Goldauer Bergsturz – Frauenschuh-Paradies

Schon während der ganzen Woche wussten wir, dass heute der Tag der Frauenschuhe sein würde. Die wertvollen Tipps von Franz und Rösli (hikr Fraroe) motivierten uns zusätzlich (herzliches Dankeschön Euch beiden!). Zugegeben: die Tour ist kein Geheimtipp (mehr), deshalb aber nicht etwa minder lohnend; man sollte einfach den richtigen Zeitpunkt für die Hochblütte der Frauenschuhe erwischen – heute war es soweit😊.

Ab Parkplatz Bahnhof Arth-Goldau (10 Franken für 7 Stunden – gern geschehen!) durchquerten wir das Zentrum von Goldau in Richtung Tierpark/Steinen. Kurz vor dem Ortsende bei P. 514 folgten wir links dem Wegweiser Richtung Gnipen und stiegen durch den Schuttwald hoch. Angenehm die Temperatur von ca. 14° um halb neun. Auf Schritt und Tritt erinnerten uns die stummen Zeugen des Goldauer Bergsturzes vom 2. September 1806, der 457 Menschenleben forderte. Bei P. 655 verfehlten wir die Direttissima, weil uns der Wegweiser rechts zur Besenbeiz verführen wollte – was aber richtig gewesen wäre. Kurz vor Härzig fanden wir dann doch noch eine Abkürzung durch den Wald, um (wieder auf der Fahrstrasse) bei P. 818 (in der Haarnadelkurve) rechts abzubiegen und nach ca. 10 m sofort links auf einen leicht zu übersehenden Pfad ins Gestrüpp einzusteigen. Der Tipp von Rösli war goldrichtig: der Pfad führt an einem kleinen Wieslein vorbei, wo wir die ersten Frauenschuh, Zweiblatt und Waldvöglein bewundern durften. Weiter durch den Wald hoch steigend, immer wieder mächtige Nagelfluhbrocken umgehend, erreichten wir bald den Gribsch-Abzweiger, hier kurz nach rechts und nach wenigen Schritten links dem Lehrpfad folgend, begegneten wir auf Schritt und Tritt dem gelben Frauenschuh – und dem einen oder anderen in den Büschen auf der Lauer liegenden Hobbyfotografen. Irgendwie verpassten wir (nicht ungerne) das obere Ende des Lehrpfads, um jetzt weglos zwischen mächtig beeindruckenden Nagelfluhriesen hochzusteigen. In der Hoffnung, nichts Unerlaubtes zu tun, versuchten wir im Aufstieg links zu halten, um wieder auf den Bergwanderweg (weiss-rot-weiss) zu gelangen, ungefähr bei P. 1268. Doris’ Bedenken über unser Tun war schon gerechtfertigt, also aufgepasst! Schliesslich gibt es dort auch einen bei Gewitter gefährlichen (heute aber harmlosen) Bergbach zu queren.

Ab P. 1268 wurde es steiler, und bei voller Sonneneinstrahlung und das Gipfelkreuz vor Augen, kamen wir so richtig ins Schwitzen – endlich ist es richtig Sommer! Die letzten 250 Höhenmeter hatten es in sich. Ab und zu einer Gratwanderung gleichend, dann wieder abgestürzte Brocken übersteigend – und rechts immer der Blick auf die martialisch wirkende Abbruchkante (ob man in dieser auch irgendwie hochkommt?). Gnipen, der Gipfel bei der Abbruchkante, erreicht!  Belohnt wurden wir mit einer wunderbaren Panoramaaussicht – allerdings dank Dunst bei mässigem Fernblick. Gipfelbucheintrag (mit Widmung für Rösly, welche vor 3 Tagen hier oben war).

Nach kurzer Gipfelpause gings weiter Richtung Wildspitz, den wir über den hier oben verlaufenden Schwyzer Panoramawanderweg nach weniger als 30 Minuten erreichten. Schon von weitem war zu erkennen, dass heute auf dem höchsten Zuger Gipfel einiges los war. Biker, Wanderer, und eine diesem Ansturm sehr gut gewachsene Wildspitz-Gastgeberschaft – die Rösti mit Speck und Spiegelei war lecker. Nach dieser Pause zogen wir weiter über die Langmatt. Bei P. 1544 links haltend, erreichten wir nach kurzem Abstieg beim Waldrand einen total verrosteten Wegweiser (wahrscheinlich „Halsegg über Leiterenflue“). Die Forststrasse führte an wenigen Restschneefeldern vorbei hinunter auf eine Lichtung mit einer links stehenden kleinen Holzerhütte – hier geradeaus (nicht links der Forststrasse folgend!) – dann nach etwa 100 m so etwas wie eine Barrikade, welche vielleicht vor Weiterfahrt und Absturz warnen sollte. Bei dieser Stelle rechts in den Wald absteigend – und schon nach einigen Metern links haltend – direkt unterhalb der Barrikade – der Abstieg über die ca. 10 m hohe Metallleiter (sieht spektakulärer aus als sie ist!). Dann auf gleichbleibender Höhe weiter immer auf dem Grat verbleibend. Jetzt hätten wir eigentlich den Türlistock (1502 m) überschritten, aber den Gipfel sahen wir nicht. Also weiter (mangels Wegweiser eben nach Gefühl) rechts haltend auf dem Trampelpfad, der jetzt steil hinunter Richtung Halsegg führte. Nach ein paar hundert Metern dann die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein (siehe Bilder). Nach dem Waldabstieg erreichten wir den Fahrweg zur Halsegg (1341 m), die sehr gut besucht war – klar, sie ist ja auch mit dem Auto zu erreichen😜… Wir zogen es vor, weiter abzusteigen über saftige Weiden und Wiesen über Eigenstall, Änderen, Riedmatt. Den im Stundentakt jeweils **:51 ab Station Sattel-Ägeri fahrenden Zug nach Arth-Goldau (3 Franken/Person Halbtax) zu erreichen, gelang uns mühelos.

Fazit:
Für uns hat heute der Sommer und damit die Bergtourensaison begonnen – mit einer doch längeren und ansprechenden, botanisch einmaligen und wunderbaren Bergwanderung in der schönen Innerschweiz. Das geologisch sehr eindrückliche Gelände am Goldauer Bergsturz hat uns die grosse Tragödie des Bergsturzes lebendig vor Augen geführt.

Hilfsmittel:
Kartenmaterial, GPS-Maschine

Hinweis:
Die Wanderung ist auch für Familien mit berggängigen (nicht zu kleinen) Kindern gut machbar.

Parameter:
Tour-Datum: 8. Juni 2013
Schwierigkeit: T3
Strecke: 13.9 km, Goldau (Parkplatz Bahnhof Arth-Goldau) – P.514 – P. 655 – P.818 – Lehrpfad – P.1268 – Gnipen (1533 m) – P.1567 – P.1540 – Wildspitz (1580 m ) – Langmatt (1544 m) – Leiterenflue (1520 m) – Türlistock (1502 m) – Halsegg (1341 m) – Eigenstall – P.972 – Änderen – Riedmatt – Station Sattel-Ägeri
Aufstieg: ca. 1200 m
Abstieg: ca. -930 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std., Frauenschuh-Fotografie ist zeitaufwändig!!
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 40 Min.
Tageszeit: 08:30 bis 15:30 Uhr

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