Archiv der Kategorie: Berner Oberland

Gemmenalphorn 2061 m – und Güggisgrat

Solche Gelegenheiten bieten sich selten: am Freitag Kundentermin in Thun, dann weiter nach Beatenberg. Am Abend dann der Panoramablick zu den grossen Bernern. Und am Samstag dann eine der wohl attraktivsten Panorama-Höhenwanderungen! Nach dem ausgiebigen Frühstück die Bergfahrt mit der Niederhorn-Gondelbahn bis zur Mittelstation Vorsass. Von dort schnurstraks in die nahe gelegene Bergbeiz zum Startkafi. Fast hätten wir es verpasst loszuwandern – so eindrücklich war die Panoramasicht. Unterhalb des markanten Niederhorns wanderten wir gemütlich nordöstlich, immer die Sonne im Rücken, und immer etwa 150 m unterhalb und entlang des Güggisgrats. Die Gelegenheit bei Oberburgfeld auf den Grat hochzusteigen, verwarfen wir. Zu schön präsentierte sich die Natur: einfach ein herbstfarbenes Paradies hier oben. Auch die nächste Aufstiegsgelegenheit kurz vor Oberberg lockte uns nicht. Über spannende Karrlandschaft – über uns das Gemmenalphorn – erreichten wir Punkt 1934. Hier galt es die Richtung zu ändern – nicht ohne einen Blick zu den Sieben Hengsten hinüber zu werfen. Vor uns nun der schattenhalb verlaufende steile und felsige Aufstieg zum ersten Gipfel, dem Gemmenalphorn. Natürlich waren wir heute hier oben nicht die einzigen – nachvollziehbar bei diesem tollen Herbstwetter! Panorama-Genuss vom feinsten – und dazu eine ebensolche Gipfelrast. Der Weiterweg in Richtung Niederhorn führte über den Güggisgrat, nirgends wirklich ausgesetzt, aber dennoch nur trittsicheren Berggängern zu empfehlen. Der spannende Gratverlauf führte mal fünfzig Hm runter, dann wieder rauf. Zur linken Schreckhorn, Wetterhorn, Finsteraarhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Blüemlere, usw. – sattsehen unmöglich! Im Abstieg vom Gemmenalphorn, kurz vor der Senke bei P. 1980 war es dann soweit: rechts, im schattig gelegenen zum Justistal abfallenden Hang tummelten sich bestimmt zwei Dutzend Steinböcke – wegen der Lichtverhältnisse schwierig zu fotografieren. Nach einem knackigen Wiederaufstieg erreichten wir den höchsten Punkt unserer heutigen Tour, Burgfeldstand 2063 m. Eindrücklich, wie es rechts (nordseitig) steil abfällt ins 700 m tiefer liegende Justistal. Hier geht der Blick unweigerlich nach Norden zur Sichle, welche den hintersten Punkt des Justistals bildet – wunderschön! Und gegenüber der Sigriswilergrat, an dessen Südflanke ein wohl spektakulärer Weg zu erkennen ist (Gemschiloch, Schafläger, Schafloch, siehe Bilder). Auf dem Weiterweg, immer in Gratnähe, dann noch ein bisschen Kultur – Freilicht-Gipfelkunst „Krieger des Lichts“ des Künstlers Dominic Müller. Ungewöhnlich und doch gefällig! Nun folgte der gut einsehbare Weiterweg, leicht absteigend und wieder aufsteigend zum Niederhorn – wo sich verständlicherweise viele Bergfahrer und -gänger tummelten. Auf der sonnig gelegenen Terrasse genossen wir nochmals und ausgiebig die einmalige Parade der grossen Berner. Es folgte die knieschonende Fahrt hinunter nach Beatenberg.

Wetterverhältnisse:
Traumhaftes Herbstwetter, wolkenlos, sehr sonnig, Temperatur ca. 12°

Wegmarkierung:
weiss-rot-weiss, Wandertafeln

Hilfsmittel:
Stöcke

Parameter:
Tour-Datum: 29. Oktober 2016 (1 Tag)
Schwierigkeit: T3
Streckenlänge: 11.6 km
Strecke: Vorsass (Mittelstation Gondelbahn Beatenberg-Niederhorn) – P. 1736 – Häliloch – Oberburgfeld (P. 1838) – Oberberg (P. 1818), Gemmenalp – P. 1934 (Wendepunkt) – Gemmenalphorn 2061 m – P. 1980 – P. 2050 – P. 2035 – P. 2036 – Burgfeldstand 2063 m – P. 1978 – Niederhorn 1963 m
Aufstieg: ca. 839 m
Abstieg: ca. -443 m
Abschnittzeiten (ohne Pausen):
03:00 h Vorsass bis Gemmenalphorn
01:15 h Gemmenalphorn bis Niederhorn
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 16:00 Uhr
GPS-Hardware: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4

Kameras:
Nikon Coolpix P900 (Bridgekamera)
Sony DSC-HV90V

Wildstrubel – Überschreitung

Was für ein Glückstag! Bereits Mitte März abgemacht mit Bergführer Christian Wäfler (Lämmerenhütte), konnten die Bedingungen nicht besser sein. Nach dem Aufstieg auf die Engstligenalp vom Vortag und der Übernachtung im Berghaus Bärtschi standen wir um 04.30 Uhr auf – mühelos, weil wir vor Anspannung ohnehin schon länger wach waren.Nach dem Frühstück dann Start um halb fünf. Im Licht unserer Stirnlampen querten wir die Ebene der Alp („Läger“), um kurz vor Gruebi über eine Brücke links zu halten in Richtung Flyschweng. Auf einer guten Spur begann es richtig steil zu werden – Christian’s Ankündigung, dass sich daran in den nächsten anderthalb Stunden nichts ändere, beruhigte uns, weil so schnell Höhenmeter „gemacht“ werden. Um 06.20 dann die ersten Sonnenstrahlen – die unter uns liegende Alp noch im Schatten liegend. Auf einer Höhe von ca. 2400 m dann der erste Schneekontakt, guter und leicht gefrorener Trittschnee, kaum sichtbare Spuren. Eine halbe Stunde später montierten wir die Steigeisen, und Christian nahm uns ans Seil. Der folgende sehr steile Aufstieg im Firn (ca. 35°) war ein richtiger Genuss – Christian hackte uns jeden Tritt 2-3mal vor. Bei gemächlichen „Arbeitstempo“ erreichten wir bei etwa 2600 m eine Felsrippe, überstiegen diese, um dann auf den Strubelgletscher (unterhalb P. 2751) zu gelangen. Dieser war noch gut eingeschneit – hier soll der Gletscher spaltenreich sein – wir bemerkten davon nichts. In diesem steilen Abschnitt näherten wir uns in einem leicht nach links gezogenen Bogen (in der Nähe bereits vorhandener Spuren) der Schlüsselstelle. Den Früestücksplatz im Blickfeld, war zuerst eine geröllige (und rutschige) Runse zu queren. Dann folgte die sehr steile (und abrutschgefährdete) Steilstufe unterhalb des eigentlichen Früestücksplatzes, welchen wir um 08.00 erreichten. Zu dieser Zeit waren Rösly und Margrit im Bärtschi beim frühstücken – sie haben uns per SMS geschrieben, uns beobachtet zu haben!! Übrigens: Früestücksplatz heisse die Stelle deshalb, weil dann zuhause gefrühstückt werde – vorausgesetzt, man ist früh dran… Wir befanden uns nun auf eine Höhe von ca. 2800 m; über schiefrigen Geröll/Fels erreichten wir den oberen Teil des Ammertegletschers. Auf noch immer gutem Firn hatten wir den letzten steilen Teil vor uns; unterhalb eines mächtigen Ausläufers des Grosstrubels überwanden wir das wohl bald schneefreie Band, um dann etwas flacher ansteigend um 09.00 Uhr das Strubeljoch (3098 m) zu erreichen. Kurze Bemerkung zum Wetter: die leichte Bewölkung kam uns entgegen, weil die Temperatur erträglich war und sich der Firn nicht zu stark aufweichte. Auf dem Strubeljoch dann ein erster Panoramablick zu den Wallisern im Süden – unbeschreiblich! Wir richteten ein Rücksackdepot ein, um dann in Richtung Ost den ersten Gipfel anzustreben. Eine halbe Stunde später, nach einer Gesamtaufstiegszeit von 4 Stunden, standen wir auf dem Grossstrubel (3243 m) – keine schlechte Leistung für uns Senioren! Und was für ein überwaltigendes Erlebnis! Nach etwa 20 Minuten Gipfelgenuss der Abstieg über den Firn zurück zum Rücksackdepot, wo wir uns etwas stärkten.

Vor uns die etwa 1800 m lange Strecke zum Mittelgipfel (3243.5 m). Die etwa 140 Aufstiegsmeter waren eine einzige Panoramawanderung, links im Süden die Walliser Hochalpen, rechts im Norden die der Ausblick nach Adelboden und Lenk. Allerdings galt es aufzupassen, weil die Firngrate teilweise verwächtet waren; Christian führte uns souverän hinüber. Den Mittelgipfel kannten wir ja schon von unserer Schneeschuhtour vom 6. Februar 2015. Kurz nach elf Uhr standen wir oben – Genuss pur, ausgezeichnete Fernsicht, wenig Wind, schönstes Wetter! Nach ausgiebiger Gipfelrast dann Beratung über das weitere „Programm“. Wir entschieden, den dritten Gipfel (den Lenkergipfel, 3243.5 m) auszulassen. Die so gewonnene halbe Stunde wollten wir „investieren“ in einen (späteren) gemütlichen Hüttennachmittag (Siesta, und so!).

Für den Abstieg auf dem auch hier gut eingeschneiten Wildstrubelgletscher entledigten wir uns der Eisen; der aufgeweichte Firn war auch ohne sehr gut zu begehen (selbstverständlich noch immer angeseilt!). Zügig erreichten wir die Steilstufe beim bekannten Gletscherauge bei ca. 2850 m. Auch in diesem Bereich waren die unter uns liegenden Spalten nicht zu sehen. Wir bewegten uns in Richtung Mittelmoräne und überquerten diese. Kurz vor dem Brücklein (eine Art Leiter) unterhalb des Lämmerenhorns war abseilen angesagt. Die verbleibende Strecke bis zur Hütte dann über schwarzgrauen Schutt und Stein – ziemlich staubig! Die Lämmerenhütte erreichten wir nach (gemütlichem Abstieg) um 13.45 – gerade richtig zu Kaffee und Kuchen!

Ein Wort zur Lämmerenhütte:
Seit 23 Jahren wird diese vom Hüttenwartehepaar Barbara und Christian Wäfler geführt. Die Hütte liegt aussichtsreich auf einem Felsplateau unterhalb des Lämmerenhorns auf 2507 m. Der phänomenale Ausblick auf den Lämmerenboden, den Gemmipass und zu den bekannten Gipfeln in der Nachbarschaft (Daubenhorn, Rinderhorn, Altels). Für heute Montagabend waren 13 Gäste angemeldet; dank dieser Belegung durften wir einen Schlafraum ganz für uns alleine nutzen. Die Lämmerenhütte ist ein richtiges Bijou, und sie wird erstklassig geführt – unser grosses Kompliment der Familie Wäfler! Wir kommen wieder!

Fazit:
Nach unserer Winterbegehung im Februar dieses Jahres ging für uns ein vorerst etwas abenteuerlicher, aber grosser Wunsch in Erfüllung – die Überschreitung von der Adelbodner Seite her. BF Christian meinte im Nachhinein, „dass es diese Tour schon noch in sich habe“ – ein schönes Kompliment für unsere Leistung. Wir waren sehr erstaunt darüber, wie wir die doch sehr lange und fordernde Tour bewältigten, ohne Erschöpfung, ohne Krampf… Das war unsere bislang schönste Hochtour.

Parameter:
Tour-Datum: 29. Juni 2015
Strecke: 13.009 km
Engstligenalp (Berghaus Bärtschi) – Läger – Flyschweng (P. 2216) –
P. 2591 – Strubelgletscher – Früestücksplatz – Ammertegletscher – Strubeljoch – Grossstrubel – Strubeljoch – Mittelgipfel – Wildstrubelgletscher – Lämmerenhütte SAC
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Aufstieg: 1594 m
Abstieg: -1028 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 9 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: ca. 7 Std. 23 Min.
GPS-Maschine: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4

Kameras: Nikon Coolpix P900 und Nikon D7000

Gsürweg – faszinierende Schiefer-Runsen hoch über Adelboden

Gestern Donnerstag in Adelboden angekommen, haben wir uns gemütlich eingerichtet in der Ferienwohnung von Freunden. Heute stand eine Einlauftour auf dem Programm: der Gsürweg durch die mächtige Runsenwelt, welcher unterhalb des Gsür (2708 m) verläuft. Die ersten 600 Hm vernichteten wir mit Hilfe der Luftseilbahn auf die Tschentenalp (erste Bergfahrt 9 Uhr). Dort angekommen, genossen wir erst einmal das Super-Panorama auf der Terrasse des Bergrestaurants. Erstaunlich wenig Betrieb hier oben – noch! Nach dem z’Morgekafi der Aufstieg zum ersten und heute einzigen Gipfel (Schwandfälspitz 2025 m). Ab hier über den erst breiten, dann zunehmend enger werdenden Grat bis P.2123, wo die deutlich sichtbare Spur nordwestlich haltend zum Gsürweg führte. Schlagartig veränderte sich die Unterlage (Schiefergeröll und -platten statt Weiden). Der eigentliche Gsürweg (weiss-blau-weiss) verläuft hier auf einer Höhe von 2160 bis 2180 m. In leichtem Auf und Ab galt es immer wieder wasserführende Geröllrunsen zu überqueren. Zumindest Trittsicherheit war schon gefordert! An einigen Überquerungen mussten wir die Hände aus den Hosentaschen nehmen. Zu Beginn staunten wir etwas über dieweissblaue Markierung, im weiteren Verlauf kapierten wir. An einigen Stellen waren mit Altschnee gefüllte Rinnen zu über- oder unterqueren, was wegen der Steilheit und der brüchigen Unterlage tükisch war. Die Schwierigkeit für die ca. 2.5 km lange Strecke sahen wir bei der heute trockenen Witterung bei T3+. Zusätzlich erschwerend: das phänomenale Panorama sorgte laufend für Ablenkung.

Auf der Furggialp angekommen, entschieden wir uns für den steilen Abstieg zur Schärmtanne hinunter. Bei P.1972 war noch eine letzte mit Altschnee gefüllte Runse zu überqueren – wir umgingen den stark unterspülten und nicht sehr vertrauenserweckenden Schneedeckel so gut es ging. Ab P.1811 wurde es dann nicht nur sehr steil, sondern auch ruppig. In Serpentinen führte der steile Pfad durch die alten Lawinenverbauungen, hinunter zur Schärmtanne. In der sonnig gelegenen Gartenwirtschaft genossen wir eine Stärkung, vor uns der Blick hinauf zum bekannten Skigebiet (Sillerenbüel, Hahnenmoos). Die ca. 3 km lange Strecke bis nach Adelboden führte uns über die heute nicht stark befahrene Strasse – vorbei an wunderschönen Chalets.

Fazit:
Unser Wunsch, diese Einlauftour bei schönstem Sommerwetter zu erleben, hat sich voll erfüllt! Die Bilder beweisen es… Und das Wetter für die nächsten Tage soll (noch) besser werden – also freuen wir uns auf den eisblauen Montag zur geplanten Hochtour (Wildstrubel-Überschreitung)!

Parameter:

Tourdatum: 26. Juni 2015
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 10.6 km: Luftseilbahn Adelboden-Tschentenalp – Schwandfälspitz – Gsürweg (P.2013 – P.2160 – P.2182 – P.2146 – P.2153) – P.2142 – Furggialp – P.1972 – P 1811 – Lawinenverbauungen – Schärmtanne – Stigelschwand – Adelboden
Aufstieg: ca. 310 m
Abstieg: ca. -882 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 40 Min.

Hohtürli 2778 m – Blümlisalphütte SAC 2834 m

Vortag, Anreise
Das ursprüngliche Vorhaben (Oberengadin) haben wir aufgegeben wegen der unsicheren Wettervorhersagen. Die Griesalp (in bester Erinnerung von unserem Winter-Aufenthalt im Februar 2013) mal im «Sommer» für ein paar Tage zu erleben, war die Alternative. Anreise bei passablem Wetter am Donnerstag – die «steilste Bergpoststrecke Europas» kurz vor dem Ziel – winters wie sommers spektakulär! Morgen dann unser Hochzeitstag! Zum Anlass wollten Renaiolofrau und -mann sich heute eine schöne Bergtour gönnen. Zur Auswahl standen Hohtürli (über Bundstock – Schwarzhore) und Sefinenfurgge (über Gspaltenhornhütte). Wie oft in diesem Sommer 2014 machte uns das so nicht vorausgesagte (regnerische) Wetter einen dicken Strich durch unsere Pläne. Jaja, ich weiss: es gibt kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung. Also etwas länger schlafen, etwas ausgiebiger frühstücken, und los ging’s in Richtung Gamchi – in der Hoffnung, dass es wenigstens bis zur Gspaltenhornhütte reichen würde. Im Gamchi angekommen, änderten wir unseren Plan; Abzweigung über den Gamchibach, dann hochzusteigen bis P. 1967 (Oberloch), von dort dann zurück über die Bundalp zur Griesalp. Im Aufstieg wurde der Regen immer stärker, so dass wir endlich unsere Regenbekleidung amortisieren konnten. Der sehr rutschige Untergrund bewegte und bald zur Umkehr. Auf dem Rückweg auf gleicher Strecke, auf der uns lediglich zwei Wanderer begegneten. Nach 9.3 km und ca. 730 Auf- und Abstiegsmetern erreichten wir das Golderli, wo es zum Abschluss einen dieser sagenhaften handgezogenen Apfelstrudel mit Vanilleglace. Mittlerweile «belästigte» uns sogar die Sonne – wir dürfen also zuversichtlich sein für die morgige Hochzeits-Tour!

Tourenbericht
Frühmorgendlicher einäugiger Blick unter der warmen Bettdecke – endlich! Was für ein tolles Wetter! Nichts wie raus, schnelles Frühstück, und los ging’s, direkt hinter dem Hotel stiegen wir auf (gelb ausgeschildert Richtung Hohtürli). Erst über eine Fahrstrasse bis Dündenessli, dann links haltend in Richtung Bundstäg, oberhalb der Alphütte den Bergbach querend. Ab hier durch den Wald aufsteigend, steil und holprig – und weil schattig, noch nass und rutschig. Nach ein paar Minuten erreichten wir die sonnigen Weiden der Underi Bundalp und später die Oberi Bundalp. Hier gönnten wir uns einen zweiten Zmorgekafi. Eigentlich wollten wir über Bundstock (2756 m) und Schwarzhore (2786 m) aufsteigen. Nach kurzer Beurteilung entschieden wir uns doch für den klassischen Aufstieg zum Hohtürli. Grund waren vor allem Bedenken betreffend der Kondition von Renaiolomann (heute letzter Tag einer zehntätigen Antibiotika-Therapie); denn diese Variante hätte ca. 1.5 Std./ca. +300 Hm länger gedauert. Die Entscheidung sollte sich auch wegen der Wetterentwicklung als richtig herausstellen. Also schritten wir erst auf der Alpstrasse Richtung Alp Bundläger, um diese dann bei P. 1881 rechts hochsteigend zu verlassen. Zügig und ohne (konditionelle) Probleme näherten wir uns dem unterhalb des Schwarzhore liegenden Hohtürlihang. Zunehmend steiler werdend führte der geröllige, aber abgetrocknete Pfad über moränenartiges Gelände. Auf einer Höhe von ca. 2400 m war dann eine ca. 50 m breite steinschlag-gefährdete Stelle zu queren – versehen mit entsprechenden Warnschildern. Ab ca. 2500 m verlief die gut angelegte und nicht ausgesetzte Spur unterhalb einer gewaltigen Felswand steil hoch in Richtung der teilweise im Nebel sichtbaren Treppe. Entgegen unserer Befürchtung waren relativ wenige Berggänger unterwegs – jedenfalls bildete sich kein Stau. Die etwa 280 teilweise hohen Treppenstufen hatten es in sich! Etwas ausser Atem erreichten wir den Übergang Hohtürli auf 2778 m. Vor uns der spektakuläre Blick auf die vom Öschinensee herauf führende Aufstiegsstrecke, zur linke die «Blüemlere», und zur rechten die Gratspur zum Schwarzhore und zum Bundstock. Im Aufstieg unterhielten wir uns darüber, diese Strecke für den Rückweg zu machen – aber wie die Bilder zeigen, verwarfen wir diese Idee wegen der Wettersituation. Nach einer kurzen Verpflegungspause an sonniger Aussichtslage stiegen wir hoch zur 56 Hm höher stehenden Blümlisalphütte SAC; auf deren schönen Sonnenterasse genossen wir das Panorama und den Tee. Die Hütte liegt wunderbar, gefällt uns ausgezeichnet, nur einen Makel hat sie: die Blüemlere ist von hier leider nicht vollständig zu sehen… Aufbruch zum Abstieg, unterhalb Hohtürli nun wieder die «Rolltreppe» hinunter – Konzentration war geboten, weil Misstritte und Stolperer fatale Folgen hätten. Während unseres Abstiegs begegneten uns zunehmend Scharen aufsteigender Berggänger (Grüessech, grüessech…!). Im Bergrestaurant Oberi Bundalp gab’s eine durstlöschende Pause. Gestärkt und bei mittlerweile etwas eingetrübter Wetterlage machten wir uns auf den weiteren Abstieg, vorbei an schönen Simmentalerinnen. Die Griesalp erreichten wir (ohne Regentropfen!) um ca. 17 Uhr – gerade rechtzeitig zum Apéro! Ach noch etwas: im Restaurant des Griesalp Hotelzentrum wird vorzüglich gekocht – und die Auswahl an guten CH-Weinen ist ausgezeichnet (und erst noch zu moderaten Preisen).

Fazit:
Ein Bilderbuchtag! Lange und anstrengende Tour zwar, aber deshalb äusserst befriedigend.

Hilfsmittel:
Bergschuhe, Stöcke, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 6. September 2014
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 14.25 km, Griesalp 1408 m – Dündenessli 1473 m – Underi Bundalp 1686 m – Oberi Bundalp 1867 m – P. 1881 – Hohtürli 2778 m – Blümlisalphütte SAC 2834 m – Rückweg auf gleicher Strecke
Aufstieg: 1484 m
Abstieg: ca. -1484 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 6 Std. 15 Min.

Griesalp 4ǀ4: Chistihubel 2216 m

An unserem letzten Tourentag von der Griesalp aus war Chistihubel das Ziel – ein Klassiker für Wintertouren. Anfänglich angenehm steigend, wählten wir (wohl im Übermut) kurz vor Obere Dünde die direkte Aufstiegsspur. Der südost ausgerichtete Hang hatte es (für uns jedenfalls) in sich; jedenfalls betrug die Neigung bis >30°. Die Spur war sehr gut tragend, trotz fortgeschrittener Zeit (halb zwölf). Die Strecke für die 300 Hm ab Obere Dünde bis zum Gipfel betrug ca. 1.1 km und wir gingen mit dem nötigen Respekt und entsprechender Vorsicht an die Sache ran. Schliesslich bestand zu keinem Zeitpunkt wirkliche Gefahr. Pünktlich und kurz vor zwölf auf dem Gipfel dann das reine Vergnügen. Wiederum gehörte der Berg uns allein, und das Panorama war einfach phänomenal. Nach ausgiebiger Gipfelrast wählten wir für den Abstieg eine westlich gegen den Dündegrat verlaufende Spur, welche wir zum Vergnügen oft in einer direkten «Abfahrt» abkürzten – reines Pulververgnügen! Wie immer bei solchen Verhältnissen, waren wir im Abstieg viel schneller; nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir die Griesalp wieder – wo wir uns an der Sonnenseite des «Kurhauses» erholten. Dann das bereits bekannte Programm: Siesta, Apéro, leckerer Znacht, und dann gute Nacht😔. Morgen Samstag ist Abreisetag – leider! Aber wir kommen wieder – dann mal im Sommer! Dem Griesalp-Team ein herzliches Dankeschön für die tolle Gastfreundschaft!

Fazit:
E
in klassisch schöner und einsamer Wintertag bei angenehmen Bedingungen.

Wetterverhältnisse:
V
iel Schnee (weit über 1 m), Pulver, ungetrübter Sonnenschein, angenehme Temperaturen im Minusbereich, kaum Wind.

Lawinengefahr:
Laut SLF Stufe 2 mässig; in den letzten Tagen ohne Neuschneezuwachs, im Lauf des Tages und je nach Exposition Gefahr von Trockenschneelawinen oder im Tagesverlauf von Nassschneelawinen.

Hilfsmittel:
Schneeschuhe, Stöcke, Sonde, Schaufel, GPS

Parameter:
Tour-Datum:
1. März 2013
Schwierigkeit: WT3
Strecke: 8.7 km, Griesalp 1408 m – Dünde Mittelberg 1725 m – P.1873 – Chistihubel 2216 m – P.2096 – Obere Dünden 1975 m – P.1873 – Dünde Mittelberg 1725 m – Griesalp 1408 m
Aufstieg: 828 m
Abstieg: -844 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 09:30 bis 14:30 Uhr

Griesalp 3ǀ4: Schneeschuhtrail (zur Erholung)

Wie schon im Bericht vom Vortag fasse ich mich weiter kurz. Den gestrigen Festtag (allem  voran der Abend…) war uns trotz erholsamer Nacht etwas in die Knochen gefahren (um es gepflegt auszudrücken). Also war heute eine Wellness-Rundtour angesagt. Dazu bot sich der Griesalp-Schneeschuhtrail Nr. 4 geradezu an. Auch wenn wir uns absichtlich «leicht vertan» haben und die Tour wegen Unterforderung durch eine Zusatzschlaufe verlängerten, erfüllte dieser Tag unsere Erwartungen voll. Der gemütliche Abschluss im Naturfreundehaus Gorneren auf der voll der Sonne ausgesetzten Terrasse war ein Vergnügen. Natürlich nicht ohne den Genuss eines «einfachen» Zvieriplättlis (einheimischer Käse und ebensolche Wurst, dazu hausgemachtes Brot) – so lässt sich der erste Tag als Rentner bestens abschliessen. Abschliessen? Jetzt schnell «nach Hause» – im Hotel Griesalp wartet ja bereits der auf 38° eingeheizte Hot Pot! Was für ein erholsames Vergnügen, mit Blick zu Niesen, Aermighorn und Aabeberg – mit einem Glas Schaumwein in der Hand (geschlagene 60 Minuten haben wir das ausgehalten!). Zensur schlägt zu: keine Bilder von diesen Szenen! Nach kurzer «Zimmerstunde» erwartete man uns schon wieder zum feinen Abendessen. Einfach Klasse, wie die das hier machen! Nach dem Znacht ab in die Federn, denn morgen geht’s auf den Chistihubel.

Fazit:
E
in wiederum klassisch schöner, sonniger Wintertag bei angenehmen Bedingungen.

Wetterverhältnisse:
V
iel Schnee (weit über 1 m), Pulver, wolkenlos und sonnig, angenehme Temperaturen im Minusbereich, kaum Wind.

Hilfsmittel:
S
chneeschuhe, Stöcke, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 28. Februar 2013
Schwierigkeit: WT1
Strecke: 5.8 km, Griesalp 1408 m – Dündenessli 1473 m – Bundstäg 1488 m – Blaehmad – Bürgli 1617 m (Wendepunkt) – Steinenberg 1467 m – Naturfreundehaus Gorneren 1475 m – Golderli 1440 m – Griesalp 1408 m
Aufstieg: 300 m
Abstieg: -300 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 1 Std. 50 Min.

Tageszeit: 10:30 bis 14:30 Uhr

Griesalp 2ǀ4: Aabeberg 1964 m

Was für ein schöner Tag heute – so sollten Geburtstage immer sein! Nach ausgezeichneter (ungewohnt ruhiger) Nacht und nach einem tollen Frühstück starteten wir erst um halb Elf zur geplanten Tour auf den Aabeberg. Für einmal fasse ich mich jetzt ungewohnt kurz – die Bilder liefern die Erklärung. Nur so viel: es war bestimmt ein (Geburts-)Tag der schönsten Art – einfach nur toll, dass wir (Doris und ich) das zusammen erleben dürfen. Wunderschöne, hochwinterliche Eindrücke bei Bilderbuchwetter. Und nach der «Arbeit» dann Einkehr im Restaurant Golderli, wo uns der Golderlikafi die teilweise verlorene Kraft wiederbrachte. Nach Rückkehr im Hotel gab es (der Reihe nach) eine Siesta, dann einen Super-Znacht, anschliessend eine wiederum ruhige zweite Nacht.

Fazit:
Ein klassisch schöner und genussvoller Geburtstags-Wintertag bei angenehmen Bedingungen.

Wetterverhältnisse:
Viel Schnee (weit über 1 m), Pulver, viel Sonne und wenige Schönwetterwolken, angenehme Temperaturen im Minusbereich, kaum Wind.

Lawinengefahr:
Laut SLF Stufe 2 mässig; in den letzten Tagen ohne Neuschneezuwachs, im Lauf des Tages und je nach Exposition Gefahr von Trockenschneelawinen oder im Tagesverlauf von Nassschneelawinen.

Hilfsmittel:
Schneeschuhe, Stöcke, Sonde, Schaufel, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 27. Februar 2013
Schwierigkeit: WT3
Strecke: 7.4 km, Griesalp 1408 m – Naturfreundehaus Gorneren 475 m – P.1483 – P.1682 – Hasebode 1717 m – Aabeberg 1964 m – Chanzel 1885 m – weiterer Abstieg wie Aufstieg
Aufstieg: 615 m
Abstieg: -643 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 45 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 15:00 Uhr

Lawinengefahr:
Laut SLF Stufe 2 mässig; in den letzten Tagen ohne Neuschneezuwachs, im Lauf des Tages und je nach Exposition Gefahr von Trockenschneelawinen oder im Tagesverlauf von Nassschneelawinen.

Griesalp 1ǀ4: Aufstieg ab Kiental

Den Eintritt in den (Un-)Ruhestand zusammen mit Doris zu «feiern» war die Idee – aber wo? In den Bergen selbstverständlich! An einem Ort, wo es nebst Ruhe und gutem Essen für einmal auch etwas luxuriöseres sein darf. Die Griesalp, und dort das Griesalp Hotelzentrum sollte es sein – und zwar für vier Tage. Schliesslich war bestes Wetter angesagt (unten grau, oben blau). Was uns geboten wurde, hat unsere Erwartungen übertroffen: wunderschöne Hotelanlage in märchenhaft schöner Winterlandschaft, erstklassiges Essen, motiviertes Griesalp-Team, ein Volltreffer in jeder Beziehung!

Nun gut, die Griesalp ist (zum Glück) nicht einfach zu erreichen, am schönsten und einfachsten natürlich zu Fuss. Was im Sommer die mit die steilste Postauto-Strecke Europas  ist, kann im Winter – vor allem in diesem Winter – nicht befahren werden. Deshalb verirren sich nur ein wenige Gäste dorthin; mehrheitlich Skitüreler und Schneeschuhwanderer eben. Und weil zur Versorgung auch Schneemobile zur Verfügung stehen (müssen), werden damit auch weniger Berggängige für eine Griesalp-Tour motiviert. Dagegen ist nichts einzuwenden – für uns kam nur der Aufstieg auf Schneeschuhen in Frage. Wie auch immer: im Bären in Kiental Dorf haben wir uns gestärkt (mit einer Käseschnitte!). In unmittelbarer Nachbarschaft den PW abgestellt (grosser, gebührenfreier Parkplatz bei der Postautohaltestation «Ramslauenen»), ging es gleich zur Sache mit dem Einlaufen. Gemütlich liefen wir den Talweg entlang der Chiene durch tiefwinterlich verschneite Landschaft – immer das Blüemlisalp-Massiv vor Augen. Bald und nach leichter Steigung erreichten wir das Gelände des Tschingelsees – vom See war natürlich nichts zu sehen; der ist ohnehin nicht sehr gross und besteht zur Hauptsache auch Rinnsalen und Sandgeschiebe. Eine unglaublich märchenhafte Landschaft hier oben! Und wenig erstaunlich, dass wir hier jahreszeiten-bedingt keine Völkerwanderung erlebten (also nichts mit «Grüezi» resp. «Grüessech»…).

Am Ende des Tschingelsees wurden wir unmissverständlich darauf aufmerksam gemacht auf eine kurze, aber heftige Anstrengung – gut so! Die solide eingeschneite Bergstrasse in der Griesschlucht verliessen wir schon bald, dort nämlich, wo beim mystischen Hexenkassel auf eine alternative Spur hingewiesen wurde: nach schnellem Blick in dieses grosse «Tiefkühlfach» überschritten wir einen kleinen Steg und testeten dabei unser Gleichgewichtsgefühl. Jetzt wurde der Ausstieg steiler, führte vorbei am Pochten(eis)fall, mehrheitlich durch den Wald hoch, immer aber auf guter Spur (danke allen Vorspurern!). In diesem Gebiet sollen ca. dreissig Gämse leben – eine davon posierte ungehemmt vor unserer Kamera. Nach etwa 20 Minuten passierten wir das geschlossene Hotel Waldrand Pochtenfall. Wenig später erreichten wir den für heute höchsten Punkt, um etwas unterhalb des Restaurants Golderli auf der Bergstrasse zum Griesalp Hotelzentrum zu «spazieren». Dort wurden wir sehr nett willkommen geheissen, zuerst mal von der Mischlingshündin Blanca (halb Wölfin, halb Husky), wenig später auch vom Griesalp-Team. Im sog. «Grandhotel» gewannen wir einen ersten Eindruck von dem, was uns in den nächsten vier Tagen erwartete. Und auf dem Balkon die grandios aufgestellte Bergwelt; das morgige Tagesziel Aabeberg präsentierte sich vor uns im frühen Abendlicht. Der währschafte Znacht im gemütlichen Hotelrestaurant stärkte uns für den nächsten.

Fazit:
Ein wunderbarer und einsamer erster Wintertag bei angenehmen Bedingungen.

Wetterverhältnisse:
Viiiiel Schnee, Pulver, ungetrübter Sonnenschein, angenehme Temperaturen im Minusbereich, kaum Wind.

Hilfsmittel:
Schneeschuhe, Stöcke, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 26. Februar 2013
Schwierigkeit: WT2
Strecke: 7.2 km, Kiental 958 m, Parkplatz Postautohaltstelle «Ramslauenen» – Tschingelsee 1150 m – Tschingel Parkplatz 1160 m – Hexenkessel 1180 m – Pochtenfall 1309 m – Pochtenalp 1416 m – Griesalp 1408 m
Aufstieg: 547 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std.Tageszeit: 14:10 bis 17:10 Uhr