner Brugg (693 m) an der Sihl – dem rechten Ufer entlang bis zur Finsterseebrugg (650 m) – Untermülistock/Niederrüti (738 m) – Finstersee (774 m) – Twärfallenstrasse – Twärfallen (P.786) – Schloss Schwandegg (838 m) – Gschwänd – Schurtannen – Bolzli (833 m) – Schwanden – Rotenbach – Heiterstalden (787 m)
Rückweg wie Hinfahrt
Aufstieg: ca. 980 m
Abstieg: ca. -980 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen:
4 Std.
Tageszeit: 09:40 bis 17:05 Uhr

3-Pässefahrt mit dem e-MTB, heute Bedretto – Airolo – Val Canaria – Passo Scimfuss (2241 m) – Passo del San Gottardo – Andermatt

Kaiserwetter! So macht Aufstehen Spass. «Gottardo-Bike» (SchweizMobil Nr. 65) – so wird die heutige Etappe benannt – für uns ist es zweifellos die Königsetappe.

Das Selbstbedienungs-Frühstück im kleinen Gemeinschaftsraum der Locanda Orelli in Bedretto war etwas enttäuschend: offensichtlich haben vor uns frühstückende Gäste mächtig abgeräumt. Jedenfalls waren die besten Brotstücke weg und für die drei Dutzend bereitliegenden Eier fehlte der Eierkocher (oder hat den jemand eingepackt?). Niemand anwesend, Nachfragen nicht möglich – schade. Den schönen Ort verliessen wir mit bleibenden Erinnerungen – und voller Zuversicht und Mut für die bevorstehende Schwerarbeit.

Zugegeben, die fast 1300 Höhenmeter von Airolo hoch zum Passo Scimfuss würden wir schon schaffen – aber auf dem e-MTB?! Ein bisschen Respekt hatten wir schon. Zwar verfügten wir über gute Beschreibungen, welche die Tour aber immer in der Gegenrichtung schilderten. Der Reihe nach: die 9 km lange Abfahrt ins 250 Hm tiefer liegende Airolo verlief rasend schnell. In Airolo angekommen, mussten wir lediglich aufpassen, nicht auf die Autobahn und in den Gotthardtunnel zu fahren. Im Zentrum von Airolo folgten wir der ausgeschilderten Bike-Route 65 in Richtung Ortsteil Valle. Unmittelbar nach dem kleinen Kirchlein fuhren wir, vorerst noch wenig steil, die Via Campagna di Valle hoch. Croce heisst das Gelände, und die Strasse wurde holprig und führte in drei Serpentinen über der Schutzbaute hoch zu P.1311. Von hier aus geniesst man bereits eine tolle Aussicht. Erst dem Waldrand entlang, dann im Wald, war die steiler werdende Unterlage sehr holprig und voller Kieselsteine – eine erste kurze Schiebepassage war unvermeidlich. Bei den Häuschen von Cassina wieder der Genuss der Aussicht, auch auf das was vor uns lag, das Val Canaria. Wer hier hochfährt, hat entweder einen SUV oder ein Bike, am besten mit Motor. Nach einer kurzen, gerölligen Abfahrt überquerten wir die Riale di Nèlva an der hintersten Stelle – zum Glück bei wenig Wasser. Nach einem kurzen und heftigen Aufstieg über die Lichtung Nèlva erreichten wir bald die Häusergruppe Monte – ein paar schöne Wochenendhäuschen Einheimischer stehen hier. Nach einem kurzen Zwischenabstieg und der Querung eines Seitenbachs zur Canaria trafen wir bei P.1461 auf ein von der Canaria hochführendes Strässchen. Bei Rütan dei Sassi und wenig später bei Pautàn erreichten wir weitere schöne Höckli. Mittlerweile waren wir auf 1560 m.ü.M. angelangt. Nach etwa sechshundert Metern war der hinterste (östlichste) Punkt unserer Tour erreicht: nahe der rauschenden Canaria eine Spitzkehre, die nach W drehte. Nunmehr im waldlosen Gelände, kämpften wir uns über die sehr holprige Unterlage hoch zu den Häuschen von Bola. Jetzt nur ja nicht absteigen, wieder aufzusteigen wäre tückisch bis unmöglich. Es folgte eine weitere scharfe Richtungsänderung nach NO. Den «Weg» hoch zur Kleinsiedlung Urell/Orello schafften wir mühevoll und ohne zu schieben. Bei Urell/Orello schlossen wir zum wartenden Heinz auf. Zum Glück lenkten uns die tollen Ausblicke ab von dem, was uns jetzt erwartete: grobfelsige Unterlage, hundert Höhenmeter über 1 km Strecke, meist liessen wir uns dank Schiebehilfe hochziehen… Auf diesem für uns sehr anspruchsvollen Abschnitt kam uns zugute, dass wir gut zu Fuss sind. Oben bei P.2013 angekommen, erwartete uns Heinz und eine prächtige Aussicht auf die Leventina hinunter und ins Val Bedretto. Da wir nun die maximale Höhe des Tages (beinahe) erreicht hatten, wurde der Blick frei in Richtung Passo Scimfuss. Da die folgenden Alpen auf dem Weg dorthin mit Motorfahrzeugen (ab Gotthardpass) erreicht werden, ist auch die Unterlage wieder komfortabler. Fast schon «rasend» schnell (Heinz überfuhr doch beinahe einen hochflüchtigen Mungg) erreichten wir Piano de Pontino, Buco di Pontino, Alpe di Pontino, Schiena d’Asino und nach einem kurzen Aufstieg auf der befestigten Militärstrasse den Passo Scimfuss. Dieser unscheinbare Nebenpass zum Gotthard hat auch historische Bedeutung: im sogenannten Zweiten Koalitionskrieg 1799-1802 zwischen Napoleon und seinen europäischen Machtrivalen (Österreich, Russland, Grossbritannien; Preussen blieb neutral) kam es zu schweren Kämpfen am Gotthardpass. Im September 1799 hatten sich die Franzosen am Beginn der Tremola und am Pass verbarrikadiert. Die gegnerischen Truppen unter Führung des russischen General Suworow erreichten trotzdem siegreich den Gotthard, weil sie Truppen im schwierigen Gelände dem Berghang entlang und über den Passo Scimfuss überraschend in den Rücken der Franzosen bringen konnten. Zurück zur Realität: der Passo Scimfuss ist eine perfekte Aussichtsplattform hoch über der Leventina. Das prächtige Panorama bietet Ausblicke in eine wunderschöne Bergwelt und tief hinein in die beiden Tessiner Täler. Ab jetzt sind Teerstrassen zu fahren, vier Kilometer Abfahrt über 150 Hm bis zum Gotthardpass. Hier war heute (Sonntag) regelrechter Chilbibetrieb, Hunderte von Besuchern empfingen uns. Trotz Andrang fanden wir einen schönen Platz nahe des Ospizios; Bratwürste und Getränke schmeckten ausgezeichnet und liessen uns die körperliche Verausgabung des Aufstiegs (Fahrzeit ab Airolo bis zum Gotthardpass: 1 Std. 50 Min.) rasch vergessen. Jedenfalls hatten wir richtig entschieden, nicht die Tremola zum Gotthardpass zu fahren…

Nach der ausgiebigen Mittagspause stand die Abfahrt nach Andermatt hinunter auf dem Programm. Auf der alten Passstrasse (genau, die mit dem Kopfsteinpflaster!), nahe vorbei an der Staumauer des Lago di Lucendro, liessen wir uns kräftig durchrütteln. Nach vier Kilometern, ab Briggboden (P.1903), war dann fertig lustig. Den Singletrail der Gotthardreuss entlang über Mätteli-Gamsboden mieden wir, alleine schon der dort weidenden Muttertiere wegen. Auf der (neuen) Passstrasse ging ohnehin alles viel schneller; allerdings schon erstaunlich, dass uns der starke Gegenwind bremste und wir bergab sogar kräftig in die Pedalen treten mussten (ohne Motorunterstützung, da >25 km/h😎). Ab Hospental überholten wir die stehende Autokolonne mühelos (unfallbedingter Stau). In Andermatt gabs dann noch Glacé zum Abschluss.

Fazit:
Wunderbare Biketage haben wir erleben dürfen, danke liebe Meris, lieber Heinz – eine unvergessliche Erfahrung war das! Und etwas Stolz dürfen wir alle auch sein…

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich, Schönwetterwolken, ca. 16 bis 25°, Wind 2 km/h WSW

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 24. Juli 2022
Schwierigkeit: WS (Gut fahrbar, mit technischen Abschnitten (Wurzeln, Steine, enge Kurven, steile Up- und Downhills)
Strecke: 41 km, Bedretto (1402 m) – Ossasco (1313 m) – Fontana (1281 m) – Airolo (1142 m) – Valle (1175 m) – Croce – P.1311 – Cassina (1427 m) – Monte (1500 m) – P.1461) – Rütan dei Sassi – Pautàn – P.1695 (Bola) – Urell/Orello (1907 m) – P.2013 – Piano de Pontino (2021 m) – Buco di Pontino (1986 m) – Alpe di Pontino (2050 m) – Schiena d’Asino – Passo Scimfuss (2241 m) – Alpe di Sorescia (2161 m) – P.2143 – Bassa della Sella (2138 m) – Alpe di San Gottardo (2094 m) – Passo del San Gottardo (2107 m) – San Carlo – Cascina di Rodont (1968 m) – P.1903 (Briggboden) – Mätteli (1768 m) – Hospental (1494 m) – Andermatt (1435 m)
Aufstieg: ca. 1250 m
Abstieg: ca. -1220 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 55 Min.
Tageszeit: 09:15 bis 13:55 Uhr

3-Pässefahrt mit dem e-MTB, heute Ulrichen – Nufenenpass 2478 m – Bedretto

Der zweite Tag unserer Pässefahrt sollte uns etwas stärker fordern, kürzer in der Distanz, etwas heftiger der Aufstieg. Nicht zu früh los war das Vorhaben, erst sollte die Strasse abgetrocknet sein. Kurz nach zehn Uhr der Start, am riesigen Camp des BuLa vorbei, und gleich gings zur Sache – der erste Aufstieg führte über knapp vier Kilometer 200 Hm hinauf durch die Schlucht der Ägene bis zur Kittbrigg. Ab hier wurde das Gelände weiter, sogar abflachend bis Höhe Aareäst. Viele Wildcamper direkt am Wasser – wenn da nur nichts passiert! Kurz vor Hosand führt die Strasse zur anderen Talseite, und die Steigung bis Ladstafel sehr regelmässig, wir kamen recht zügig voran, Heinz noch zügiger. Nach Ladstafel wurde es ernsthafter, vor Altstafel, gegenüber der Talstation der Privatbergbahn der Ulrichen Kraftwerke Aegina, erreichten wir die ersten Serpentinen auf ca. 2000 m.ü.M. Über zehn Kurven und fünf Kilometer waren noch fast 500 Hm zu bewältigen. In regelmässigem Tempo (immerhin 10 bis 14 km/h) konnten wir die spektakuläre Landschaft geniessen: Blick hoch zur Staumauer des Griessees im Süden, im Osten das Mittaghorn und die Chilchweng, eine gewaltige Geröllwüste. Für die Strecke von 14 km bis zur Passhöhe benötigten wir anderthalb Stunden Fahrzeit. Die kühle Witterung trieb uns ins Innere des Restaurants Passhöhe; bewölkt, trocken, windig, um 10° C. Nach der Zwischenverpflegung lockerte die Bewölkung auf, die Gelegenheit für einen Spaziergang zur 300 m südlich gelegenen und wenige Meter höher stehenden Nase. Das lohnte sich wegen des Ausblicks zum Griessee mit der Staumauer und dem Windpark. Inzwischen erfreuten uns erste Sonnenstrahlen; die angekündigten Schauer hatten es sich anders überlegt. Um ca. 13:10 Uhr starteten wir zur Abfahrt ins Val Bedretto TI. Nach ein paar Serpentinen folgte eine längere Gerade, wo wir es richtig sausen liessen. Nach der letzten Kurve bei P.2099 bogen wir ab zur naheliegenden Ciuréi di Mezzo. Ausser einer Herde von Tieren hielt sich der Ausblick in Grenzen; hier beginnt auch der Aufstieg zur Capanna Corno-Gries, welche von hier aus nicht zu sehen war. Eine Kurve weiter unten, bei der Alpe di Cruina, war das «Alpenraumschiff», wie es auch genannt wird, zu sehen – 1.3 km die Distanz, und 340 Hm weiter oben. Ein Fotohalt in dieser Kurve war zu gefährlich, aber den Ausblick kennen wir ja. Also liessen wir es rollen – schnell, sehr schnell. Vier Kilometer weiter und knapp 400 Hm tiefer war die nächste Einkehr geplant. Beinahe zeitgleich mit Meris erreichten wir All’Acqua, wo eines der wenigen Ristoranti im Val Bedretto steht, direkt an der Passstrasse. Hier beginnt übrigens im Winter die Sperre. Die Sonne bemühte sich redlich, die Schirme benötigten wir noch nicht. Die Weiterfahrt führte vorbei an Cioss Prato, dem kleinen Familienskigebiet (0.4 Pistenkilometer!). Im schneereichen Tal wird im Winter hauptsächlich getourt (Ski und Schneeschuhe), im Sommer gewandert (Cap. Corno-Gries SAC, Cap. Piansecco CAS, Pizzo Rotondo, Pizzo San Giacomo, usw.) – sehr schön und abgeschieden. Klar, dass wir in diesem wunderschönen Tal eine Nacht verbringen würden. Deshalb verliessen wir einen Kilometer weiter die Passstrasse, um das kleine Dörfchen Ronco anzustreben. Hier steht übrigens das uns bekannte und sehr charmante Berghotel Stella Alpina, welches nach einem Besitzerwechsel als B&B Chalet dei fiori betrieben wird. Von hier aus reicht der Ausblick zu den ca. sieben Kilometer entfernten Kehren der Gotthardpassstrasse. So weit ging unsere Fahrt heute nicht – im nächsten Dörfchen namens Bedretto war Endstation für heute: der kleinen Locanda Orelli wollten wir nicht widerstehen. Allein schon der Ausblick von der edel möblierten Panoramaterrasse war die Einkehr wert. Auch die teilweise exklusive «Möblierung» der wenigen Parkplätze vor dem Haus und die am Hause angebrachten Dekortafeln* (Guide Michelin, Gault&Millau) liessen darauf schliessen, was uns erwartet. Die fünf verfügbaren Zimmerchen (B&B) sind offensichtlich begehrt – gut, dass wir im Voraus gebucht hatten. Unsere Bikes durften wir (etwas beschwerlich über eine steile Treppe erreichbar) unterhalb des Hauses im Garten abstellen, ohne Möglichkeit, die Akkus zu laden. Nach Bezug der Zimmer, Dusche und Siesta, waren wir fit und voller Erwartung auf die Gourmetküche. Das Abendessen war wirklich lecker und ausgezeichnete regionale Kost – mehr nicht. Die erwähnten Dekorationen* jedenfalls fanden wir eher eine Übertreibung.

Morgen folgt die Königsetappe – keine Übertreibung, versprochen!

Fazit:
Dieser zweite Tourentag bot alles, was man sich nur versprechen kann – und es bizzeli meh. Dazu beigetragen haben Meris und Heinz – ein herzliches Dankeschön!

Wetterverhältnisse:
Sommerlich, anfänglich bewölkt, im Tagesverlauf freundlich, ca. 16 bis 24°, Wind 16 km/h ONO

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 23. Juli 2022
Schwierigkeit: L (Leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten, kurze enge und steile Passagen)
Strecke: 30 km, Ulrichen (1346 m) – Hosand P.1758 – Ladstafel (1923 m) – P.2033 – Chummstafel (2219 m) – P.2304 – P.2428 – Nufenenpass (2478 m) – P.2099 – P.2041 (Ciuréi di Mezzo) – Alpe di Cruina (2002 m) – Cantina di Cruina (1902 m) – All’Acqua (1612 m) – Cioss Prato (1533 m) – P.1477 (Abzeiger von der Nufenenpassstrasse) – Ronco (1477 m) – Bedretto (1402 m)
Aufstieg: ca. 1158 m
Abstieg: ca. -1074 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 20 Min. (plus kurze Passwanderung ca. 35 Min.)
Tageszeit: 10:10 bis 14:40 Uhr

3-Pässefahrt mit dem e-MTB, heute Andermatt – Furkapass 2429 m – Ulrichen

Nach der Anreise am Abend des Vortages nach Andermatt und der Übernachtung im Hotel Sonne starteten wir ausgeruht und bestens motiviert. Begleitet wurden wir von MTB-Routinier Heinz und seiner Meris, die einer langwierigen Verletzung wegen leider Forfait geben musste – dafür übernahm Meris den Materialtransport und das Coaching, so wie es sich für ein Biketeam gehört… Nach der Durchfahrt des historischen Zentrums von Andermatt passierten wir die Brücke über die Unteralpreuss, danach beim Bahnhof vorbei gemütlich zur Reuss und über die Brücke zum Gelände des Golfplatzes. Entlang der Reuss fuhren wir durch das wunderschöne Urserental und erreichten auf der Naturstrasse bald Langenacher (bei Hospental). Hier, wo die Gotthardreuss und Furkareuss zur Reuss werden, blieben wir auf der linken Seite des Wassers. Bald wurde aus der Naturstrasse ein schmaler Trail, der leicht höher als Strasse und Bahn verlief. Auf der Höhe vom Zumdorf – liebevoll als kleinstes Dorf der Schweiz bezeichnet – kamen wir der Furkareuss sehr nahe, und der Pfad wurde ein Singletrail – ein erster Test (nicht für Heinz…). Wehrhaft blieben wir links des Flusses. Bei Steinbergen bot sich uns die letzte Gelegenheit, dem folgenden Singletrail-Abschnitt auszuweichen – die lärmige Furkastrasse aber war vorerst keine Option. Kurz vor Realp hatten wir keine andere Wahl, als auf der Passstrasse weiterzufahren.

Beim Golfplatz Gotthard ausgangs Realp, nach elf Kilometern flacher Fahrt, begann der eigentliche Anstieg zum Pass. So eine Passfahrt hat den grossen Vorteil, dass die Aussicht fortwährend ändert – mal ist vorne hinten und umgekehrt, absteigen überflüssig. Rechts über uns ragten die Zacken uns unbekannter Dreitausender auf, links der Blick ins Tälchen der Witenwasserenreuss (das wäre auch mal eine Tour wert!). Fast schon mühelos erreichten wir nach fünf Kilometern in der zehnten Kehre das geschlossene Berghotel Galenstock. Knapp zwei Kilometer und 100 Hm weiter das bekannte Hotel Tiefenbach, bekannter Ausgangspunkt für währschafte Bergtouren (Sidelenhütte, Albert-Heim-Hütte). Von hier sind auch die bekannten Kletterfelsen Kleines Kamel und Grosses Kamel zu sehen – sehr eindrücklich! Fast schon achtlos fuhren wir am Tiefenbach vorbei, schliesslich war die eher flach verlaufende Reststrecke bis zur Passhöhe einzusehen; na gut, 300 Höhenmeter über vier Kilometer waren es schon noch. Kurz vor der Passhöhe, beim Hotel Furkablick, lockte die schöne Terrasse – gute Gelegenheit für eine Trinkpause; Coach Meris hatte schon einen Tisch erobert. Auf der wenig später folgenden Furkapasshöhe sah es eher trostlos aus (viele abgestellte Autos und Motorfahrräder); die Aussicht auf die nach Gletsch hinunter führende Passstrasse und zur Grimsel hinüber allerdings atemberaubend. Am Übergang vom Kanton Uri ins Wallis konnten wir es sausen lassen; nach 1.8 km und 150 Hm Abfahrt erreichten wir in der dritten Kurve das Belvédere, wo das seit Jahren geschlossene Hotel Belvédere steht und gegenüber der touristisch aufgemotzte und kostenpflichtige Eingang zum Rhonegletscher. Wir wagten uns vor bis zum äussersten, noch nicht kostenpflichtigen Punkt, um wenigsten einen bescheidenen Blick zu sterbenden Gletscher zu werfen. Dort wo noch in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine mächtige Gletscherzunge hing, liegt jetzt ein grosser Gletschersee (siehe Bilder) – hier entspringt die Rotten (später Rhone). Etwas nachdenklich verliessen wir diesen schaurig-schönen Ort – vor uns die Abfahrt über komfortabel ausgebaute Kehren hinunter zur Oberalpstafel, wo die Bahnlinie der DFB (Dampfbahn Furka Bergstrecke) über den Muttbach zu überqueren war. Nach wenigen Minuten und knapp 5 Kilometern Ankunft in Gletsch, wo auch die eindrückliche Grimselpassstrasse beginnt oder endet. Hier ging der Blick ein letztes Mal zurück über den Gletschbode hoch zum Rhonegletscher, der von hier aus nur noch erahnt werden kann. Die Berghotel-Siedlung Gletsch gehört zur Gemeinde Obergoms VS, das Grand Hotel Glacier du Rhône ist temporär geschlossen, hat bessere Zeiten gesehen.

Jetzt folgte die Abfahrt über drei enge und steile Serpentinen, wo Auto- und Töfffahrer ihre liebe Mühe bekundeten. In den Kurven hat es viele Schleifspuren… Auf den folgenden drei Kilometern (180 Hm) erreichten wir Spitzengeschwindigkeit, in der Folge mussten wir beim Restaurant Rhonequelle ein kontrolliertes Bremsmanöver durchführen, um Meris, die uns schon erwartete, nicht zu enttäuschen. Obschon im Wald gelegen, brannte hier die Sonne erbarmungslos, aber wir fanden einen schattigen Platz für eine längere Verpflegungspause. Die folgende Strecke nach Oberwald hinunter hatte es nochmals in sich – jedenfalls wurden wir nie überholt🤣. In Oberwald verliessen wir die stark befahrene Passstrasse, um die 5 km dem Ufer der Rotten entlang an Obergesteln vorbei nach Ulrichen zu rollen. In Ulrichen wurde gerade das BULA-Dorf aufgebaut; an diesem Wochenende reisen 30000 Pfadi an, dann wird Ulrichen zur zweitgrössten Stadt im Kanton Wallis. Hier gibt es mehr Infos. Unsere Unterkunft, direkt an der Kreuzung Furka-/Nufenenstrasse, gelegen, war nicht zu verfehlen. Der verdienten Erfrischung folgte ein kleiner Rundgang im schönen Ortskern (schönste alte Holzhäuser), unterbrochen von einem Apéro und dem abschliessenden, leckeren Abendessen im Hotel Astoria. Zum Tagesabschluss traf dann noch die erwartete Gewitterfront ein.

Fazit:
Ein erster Tourentag, der unsere Erwartungen in jeder Beziehung erfüllte – so geht gemütliches Biken und ausgezeichnete Kameradschaft!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich, Schönwetterwolken, ca. 10 bis 23°, Wind 13 km/h SSW

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 22. Juli 2022
Schwierigkeit: L (Leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten, kurze enge und steile Passagen)
Strecke: 45 km, Andermatt (1445 m) – Reuss (Golfplatz) – Reussenbiel (1451 m) – Langenacher b. Hospental (1467 m) – Richleren (1488 m) – Zumdorf – Steinbergen (1523 m) – Realp (1540 m) – Golfplatz Gotthard Realp (1619 m) – Furkastrasse – Hotel Galenstock – Tiefenbach (2105 m) – Sidelenbach P.2278 – Hotel Furkablick (2428 m) – Furkapass (2436 m) – Belvedere (2269 m) – Oberalpe (2046 m) – Gletsch (1757 m) – Restaurant Rhonequelle (1568 m) – Oberwald (1369 m) – der Rotten entlang via Obergesteln bis Ulrichen (1346 m)
Aufstieg: ca. 1084 m
Abstieg: ca. -1171 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 09:40 bis 15:05 Uhr

Hochsommerliche Rundwanderung zu den Murgseen

Die Bergwanderung zu den Murgseen und zur Murgseehütte ist mittlerweile sehr bekannt und oft begangen. Die als Rundwanderung ausgelegte Tour unternahmen wir letztmals im Juni 2009. Heute, an diesem sommerlichen Mittwoch, stimmte alles, auch der Zustrom von Bergwanderern sollte sich in Grenzen halten. Für die Fahrt von Murg (429 m, am Walensee) ins Murgtal hoch bis Merlen (1089 m) ist 6.5 km lang und dauert zwanzig Minuten. Die Strasse ist gut ausgebaut, oft steil und schmal, aber regelmässig mit Ausweichstellen ausgebaut. Auf unserer Bergfahrt kam uns kein einziges Fahrzeug entgegen. Für die zahlreichen Parkplätze ist im Unterplätz ein Ticket zu lösen (Fr. 10/Tag). Wir parkierten auf dem Parkplatz Bachlaui; von dort starteten wir zur Rundwanderung um 09:10 Uhr im Gegenuhrzeigersinn über das Mürtschental. Nach dem Brücklein über das Wildwasser des Murgbachs waren über eine Strecke von 1 Kilometer 300 Aufstiegsmeter zu bewältigen – teilweise steil, über hohe felsige Tritte, zum Glück meist noch im Wald. Zu Beginn war es im Schatten des Waldes noch kühl, was sich im Aufstieg aber rasch änderte. Nahe des hörbar rauschenden Gsponbachfalls aufsteigend, zwischendurch mit Blick zum Walensee und zu den Churfirsten, erreichten wir knapp vierzig Minuten später die Bergstation der Transpostseilbahn KW Merlen. Jetzt angenehm flach dem Gsponbach entlang bis zum schönen Wurzelbänkli, wo wir eine Trinkpause einschalteten. Die folgende enge Stelle war besonders attraktiv: viele Blumen, das Wasser des Gsponbach im freien Fall. Nach wenigen Metern Aufstieg war das moorige Gelände der Alp Unter Mürtschen erreicht und der mehrgipflige Mürtschenstock präsentierte sich wunderschön. Kurz vor dem Alpgebäude stiegen wir in einer Rechts-Links-Kurve hinter die Murgegg hoch um nun noch näher am bis zu 900 m aufragenden Mürtschen südöstlich zu traversieren. Beim Wegpunkt Zwischbach (1554 m) könnte man über Robmen und Tritt zum Waldensee nach Obstalden laufen (T3) und/oder unterwegs an den Wänden der vier Gipfel Stock, Fulen, Ruchen und Esel bis T6/4. Grad klettern. Nichts für uns, wir laufen weiter leicht ansteigend, bis wir das mit Föhren und Arven licht bewaldete Gebiet Tiefenboden erreichten. Hier wird vor Muttertieren «gewarnt», und tatsächlich näherten wir uns einer Herde von ca. 50 Tieren. Die friedlich weidenden Tiere besetzten den Wanderweg, also umgingen wir die Herde problemlos mit etwas Abstand. Bald war der Wegpunkt 1720 erreicht, von wo über die Mürtschenfurggel über Spanneggsee und Talalpsee nach Filzbach gewandert werden kann (T2-3). Wir liefen links weg (in südlicher Richtung) über einen Steg, der über eine reizvolle Rietlandschaft führte, den Weg zur Murgseefurggel schon im Blickfeld. Die Vorgabe von 50 Min. für die 260 Hm könnte passen. Auf dem sehr schönen, und nicht zu steilen Pfad erreichten wir die Furggel tatsächlich unter der Sollzeit – nicht schlecht. Auf unserer Wanderung im Juni 2009 fanden wir in der Rinne des Bachs noch ziemlich viel Schnee vor. Auf der Murgseefurggel öffnete sich der Ausblick zu den Murgseen und zur Murgseehütte, aber auch zur gegenüber liegenden Widersteinerfurggelen, dahinter zum Piz Sardona und zu den Tschingelhörnern. Für den kurzen Abstieg zur Murgseehütte (ca. 25 Min.) standen viele Kuhweglein zur Verfügung. Unterwegs begleitete uns das Gebimmel der Kuhglocken – herrlich! Bei der Hütte angelangt, fanden wir problemlos einen beschatteten Platz, um uns zu verpflegen (Ghackets mit Hörnli und Apfelmus, Panachés dazu). Hier lässt sich ausgezeichnet und lange rasten… Jetzt folgte der Abstieg, wir erinnerten uns an die vielen sehr steilen und unangenehm rutschigen Stellen. Erst liefen wir am Mittleren Murgsee entlang, danach ab Wegpunkt 1703 wurde es steil. Der Tiefblick zum etwa siebzig Hm tiefer liegenden Unteren Murgsee, zur linken der wenig Wasser führende Murgbachfall. Bei der idyllisch gelegenen Guflen war wieder eine Herde zu durchqueren, begleitet von friedlicher «Alpmusik». Dann wurde der Abstieg steil, ruppig, die Unterlage gewöhnungsbedürftig, fast Kopfsteinpflaster ähnlich, zum Glück trocken und kaum rutschig. Im Gebiet Stoss dann werden über ein paar sehr steile Serpentinen (gefühlt im Bereich 40°) viele Höhenmeter «vernichtet». Über das Gebiet Schwarzton bis zum Wegpunkt 1380 (oberhalb Mornen) war der Einsatz der Wanderstöcke wirklich hilfreich. Erst ab Mornen flachte das Gelände ab, und der letzte Kilometer bis zum Startpunkt beim Parkplatz Bachlaui war dann fröhliches Auslaufen. Naja, die Frische war uns mittlerweile etwas abhandengekommen😁.

Fazit:
Auch wenn die weiss-rot-weiss markierte Wanderung keine besonderen Schwierigkeiten bietet – die Länge der Tour und der über 5 km lange Steilabstieg verlangt gute Kondition und geht richtig in die Beine.

Wetterverhältnisse:
Wunderbarer Hochsommertag, in der Höhe angenehme Temperatur um +8 bis 19° C, Wind ca. 2 km/h aus OSO

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:

Tourdatum: 13. Juli 2022

Schwierigkeit: T2
Strecke: 15.1 km, Parkplatz Bachlaui (1098 m) – Brücke über den Murgbach – Gspondwald – Im Gspon (Bergstation Transpostseilbahn KW Merlen, 1385 m) – Gsponbach (1392 m) – Unter Mürtschen – Zwischbach P.1554 – P.1616 – Tiefenboden – P.1720 (Verzweigung Ober Mürtschen – Murgseefurggel (1985 m) – Quartner Hütte (1839 m) – Oberer Murgsee (1819 m) – Murgseehütte (1820 m) – Mittlerer Murgsee (1808 m) – P.1703 – Guflen – Stoss – Schwarzton – P.1380 – Mornen (1318 m) – Chartalp Bach P.1259 – Cholplatz (1240 m) – Parkplatz Bachlaui
Aufstieg: ca. 915 m
Abstieg: ca. -916 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 20 Min.
Tageszeit: 09:10 bis 16:15 Uhr

Wellness-Panorama-Bike-Runde über dem Val Müstair

Mittlerweile unternehmen wir diese Biketour jeweils am letzten Tag unserer Val Müstair-Ferien. Ab Ortsende Fuldera über Fuldera Daint auf der Naturstrasse über Palüds Cotschnas oberhalb des Il Rom bis Orasom Tschierv und ab dort ein kurzes Stück entlang der Passstrasse bis Curtin da Plaz, dann hoch bis zum schmucken Ortsteil Chasuras. Nach den letzten Häusern links haltend, auf der Naturstrasse (im Winter Schlittelweg) etwas steiler hoch und über die Brücke Aua da Laider, dannein kurzes Stück durch den God Nair, aus dem uns das Glockengebimmel im Wald weidender Kühe entgegen klingt. Weiter zum P.1847, wo uns der Ausblick zum Ortler immer wieder imponiert; nach zwei drei Kurven ist die weite Palü Platta und bald danach erreicht. Nach der Kirche links haltend auf der Alpstrasse hoch durch den lichten Wald bis zum Weiler Urschai. Zwischendurch ein kurzer Stopp, um die Aussicht zum Ortler zu geniessen. Zweieinhalb Kilometer weiter die Abbiegung oberhalb Craistas; oberhalb der Häuser des Weilers galt es links hochzufahren in Richtung Alp Terza Sura. In einem weiten Bogen erreichten wir unterhalb Terza Sura eine weitere aussichtsreiche Stelle. Den Hof Terza, unser Zwischenziel, war weiter unten schon im Blickfeld. Doch erst war noch eine steile und holprige Stufe zu meistern, die wir mittlerweile ohne abzusteigen meistern. Jetzt die (gefühlvolle) Abfahrt auf der holprigen Naturstrasse hinunter zum Bergrestaurant Hof Terza – hier geniessen wir von Monica Tschenett zubereitete Speisen – bei famoser Aussicht auf der sonnigen Terrasse. Und danach wie immer der Einkauf: die beste Münstertaler Nusstorte und würzige Hirsch- und Naturabeef-Salsize aus eigener Produktion. Nur schwer konnten wir uns von diesem wunderbaren Flecken in der Mitte Europas lösen. Nach dieser kulinarischen Mittagspause folgte die Abfahrt über 460 Hm hinunter nach Sta. Maria Val Müstair. Auf der Naturstrasse im oberen Abschnitt war wiederum gutes Bremsgefühl angesagt – die wertvolle Ladung wollten wir gerne heil nach Hause bringen. Auf der fünf Kilometer langen Abfahrt auf geteerter Unterlage liessen wir es sausen. Glücklich (und gesund) erreichten wir die Ortsmitte von Sta. Maria Val Müstair mit der engen Ortsdurchfahrt. Ab Ortsende die Weiterfahrt auf der Bikespur bis Valchava. Dort konnten wir links abbiegen und auf vorerst geteerter Unterlage schnurgerade über die Clüs leicht ansteigend fahren. Nach Pravalchava dann eine S-Kurve (wieder auf Naturstrasse), weiter aufsteigend bis Plazzaraun und später im Val da l’Archa Gronda über eine Brücke (heute ohne Viehhütergatter!). Nach der nächsten Linkskurve wurde der Blick frei nach Fuldera – noch anderthalb Kilometer abfahren. Das hat wie immer grossen Spass gemacht!

Fazit:
Eine phantastisch angelegte Panorama-Route über dem Val Müstair! Nach den beiden anstrengenden Tourentagen gerade richtig um zu lockern😂.

Wetterverhältnisse:
Herrliches Sommerwetter, ~14 bis 16°, heftiger Wind aus NO

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 8. Juni 2022

Schwierigkeit: L, leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten. Kurze enge und steile Passagen möglich.
Strecke: 24.8 km, Fuldera Dora (1636 m) – Fuldera Daint (1635) – Orasom Tschierv (1647 m) – Chasuras – Lü (1922 m) – Urschai (2011 m) – Alp Sot (P.2024) – Craistas (oberhalb) – Hof Terza (1843 m) – Pizzet – Il Rom (Brücke, 1342 m) – Sta. Maria Val Müstair (1375 m) – Valchava (1412 m) – Pravalchava – Val da l’Archa Gronda (P.1656) – Fuldera
Bergfahrt: ca. 890 m
Talfahrt: ca. -890 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 10 Min.
Tageszeit: 10:30 bis 14:40 Uhr

Piz Cotschen (3026 m) zum Sonnenaufgang

So viel steht fest: den heutigen Bergtag werden wir nie vergessen! Sonnenaufgang auf über dreitausend Metern! Zum dritten Mal in dieser Woche nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für einen bescheidenen Beitrag von Fr. 50 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung von Chantal Lörtscher wieder einen prächtigen Tag in der Hochgebirgswelt am Passo dello Stelvio erleben. Um zwanzig nach zwei Uhr aus den Federn, Treffunkt um 03:05 Uhr in Sta. Maria Val Müstair, dann die Fahrt über den Umbrailpass hoch zum Stilserjoch. Bereits auf der Fahrt eine tolle Begegnung: ein Fuchs spazierte auf der Passstrasse – mit seiner Beute, einem Mungg, im Maul. Er schaute ohne auszuweichen in die Scheinwerfer, so als wollte er sagen: «passt auf, die Beute gehört mir, und ich gebe sie nicht her!» Start auf dem Passo dello Stelvio um 03:45 Uhr, im Licht unserer Stirnlampen. Der erste, allerdings steile Aufstieg zum Rifugio Garibaldi ist problemlos zu machen. Das massige Steinhaus steht wenige Zentimeter neben der Grenze CH/I, auf italienischem Boden. Danach verläuft die Strecke vorerst über einen Kilometer relativ flach. Am Breitkamm (Cresta Larga) wählten wir die auf CH-Boden (westlich des Kamms) verlaufende Wegspur. Ab P.2844 ist der Aufstieg zur Sella da Piz Cotschen nichts für schwache Nerven: Dunkelheit, steile und hohe Felsstufen, ausgesetzte Abgründe, der Einsatz der Hände ist zwingend, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung. Auf dem Sella angekommen, wurde das Licht heller, der benachbarte Ortler schon deutlich zu erkennen, auch die Lichter der Stirnlampen der Berggänger, welche von der Julius Payer Hütte loszogen. Bereits jetzt liess sich definitiv sagen: das Wetterglück war auf unserer Seite! Auf der Sella da Piz Cotschen machten wir Pause, in der Erwartung, dass uns die Wartezeit vor dem Gipfelaufstieg vor den dort oben herrschenden Winden verschone; und  immerhin war es ziemlich kühl, um 0°. Die Stirnlampen wurden jetzt nicht mehr benötigt. Um fünf Uhr machten wir uns auf den Weg zum Gipfel – für die einhundert Aufstiegsmeter sollten 20 bis 30 Minuten genügen. Bis unter den Gipfelaufbau war der Aufstieg unschwierig, lediglich die paar Meter zum westlich gelegenen Hauptgipfel verlangten den Einsatz der Hände und etwas Konzentration. Und tatsächlich: um 05:28 standen wir auf dem Piz Cotschen (auch Rötlspitze genannt). Und sofort ging der Blick nach Osten, wo sich das Firmament bereits orangerot einfärbte. Die Sonne sollte um 05:37 Uhr aufgehen, und zwar rechts des spitzen Gipfels Hintere Schwärze/Cime Nere (3624 m.ü.M., Luftlinie 43.3 km, Ötztaler Alpen). Während wir gespannt warteten, braute sich westwärts in einer Entfernung von vielleicht 25 km eine gewaltige Ladung zusammen (siehe Bild). Zu weit weg, um uns zu beeindrucken. Und erstaunlicherweise war es windstill. Im Osten das gewaltige Schauspiel vor unseren Augen, stimmungsvoller kann ein Sonnenaufgang nicht sein. Dieses Licht, das die Wolken durchdringt, die Sonne in minutenschnelle immer höher aufsteigend, im Westen das Berninamassiv und der Piz Palü im ersten Tageslicht – einfach unbeschreiblich! Nach 35 Minuten Gipfelaufenthalt machten wir uns auf den Abstieg. Unterhalb des Gipfelaufbaus zeigte uns Chantal den Zugang zur Gipfelscharte mit dem eindrücklichen Klemmblock, und der Durchsicht zum Sommerskigebiet des Stelvio. Zurück auf der Sella da Piz Cotschen, stiegen wir ziemlich steil durch die Geröllhalde ins Val Costainas ab – wegen des Schattenwurfs der nahen und hohen Grenzberge CH/I halt bald wieder im kühlen Schatten. Erst als das Tal nach NW verlief, hatte uns die Sonne wieder, und augenblicklich war es gefühlte 10 bis 15 Grad wärmer… Das eigenartig blauweiss gefärbte Wasser der Aua da Prasüra ist übrigens Gegenstand eines Forschungsprojekts: seit dem Jahr 2000 findet man im Bachbett weiss eingefärbte Steine. Dieses Phänomen wurde bereits an einigen hoch gelegenen Gebirgsbächen in den Ostalpen beobachtet. Die Farbe stammt von Flocken aus Aluminiumsulfat, die sich auf den Steinen ablagern. Die Bildung der Flocken ist auf die Produktion von Schwefelsäure in Permafrost-Gebieten zurückzuführen. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass sich die Wasserqualität der betroffenen Gebirgsbäche in Zukunft aufgrund der Klimaerwärmung verschlechtern wird. Die Untersuchung des Aua da Prasüra im Val Costainas und zusätzliche Laborexperimente sollen helfen, die künftige Entwicklung besser abschätzen zu können. Unterwegs sind uns vier Forscher an der Arbeit begegnet. Pünktlich um neun Uhr trafen wir auf der Alp Prasüra ein: der Tisch zum Älplerfrühstück war bereits hübsch gedeckt. Auf der aussichtsreichen Alp Prasüra werden ca. 55 Milchkühe aus dem Tal gesömmert. Aus der naturbelassenen Alpmilch wird in traditioneller Handarbeit feinster Alpkäse und vorzügliche Alpbutter produziert. Als eine von wenigen Alpen in Graubünden wird hier noch jeder Käse per Handauszug einzeln ausgezogen und in einer traditionellen Holzform gepresst. Somit ist jeder Käse ein Unikat. Käserin Aita und Senn Bernhard zeigten uns bereitwillig ihr traditionelles Handwerk. Am reich gedeckten Tisch liessen wir es uns gut gehen, anderthalb Stunden lang(!). Herzlichen Dank den beiden für die Gastfreundschaft! Mit etwas Wehmut verabschiedeten wir uns von der herrlich gelegenen Alp und derer Tiere (nebst Kühen leben hier auch Schweine, Hühner samt Güggel, Hunde – ein Paradies!) Der etwa 45 Minuten dauernde Abstieg über die Alpstrasse führte uns nordöstlich der schönen (weissblau gefärbten) Wasserfälle vorbei, bis zur Alp Marangun da la Prasüra. Dort verliessen wir die Strasse, um auf einem Pfad weiter abzusteigen – bis zur an der Umbrailpassstrasse stehenden Blockhütte. Unterwegs bekamen wir jede Menge Botanik zu sehen und von Chantal fachkundig erklärt. Bei dieser Gelegenheit «erntete» Doris Samen und Würzelchen von Hauswurz – mal sehen, was zuhause aus ihnen wird… Ab Haltestelle Blockhütte kamen wir in den Genuss einer kurzen Talfahrt nach Sta. Maria hinunter.

Fazit:
Ein Sonnenaufgang auf einem Dreitausender zu erleben, das war eine Premiere. Dir Chantal gebührt unser herzliches Dankeschön für diesen tollen und erinnerungsreichen Tag!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich schönes Wetter, leichte Bewölkung, gute Fernsicht, Sonnenaufgang mit stimmungsvoller Bewölkung wie man es sich wünscht, Temperatur um 0 bis +10° C, Wind ca. 10 bis 30 km/h aus NNW

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Handschuhe, Stöcke, Stirnlampe, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 7. Juli 2022
Schwierigkeit: T3-T4
Strecke: 10.8 km, Parkplatz Passo dello Stelvio (2758 m) – Dreisprachenspitze/Cima Garibaldi (2843 m) – Breitkamm P.2844 – Sella da Piz Cotschen (2925 m) – Piz Cotschen/Rötlspitz (3025 m) – Sella da Piz Cotschen – Aua da Prasüra (2305 m) – Alp Prasüra (2210 m) – Marangun da la Prasüra (1997 m) – Blockhaus Passstrasse Umbrail (1870 m) Aufstieg: ca. 360 m
Abstieg: ca. -1240 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 50 Min.
Tageszeit: 07:35 bis 15:40 Uhr

Monte Scorluzzo (3094 m) – militärhistorische Bergwanderung

Der heutige Mittwoch versprach ein eindrückliches Abenteuer: eine geführte Wanderung auf den Spuren der Gebirgssoldaten des Ersten Weltkrieges. Wichtig zu wissen: bis zum Jahre 1918 verlief die Grenze zwischen dem Königreich Italien und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn quer zur Passhöhe des Stilfserjochs. Eine Grenze in Fels und Eis, um welche während der Kriegsjahre 1915-1918 erbittert gekämpft wurde. Im Zentrum der Gefechte stand immer wieder die gleiche, den Passübergang des Stilfserjochs dominierende Anhöhe – der Monte Scorluzzo.

Heute nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für preiswerte Fr. 40 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung von Chantal Lörtscher einen prächtigen Tag in der Hochgebirgswelt am Passo dello Stelvio erleben. Um halb acht starteten wir, in spontaner Begleitung von Doris und René, auf dem Stilfser Joch bei der Talstation der Luftseilbahn. Wir verliessen die unansehnlichen, mehrheitlich sanierungsbedürftigen Bauten in Richtung Süden. Bereits nach einigen Metern Aufstieg auf der staubigen Piste in Richtung Passo delle Platigliole besuchten wir eine erste Kaverne, die Batterie «Ferdinandstellung» (mit Holz verkleidete Mündung der mittleren Geschützkaverne; zum Einsatz kamen einfache Gebirgskanonen vom Kaliber 7.5 cm, nicht eigentlich konzipierte Festungsgeschütze), zwar noch begehbar, teilweise aber einsturzgefährdet. Etwas mehr als hundert Höhenmeter weiter, auf dem Passo delle Platigliole, zeigte sich die wirkliche Bedeutung des Monte Scorluzzo für die damals (im 1. Weltkrieg) kriegstaktisch relevanten Überlegungen. Auf dem Pass hielten wir rechts auf den Trampelpfad, der uns erst zum Piccolo Scorluzzo führte, den wir nach zwanzig Minuten Aufstieg erreichten. Im Aufstieg verliessen wir nach der ersten Höhenstufe den offiziellen rot-weiss-markierten Wanderweg und hielten rechts, um nur wenige Meter später ein auffallendes Plateau zu erreichen. Dabei überschreiten wir erstmals ein quer zur Auffangstellung auf dem Passo delle Platigliole verlaufendes Grabensystem und stiessen auf Einschlagkrater, welche den Beschuss italienischer Artillerie bezeugen. Vom Piccolo Scorluzzo aus beobachteten wir ein Rudel Steinböcke, welche sich direkt am Aufstiegspfad zum Monte Scorluzzo tummelten. Unsere Hoffnung, dass sich die Tiere noch eine Weile dort aufhielten, zerschlug sich, weil das Rudel von zwei vor uns aufsteigenden Berggängern verscheucht wurde. Der steile Aufstieg zum Scorluzzo selbst dauerte weitere zwanzig Minuten. Insgesamt also ein kurzer Aufstieg mit einer Höhendifferenz von etwa 320 m. Auf dem Gipfel ein Panorama vom Feinsten: der Ortler im Südosten, der Tiefblick zum Stilfserjoch hinunter, dahinter der Piz Cotschen (dort werden wir morgen den Sonnenaufgang erleben!), im Norden der Umbrailpass, im Westen die spektakuläre Passstrasse ins Val Braulio und nach Bormio hinunter. Der weitere Verlauf unserer alpinen Tour war voll einzusehen: der Filone del Mot. Doch vorerst führte uns Chantal zum fünfzig Meter nordseitig gelegenen militärhistorischen Gipfelstützpunkt. Die Begehung war eindrücklich und zeigte, unter welch widrigen Umständen die Soldaten auf 3000 m.ü.M.(!) ausharren mussten. Zurück am Gipfel, machten wir uns auf den Abstieg. Dieser hatte es in sich: steil, exponiert, teilweise fixseil-gesichert, Stöcke nicht im Einsatz, dafür die Hände… Zweihundert Höhenmeter weiter unten erreichten wir den Grat (Filone del Mot). Im Abstieg fanden wir sogar (scharfe) Munition am Boden herumliegend. Auf den nächsten zwei Kilometern bewegten wir uns zwischen ehemaligen österreichischen Flankenstellungen und dem Übergang zur «Terra di nessuno» (Niemandsland). Chantal’s Erklärungen waren spannend und beeindruckend. Unterwegs könnte die Stimmung leicht kippen (der sinnlosen kriegerischen Ereignisse wegen), wäre da nicht auch der Blick zu den umliegenden vergletscherten Bergen und zum Sommerskigebiet des Stilfserjochs. Ein Genuss war auch die alpine Flora und die oft in der Nähe ruhenden Steinbockrudel, und sensationell: der Besuch zweier nahe und tief vorbei fliegender Bartgeier. Über die italienische Flankenstellungen und Laufgraben erreichten wir den Stützpunkt am Filone del Mot und bald darauf die Ruinen des auf 2760 m.ü.M. liegenden Alpinidörfchens, welches gerne auch «Machu Picchu» genannt wird. Unglaublich eindrücklich und strategisch exzellent gelegen. Hier liess es sich vorzüglich rasten, also hielten wir es fast eine Stunde aus. Unter uns tummelten sich drei Steinböcke, die sich unbeobachtet wähnten – herrlich! Anschliessend machten wir uns auf den Abstieg zum hundertfünfzig Meter tieferliegenden Piano di Scorluzzo, vorbei an den vier kleinen Laghi di Scorluzzo. Vom Motorenlärm der nahen Passstrasse unbeeindruckt umwanderten wir den Gipfelausläufer Rese di Scorluzzo nördlich, vorbei an weiteren Stellungen. Quasi um die Nordecke herum wollten wir den Laghetto Alto erreichen. Doch vorher überraschte uns die breite hochalpine Militär-«Strasse», welche durch einen längeren Tunnel führte. Der Tunnel führte uns in die, im Jahre 2012 sanierten, unterirdischen Geschützkammern. Die damals dort positionierten Kanonen waren sowohl offensiven als auch defensiven Charakters. Die Ausrichtung der nördlichen Kavernen deckten ein Schussfeld des Vorgeländes des Stilfserjochs und der Grenze zur Schweiz ab – erstaunlich! Nach diesem letzten Abschnitt des Kriegschauplatzes am Monte Scorluzzo erreichten wir den reizend gelegenen Bergsee Laghetto Alto. Jetzt wanderten wir nahe der Passstrasse mehr oder weniger weglos zur Passhöhe hinauf. Nach acht Stunden Wanderzeit endete eine eindrückliche Themen-Wanderung im hochalpinen Grenzgebiet Stelvio-Umbrail.

Weitere Informationen zum damaligen Kriegsgeschehen im Gebiet Stelvio-Umbrail finden Interessenten auf dieser Website:
https://stelvio-umbrail.ch/vsuhp/wanderwegnetz-scorluzzo/

Eine ergänzende Bemerkung noch: die von den Österreichern gebauten Stellung machten einen maroden Eindruck und sind am Verfallen; die Italiener bewiesen schon damals ihre Trockensteinmauer-Baukünste; die Mauern sind für die Ewigkeit gebaut.

Fazit:
Eine äusserst geschichtsträchtige und landschaftlich unvergessliche Runde. Ein herzliches Dankeschön dir Chantal für die sehr fachkundige und engagierte Führung!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich schönes Wetter, leichte Bewölkung, gute Fernsicht, Temperatur um +10 bis +15° C, Wind ca. 6 km/h aus S

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 6. Juli 2022
Schwierigkeit: T3-T4
Strecke: 10.8 km, Parkplatz Passo dello Stelvio (2758 m) – Passo delle Platigliole (2908 m) – Piccolo Scorluzzo (2985 m) – Monte Scorluzzo (3094 m) – Filone del Mot (2899 m) – «Machu Picchu», das Alpinidörfchen am Filone (2760 m) – Piano di Scorluzzo – Laghetto Alto (2603 m) – Passo dello Stelvio
Aufstieg: ca. 767 m
Abstieg: ca. -757 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 45 Min.
Tageszeit: 07:35 bis 15:40 Uhr

Eisenerzbergwerke am Munt Buffalora

Nach dem gestrigen Spaziergang im Regen war für heute trockenes Wetter angesagt – gerade richtig, die Minieras da fiern, wie die Eisenbergwerke am Munt Buffalora genannt werden, zu besuchen. Dazu nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für bescheidene Fr. 15 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung des uns bekannten Einheimischen Valentin Pitsch eine eindrückliche Bergwerkstour erleben. Kurz nach dem Start an der Ofenpasstrasse begann es zu regnen, blaue Flecken am Himmel spendeten etwas Trost und Zuversicht. Bereits auf den ersten Metern im Aufstieg zur Alp Buffalora grüssten uns Edelweisse und sogar ein Apollo. An den Alpgebäuden zogen wir vorbei, um ca. 170 Hm auf der steilen Alpstrasse aufzusteigen. Bei der Alphütte bei P.2195 hielten wir nach rechts (in Richtung Munt la Schera), geradeaus würde Jufplaun erreicht. Nach etwa 800 Metern war die Fop da Buffalora erreicht, ein Wegweiser signalisierte die Einstiegsstelle zu den Stollen. Spätestens ab hier war Valentin in seinem Element. Im verschlossenen Werkzeugkasten lagen Helme mit Stirnlampen bereit; auch verschiedene Steinmuster und Werkzeuge zeugten von der sehr harten Bergwerkstätigkeit. Kurzinformation: südlich von Buffalora auf 2300 bis 2500 m.ü.M. befinden sich alte Bergwerke, wo früher mit einfachen Mitteln Eisenerz abgebaut und in Schmelzöfen bei Il Fuorn weiterverarbeitet wurde. Il Fuorn, der Ofen, davon wurde der Name des Ofenpasses abgeleitet. Interessierte finden mehr Informationen auf der Website der Amis da las minieras Val Müstair. Wir besuchten die zwei Stollen Sonch Daniel und den höher gelegenen Sonch Laurencius. Ersterer dient als Einstieg zur Stollenbesichtigung und hat eine Länge von ca. 25 m. Der zweite ist bedeutend länger und teilt sich sogar auf. Auch originale Werkzeuge und Holzschienen (wo die sog. Stollenhunde liefen) waren zu sehen. Sehr eindrücklich! Nach der Führung suchten wir den von den Bergleuten genutzten, nahe gelegenen Feuerplatz, um Mittagsrast abzuhalten. Valentin zeigte uns mitgebrachtes Anschauungsmaterial (siehe Bilder). Noch immer war der Ausblick zu den umliegenden Gipfeln (Munt Buffalora, Piz Daint) eingetrübt, so dass wir gerne den Rückweg antraten. Im Berggasthaus Buffalora angekommen, schlossen wir einen trotz schlechter Witterung spannenden Tag ab. Ein herzliches Dankeschön dir Valentin für die fachkundige und engagierte Führung!

Fazit:
Trotz trübem Wetter ein spannender Tag mit Einblicken ins harte Bergwerksleben…

Wetterverhältnisse:
Eigentlich Sommer, aber heute halt nass, Temperatur um +12° C, Wind ca. 6 km/h aus NW

Ausrüstung:
Wanderausrüstung (Regenschutz!), Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 5. Juli 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 7.2 km, Parkplatz P10 Buffalora, Berggasthaus und Haltestelle (1967 m) – Alp Buffalora (2032 m) – Buffalora P.2195 – Minieras da fiern (ca. 2310 m) – ab P.2195 Abstieg wie Aufstieg – Berggasthaus Buffalora Aufstieg: ca. 420 m
Abstieg: ca. -420 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:25 bis 14:25 Uhr

Bikeausfahrt über den Pass da Costainas nach S-charl und zurück

Unseren Standort Fuldera verliessen wir am nördlichen Ortsrand und Richtung Fuldera Daint. Leicht erhöht über den Il Rom fuhren wir vorerst flach durch die schöne Gegend Palüds Cotschnas. Bei Orasom Tschierv entlang der Ofenpassstrasse, verliessen wir diese bei Curtin da Plaz, um bei Chastras oberhalb Schucais auf der im Winter als Schlittelweg genutzten Naturstrasse nach Lü hoch zu fahren. Am Waldrand (God Nair) gleich unterhalb des Wildbienenhauses von Renata Bott trafen wir auf wunderschöne Feuerlilien. Die Weiterfahrt wurde nun etwas steiler, angenehm durch den Wald, kurz vor Lü dann die Hochebene Palü Platta, wo die Sternwarte steht und gerade Heuet war. Vor uns leuchtete in ca. 16 km Entfernung der prächtige Eiskoloss Ortler. Nach Erreichen des westlichen Dorfrandes von anderte die Fahrrichtung, und wir fuhren auf der Senda da l’uors (Bärenpfad) angenehm ansteigend zur Alp Champatsch, wo uns friedliche Mutterkühe begrüssten. Kurz vor den Alpgebäuden verliessen wir die Naturstrasse nach rechts in Richtung O. Erst über einen Wiesenpfad näherten wir uns der Aua da Laider. Vor uns nun die von unseren Winter- und Sommerwanderungen vertraute Steilstufe Serrà – hundert Höhenmeter, die es in sich hatten. Unter dem Motto, besser kontrolliert abzusteigen als unkontrolliert runterzufallen, kapitulierten wir in etwa der Hälfte des sehr steilen und holprigen Aufstiegs – Schiebehilfe sei Dank, gelang das gut, nur halt etwas langsamer. Oben bei der kleinen Hütte auf etwa 2230 m.ü.M. angekommen, eine kurze Trinkpause. Wenige hundert Meter später hatten wir die heute maximale Höhe erreicht, Pass da Costainas. Nun öffnete sich der Blick ins Tälchen der Clemgia, vor uns der mächtige Piz Murtera. Auf nunmehr schmalem Singletrail begegneten wir einer jungen Kreuzotter, welche gerade ins Gras schlich. Nach kurzerer Abfahrt erreichten wir die 120 m tiefer liegende Alp Astras Tamangur Dadaint, wo die Alpwirtschaft geöffnet war und sich einige Wanderer und Biker verpflegten. Auf dem Alpsträsschen rollten wir vorsichtig an weidenden Tieren vorbei, links der Piz Vallatscha und der Piz d’Astras, rechts über dem Bach Clemgia der God Tamangur – höchstgelegener Arvenwald Europas. Unterhalb der Alp Praditschöl nun etwas steiler, näherten wir uns der Clemgia und bei P.2019 die Brücke über den rauschenden Bach. Nun folgte die Abfahrt über vier Kilometer und 200 Hm über die unbefestigte Fahrstrasse nach S-charl hinunter. Das kleine, aber schmucke Dorf war gut besucht von Wanderern, Bikern und Postauto-Ausflüglern. Im beschatteten Garten des Gasthauses Crusch Alba genossen wir eine längere Mittagspause. Gestärkt brachen wir auf zur Rückreise, auf bekannter Strecke: 21 km über 1120 Höhenmeter. Unterwegs bis zur Alp Astras Tamangur Dadaint begegneten wir viel Volk, danach wurde es verständlicherweise ruhiger, sogar recht einsam. Über den Pass da Costainas ohne abzusteigen, näherten wir uns wieder der kritischen Steilstufe Serrà, welche wir grösstenteils zu Fuss meisterten – zu gross der Respekt! Alles gut gegangen, dank Bikeschuhen mit guten Profilsohlen. Den zweiten Teil der steilen Strecke wagten wir vorsichtig abfahrend, nach der Brücke über die Aua da Laider die kurzeStrecke über eine Weide, ab Champatsch dann auf der Alpstrasse hinunter nach . Hier wählten wir wieder die Abfahrt über den bereits beschriebenen «Schlittelweg» hinunter nach Tschierv, mit Fotohalt bei den prächtig leuchtenden Feuerlilien. Die Rückfahrt über Orasom Tschierv und Fuldera Daint dann eine gemütliche Angelegenheit – und im Staila angekommen, gabs das verdiente Bierchen🍻.

Fazit:
Nach der gestrigen Anreise ins Val Müstair und dem Genuss der eindrücklichen Uraufführung «In die Zeit gewoben» in der Heuscheune des Klosters St. Johann in Müstair die passende, sonntägliche Einstiegstour.

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich, Schönwetterwolken, ca. 10 bis 19°, Wind 4 km/h NNO

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 3. Juli 2022
Schwierigkeit: WS (gut fahrbar, mit technischen Abschnitten (Wurzeln, Steine, enge Kurven, steile Up- und Downhills), überwiegend Naturstrassen, 3.6 km Singletrails
Strecke: 41 km, Fuldera (1636 m) – Fuldera Daint (1635 m) – Orasom Tschierv (1647 m) – Curtin da Plaz (1660 m) – Chastras (1689 m) – Schlittelweg bis Lü (1916 m) – Lü Daint – Champatsch (P.2093) – Serrà (2199 m) – Pass Costainas (2250 m) – Alp Astras Tamangur Dadaint (2131 m) – Astras Dadora (2122 m) – P.2019 (Brücke über die Clemgia) – P.1993 (Taleingang Alp Plazèr) – P.1962 – Plan San Martaila – P.1913 – Charbunera – S-charl (1808 m) – Rückfahrt auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 1120 m
Abstieg: ca. -1120 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:55 bis 15:50 Uhr