Wieder einmal durften wir ein paar Tage bei Manuela und Thomas im schönen Domleschg verbringen. Vom «Armenhaus» in Paspels ist der Ausblick zum Piz Beverin einfach besonders schön – zu jeder Tageszeit! Für heute ausser Reichweite, Schnee ab ca. 2300 m.ü.M.; aber die Gräte am Heinzenberg bieten auch sehr viel, vor allem endlose Aussicht in allen Himmelsrichtungen. Mit dem Postauto ab Paspels über Thusis hoch bis zum Glaspass, den wir kurz nach zehn Uhr erreichten. Mit uns viele Gleichgesinnte, welche hoffentlich nicht alle die gleiche Strecke laufen wollten. Gleich hinter dem Berggasthaus Beverin (heute Dienstag geschlossen) der Aufstieg zum ersten Höhepunkt, dem 280 m höher liegenden Glaser Grat – nicht besonders steil, gerade richtig um bei etwa 6° auf die richtige Betriebstemperatur zukommen. Jedenfalls entledigten wir uns bald der äussersten Schicht. Zwar schien die Sonne freundlich, im Gebiet östlich des Domleschg waren aber regnerische Ausläufer zu beobachten. Diese würden uns heute nichts anhaben können, weil die Südwestwinde dafür sorgten. Auf dem Glaser Grat angekommen, öffnete sich der Tiefblick ins uns bereits vertraute Safiental und den westlich gelegenen Bergen (Güner Horn 2851 m, Piz Signina 2848 m, Fiz Fess 2881), welche bereits weiss überzuckert waren. Ein wunderbarer Regenbogen über dem Güner Lückli brachte zusätzlich Farbe. Jetzt folgte der leichte Abstieg zum Punkt 1989, wo Manuela wieder zu uns stiess; sie hatte den Grat gemiedenundwanderte mit Hüttenhund Miro über die Bruchalp via ehem. Lüschersee. Hier entschieden wir, die Lüschalp zu queren (den Lüschgrat also auszulassen). Auf der bereits geschlossenen Alp Lüsch (1974 m), dort wo sich im Winter Skihäsli und Skihasen in der «Lüsch Älpli Bar» treffen, wanderten wir auf der Alpstrasse die Höhe haltend zum Bischolpass (1999 m). Einige Schritte vorher der betörende Blick über die Pascuminerseelein hinweg zum im Osten verlaufenden Grat mit den Gipfeln Fulhorn, Fulenberg, Stätzer Horn, und in der hinteren Reihe Parpaner Rothorn, Aroser Rothorn, Lenzer Horn und Piz Linard. Vorbei am geschlossenen Sommerbeizli «Hermisch Hüschi» hielten wir beim Punkt 2018 rechts in Richtung Parsiras. Links führte ein Pfad auf den Tguma (2163 m). Etwas oberhalb Parsiras nutzten wir die Gelegenheit, auf einer voll besonnten Bankniederlassung vor einer kleinen Hütte zu rasten. Manuela’s Menü schmeckte ausgezeichnet; zum Dessert gab’s sogar Schoggi. Und dann passierte etwas Ver-rücktes: mitten auf der Alp lockere Gymnastik-Übungen: dehnen, Liegestützen, Hampelmänner-Hüpfen bis (fast) zum Umfallen. Und alles im Video festgehalten (und temporär zur Schau gestellt). «Herrliche» Social Media-Welt – und Hüttenhund Miro schaute dem Treiben leicht verwirrt zu. Ein Glück nur, dass wir nicht beobachtet wurden; um eventuell aufdringlichen Fans auszuweichen, mieden wir den Weiterweg über den WW nach Parsiras – also die Höhe haltend, ab durch die Heidelbeeren, für zwei km weglos über die Alp da Sarn, ab und zu mal ein Kuhweglein nutzend, aber sonst ziemlich Tundra-mässig – herrlich! Nach diesem Intermezzo erreichten wir bei Punkt 1948 eine weitere Alp. Hier führen zwei Pfade hoch zum Grat; wir entschieden uns für den Aufstieg zur Präzer Höhi. Auf halber Strecke wählten unsere (vielleicht doch etwas entkräfteten?) Girls, begleitet von Miro, den direkten Weg hinunter zur Präzer Alp. Wir zwei Oberturner «spurteten» hoch zum Grat, wo wir auf weitere Gratwanderer trafen. Jetzt noch 40 Hm bis zum Gipfelchen mit Kreuz. Toll der Ausblick ins Tal der Rabiusa hinunter und zur Rheinschlucht hinüber. Jetzt folgte der Abstieg auf dem Grätchen, teilweise schmal, aber nie ausgesetzt. Nach einem Km (kurz vor P.1981) eine Haarnadelkurve nach rechts, und nach weiteren 600 m über die Alp Gronda hinunter war die Präzer Alp erreicht. Wiedervereinigt machten wir uns auf die 550 Hm Abstieg in Richtung Präz. Diese 4.5 km hatten es in sich, nicht allein der Hm wegen. Erst verlief die gut markierte Strecke nach N über Ruegnas, dann nach einer Richtungsänderung nach Prau da l’Alp hinunter. Die Alpstrasse überquerend in Serpentinen vorbei an einigen schön hergerichteten Maiensässen hinunter bis Saloms. Hier in einem weiten Bogen nach S ausholend bis Pranzolas. Kurz vor dem Tignezer Tobel die bekannte Warnung vor Muttertieren. Am Durchgang wurden wir bereits erwartet von einigen gwundrigen Jungtieren (ohne Mütter). Den leicht nervösen Hüttenhund Miro an die kurze Leine, immer bereit ihn loszulassen. Die (friedlichen) Tiere wichen zurück, so dass wir vorsichtig und ruhig weiter absteigen konnten. Weiter unten bei Runcaleda nochmals etwas «Action» – ein paar Tiere versammelten sich an einer engen Stelle, die wir aber problemlos umgehen konnten. Nach diesen etwas grenzwertigen Situationen war Prau Sdunon und wenig später das Dörfchen Präz erreicht. Nach insgesamt fast 1300 m Abstieg waren wir froh, ins Tal abfahren zu können. Unterwegs erwartete uns allerdings weitere «Action», weil die Durchfahrt Dalin vollständig gesperrt war (Baustelle, Strassenerneuerung). Aber irgendwie meisterten wir auch diese Herausforderung. Der Rest ist rasch erzählt: leicht ermattet in Paspels angekommen, gings es rasch unter die Duschen; dann folgte die letzte «Herausforderung» des Tages: Nachtessen im Campell in Sils i. D. Die Küche verdient uneingeschränktes Lob (Wild ausschliesslich aus einheimischer Jagd).
Fazit:
Ein von A bis Z genussvoller und äggschenreicher (Wander-)Tag mit Manuela, Thomas und Hüttenhund Miro – danke herzlich und gerne wieder einmal!
Wetterverhältnisse:
Ideales Herbstwanderwetter, anfänglich etwas Bewölkung, zunehmend sonnig, trockene Witterung bei ca. 6 bis 11°, an exponierten Stellen wenig Wind aus SW
Hilfsmittel:
Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine
Parameter:
Tourdatum: 8. Oktober 2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: 17.1 km, Glaspass (1846 m) – Glaser Grat (2124 m) – Lüsch (1974 m) – Bischolpass (1999 m) – P.2018 (Verzweigung Tguma) – P.1893 (oberhalb Parsiras) – weglos über die Alp da Sarn zu P.1948 – Präzer Höhi (2120 m) – P.2069 – Alp Gronda, Präzer Alp (1883 m) – Ruegnas – Prau da l’Alp (1661 m) – Saloms – Pranzolas – Runcaleda – P.1347 – Prau Sdunon – P.1231 – Präz (Parkplatz und Postautohaltestelle)
Aufstieg: ca. 650 m
Abstieg: ca. -1270 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 55 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 16:35 Uhr
2 Gedanken zu „Gratwanderung am Heinzenberg“
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oft war ich – vor vielen Jahren – „dort oben“: eine herrliche Region, von welcher ihr tolle Herbstfotos gepostet habt!
Gern möchte ich wieder mal auf den Glaspass und den Beverin 🙂
lg Felix
Lieber Felix, herzlichen Dank fürs Kompliment! In dieser herrlichen Gegend (inkl. Safiental, das Du ja bestens kennst…) sind zu jeder Jahreszeit eindrückliche Wanderungen möglich. Sehr lohnenswert! LG Ruedi