Rautispitz 2283 m – Schnee im Oktober

Zum erstenmal auf den Näfelser Hausberg – und dann gleich sowas: ab ca. 1900 Hm Schnee! Gamaschen oder sogar Schneeschuhe wären hilfreich gewesen. Aber der Reihe nach: Kurz nach 9 Uhr Start beim Parkplatz Obersee (direkt neben dem gleichnamigen und idyllisch gelegenen Berghotel). Gemütlicher Weg direkt unterhalb des beeindruckenden Felssturzes (hier soll 1999 Hochwasser 7 m über dem Normalpegel gestanden haben…). Nach wenigen Minuten steigt der Fahrweg in mehreren Serpentinen; wir nahmen die Abkürzungen zwischen den Kurven. Die Grapplialp (1359 m) erreichend, verliessen wir den Fahrweg und stiegen steil auf über die abgeweidete Alp; der Weg ist gut markiert auf Steinen, die im Hochsommer bei höherem Gras wohl kaum zu sehen sind. Unterhalb der von weitem sichtbaren skurrilen Geisskappel (1803 m) die beeindruckende Felswand, die es irgendwo zu überwinden galt. Gute Markierungen wiesen uns teilweise weglos auf dem teilweise etwas ausgesetzten Pfad zur ersten Schlüsselstelle, wo Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert waren; eine kurze Kletterstelle, welche mit einem sehr dünnen Stahlseil gesichert war (Handschuhe empfehlenswert). Oben erreichten wir eine aussichtsreiche kleine Terrasse, direkt unterhalb der Geisskappel – beeindruckend! Hier begrüssten uns erste Sonnenstrahlen – herrlich! Die Geisskappel umgingen wir unterhalb links, dann regelmässig und leicht steigend schöne Karstfelder überquerend. Jetzt wurde es ziemlich steil, und es waren einige schöne, fast senkrechte Kalkfelsen zu überwinden (fester und griffiger Fels, darf durchaus als weitere Schlüsselstelle bezeichnet werden); Schwindelfreiheit und Trittsicherheit waren auch hier von Vorteil. Kurz nach dem steilen felsigen Teil dann wieder einigermassen gut begehbare Alpen, und – erster Schnee; eine ziemlich matschige Angelegenheit. Zwischen Gumen (rechts) und dem Anstieg zum Rautispitz (links) überraschender Einblick ins Tälchen, welches von der Rautifurggele hinunter führt zur Rautialp. Im oberen Teil geschlossene Schneedecke, deutlich sind talwärts gehende Bergwanderer zu erkennen, was fast wie auf einer winterlichen Hochtour aussah So ungemütlich wird es hoffentlich nicht werden, dachten wir. Vor uns aber zuerst noch der schneebedeckte Steilhang bis zum Gipfel (ca. 200 Hm); ziemlich mühsam und kräfteraubend, weil man in den von weidenden Kühen stammenden und mit Schnee aufgefüllten Löchern oft bis zu den Oberschenkeln einsank. Wie schon zu Beginn erklärt, wären hier Gamaschen sehr dienlich – hatten wir natürlich nicht mit dabei – schliesslich planten wir ja an diesem wunderschönen Föhn-Sonntag keine Winterwanderung… Auf dem Gipfelgrat angekommen, geht es links so richtig runter – nichts für schwindelanfällige Gemüter. Kurz vor dem Gipfel die letzten Höhenmeter noch etwas steiler, dann das Kreuz, endlich oben (nach ca. 3.5 Stunden). Auch hier und bis zum Gipfel viele Löcher, die wohl nur von sömmernden Kühen stammten; die waren ja richtig klettertauglich. Wir freuen uns auf die verdiente Gipfelrast – allerdings stürmte der Föhn hier oben derart heftig, dass wir damit rechnen mussten, dass er uns die Salamirädli von unseren Brötli fegte. Nach kurzer Gipfelrast (mangels Sitzgelegenheit im Stehen, da schneebedeckt 20 bis 30 cm) ging es runter zur 120 tiefer liegenden Rautifurggele, immer den wunderschönen Ausblick zum Wiggis vor uns und dahinter das bereits winterlich-verschneite Glärnischmassiv. Sofort rechts in Richtung Rautialp abzweigend, ein ziemlich steiles Schneefeld. Eigentlich dachten wir, dass hier eine Art lustige Abfahrt möglich sei. Aber wegen der vielen Steine und der aufgefüllten Löcher dazwischen keine gescheite Idee, da Unfallgefahr. Erst ab ca. 1800 Hm erreichen wir den natürlichen Bergwanderweg, ab und zu über Karst führend. Bis zur Rautialp und zu den Rautihütten wurden wir links von der wirklich massiven Felswand „bedroht“. Die Sicht war derart gut, dass auf den Felsspitzen sogar einzelne Steinböcke von blossem Auge zu sehen waren; wahrscheinlich genossen die den einmaligen (und warmen) Föhntag auch. Oberhalb Rautihütten führt der Weg über eine gutausgebaute, aber steile Fahrstrasse hinunter. Ab Rautihütten (1647 m) rechts haltend dann wieder steiler hinunter Richtung Grapplistafel-Grapplialp. Wunderbarer Nadelholzwald, schönste Herbstfarben! Ab Grapplialp erreichten wir den uns vom Aufstieg bereits bekannten Weg, an einigen Stellen sogar ziemlich rutschig und deshalb nicht ungefährlich (was wir beim Aufstieg gar nicht so richtig bemerkten) – jedenfalls hat es mich einmal auf den Allerwertesten gehauen (nichts weiter passiert). Nach ca. 7 Stunden und 30 Minuten (inkl. Pausen) erreichten wir den Parkplatz Obersee – Schuhe ausziehen, Kleiderwechsel, dann ab auf die noch voll besonnte Terrasse des Berghotels, wo wir den ersten Durst löschen und die Sonne genossen. Zufrieden, müde und mit dem Hochgefühl „etwas geleistet zu haben“ und damit Körper und Geist etwas alternative Nahrung zugeführt zu haben, kehrten wir ins Züri-Oberland zurück. Zuhause angekommen, wird der sich nun bemerkbare Appetit gestillt mit einer Pizza vom besten Kurier in unserer Umgebung; die schmeckten zum Abschluss eines solchen Tages doppelt gut!

Noch ein Tipp betreffend Einsatz Wanderstöcke: diese konnten wir wirklich sehr gut einsetzen, vor allem auf dem Schnee. Allerdings hatten wir erfahren, dass es besser war, diese nicht eingeschlauft zu halten wegen der im Falle eines Sturzes drohenden Einfädelungsgefahr.

Fazit:
Rautispitz: wir kommen wieder – aber dann im Sommer!

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 3. Oktober 2010
Anreise: PW aus dem Zürichoberland-A53 (Reichenburg)-A3 bis Ausfahrt Niederurnen-A44

bis Näfels, im Zentrum rechts Richtung Obersee (enge Strasse!) bis zum Parkplatz unmittelbar beim Berghotel Obersee
Schwierigkeit: T4, Kletterstellen I
Strecke: 14.1 km: Obersee – Grapplialp – Geisskappel – Rautispitz – Rautifurggen – Rautialp – Rautihütten – Grapplistafel – Grapplialp – Obersee
Aufstieg: ca. 1350 m
Abstieg: ca. -1310 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 4 Std. 45 Min.
Tageszeit: 09:10 bis 16:40 Uhr

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