Das für heute angesagte Zwischenhoch wollten wir nutzen – mit einer Tagestour in unserer Nähe. Und der Federi stand schon lange auf unserer Projektliste…
Nach kurzer Fahrt bis Weesen ist die etwas versteckt am Ortseingang gelegene Höfenstrasse nicht ganz einfach zu finden, auf dieser dann ca. 3.5 km hochfahren, um so 330 Hm zu gewinnen (nicht markierter Abstellplatz kurz vor Tutz, Platz für ca. 4-5 Fahrzeuge). Ab hier dann bei der WW-Markierung (Federispitz) folgend auf dem im Wald aufsteigenden (noch sehr nassen!) Nagelfluh-gespickten Pfad. Unterhalb des Hofs Kapuzberg dann ein kurzer Abschnitt auf der Strasse, dann bereits wieder WW-markiert rechts haltend hoch, erst über Weideland, wo uns gwundrige, weisse Geissen begrüssten. Weil sich unsere Blicke auf dem folgenden Abschnitt (im Wald) konsequent auf den holprig-glitschigen Pfad hielten, bemerkten wir die deutlich markierte Abzweigung bei P. 923 nicht. Erst unterhalb des Hofes Vorder Gmeindsberg bestätigte ein Blick auf das mit LK ausgestattete GPS-Gerät, dass wir umkehren sollten. Dieser Verhauer war nicht weiter tragisch, weil wir auf dem kurzen Rückweg die Markierung fanden, um so zum Aufstieg in Richtung Unternätenalp zu queren. Im ersten Abschnitt im Wald ziemlich nass und wegen der Nagelfluh-Unterlage an steilen Stellen nicht gerade das wahre Vergnügen. Nach etwa 800 m Strecke und 150 Hm weiter oben änderte dann die Szene, und wie: freier Blick in den Zigerschlitz und auf den Walensee hinunter, vor uns und bis zur Unternätenalp offensichtlich nicht beweidete, prachtvolle Naturwiesen. Im hohen Gras war der WW nicht immer zu erkennen, was auch für die w-r-w-Markierungen galt. Vorbei an der Unternätenalp, führte der markierte Pfad an einer (vorbildlich angekündigten) Muttertierherde vorbei – gwundrige Bubis, scharf beobachtet von deren Mütter. Kurz vor P.1428 dann eine Frau (die Sennerin von der Unternätenalp, so vermuteten wir), welche uns auf eine grössere Distanz zurief, dass wir nach dem WW-Wegweiser bei P. 1428 das Weidetor passieren sollten, um dann erst rechts haltend in Richtung Plättligrat/Plättlispitz aufzusteigen (geradeaus ginge es direkt zum Federispitz). Der nahende Rotorenlärm eines Rega-Helis liess uns vermuten, weshalb die Sennerin wartete und was wir später leider bestätigt erhielten: ein totes Kälblein musste geborgen werden… Doch der vor uns aufragende Grat zum ersten Gipfel, dem Plättlispitz, brachte Ablenkung und uns die für einen Moment abhanden gekommene Konzentration zurück. Der Aufstieg über das typische Nagelfluhgrätli war – nicht zuletzt dank heute trockener Verhältnisse – unschwierig. Die angelegten Ketten wären wohl für schlechtere Verhältnisse gedacht. Unterhalb des Gipfels dann noch eine steile Grashalde, aber immer auf guten Tritten. Auch wenn die Aussicht vom Plättlispitz bereits betörend schön war, schweifte unser Blick hinüber zum nahen, hundert Meter höheren Federispitz. Die bis dorthin ca. 600 m lange Strecke führte erst wenige Meter hinab über einen kaum auszumachenden, nicht ganz trivialen «Wanderweg». Die Bezeichnung WW ist nicht zutreffend, weil von den bis hier hinauf weidenden Viechern so richtig schön malträtiert. Jedenfalls bot hier der Stockeinsatz unterstützende Sicherheit, über die tiefen und nassen Löcher hinweg zu turnen. Im kurzen Wiederaufstieg auf den Federigrat wurden wir richtiggehend bestaunt von nahe weidenden Rindern. Der kurze Aufstieg über den kaum ausgesetzten Grat bis zum Gipfel war reine Formsache. Oben angekommen, ausser einem Berggänger keine Besucher – herrlich! Der Einzelgänger sanierte die Holzbank – danke für diesen freiwilligen und uneigennützigen Dienst! Jetzt war eine ausgiebige Gipfelrast angesagt – Genuss pur bei guter Fernsicht und 360°-Pano.
Im Abstieg über den Federigrat setzten wir beide Stöcke ein – was sich als sehr nützlich erwies. An wenige Stellen, genau dort wo die Blicke in die Ferne und Tiefe gehen, ist es naturgemäss auch etwas ausgesetzter – aber insgesamt ein gut zu begehender Abschnitt. Nach 160 Hm Abstieg – beim Wegweiser P.1699 – wäre der Abstieg via Ober Federi zur Federihütte, und weiter nach Schänis hinunter möglich. Wir hielten links und stiegen steil ab in Richtung der unter uns liegenden Obernätenalp. Vorbei an schönen Nagelfluh-Türmen erreichten wir die Alp nach zehn Minuten. Ab hier hielten wir links (w-r-w-Wegweiser Weesen). Beim P. 1428 erreichten wir die Stelle, die wir bereits im Aufstieg in Richtung Plättlispitz passierten. Der Pfad verläuft hier hangseits oberhalb Schwamm und Schwanten. Nach etwa 600 m wieder die bekannte Muttertierherde, welche wir in gebührendem Abstand passierten. Auf der Unternätenalp trafen wir dann die Sennerin(!), welche uns beeindruckte. Sogar etwas zu trinken wurde uns angeboten (ist ja offiziell keine Beiz). An diesem einmalig schönen Platz hielten wir es laaaaange aus, nicht zuletzt der sehr netten und kommunikativen Pächterin der Alp wegen. Sie bewirtschaftet die Alp solo (130 Tiere!). Von ihr erfuhren wir auch die Geschichte vom toten Kälblein, welches zwei Tage zuvor von einer Biene (oder eine Wespe) am Hals gestochen worden sei. Das im Juni geborene Tier reagierte allergisch und erstickte wegen Atemnot – die Hilfe der Sennerin kam leider zu spät. Auch solche Erlebnisse gehören offensichtlich zum Alpleben – meinte die aufgestellte Frau. Von ihr erfuhren wir auch, dass die unterhalb gelegene Naturwiese bewusst nicht beweidet werde, weil sie geschützt sei. Toll! Nach dem Abschied der Abstieg auf der bereits bekannten Aufstiegstrecke. Diese letzten zwei Kilometer gingen wir richtig gemütlich an, meist in der nun kräftig einstrahlenden Sonne. Beim Hof Kapuzberg vorbei an den noch immer fröhlich weidenden weissen Geissen. Den letzten Abschnitt zum Ausgangspunkt bei Tutz dann die Kurve auf geteerter Strasse (und nicht über den nassfeuchten WW durch den Wald hinunter).
Fazit:
Wieder einmal waren wir auf fast einsamer Tour und durften ein angesagtes Schönwetter-Fenster nutzen. Senioren mit flexiblem Zeitmanagement, wie wir eben (hihihi…) haben es schön, wenn sie an einem (blauen) Montag in die Berge dürfen…
Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, wolkenlos und sehr warm, ca. 24 bis 27°, in Gipfelnähe wenig störender Wind
Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine
Parameter:
Tour-Datum: 7. August 2017
Schwierigkeit: T3
Strecke: 10.2 km ab P. 759 (bei Tutz, oberhalb Weesen) – P. 834 (Kapuzberg) – P.923 (Verzweigung Gmeindsberg, kurz vor der Holzbrücke links halten!) – Unternätenalp (1314 m) – P.1428 (rechts halten >Plättlispitz) – Plättligrat – Plättlispitz (1763 m) – Federispitz (1864 m) – Federigrat – P.1699 – Obernätenalp (1547 m) – Stelli – P.1428 – ab hier Abstieg wie Aufstieg
Aufstieg: ca. 1161 m
Abstieg: insgesamt ca. 1138 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 4 Std. 30 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 7 Std. (viele laaaaange Genuss-Pausen…)
Kamera:
Sony DSC-HX90V
Ein schöner Gipfel quasi vor Eurer Haustüre – Gratuliere !
HG Michael
Danke Michael, genau, diesen markanten Gipfel sehen wir ja täglich von unserem Wohnsitz aus. Eigentlich drängte sich der ja geradezu auf. HG Ruedi
eine wunderschöne Tour – wohl auf vergleichbarer Route, wie wir sie am Neujahrstag 2017 unternommen haben 😉
Hoi Felix, natürlich haben wir Deinen Neujahrstag-Bericht gesehen und wir haben praktisch die gleiche Route gewählt. Insofern war Dein Bericht die Vorlage für die Tour. Wir haben sogar Euren Gipfelbucheintrag fotografiert (aber hier nicht veröffentlicht). LG Ruedi
schön schön – Danke bestens
lg Felix
Der Federi – ein Klassiker! Ich werde den vielleicht diesen Herbst auch mal wieder besuchen. Denke dann an Euch und Euer Schönwetterfenster 🙂
Wir wünschen Dir natürlich auch tolles Wetter für diesen Gipfel! Übrigens ist uns beim Abstieg über den Grat eine Bergläuferin begegnet; auf diesem Bild posiert sie auf dem Gipfel (in der Vergrösserung undeutlich zu erkennen…)