Heute Montag sollte der schönste Tag dieser neuen Woche werden, also ab in den Süden – mit einer Spartageskarte. Nach nur gerade zweieinhalb Stunden Fahrt war der Startpunkt Sementina (einem ennet dem Ticino liegenden Vorort von Bellinzona) erreicht. Die Rundtour machten wir im Gegenuhrzeigersinn. Zwar könnte auch zwei Bushaltestellen früher, in Monte Carasso also, gestartet werden. Die ersten 270 Hm liessen sich dann sogar mit der Seilbahn Monte Carasso-Mornera zurücklegen (Ausstieg bei der Zwischenstation Corte di Sotto). Nichts für uns; die Runde zur Attraktion des Tages, der Hängebrücke Ponte Tibetano Carasc, entsprach unserer Zeitplanung besser. Um die Mittagszeit wollten wir das Ristorante Ostello Curzútt erreicht haben…
Kurz nach zehn Uhr starteten wir also in der Ortsmitte von Sementina, direkt bei der Brücke über den gleichnamigen Bergbach. Durch ein Mauertor führte der Aufstieg einige Meter hoch, um dann bei den letzten Häusern zu einem Weinberg zu queren. Hier könnte, wer will, rechtshaltend direkt aufsteigen bis zum P.754. Wir holten etwas nach Westen aus, um über Traverse zu laufen, immer in Richtung Piancalardo. Kurz vor diesen Weiler verliessen wir das schmale Fahrsträsschen, um dessen Serpentinen auf weiss-rot-weiss markierten Pfaden abzukürzen. Immer wieder lichtete sich der noch spärlich belaubte Wald, ab und zu führte der Weg an schönen Rustici vorbei. Östlich von San Defendente, genau bei Mara, überquerten wir ein letztes Mal die Fahrstrasse. Hier befand sich auch die Endstation der privaten Navettes. Da gerade zwei vollbesetzte Busse ankamen, beeilten wir uns, um vor diesen Wandersocken weiterzukommen. Auf einer Höhe von knapp 700 m querten wir den schön gelegenen Weiler Pianello, um auf mittlerweile ausgetretenen Pfaden den bereits erwähnten P.754 zu erreichen. Jetzt folgte die Richtungsänderung nach N, und nach etwa zwanzig Minuten der holprige Abstieg zum etwa 200 m tiefer liegenden Punkt Selvatico hinunter. Hier stand (und steht) sie also, die 270 m lange Ponte Tibetano, über welcher das Valle di Sementina in 130 m Höhe überquert wird. Obschon wir (erwartungsgemäss) nicht die einzigen Besucher waren, hielt sich der Andrang in Grenzen. Die eindrucksvoll durchhängende, aber nicht sehr wacklige Hängebrücke, ist für nicht schwindelfreie bestimmt eine Herausforderung. Jedenfalls klammerten sich einige Mutige an den Halteseilen. Auch der Tiefblick ist nur geübten zu empfehlen. Von der Brücke geht der Blick ins Valle di Sementina und über Bellinzona und Giubiasco hinweg ins benachbarte Valle Morobbia. Nach dem nördlichen Brückenkopf führte der Pfad gut markiert wieder hoch bis ca. 750 m.ü.M., und schliesslich folgte der attraktive Abstieg nach San Bernardo (614 m) hinunter. Hier steht eine schöne Kirche mit gut erhaltenen Nebenhäusern – mit toller Aussicht auf die nicht sehr tolle, weil zubetonierte Magadinoebene. Der Ausbau des folgenden Wegs (inkl. Strassenlaternen) lässt unschwer vermuten, was hier in (touristischen) Spitzenzeiten los ist. Die Landschaft wirkte sehr malerisch und aufgeräumt, und bald war auch das angestrebte Ristorante Ostello Curzútt im wunderschön hergerichteten Weiler gleichen Namens (im Dialekt Curzútt, oder italienisch Corto di Sotto) erreicht. Beim Betreten der Gartenwirtschaft waren wir glücklich um unsere Reservation – jedenfalls mussten unangemeldete Gäste abgewiesen werden. Die lange Zeit des corona-bedingten Verzichts und wohl auch die Nähe der Seilbahn-Zwischenstation sorgten für viel Publikum. Hier oben lässt es sich vorzüglich essen, cucina ticinese selbstverständlich. Gut verpflegt nahmen wir den Abstieg (ca. 45 Min. für die knapp 300 Hm) unter die Füsse – vorbei an der Zwischenstation der Seilbahn (mind. 20 Personen warteten dort). Bald waren die Rustici bei Tizott erreicht, wo an einer Verzweigung zwei Abstiegsmöglichkeiten nach Monte Carasso hinunterführen. Wir blieben auf dem sehr steilen Pfad, der aufwändig mit Granitplatten (typisch Tessin!) angelegt war. Beim Weiler Lòri erreichten und überquerten wir die Strasse, um abzukürzen. Über Gasgètt und Gasgion erreichten wir bald die prominent gelegene Kirche Santissima Trinita (Heilige Dreifaltigkeit, errichtet 1655). Jetzt noch ein paar Meter Quartierstrassen, und schon standen wir in der Nähe des Startpunkts unserer heutigen Tour. Nach wenigen Minuten Wartezeit bestiegen wir den Bus nach Bellinzona und dort den IC21 in Richtung Norden.
Fazit
Eine bilderbuchmässige Frühlingstour im Tessin, gut gewählt das Tagesziel und die Route – nicht zu lange, mit fast 700 m Auf- und Abstieg aber doch beschwerlich. Nur die umständehalber maskenbewehrte Reise im Zug war noch etwas beschwerlicher – aber dennoch in jeder Beziehung lohnend…
Wetterverhältnisse:
Sonnig mit wenigen Schönwetterwolken, trocken, leichter Wind aus O bis W, ca. 19° C.
Ausrüstung:
Normale Wanderausrüstung, Stöcke (kamen nicht zum Einsatz), Kartenmaterial Swisstopo, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 3. Mai 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 8.3 km: Sementina (Via Locarno, 247 m) – Traverse – Piancalardo – Mara – Pianello – P.754 – Selvatico – Ponte Tibetano Carasc – San Bernardo (614 m) – Curzútt/Corte di Sotto – Tizott – Lòri – Kirche Santissima Trinita – Monte Carasso (230 m)
Aufstieg: ca. 670 m
Abstieg: ca. -670 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 10:10 bis 15:35 Uhr