Reschen – hoch zur militärhistorischen Plamort

Weil für Wanderungen im Val Müstair ab ca. 1700 m.ü.M. noch mit Schnee zu rechnen ist, wanderten wir heute nochmals im nahen Vinschgau. Nach kurzer Autofahrt zum Startpunkt Reschen (kurz vor dem Reschenpass) war die Runde zum Hochmoor Plamort geplant. Die Gegend ist auch militärhistorisch interessant, weil dort (auf italienischem Gebiet) Panzersperren und unterirdische Bunkeranlagen stehen. Von all dem bekamen wir nichts zu sehen – alles noch unter viel Schnee! Doch der Reihe nach: Oberhalb der Dorfmitte, nahe des Sportplatzes, fanden wir einen öffentlichen Parkplatz. Auf dem Moasweg (eine Alpstrasse) wanderten wir vorerst schneefrei an der Etschquelle vorbei, um dann aber bald die ersten Schnee- und Eisflecken zu begehen. Ab einer Höhe von ca. 1700 m.ü.M. wurde es mühsamer, weil Schnee von ca. einem halben Meter lag. Immerhin war die Unterlage nicht zu weich, der Einsatz der Stöcke war hilfreich. Dennoch benötigten wir für die knapp 5 km und 480 Hm zwei Stunden. Der Wegverlauf (fast durchgehend im Wald) war wenig spektakulär, mal abgesehen davon, dass wir am nördlichsten Punkt der Tour die österreichische Staatsgrenze erreichten. Unterwegs gingen unsere Ausblicke auf die Reschenpassstrasse hinunter und zu den gegenüber liegenden verschneiten CH-/I-Grenzgipfel Piz Lad (2807 m) und Piz Nair (2744 m). Begegnet sind wir nur einer Frau, die mit ihrem Hund angeblich täglich hier hochlaufe. Auf unsere Frage, ob hier Bären lebten, antwortete sie, bislang noch keinem begegnet zu sein; aber es seien wohl welche unterwegs. Die Frage beschäftigte uns, weil uns auf unserem Pfad auf Schritt und Tritt handgrosse Tierspuren begleiteten, was mich dazu verleitete, diese einem Bären zuzuordnen. Doris jedenfalls hatte ihren Pfefferspray bereit. Die Trittsiegel (siehe Bild) waren wohl aber eher die eines Fuchses, Marders oder eines grossen Hundes. Nach einigen Kurven auf Plamort angekommen, genossen wir unseren verdienten Stehlunch. Den markierten Einstieg auf die geplante Abstiegstrecke über den Bunkertrail (im Sommer Wanderweg und Biketrail) fanden wir nicht ganz trivial, weil sehr steil und ohne Spur im Tiefschnee verlaufend. Somit verwarfen wir den Plan einer Rundwanderung. Stattdessen entschieden wir uns für den Abstieg auf der Aufstiegsroute. Immer in der Hoffnung, dass uns der Bär (falls es doch einer war) nicht witterte; schliesslich waren unsere Brote mit ziemlich viel Lachs geschichtet… Nach einer Stunde erreichten wir den Startpunkt in Reschen wieder – gesund und munter. Auf der Rückfahrt der Blick auf den zurzeit leeren Reschensee – ziemlich gewöhnungsbedürftig. Der Grund: die stark felssturzgefährdete Strasse wird ca. 50 m in Richtung See verlegt. Die Uferstrecke wird deshalb auf einer Länge von einem Kilometer aufgeschüttet – 21 Mio. Euro soll das Ganze kosten. So ist der im Reschensee versunkene Grauner Turm, das Wahrzeichen des Vinschgau, in voller Grösse zu sehen. Mittlerweile hat sich der Saharastaub verzogen, und die Sicht zum Ortler und Konsorten war heute eindrücklich.

Fazit:
Betreffend der Schneelage irrten wir uns gründlich. Auch im Vinschgau lag oberhalb 1700 m.ü.M. immer noch viel Schnee. Eine der Verhältnisse wegen leicht fordernde Wanderung, die uns aber trotzdem gefallen hat – im Sommer nochmals, alleine schon um die Bunker und Panzersperren zu besichtigen…

Wetterverhältnisse:
Ein sonniger Frühlingstag, am Vormittag getrübt wegen des Saharstaubs, Temperaturen im Bereich ca. 14 bis 20° C, Wind 19 km/h SO

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Kompass, GPS

Parameter:
Tourdatum: 8. April 2024
Schwierigkeit: T2
Strecke: 9.2 km, Reschen, öffentlicher Parkplatz nahe Sportplatz (ca. 1550 m) – Etschquelle – Staatsgrenze I-A – P.1789 – Plamort (2024 m) – Rückweg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 480 m
Abstieg: ca. -480 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 45 Min.
Tageszeit: 12:30 bis 16:15 Uhr