Schneeschuhtour von Bivio über den Stallerberg (2579 m) ins Averstal nach Juf

Bivio, Ausgangsort heute, ist das oberste Dorf der Talschaft Surses (dt. Oberhalbstein). Wie schon im Juni 2018 wollten wir nun im Winter ins Averstal laufen – auf Schneeschuhen. Den Aufstieg begannen wir am nördlichen Dorfeingang von Bivio, unmittelbar bei Kinderskilift im Ortsteil Cresta. Im steilen Gelände unterhalb der Felswände des Hausbergs Crap da Radons (2365 m) gewannen wir rasch Höhenmeter und erreichten nach knapp zwei Stunden Plang Tguils auf einer Höhe von 2428 m.ü.M. Ein paar hundert Meter zuvor teilte sich die Spur, und die Skitüreler wandten sich dem Crap da Radons zu. Ab jetzt wurde es sehr einsam – uns sollte es recht sein. Vom Seelein und dem Moor auf Plang Tguils sahen wir natürlich nichts, die kleine Hochebene gefiel uns dennoch. Nachdem wir (vor allem ich Ruedi) den Aufstieg etwas «euphorisch» und direkt angingen, folgte hier die willkommene Erholung. Im relativ flachen Gelände standen uns viele Spuren zur Verfügung; wir hielten uns auf der in Laufrichtung linken (also südlichen) Seite des eingeschneiten Bächleins. Der starke Föhn hielt uns vorerst davon ab, in dieser schönen Landschaft zu pausieren. Erst auf etwa 2480 m.ü.M. nutzten wir eine windgeschützte Stelle, um zu rasten (stehend versteht sich…). Jetzt noch knapp hundert Höhenmeter bis zum Stallerberg – kein Berg, eher ein Übergang. Die Strecke bis dorthin war ganz besonders spannend: enge Stellen waren zu durchlaufen, mit Wächten umsäumt, und durch diese «Tälchen» pfiff der Föhn besonders heftig, Spuren war kaum zu erkennen. Das Zwischenziel war aber klar zu sehen, so dass keine Orientierungsprobleme bestanden – allerdings könnte sich dies bei schlechter Sicht bestimmt ändern. Den heute höchsten Punkt erreichten wir bei 2479 m.ü.M. (nach früherer Vermessung noch 2481 m). Für eine Trinkpause wandten wir uns gegen O, den Wind im Rücken, dafür den tollen Blick zum Piz Julier. Zu unserem Erstaunen waren von hier aus keine Tourengänger Uf de Flüe zu sehen; lediglich am nahen Piz Surparè waren Türeler auszumachen. Nun folgte der Abstieg nach Juf hinunter (460 Hm). Das Gelände war total verspurt, der Schnee verharscht, für Skifahrer das reine Knochenbrecher-Vergnügen, für uns Schneeschühler weniger dramatisch. Auf der Suche nach einer eindeutigen Spur wählten mehr oder weniger die Direttissima im stark zerpflügten und unübersichtlichen Gelände. Kurz vor dem Treiábach wagten wir nicht, dieses steile, teils ausgeaperte und mit Felsen durchsetztes Gelände zu queren. Stattdessen wählten wir die «Abfahrt» durch eine steile Mulde, die am südöstlichen Dorfende von Juf auslief. Alles gut gegangen – und eine schöne Tour endete wo? Im Hotel Avers im Weiler Juppa, wo wir die leidenschaftliche Gastfreundschaft von Barbara und Hansueli und ihrem tollen Team erleben durften – wir kommen wieder!

Übrigens: mit 1960 m ü. M. ist Avers die höchstgelegene politische Gemeinde der Schweiz. Der zum Avers gehörende Weiler Juf gilt mit 2126 m ü. M. als höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung in Europa. Das ganze Obertal ab Cresta liegt über der Waldgrenze. Durchflossen wird das Tal vom Averser Rhein.

Fazit:
Eine sehr lohnende und einsame Tour; ab Plang Tguils sind wir keinen Tourengängern begegnet. Schönwetter wie heute Bedingung, bei schlechter Sicht ist die Tour nicht zu empfehlen!

Wetterverhältnisse:
Wolkenlos, Sicht etwas diesig (Saharastaub?), Temperatur beim Start -3.3° (gefühlte Temperatur -8.3°). Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (Pulver/Hart gut tragend, teilweise überfroren und verweht), Wind SSW (17 km/Std., Böen bis 30 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 11. März 2022
Schwierigkeit: WT3
Strecke: 7.63 km: Bivio Cresta (1769 m) – Kinderskilift – Plang Tguils (2428 m) – Stallerberg (2579 m) – P.2505 – Treiábach (P.2333) – Juf (2116 m)
Aufstieg: ca. 900m
Abstieg: ca. -540 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:50 bis 14:30 Uhr

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