Das Ausnahme-Schönwetter in diesem Wunder-März 2022 wollten wir nutzen. Schneeschuhtouren bedingen aktuell längere Anfahrtswege in höher gelegene Gebiete, und Bergwanderungen in höheren Lagen (ab 1200 m.ü.M.) ohne Schneekontakt sind (noch) nicht wirklich erstrebenswert. Eine weitere Bike-Tour also – keine Verlegenheitslösung. Und bei diesem Wetter direkt ab Haustüre zu starten, bereitet grosse Freude. Die Idee, den Obersee zu umrunden, war rasch gefasst. Für diejenigen, die es nicht wissen: der Obersee ist der durch den Seedamm abgetrennte obere Teil des Zürichsees. Mit Ausnahme des Seeuferwegs von Bollingen nach Schmerikon wollten wir die Runde, vor allem auf der Südseite in etwas Distanz zum See fahren. Den See bekamen wir erst nach 8 km Fahrt zu Gesicht, auf dem Übergang Moos zwischen Wagen und Bollingen. In der Abfahrt nach Bollingen intensive frühlingshafte Signale: blühende Forsythien und austreibende Obstbäume, und die wunderbare Sicht in die nahen (noch) weissen Berge. Die Fahrt auf dem Natursträsschen dem Seeufer entlang bis nach Schmerikon ein wahrer Genuss; der Kafi im Tschirky in Schmerikon ebenso! Weiterfahrt vorbei am östlichsten Rand des Obersees bis zur schönen Aabachbrücke, einem schmucken Holzbauwerk aus vergangener Zeit. Auf flacher Strecke durch die Gross Allmeind und unter der A15 durch. Bei Grynau über die Brücke über die Linth und den Linthkanal; hier steht das Schloss Grynau, eine mittelalterliche Niederungsburg am Fluss Linth, bereits auf dem Gebiet der Gemeinde Tuggen stehend. Die Geschichte der Burganlage geht zurück ins 13. Jahrhundert; aber auch Zeugen der Neuzeit sind noch zu sehen. Im Zweiten Weltkrieg übernahm die Festung Grynau die Sicherung des Linthüberganges bei Grynau. Sie wurde vom März 1940 bis im November 1942 im Buechberg hinter dem Schlossturm gebaut. Sie gehörte im Rahmen der Planungen des „Falles Nord“ (deutsche Umgehung der Maginotlinie im Süden durch Schweizergebiet) zur Limmatstellung und wurde ab Juni 1940 zur Vorstellung der Reduit-Nordgrenze. Die Grynau war eine der wichtigsten Staustellen zur vorgesehenen militärischen Überflutung der Linthebene (Quelle: Wikipedia). Wer, wie wir, unmittelbar nach der Brücke rechts abbiegt und erst ein Stück weit dem Linthkanal entlang fährt, erkennt noch einige Bunkeranlagen aus dieser Zeit. Nach etwa anderthalb Kilometern, kurz vor der Mündung der Linth in den Obersee, führt die Forststrasse leicht ansteigend und in einer Linkskurve hoch zum Hundsruggen. Die Entscheidung, weiter nach O zu fahren, den Hundsruggen also östlich zu umrunden, passte. Jetzt aufgepasst, die Abzweigung nach S war ohne Karte kaum auszumachen. Nach dem Verlassen der Forststrasse führte ein Singletrail (zur Freude von Doris😯) leicht abwärts zum Schrötermoos – einem kleinen Weiher. Ab hier wieder auf einer Forststrasse, leicht ansteigend durch sehr schönen Wald über den Mittler Buechberg. Wir staunten: an diesem unscheinbaren, etwa 5.5 km langen Hügel zwischen Tuggen und Obersee, hat es eine Unzahl von Trails, alle mit neuzeitlich englischen Namen (Beispiel: Plaisir-Trail, Highline Trail, Cello-Trail) – sehr flowig… An Wochenenden muss hier etwas los sein, heute Dienstag waren wir einsam unterwegs – richtig cool! Nahe dem höchsten Punkt des Buechbergs (630 m) fuhren wir in einer Kurve ostwärts, um nahe Rotegg einen kleinen Parkplatz zu erreichen. Von hier aus der Ausblick auf die March und ins nahe Wägital. Jetzt folgte die kurze Abfahrt hinunter zum Weiler Weingarten, dann weiter nach W zu einem Aussichtspunkt, der den Überblick zum kolossal grossen, aber schön angelegten Golfplatz (GC Nuolen) erlaubt. Von den vielen GolferInnen unbeachtet, durchfuhren wir das Gelände (nicht auf dem Green selbstverständlich), vorbei am Golfrestaurant (Rütihof), dort nach einer abrupten Richtungsänderung nach N, hinunter zum See und über Widen (Kieswerk) zum Dorf Nuolen. In der Ortsmitte hielten wir nach W, um die flache und auf Seehöhe liegende Allmeind zu durchfahren, bis zum Flugplatz Wangen-Lachen (oder vielleicht doch «Airport» – weil Betonpiste?). Dann in einem Bogen den Bootshafen umfahrend, die Brücke über die Wägitaler Aa, die Ebene Zwüschetaa, dann noch die Brücke über die Chli Aa – nach kurzer Fahrt vorbei an Schul- und Sportanlagen parkierten wir direkt am schönen Quai von Lachen. Mittlerweile halb zwei Uhr – Zeit für einen kleinen zMittag, direkt an der Sonne – herrlich! Gestärkt machten wir uns auf die letzten zwanzig Streckenkilometer, auf welchen wir uns etwas weiter weg vom See bewegten und folglich auch bis zu 350 Hm höher aufstiegen. Ausserhalb (südlich) von Lachen und nach Unterquerung der A3 steuerten wir direkt auf den Burghügel oberhalb von Lachen zu – wirklich steiiiiil! Fast zuoberst steht sehr markant die Kapelle St. Johann und das Sigristenhaus. Wenige Meter weiter und elf Meter höher steht das bekannte Restaurant Johannisburg (heute geschlossen). Der Weg führt quasi mitten durch, links das Restaurant, rechts dessen Gartenwirtschaft. Wir fuhren weiter westwärts, genau auf der Krete dieses moränenartigen Burghügels bis kurz vor dem Hof Schlipf. Vermutlich wäre es möglich gewesen, den WW zu befahren, aber dort wäre dann noch der Chessibach zu überwinden gewesen (tönte irgendwie «gefährlich» nach Singletrail). Also folgte der Umweg über die kurze Abfahrt auf der Vorderbergstrasse bis zum südlichen Dorfrand von Altendorf. Jetzt auf der Bilstenstrasse steil hoch zum Mittlisberg, vorbei an Höhgaden, über das Tobel des Summerholzbachs bis zum P.697 (Bilsten), wo ein schönes Holzhaus steht. Hier fuhren wir irrtümlich hoch und korrigierten bald; zurück beim Holzhaus ging es westlich zum Restaurant Bilstenhof (heute geschlossen) und an diesem vorbei. Jetzt änderte die Unterlage, aus Feldweg wurde Wanderweg. Auf der ca. 900 m langen Strecke bis Schwändi war sogar ein Bach, der Lüsibach, zu queren – ohne vom Bike abzusteigen (Gratulation, Doris hats geschafft!). In Schwändi angekommen, durften wir wieder auf geteerter Unterlage fahren. Jetzt ging alles sehr schnell: Abfahrt über die schmale Schwändistrasse, beim leider dauerhaft geschlossenen Restaurant Luegeten weiter auf der Etzelstrasse, über Buechberg und über die A3 weiter abfahrend bis ins Zentrum Pfäffikon SZ, wo die Schussfahrt endete. Hier reihten wir uns ein in den feierabendlichen Stossverkehr, resp. wir überholten die Kolonne auf dem Velofahrstreifen (mit leichter Schadenfreude…). Im Kreisel Churerstrasse/Seedamm hielten wir in Richtung Rapperswil. Die Rosenstadt erreichten wir über die Seedammstrasse, schneller als die geplagten Staufahrer. Mitten durch die Altstadt, die Hauptverkehrsachse meidend, folgte bald der leichte Aufstieg zum Hintermeienberg und weiter über Engelhölzli zurück nach Hause.
Fazit:
Eine sehr aussichts- und abwechslungsreiche und genussvolle Rundfahrt – und wiederum direkt ab Haustür…
Wetterverhältnisse:
Unverändert frühlingshaft, sehr sonnig, wolkenlos, Wind 4 km/Std. W (Böen bis 19 km/Std.), ca. 5 bis 16°
Ausrüstung:
GPS
Parameter:
Tour-Datum: 22. März 2022
Schwierigkeit: Wenig schwierig, gut fahrbar
Strecke: 50.9 km: Rüti ZH (478 m) – Ermenswil (480 m) – Obertägernau (459 m) – Curtiberg (468 m) – Wagen (428 m) – Buechmatt – Moos (481 m) – Bollingen (420 m) – Schmerikon (407 m) – Aabachbrücke (411 m) – Gross Allmeind (408 m) – Grynau (411 m) – Mittler Buechberg – Hundsruggen (474 m) – Schrötermoos (488 m) – Buechberg (602 m) – Rotegg – Weingarten (556 m) – Bach-Telen – Golfplatz P.480 – Buebental (459 m) – Widen (409 m) – Nuolen (409 m) – Flugplatz Wangen-Lachen (407 m) – Brücke über die Wägitaler Aa (413 m) – Lachen SZ (407 m) – Burgweg St. Johannesburg (510 m) – Vorderbergstrasse – Altendorf-Acheren (468 m) – Mittlisberg – Bilsten P.697 – Singletrail über den Lüsibach – Schwändi (693 m) – Etzelstrasse bei Luegeten (609 m) – über die A3 (488 m) – Pfäffikon SZ (414 m) – Kreisel Churerstrasse/Seedamm (418 m) – Seedammstrasse – Hurden (415 m) – Rapperswil SG (409 m) – Rapperswil-Jona – Hans Rathgeb-Weg/Unterführung S-Bahn – Hintermeienberg – Rütistrasse (P.459) – P.475 – Engelhölzlistrasse – Rosenbergstrasse – Talgarten Rüti ZH
Aufstieg: ca. 970 m
Abstieg: ca. -960 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 40 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 16:25 Uhr