Auf der ÖV-Anreise am Vortag trafen wir in Bern Thomas und in Brig der aus Bielefeld angereiste Michael. Der spätere Nachmittag war wie geschaffen für etwas Kultur: Spaziergang durch das schöne Stadtzentrum, Besuch des Stockalperschlosses, erbaut in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vom Briger Handelsherrn Kaspar Stockalper, abschliessendes Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants. Die eindrucksvolle Geschichte des Kaspar Stockalper und die der wirtschaftlich wichtigen Handelsroute über den Simplonpass prägt das Wallis bis heute. Hundert Jahre später erkannte Napoleon Bonaparte die strategische Bedeutung dieses grossen Alpenübergangs für seine Pläne in Italien. 1805 war die erste fahrbare Passstrasse in den Westalpen vollendet. Die damals schon visionäre Linienführung wurde für den Bau der Nationalstrasse in den 1960er Jahren weitgehend übernommen. In der Folge geriet der Stockalper-Saumpfad in Vergessenheit, weil er von den neuen Verkehrswegen kaum berührt wurde. In den 1990er Jahren reaktivierte ihn die Stiftung Ecomuseum Simplon und machte ihn zum Rückgrat ihres Freiluftmuseums. Unter dem Namen ViaStockalper ist er heute Teil der ViaStoria Kulturwege Schweiz. Soviel in wenigen Worten zur Geschichte. Wir nutzten das ausgezeichnete Paket von Brig Simplon Tourismus (Unterkunft, Halbpension, Besichtigungen, Lunchpaket, Gepäcktransport).
Nach dem gemütlichen Frühstück bestiegen wir um 09:18 das Postauto für die zehnminütige Fahrt nach Brig-Brei; so ersparten wir uns die ersten 2.5 km Marsch auf Asphalt und vernichteten erst noch mühelos 200 Hm. Es erwartete uns ein strahlend-schöner Wandertag mit einem Aufstieg von immerhin 1500 Metern, verteilt über 11 km. Die noch immer präsente leichte Bise milderte die gefühlte Temperatur; ausserdem verlief die Strecke abwechselnd auch im Schatten des Waldes – ideal also! Wir liessen es gemütlich angehen, dennoch erreichten wir den Gfalte Wald und Chalchofen rasch. Auf dem wiedergestellten Hangweg bot sich ein eindrücklicher Tiefblick in die 400 m tiefer liegende Saltinaschlucht – welche übrigens nicht durchgehend begehbar ist. Etwas unterhalb der Nationalstrasse, ab Chalchofen, dann der steile Abstieg zum 220 m tiefer liegenden Grund. Hier fliessen drei Bäche zur Saltina zusammen (Ganterbach, Taferna und Nesselbach). Ab hier führt ein gut unterhaltener Weg entlang dem Tafernabach – schönes wildromatisches Gelände, angenehm steigend, über viele schöne Holzbrücken. Bald war die Ruine der ehemaligen Säumerstation des Gasthofes Taferna erreicht. Vor uns jetzt das letzte Wegstück, welches ab Egga in Serpentinen steil hinauf führte zum Simplonpass. Diese vierhundert Aufstiegsmeter brachten uns mächtig ins Kochen. Gut, dass nun bald eine «Tankstelle» kam. Doch vorher packte uns der Ehrgeiz: der kurze Aufstieg zum Wahrzeichen des Passes, dem Steinadler. Welch ein famoses Panorama hier oben! Dreissig Meter unter uns die lärmige Passstrasse, das Hospiz und unsere Unterkunft für die nächste Nacht – das Hotel Monte Leone. Auf der Terrasse dann (endlich) das ersehnte Panaché – mit einem Prost auf einen wunderbaren Wandertag!
Fazit:
Diese erste Tagesetappe war die längste, sowohl betr. Distanz, wie auch diejenige mit den meisten Aufstiegsmetern. Unterwegs ohne nennenswerte Schwierigkeiten, landschaftlich wildromantisch, grün und viel Wasser. Und wichtig: Michaels Bein hat die Strapazen dieser langen Tour ohne Beschwerden mitgemacht – toll!
Wetterverhältnisse:
Zu Beginn wolkenlos und sehr sonnig , am Nachmittag sonnig mit leichter Bewölkung,
20 bis 24°
Hilfsmittel:
Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine
Parameter:
Tour-Datum: 29. Juni 2018
Schwierigkeit: T2
Strecke: 10.9 km, Wanderweg Nr. 90 (weiss-rot-weiss), Brig-Brei (887 m) – Chräijubielwald (P.1092) – Gfalte Wald – Schwamm – Äscha – Chalchofen – Gfallte Wald – Grundachra – Grund (1071 m) – P.1248 – P.1531 – Taferna P.1597 – P.1800 (oberhalb Egga) – Lärchmatte – Simplonpass (2005 m) – Steinadler (2033 m) – Simplonpass Hotel Monte Leone
Aufstieg: ca. 1522
Abstieg: ca. -409 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std. 08 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 6 Std.
Tageszeit: 09:30 bis 15:30 Uhr
Unterkunft: Hotel Monte Leone (im runden Turm…)
Kamera:
Sony DSC-HX90V
wunderschöne Ein- und Ausblicke; eine prächtige Tour habt ihr unternommen – Gratulation an alle!
lieber Gruss, Felix
Danke lieber Felix, ich werds gerne weitergeben. Liebi Grüess usem ZO, Ruedi