Eine nicht allzu schwierige ÖV-Zweitagestour mit Übernachtung im historischen Berghotel auf der Engstlenalp – das war die Idee! Die Wettervorhersagen lieferten uns die Gewissheit, die zwei schönsten Tage dieser Woche (und wohl für eine längere Zeit) zu geniessen! Abfahrt am Wohnort um 9 Uhr, Bus- und Bahnfahrt über Zürich – Luzern nach Engelberg, Gondelbahn bis Trüebsee, Ankunft 12 Uhr.
Trüebsee – Jochpass – Engstlenalp (T2)
Bei schönstem Herbstwetter starteten wir in der Ebene beim Trüebsee; dort wo der namenlose Bach in das Seelein fliesst, halten wir links (in Richtung S) direkt zum gut sichtbaren Aufstiegsweg, der ab ca. 1800 m.ü.M. in Serpentinen moderat ansteigt. Zur linken die Bahnanlagen mit der Zwischenstation Stand und weiter oben Klein Titlis mit Titlis. Zur rechten die Hügel Jochnasen und Jochboden. Der gesamte Aufstieg war noch gefroren, aber bereits voll besonnt – entsprecht gut zu begehen. Auf dem letzten Abschnitt kurz vor dem Jochpass begegnen wir ein paar Bikern auf Talfahrt, auf für sie vorgesehenem Trail. Auf dem Jochpass (2207 m) dann schnurstraks auf die sonnige Terrasse des Berggasthauses (mit Blick auf das hübsche Jochseeli), Tee und kleine Zwischenverpflegung. Während der kürzlich gefallene Schnee am Jochpass weggeschmolzen ist, waren die markanten nordseitig ausgerichteten Wände der Gipfel Reissen Nollen (3003 m), der kleine Jochgletscher und die Wendenstöcke bereits eingeschneit. In einer Woche ist hier oben Sommersaison-Ende. Nach dem Genuss auf der Sonnenterrasse Aufbruch; direkt neben der Bergstation beginnt der Abstieg – zu Beginn nördlich und nahe des Sessellifts, welcher von der Engstlenalp hochführt. Über die nächsten ca. 2 km verläuft der weiss-rot-weiss markierte Wanderweg wenig steil hinunter zum Saumboden. Der Engstlensee leuchtete uns während des gesamten Abstiegs entgegen. Bei P.1897 erreichten wir den breiten Weg, der die Talstation des Sessellifts erschliesst. Unser Pfad verläuft hier leicht erhöht entlang dem wunderschönen See (ein natürlicher Stausee!). Wir haben die Engstlenalp erreicht und hier liegt auch einer der schweizweit berühmten Kraftorte. Hier steht auch der Engstlenstein, ein eigentlicher Kultplatz! Diesen mythischen Ort haben wir schon mehr als einmal besucht (und uns ewige Liebi geschworen…). Nach einem kurzen und leichten Gegenanstieg erreichten wir wenige Minuten später das Tagesziel, das Hotel und Kurhaus Engstlenalp. Nachmittags um vier, Zeit also, um auf der sonnigen Terrasse eine Latte macchiato zu geniessen. Anschliessend Bezug des hübschen Zimmers (mit Blick zu den Berner Riesen Finsteraarhorn bis Blümlisalp), wo wir uns eine Siesta gönnten. Gut erholt betraten wir um halb sieben den immer wieder beeindruckenden einfach schönen Salle à manger, wo wir den leckeren Gemspfeffer genossen; zum Dessert gabs dann, wie nicht anders möglich, eine halbe Portion Meringues (für zwei).
Engstlenalp – Tannalp – Balmeregghorn – Planplatten (T2, teilweise T3)
Nach einer ruhigen und sternenklaren Nacht der Blick aus dem Fenster: halb acht, wunderschön die Berner Riesen um das Schreckhorn im morgendlichen Licht. Nach dem leckeren Frühstück Aufbruch zur zweiten Tagesetappe; die gesamte Strecke bis Planplatten war mittlerweile voll besonnt. Nach ein paar hundert Metern über die Alp stiegen wir ab Geissplatz auf einem schmäler werdenden, nie aber ausgesetzten Pfad unterhalb der Spycherflue hoch. Auf den letzten paar Metern ist der im Fels verlaufende Pfad (T3) sogar fixseil-gesichert. Nach einer knappen Stunde erreichten wir die Tannalp, wo wir auf der Sonnenterrasse des gleichnamigen Bergrestaurants einen zweiten Kafi genossen. Hier oben war dann schon etwas mehr Betrieb; klar, die nahe gelegene Frutt liefert entsprechende Gäste (mobile und immobile!), welche sogar mit dem extra eingerichteten „Fruttli-Zug“ anfahren können. Etwa dreihundert Meter bis zum Tannensee auf asphaltierter Fahrstrasse, dann hielten wir links, um den Tannensee südlich zu passieren. Bis zur Gumm (Kreuz) und später Ärzegg stiegen wir ohne besondere Anstrengung, dafür mit grossem Vergnügen, hoch auf eine Höhe von ca. 2150 m; zur rechten der Blick auf den Melchsee und Melchsee- Frutt, vor uns die schönen Gipfel Rothorn und Glogghüs und das Balmeregghorn. Zur linken öffnete sich der Blick über das Gental und über die Gadmerflue hinaus bis zu den ennet dem Gadmertal (Sustenpassstrasse) stehenden Sustenhorn, Tierberg und Triftgletscher – sogar die Windegghütte SAC war von blossem Auge zu sehen (nicht aber die Trift-Hängebrücke). Ab Ärzegg wählten wir den Gratweg (T3), der an den leicht nordseitig gelegenen Stellen gottseidank noch gefroren war, an den bereits besonnten Stellen etwas morastig und oft rutschig. Oberhalb der Bergstation des Skilifts Frutt – Balmeregghorn direkt beim Gipfel „besetzten“ wir eine aussichtsreiche Bank, um die mitgebrachten Leckereien zu verzehren und das Panorama zu geniessen. Vor uns (südwestlich) war der ganze Wegverlauf bis Planplatten (Alpentower) einsehbar. Aus der Ferne etwas Respekt vermittelnd, zeigte sich dieser dann aus der Nähe harmlos (T3) – Trittsicherheit ist allerdings Voraussetzung! Denn es geht steil und mehr als 900 m hinunter ins Gental (Gentalhütten 1220 m). Hier zu stolpern oder auszurutschen wäre fatal. Ca. 75 Minuten ab Balmeregghorn erreichten wir Planplatten, wo der Alpentower und die Bergstation stehen, welche von der Mägisalp hinaufführt. Hier geht der Blick 360°, nordwestlich über das Skigebiet Hasliberg hinaus bis Brienzersee, Schrattenfluh, Pilatus usw. So wie es aussieht, sahen die armen Brienzer, Thuner, Luzerner heute kaum Sonne (Nebelmeer sei „Dank“). Jedenfalls gondelten wir über drei Etappen via Mägisalp – Bidmi – Reuti nach Meiringen hinunter (was mit Halbtaxabos zweiundzwanzig Stutz fünfzig kostete – oder „relativiert“ auf die 1638 Hm etwa anderthalb Räppli pro Hm) – keine schlechte „Rendite“ also! Die zehn Minuten bis zum Bahnhof Meiringen dienten dem Abwärmen – merklich kühl war es jedenfalls. Am Bahnhof angekommen wartete um 15:42 Uhr auch schon die Zentralbahn, welche uns bequem und komfortabel über den (eingenebelten!) Brünig nach Luzern brachte. Der Rest der Heimreise dann mitten in der Rush Hour – wir in der Wanderkluft mitten unter gestresstem Business-Pulk. Viertel vor Sieben dann „Landung“ zuhause – gerade rechtzeitig, um den Pizzakurier zu empfangen…. In der Pause des Fussballspiels Ungarn-Schweiz sind wir dann eingeschlafen – und haben prompt die fünf Tore und den Sieg unserer Nati verpasst!
Fazit:
Im Nachhinein die Feststellung, dass es goldrichtig war, diese zwei wohl letzten schönen Tage vor der feuchten Kälte (und dem Schnee) zu nutzen. Wir sind halt Glückskinder!
Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, wenig Bise (am 2. Tag), nachts Minusgrade, tagsüber bis ca. 15° (an der Sonne)
Wegmarkierung:
weiss-rot-weiss, durchgehend gut markiert
Hilfsmittel:
Stöcke
Parameter:
Tour-Datum: 6./7. Oktober 2016 (2 Tage)
1. Tag: Trüebsee – Jochpass – Engstlenalp: Streckenlänge 7.5 km. Strecke: Station Trüebsee – Gütsch (P. 1771) – P.2127 – Jochpass (2207 m) – Saumboden (P.1897) – Engstlensee/Engi (P.1861) – Engstlenalp (1834 m)
Aufstieg: ca. 468 m
Abstieg: ca. -421 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 2 Std. 20 Min.
Tageszeit: 12:30 bis 16:15 Uhr
2. Tag: Engstlenalp – Tannalp – Balmeregghorn – Planplatten: Streckenlänge 11.2 km. Strecke: Engstlenalp (1834 m) – P. 1835 (Geissplatz) – Unterquerung Spycherflue – Tannalp (1974 m) – Tannensee (1976 m) – Gumm (P. 2141) – Ärzegg – Balmereghorn (2255 m) – P.2140 – P.2220 – Unterquerung Erzgrueben (Gumm) – Planplatten (2233 m)
Aufstieg: ca. 675 m
Abstieg: ca. -284 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 14:00 Uhr
GPS-Hardware: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4
Kamera:
Nikon Coolpix P900 (Bridgekamera)
Hallo miteinander,
eine sehr schöne Tour – welche mir als Teilstrecke des in dieser Form leider nicht mehr durchgeführten Mountainman bestens bekannt ist – mit gewohnt schöner fotografischer Präsentation! Da hattet ihr wahrlich „Kaiserwetter“ erwischt 🙂
Herzliche Grüsse
Richi&Susanne
Hoi ihr zwei, danke für den Kommentar und das Kompliment. Bei solchem Wetter ist es einfach, schöne Bilder zu machen. Wäre auch mal eine Tour zu viert (alleine schon des guten Essens wegen:-)). Liebi Grüess Ruedi und Doris
Eine wunderschöne Zwei-Tages-Tour über einen klassischen Pass zur altehrwürdigen Engstlenalp – Gratuliere !
Den Weg von den Planplatten zum Balmeregghorn und retour, bin ich vor einer Ewigkeit mal gegangen, war jedoch noch nie auf der Engstlenalp !
HG Michael
Danke Michael, für den Kommentar. Ein Besuch der Engstlenalp lohnte sich, auch im Winter mit Schneeschuhen! LG Ruedi