Archiv der Kategorie: Bergwanderung T3

Goldauer Bergsturz – Frauenschuh-Paradies

Schon während der ganzen Woche wussten wir, dass heute der Tag der Frauenschuhe sein würde. Die wertvollen Tipps von Franz und Rösli (hikr Fraroe) motivierten uns zusätzlich (herzliches Dankeschön Euch beiden!). Zugegeben: die Tour ist kein Geheimtipp (mehr), deshalb aber nicht etwa minder lohnend; man sollte einfach den richtigen Zeitpunkt für die Hochblütte der Frauenschuhe erwischen – heute war es soweit😊.

Ab Parkplatz Bahnhof Arth-Goldau (10 Franken für 7 Stunden – gern geschehen!) durchquerten wir das Zentrum von Goldau in Richtung Tierpark/Steinen. Kurz vor dem Ortsende bei P. 514 folgten wir links dem Wegweiser Richtung Gnipen und stiegen durch den Schuttwald hoch. Angenehm die Temperatur von ca. 14° um halb neun. Auf Schritt und Tritt erinnerten uns die stummen Zeugen des Goldauer Bergsturzes vom 2. September 1806, der 457 Menschenleben forderte. Bei P. 655 verfehlten wir die Direttissima, weil uns der Wegweiser rechts zur Besenbeiz verführen wollte – was aber richtig gewesen wäre. Kurz vor Härzig fanden wir dann doch noch eine Abkürzung durch den Wald, um (wieder auf der Fahrstrasse) bei P. 818 (in der Haarnadelkurve) rechts abzubiegen und nach ca. 10 m sofort links auf einen leicht zu übersehenden Pfad ins Gestrüpp einzusteigen. Der Tipp von Rösli war goldrichtig: der Pfad führt an einem kleinen Wieslein vorbei, wo wir die ersten Frauenschuh, Zweiblatt und Waldvöglein bewundern durften. Weiter durch den Wald hoch steigend, immer wieder mächtige Nagelfluhbrocken umgehend, erreichten wir bald den Gribsch-Abzweiger, hier kurz nach rechts und nach wenigen Schritten links dem Lehrpfad folgend, begegneten wir auf Schritt und Tritt dem gelben Frauenschuh – und dem einen oder anderen in den Büschen auf der Lauer liegenden Hobbyfotografen. Irgendwie verpassten wir (nicht ungerne) das obere Ende des Lehrpfads, um jetzt weglos zwischen mächtig beeindruckenden Nagelfluhriesen hochzusteigen. In der Hoffnung, nichts Unerlaubtes zu tun, versuchten wir im Aufstieg links zu halten, um wieder auf den Bergwanderweg (weiss-rot-weiss) zu gelangen, ungefähr bei P. 1268. Doris’ Bedenken über unser Tun war schon gerechtfertigt, also aufgepasst! Schliesslich gibt es dort auch einen bei Gewitter gefährlichen (heute aber harmlosen) Bergbach zu queren.

Ab P. 1268 wurde es steiler, und bei voller Sonneneinstrahlung und das Gipfelkreuz vor Augen, kamen wir so richtig ins Schwitzen – endlich ist es richtig Sommer! Die letzten 250 Höhenmeter hatten es in sich. Ab und zu einer Gratwanderung gleichend, dann wieder abgestürzte Brocken übersteigend – und rechts immer der Blick auf die martialisch wirkende Abbruchkante (ob man in dieser auch irgendwie hochkommt?). Gnipen, der Gipfel bei der Abbruchkante, erreicht!  Belohnt wurden wir mit einer wunderbaren Panoramaaussicht – allerdings dank Dunst bei mässigem Fernblick. Gipfelbucheintrag (mit Widmung für Rösly, welche vor 3 Tagen hier oben war).

Nach kurzer Gipfelpause gings weiter Richtung Wildspitz, den wir über den hier oben verlaufenden Schwyzer Panoramawanderweg nach weniger als 30 Minuten erreichten. Schon von weitem war zu erkennen, dass heute auf dem höchsten Zuger Gipfel einiges los war. Biker, Wanderer, und eine diesem Ansturm sehr gut gewachsene Wildspitz-Gastgeberschaft – die Rösti mit Speck und Spiegelei war lecker. Nach dieser Pause zogen wir weiter über die Langmatt. Bei P. 1544 links haltend, erreichten wir nach kurzem Abstieg beim Waldrand einen total verrosteten Wegweiser (wahrscheinlich „Halsegg über Leiterenflue“). Die Forststrasse führte an wenigen Restschneefeldern vorbei hinunter auf eine Lichtung mit einer links stehenden kleinen Holzerhütte – hier geradeaus (nicht links der Forststrasse folgend!) – dann nach etwa 100 m so etwas wie eine Barrikade, welche vielleicht vor Weiterfahrt und Absturz warnen sollte. Bei dieser Stelle rechts in den Wald absteigend – und schon nach einigen Metern links haltend – direkt unterhalb der Barrikade – der Abstieg über die ca. 10 m hohe Metallleiter (sieht spektakulärer aus als sie ist!). Dann auf gleichbleibender Höhe weiter immer auf dem Grat verbleibend. Jetzt hätten wir eigentlich den Türlistock (1502 m) überschritten, aber den Gipfel sahen wir nicht. Also weiter (mangels Wegweiser eben nach Gefühl) rechts haltend auf dem Trampelpfad, der jetzt steil hinunter Richtung Halsegg führte. Nach ein paar hundert Metern dann die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein (siehe Bilder). Nach dem Waldabstieg erreichten wir den Fahrweg zur Halsegg (1341 m), die sehr gut besucht war – klar, sie ist ja auch mit dem Auto zu erreichen😜… Wir zogen es vor, weiter abzusteigen über saftige Weiden und Wiesen über Eigenstall, Änderen, Riedmatt. Den im Stundentakt jeweils **:51 ab Station Sattel-Ägeri fahrenden Zug nach Arth-Goldau (3 Franken/Person Halbtax) zu erreichen, gelang uns mühelos.

Fazit:
Für uns hat heute der Sommer und damit die Bergtourensaison begonnen – mit einer doch längeren und ansprechenden, botanisch einmaligen und wunderbaren Bergwanderung in der schönen Innerschweiz. Das geologisch sehr eindrückliche Gelände am Goldauer Bergsturz hat uns die grosse Tragödie des Bergsturzes lebendig vor Augen geführt.

Hilfsmittel:
Kartenmaterial, GPS-Maschine

Hinweis:
Die Wanderung ist auch für Familien mit berggängigen (nicht zu kleinen) Kindern gut machbar.

Parameter:
Tour-Datum: 8. Juni 2013
Schwierigkeit: T3
Strecke: 13.9 km, Goldau (Parkplatz Bahnhof Arth-Goldau) – P.514 – P. 655 – P.818 – Lehrpfad – P.1268 – Gnipen (1533 m) – P.1567 – P.1540 – Wildspitz (1580 m ) – Langmatt (1544 m) – Leiterenflue (1520 m) – Türlistock (1502 m) – Halsegg (1341 m) – Eigenstall – P.972 – Änderen – Riedmatt – Station Sattel-Ägeri
Aufstieg: ca. 1200 m
Abstieg: ca. -930 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std., Frauenschuh-Fotografie ist zeitaufwändig!!
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 40 Min.
Tageszeit: 08:30 bis 15:30 Uhr

Augenschein auf der Plaun la Greina (Greina-Ebene)

Endlich – nach mehr als einem Monat Bergpause (…der Juni gehörte Liguria und Toscana…) zog es uns definitiv wieder mal in unsere Bergwelt. Dieses «Sommer»-Wetter wollte bislang einfach nicht werden – aber für heute war passables Wetter angesagt. Und man sagte uns, dass unser Tagesziel – die Greina-Hochebene – in der Kampfzone der Wetterfronten liege (oft mit Südeinfluss aus dem Tessin). Eigentlich wissen wir, dass die Greina-Tour eine Mehrtagestour sein sollte (mit Ziel Val Blenio/Olivone TI) – aber wir wollten erst mal einen Augenschein nehmen. Eine lange und anstrengende Tour erwartete uns. Kurz vor zehn Uhr, bei trockener Witterung und angenehmer Temparatur (an der Sonne vielleicht 18 Grad) wanderten wir gemütlich los von Runcahez (Val Sumvitg, beim kleinen Stausee) durch Wald und über schöne Alpen (Tegia Nova, Alp Val Tenigia) und über angeschwemmtes, moorartiges Gelände bis nach etwa 3.5 km der Rein da Sumvitg zu überqueren war. Ab hier etwas steiler und nun zunehmend felsigeres Gelände, immer dem imposant schäumenden Rein da Sumvitg entlang bis P. 1650. Dem schon seit einiger Zeit vor uns liegenden Anstieg nähernd, begann es jetzt richtig zu steigen (Serpentinen, teilweise hohe Stufen); über eine Strecke von ca. 1.6 km waren das immerhin ca. 600 Hm (T3). An einigen felsigen Stellen sind Ketten montiert, die bei Nässe zusätzliche Sicherheit bieten – hier ist definitiv  Trittsicherheit gefordert. Bei kurzer Rast konnten wir die Aussicht ins Val Sumvitg geniessen, und dank Feldstecher (aber auch mit blossen Augen) herumturnende Gämsrudel und auch Steinböcke beobachten, die sich im unglaublich steilen Gelände bewegten – eindrücklich! Vor uns gut getarnt zu erkennen die Terrihütte, doch zuerst galt es etwa 80 Hm abzusteigen und das Wildwasser über einen Steg zu überqueren. Nach kurzem Aufstieg erreichen wir nach einer Strecke von gut 8 km und etwas mehr als 3 Std. die exklusiv gelegene, schöne Terrihütte SAC. Nach kurzer Rast bei Tee und leckerem Früchtekuchen machten wir uns auf den hinter der Hütte ansteigenden Weg zu P. 2257. Eigentlich hatten wir die Absicht, den Muot la Greina (2398 m) zu umrunden und die Plaun la Greina zu überblicken – aber angesichts der fortgeschritten Zeit und der Tatsache, dass wir den (letzten!) Postautokurs in Vrin (Abfahrt 17:25 Uhr) erreichen mussten – wählten wir den direkten Weg. Bereuen mussten wir es nicht – nach dem kurzen Abstieg zu P. 2194 (Camona) lag die spektakuläre Plaun la Greina vor uns. Welch prachtvolle, einmalige und auch einsame Landschaft! Nach diesem Augenschmaus ziemlich steiler, weil direkter Aufstieg zum höchsten Punkt unserer Tour, dem Pass Diesrut (2428 m), Von weitem begrüsste uns schon eine bedrohlich wirkende graue Wand – uns blieb die Hoffnung, den Pass trocken zu überqueren. Nach ca. 40 Min. waren wir oben, ziemlich düster die Witterung hier oben, aber immerhin trocken. Also nichts wie weiter, ein paar ungefährliche Schneefelder querend, über Stock und Stein absteigend über Alp Diesrut bis Tegia Sut (1899 m). Die Witterung nun wieder freundlicher, sogar die Sonne lachte wieder, die Bergdörfer richtiggehend beleuchtend. Puzzatsch (1667 m), unser Tagesziel vor uns. Und der Bus Alpin (welch tolle Einrichtung!) wartete trotz Verspätung auf uns (Dankeschön!). In wenigen Fahr-Minuten war Vrin erreicht, wo auch schon das Postauto wartet. Also hat es geklappt mit dem Wanderfahrplan! Dennoch ein Tipp für NachahmerInnen: ein um 1 bis 2 Std. früherer Start in Runcahez wäre idealer. Jedenfalls müssen wir zugeben, die doch anforderungsreiche Strecke von fast 15 km als Tagestour etwas unterschätzt zu haben. Glücklich und müde traten wir die Heimreise ins Zürioberland an.

Reise:
Hinfahrt ab Ilanz mit der RhB bis Station Rabius/Surrein – dann mit dem Bus Alpin ins Val Sumvigt bis Runcahez.
Rückfahrt ab Puzzatsch (Val Lumnezia) mit dem Bus Alpin bis Vrin, ab dort mit dem Postauto bis Ilanz.

Wetterverhältnisse: Wechselhafte Witterung, immerhin trocken, im Tagesverlauf sogar sonnig, Temperatur um 18°.

Ausrüstung: Feste Schuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 15. Juli 2012
Schwierigkeiten: T3
Strecke: 14.1 km, Runcahez, Val Sumvitg (1277 m) – Run (1338 m) – Tegia Nova (1332 m) – Alp Val Tenigia (1348 m) – Rein da Sumvitg (P. 1409) – P. 1650 – P. 2257 – Camona da Terri (2170 m) – P. 2257 – P. 2194 (Camona) – Pass Diesrut (2428 m) – Alp Diesrut – Tegia Sut (1899 m) – Puzzatsch (1667 m)
Aufstieg: ca. 1512 m
Abstieg: ca. 1143 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std.Tageszeit: 10:00 bis 17:00 Uhr

Gonzen 1829 m via Leitern – Ende November(!)

An diesem auf der A3 von S herkommend bedrohlich (oder beschützend?) über Sargans stehenden Felsbrocken namens Gonzen wollten wir nicht mehr vorbeifahren, ohne ihn mal bestiegen zu haben. Heute Sonntag war er soweit; der Gonzen war unser Ziel. Wir starteten oberhalb Sargans bei Punkt 731 Lauiwald (wer früh ankommt, findet hier wenige Abstellmöglichkeiten an der Strasse). Aufstieg durch den entlaubten und deshalb lichten Staatswald – immer wieder mit schönen Ausblicken ins Heidiland. Wir liessen uns gerne begleiten vom fast schon musikalischen Geräusch unserer Schritte durch das am Boden liegende, trockene Laub – ein herrliches Konzert. Nach ein paar Spitzkehren erreichten wir Cholplatz unterhalb der uns überragenden Felswand des Gonzen. Die nun leicht ausgesetzte Querung bis zu den Leitern verlangte Trittsicherheit; nicht ganz Schwindelfreie werden mit einem fixen Stahlseil unterstützt. Unvermittelt standen wir vor der fast senkrechten und beeindruckenden Planggwand. Wie sollten wir diese überwinden? Ah, hier standen sie auch schon, die zwei senkrecht hinauf führenden Leitern – unterbrochen durch ein kleines Podest; für uns mehr Vergnügen als Herausforderung. Oben auf der Planggwand bot sich uns eine herrliche Aussicht, nicht nur ins Rheintal, auch hinauf zur spektakulär dastehenden Gonzenwand. Nach kurzer Pause stiegen wir durch ein Waldstück auf zum Älpli. Welch prächtiges Höckli hat sich hier jemand gesichert; von Einheimischen haben wir erfahren, dass sich hier ein Appenzeller sein Ruhestandsparadies eingerichtet hat. Die Bank vor dem offensichtlich kürzlich instand gestellten Gebäude lädt ein zu einer kurzen Rast; schliesslich wollten die mitgebrachten Leckereien und der Tee verzehrt werden. Die oberhalb des Älpli liegende Weide querend, nahmen wir den direkten Aufstieg (als Abkürzung):  unmittelbar vor dem Wald links hoch, immer schön der Steinmauer entlang. Die paar steilen, über Weideland führenden Höhenmeter brachten uns ganz schön ins Schwitzen – dabei dachten wir immer wieder an die tollen Kletterfähigkeiten des Alpviehs. Entschädigt werden sie mit wunderbar würzigen Gräsern und Kräutern – und wir mit deren Naturprodukten (Milch, Käse – mmmhhh). Dank solcher Gedanken fiel uns die steile Direttissima doch nicht so schwer. Unterhalb der Lawinenverbauungen (Wang) erreichten wir den von den Rieterhütten herführenden Weg. Weglos, aber auf gut sichtbarer Spur aufsteigend, erreichten wir die ersten Lawinen-verbauungen. Um die massiven und rostfarbenen Konstruktionen im Zickzack zu durchsteigen. Nach der letzten Verbauung ging es mässig steil weiter – den Gipfel vermuteten wir in unmittelbarer Nähe. Tatsächlich, das Gipfelkreuz in Sicht, und ein paar Gleichgesinnte geniessen die tolle Aussicht. Es hat sich gelohnt, alleine schon deshalb, um mal von oben herab auf die vielen (ahnungslosen?) Autobahnflitzer schauen zu können. Das tolle Wetter in diesem Herbst beschert uns noch in der zweiten Novemberhälfte fantastische Aus- und Fernsichten. Besonders beeindruckt waren wir vom Alvier-Massiv. Die Gauschla wäre auch mal etwas für uns, und bei dieser Gelegenheit vielleicht sogar den Girenspitz (angeblich das Matterhorn der Ostschweiz). Nach ausgiebiger Gipfelrast und ebensolcher Träumerei(!) machten wir uns an den Abstieg. Dieser führte uns nicht sehr steil über Folla hinunter bis Punkt 1668. Von dort über die Fahrstrasse über Rieterhütten bis zum (geschlossenen) Berggasthaus Gonzen. Von hier noch immer mässig steil und knienschonend über Weiden in Richtung Oberhaus und Sitzbüel bis zum Skihaus Lanaberg. Schon von weitem signalisierte uns die Fahne, dass hier Einkehr angesagt ist. Und tatsächlich, in der schönen Skihütte war richtig was los – trotz mangelndem Schnee. Einen Kafi «Schümlipflümli» für Doris und eine Apfelschorle für mich stärkten uns für die letzte Stunde. Unterhalb des Skihauses auf dem sehr schön angelegten Rheintal Höhenweg gelangten wir nach etwa 3 km zum Ausgangspunkt (P.731). Müde und zufrieden über einen weiteren wunderbaren Wandertag in diesem Superherbst 2011 erreichten wir nach weniger als einer Stunde Fahrt unser Zuhause im Zürioberland. Zum Abschluss dieses Sonn(en)tags gab es aus Doris’ Spitzen-Küche Plätzli auf sizilianische Art in Rotwein und Gemüse geschmort  – den dazu (und hinein) passenden Roten fand ich ohne grosse Schwierigkeiten im Keller. Um zehn war Hüttenruhe angesagt – eine tiefer Schlaf war uns sicher.

Parameter:
Tourdatum: 20. November 2011
Schwierigkeit: T3
Strecke: 12 km, Sargans (P.731) – Cholplatz (1160 m) – Bi der Leitere (1275 m) – Älpli (1337 m) – Wang (1583 m) – Gonzen (1830 m) – Folla bis P.1668 – Rieterhütten (1576 m) – Berghaus Gonzen (1478 m) – Oberhaus (1367 m) – Sitzbüel – Skihaus Lanaberg (1080 m) – Rheintal-Höhenweg zurück bis P.731
Aufstieg: ca. 1100 m
Abstieg: ca. -1210 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std.

Wasserbergfirst 2340 m – eindrückliche Spätnachmittags-Tour

Marcel und Nicole sind «schuld» – Ihr toller Bericht hat uns motiviert! Also nichts wie los! Heute Dienstag sollte angeblich der letzte Altweibersommertag sein. Noch um 12 Uhr zuhause, aber zwischendurch mit dem Hintergedanken, diese wohl letzte Gelegenheit vor dem Wetterwechsel zu nutzen, suchte ich nach Möglichkeiten und Ideen. Einer ersten Idee, den Grossen Mythen zu machen, widerstanden wir glücklicherweise, und plötzlich geriet der Hausberg Muotathals, der Wasserbergfirst (2340 m) in unser Blickfeld. Eine Spätnachmittagstour sollte es sein, und die Anfahrtszeit sollte maximal ein Stunde betragen. Und bei diesen Verhältnissen einen Sonnenuntergang auf einem Gipfel zu erleben, war Verlockung pur. Also packten wir schnell (die Stirnlampen nicht vergessend!), und wir kamen kurz vor 15 Uhr an im Grund (Liplisbüel), wo auf dem Parkplatz direkt beim Fahrverbot lediglich drei Autos standen. Start direkt beim Parkplatz zickzack aufsteigend, die ersten Hm durch Wald und auf Wurzelwegen, dann auf ca. 1400 m unter einem Felsabbruch querend, wurde es zunehmend steiler. Das bemerkten wir allerdings kaum, weil uns die kurzweiligen und ständig wechselnden Ausblicke und die wunderbaren Farbstimmungen ständig ablenkten. Doris legte ein ungewohnt forsches Tempo vor – wohl in der Meinung, dass wir vor Sonnenuntergang den Gipfel erreichen sollten. Immerhin: fast 1100 Aufstiegsmeter standen an. Auf unschwierigen aber doch steilen Alppfaden erreichten wir nach ca. 75 Minuten die bereits verlassene Alp Zingel (1793 m). Weiter ging es nun auf einem unangenehmen Schotterweg bis auf eine Höhe von ca. 1900 m, immer begleitet von angenehmer Wärme bei wolkenlosem Himmel. Immer wieder stehen wir ein paar Minuten still, um die absolut einmalige Bergsicht «hineinzuziehen». Jetzt bewältigten wir eine Stelle, die Aufmerksamkeit erforderte – ein nicht gerade vertrauenserweckendes Fixseil lag neben dem Weg. Ein kurzer Aufstieg durch eine Felsscharte, und schon standen wir auf der Alp Obere Träsmeren (1986 m). Kurz dahinter weist uns ein Gelber den Weg zum Ziel – dessen Gipfelkreuz wir schon längere Zeit sehen. Für diese 350 Hm ist die Vorgabe 50 Minuten – was wir locker schafften. Aber ohalätz: die Neigung für diese letzten 1200 m Strecke über den Sunnigen First war respektabel (um 30°). Kommt hinzu, dass der Gipfelanstieg deutlich ruppiger wurde und im T3-Bereich anzusiedeln ist. Auf diesen felsige Steilstufen waren grosse Tritte und 4×4 erforderlich – Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vorausgesetzt. Das sehr schöne und grosse Kreuz kam schnell näher, und – absolute Spitze: urplötzlich standen wir auf dem schmalen, leicht ausgesetzten Grat. Der Blick hinunter auf die Alp Wasserberg und ins Tal der Muota war spektakulär, so wie auch das 360 Grad-Panorama – einfach phänomenal! Wir konnten uns kaum satt sehen, rundherum Gipfel im Licht der tiefstehenden Sonne (mittlerweile war es halb sechs Uhr). Absolute Windstille, noch immer angenehme 15 Grad (geschätzt), und: was jetzt kam, war der Hammer: aus Richtung S (in etwa über dem Seestock 2429 m) erblickten wir ein direkt auf uns zufliegendes Flugzeug (siehe Bild). Der Pilot muss uns gesehen haben (das Bild beweist es). Fast im Sturzflug peilte er «unseren» Gipfel an, um die Maschine kurz vor uns fast senkrecht hochzuziehen und dabei eine vollständige Seitwärts-Rolle zu zeigen – wir haben diese Aktion eindeutig als Gruss gewertet – sozusagen wortlose Kommunikation. Dem Piloten (bestimmt ein Könner!) ein herzliches Dankeschön für die private Flugshow. Nach einer viertelstündigen Gipfelrast mussten wir an den Abstieg denken. Gleiche Route, bei immer tiefer stehender Sonne – einmalig schön. Unterhalb der Alp Obere Träsmeren galt unsere volle Aufmerksamkeit der bereits beschriebenen felsigen Scharte. Von hier aus waren die von den letzten Sonnenstrahlen beschienenen Gipfel Ful Firstli (2038 m) und Firsthöreli (2129 m) von besonders stimmungsvoller Schönheit. Bald erreichten wir wieder die Alp Zingel. Die Sonne hatte sich mittlerweile „abgemeldet (hinter dem Chaiserstock 2515 m). Wir beschlossen trotz der jetzt schnell hereinbrechenden Dämmerung nicht den Rückweg über die Alpstrasse zu nehmen, sondern den Abstieg über die Aufstiegsroute – im Wissen darum, dass wir dafür «nur» gut eine Stunde bräuchten. Und schliesslich war für gute Sicht vorgesorgt. Allerdings: hier waren Stöcke und Stirnlampe unentbehrlich, vor allem an den wenigen nunmehr bereits feuchten und steilen Stellen und im letzten Waldstück, wo es vollständig dunkel war. Die Leute von der Käserei auf Liplisbüel werden sich ihre Gedanken gemacht haben – falls sie unser Licht wahrgenommen haben.

Überhaupt: dass wir eine solch stimmungsvolle Sonnenuntergangs-Tour erleben durften, hatten wir nicht erwartet. Ich erinnere mich, Doris um die  Mittagszeit gefragt zu haben, ob sie spontan für eine spezielle, auf jeden Fall stimmungsvolle Tour zu haben sei (und sie hat sofort eingewilligt); zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht einschätzen, welch wundervolles Erlebnis vor uns lag. Und auch das realisieren wir erst jetzt nach erfolgter Analyse: fast 1100 Aufstiegsmeter über eine Strecke von 3 km in 2 1/4 Stunden – schliesslich sind wir beide nicht mehr die jüngsten. Etwas nach 20 Uhr in Muotathal angekommen, belohnten wir uns im historischen und wunderschönen Gasthaus Hirschen mit einem leckeren Rehschnitzel-Teller.

Ausrüstung:
Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tourdatum: 4. Oktober 2011
Schwierigkeit: T3+
Anreise: PW aus dem Zürioberland – Rapperswil SG Seedamm – Sattel SZ – Schwyz – Muotathal SZ (Ortsdurchfahrt, kurz vor der Muota-Brücke rechts abbiegen (Liplisbüelstrasse) und über die schmale Strasse hoch Grund-Liplisbüel bis zum Fahrverbot

Strecke: 7.4 km, Grund-Liplisbüel (P beim Fahrverbot)-Stägenplänggeli – Alp Zingel (1793 m) – Obere Träsmeren (1986 m) – Im Sunnigen First – Wasserbergfirst (2340 m)
Aufstieg: ca. 1100 m
Abstieg: ca. 1100 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 15:00 bis 19:50 Uhr

2 Tage quer durch den Alpstein: Wildhaus – Mutschensattel – Saxerlücke – Hundsteinhütte – Saxerlücke – Hoher Kasten

Diese zweitägige Tour diente uns als Vorbereitung auf das im August des gleichen Jahres geplante mehrtägige Gletschertrekking. Uns ging es vor allem auch darum, etwas Hüttenerfahrung zu machen.

1. Tag: Wildhaus (1090 m) – Mutschensattel (2069 m) – Saxerlücke (1649 m) – Bollenwees (1470 m) – Hundsteinhütte SAC (1551 m)
ÖV-Hinfahrt bis Wildhaus. Bei nicht ganz optimaler, aber trockener Witterung Start ab Bushaltestelle Wildhaus-Post, Richtung Talstation Gamplütbahn, die wir links und oberhalb passierten, Richtung Einstieg ins Flürentobel. Diese Partie war steil (ca. 270 Hm über eine Strecke von knapp 1 km). Der Bergweg verlief um diese Tageszeit (9 Uhr) im Schatten, war entsprechend dunkel und etwas feucht. Nach einer knappen Stunde erreichten wir P.1389, wo ein Bänkli stand und der Weg auf der Teselalp verlief. Mächtig trohnt über uns die Schofbergwand, der Wildhuser Schofberg und die Zehespitz. Auf der Fahrstrasse bis zum P.1433 (Tesel) wenig anstrengend, weil flach verlaufend, blinkten wir an der Verzweigung unmittelbar nach den Alpgebäuden links, um dann nach wenigen Schritten geradeaus (also nicht die „Schnuer“ Richtung Chreialp!) zu gehen. Ab hier etwas steiler verlaufend erreichen wir bei P.1752 (Gruebe) eine Hütte. Anschliessend Wechsel auf die andere Seite (talseitig unterhalb Gällerlifirst), wo noch Schnee lag – also war Vorsicht geboten (Stöcke hilfreich!). Auf einer Höhe von ungefähr 1900 m im Bereich Obere Grueb dann viiiiel Schnee; nicht einfach zu überquerendes, grösseres und steiles Schneeefeld. Wir hatten unsere liebe Mühe, nicht abzurutschen und vor allem nicht zu nahe an die die grösseren Feldbrocken zu geraten, weil dort Einbruchgefahr bestand. Dann die letzten (steilen) Aufstiegsmeter bis zum Mutschensattel – richtig schweisstreibens, obschon uns die Sonne „vernachlässigte“. Auf dem Sattel viel Schnee, im Abstieg ein grosses Schneefeld, das wir problemlos querten, weil die Spur gut getreten war. Doris wählte den Normalweg, ich entschied mich für die „Abfahrt“ auf dem langen Schneefeld, welches in einer Mulde wenig steil und ungefährlich hinunter verlief – welch ein Gaudi! Kurz vor der Roslenalphütte (1767 m) finden wir wieder zueinander. Rechts die spektakulären Kreuzberge, wo sich heute nur ein paar wenige Kletterer tummelten. Der Abstieg zur Saxerlücke (1649 m) war steil und mit einigen grossen Tritten versehen. An einigen wenige Stellen ist Trittsicherheit gefordert. Noch 180 Abstieg, und schon erreichten wir Berggasthaus Bollenwees, an dessen Terrasse wir ohne Einkehr vorbei gingen. Zum Tagesabschluss ging es wieder ca. 80 Hm hinauf zur Hundsteinhütte SAC (1551 m), wo wir Hütttenwarteehepaar herzlich willkommen hiessen. Die einfache, gut belegte Hütte gefiel uns sehr – die Nacht allerdings war ungewohnt ereignisvoll: wir hatten das Pech, dass im Massenlager auch Familien mit Kindern ruhten, bzw. ruhen wollten. Das ging mehr schlecht als recht, weil eines der Kinder stöhnte, schluchzte und sich schliesslich übergeben musste – für alle, vor allem für die Eltern, eine Herausforderung. Nun denn, sowas kann passieren…

2. Tag: Hundsteinhütte – Saxerlücke – Hoher Kasten
Was für ein Tag (im Vergleich zu gestern)! Strahlend schönes, sonniges Wetter! Kurz vor acht Uhr, nach ausgiebigem Frühstück, verabschiedeten wir uns vom sehr gastfreundlichen Hüttenwarteehepaar. Abstieg zum Bollenwees, dann steil hinauf zur die Saxerlücke, von dort den prächtigen Ausblick ins Rheintal geniessend, weiter steil aufsteigend auf eine Höhe von ca. 1800 m. Auf dieser verbleibend erreichten wir nach ca. 4.5 km die Stauberen (1746 m). Auf der sonnigen Terrasse des Berggasthauses machten es sich viele vom Rheintal mit der Seilbahn „aufgestiegene“ Touris gemütlich. Nach einem Kafi mit Nussgipfel zogen wir weiter über den Stauberenfirst, links der Tiefblick auf den Sämtisersee, zur rechten das Rheintal – phänomenal! Auf und ab, vorbei an der Heierli Nadel, dann Abstieg auf etwa 1560 m und schliesslich über den Kastensattel der Schlussaufstieg zum Hohen Kasten (1794 m). Die Strecke von der Saxerlücke bis zum Hohen Kasten in dieser Richtung begangen, war (ist) ein richtiger Grüezi-Weg. Macht nichts, sind ja alles Bergbegeisterte… Um halb eins erreichten wir den Gipfel – gerade richtig zur Mittagszeit. Anschliessend genossen wir die Fahrt in der Schwebebahn hinunter nach Brülisau.

Fazit:
Gar nicht so schlechtes Wetter am 1. Tag, *****-Wetter am 2. Tag. Eine erinnerungswürdige Zweitagestour im geliebten Alpstein! Zufrieden und glücklich blicken wir gerne zurück.

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum 1. Tag: 31. Mai 2009
Schwierigkeit: T3
Strecke: 10.7 km, Wildhaus – Flürentobel – Teselalp – Gruebe – Mutschensattel – Roslenalp/Oberalp – Saxerlücke – Bollenwees – Hundsteinhütte
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: -630 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 45 Min.

Parameter:
Tour-Datum 2. Tag: 1. Juni 2009
Schwierigkeit:
T3
Strecke: 8.9 km, Hundsteinhütte – Bollenwees – Saxerlücke – Furgglenfirst – Stauberenfirst – Kastensattel – Hoher Kasten – Talfahrt mit der Kastenbahn nach Brülisau
Aufstieg: 505 m
Abstieg: -561 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen:
4 Std. 44 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 10 Min.