Archiv der Kategorie: Alpine Bergwanderung T4-T6

Hasenflüeli 2411 m – Winterwanderung an einem Sommertag im Prättigau

Einmal mehr von Hanspeter resp. seinem Bericht vom 25. März 2011 motiviert, haben wir uns aufgemacht ins Prättigau zur wohl letzten Tour in diesem Winter, welche uns ins Gafiatal und auf die Jenazer Gafia führte. Was für Bedingungen: angesagt war der erste Sommertag, aber auch Stufe 3 erheblich für Nassschneelawinen. Also früh los – um das Risiko zu mindern! Aufstehen um 04:15, Rucksack mit dem nötigen (Schaufel, Sonde, LVS-Gerät), diesmal zusätzlich mit Steigeisen und Pickel (doch davon später…). Um 07:30 ab bereits gut besetztem Parkplatz Nr. 12, ging es los auf dem vom Schneetöff gespurten Sommerweg am Schlangenstein vorbei – die Temperatur bereits um 6 Grad. Kurz vor Litzistafel nahmen wir die Abkürzung den Hang hinauf zum Sommerweg, der zur Alp Säss (1946 m) hinauf führt. Von den ersten Sonnenstrahlen begleitet, geht es links der Alphütte vorbei, immer auf guten Spuren, beginnt es jetzt stärker zu steigen. Noch ahnten wir nicht, was uns beim Abstieg erwartete, doch davon etwas später. Bald erscheint das Tagesziel Hasenflüeli am Horizont, links davon die Ammeflue (2217 m) und etwas zuvor der Haupt (2105 m), an dessen NW-Flanke Schneerutsche deutlich machten, wie die Verhältnisse heute zu werten waren. Bis hierhin waren die Spuren harschig, also überdeckelt und tragend, weiter oben dann pulvrig bis hart – für Schneeschuhwanderer also ideal. Weil die Spuren weit ausladend angelegt waren, konnten wir problemlos mithalten (herzlichen Dank an die VorspurerInnen – darunter bestimmt viele Skitüreler). Nach etwas mehr als zwei Stunden Aufstieg erreichten wir den mächtigen Grat, von wo wir ohne Pause direkt zum ziemlich abweisenden Gipfelfelsen hochstiegen (T4); der eigentliche Aufstieg beginnt quasi von hinten (SO), wo wir die Schneeschuhe deponierten. Wir waren nicht die einzigen, sogar ziemlich Stau und Platzmangel. Beim Einstieg zum vereisten Fels war der mitgebrachte Eispickel eine gute Hilfe, jedenfalls besser als «Stöcke kurz» – die Steigeisen waren allerdings nicht nötig. Der starke «Gegenverkehr» und auch unser durchaus ausgeprägter Respekt bewog uns dann ein paar Meter unter dem Ziel auf das Gipfelerlebnis zu verzichten, was weiter nicht schlimm war – die tolle Aussicht genossen wir ohnehin. Nach kurzer Pause (mittlerweile war es 10:30 Uhr) erwartete uns ein kniffliger Abstieg, wie wir ihn so nicht erwarteten. Der Hang hinunter bis zum Fuss des Haupt war pulvrig, so dass wir die «Direttissima» wählten, was noch ziemliches Vergnügen bereitete. Aber dann folgte eine ziemlich kräfteraubende Strecke: mit praktisch jedem Schritt Einsinken bis zur Hüfte – da soll jemand sagen, dieser Winter sei schneearm. Hier zeigte sich, dass Doris mit ihrem Fliegengewicht leicht bevorteilt war. Auf der wunderbar besonnten Holzbank vor der Alphütte Säss verpflegten (und erholten) wir uns, immer ahnend, dass sich die Verhältnisse nicht verbesserten. Der vorerst tragende Harsch war nun vollständig weich. Sowohl auf wie auch neben der Spur sanken wir mit jedem Schritt tief ein – oft war sogar ausbuddeln angesagt! Tröstlich nur, dass uns die talwärts fahrenden Skitüreler noch mehr leid taten, weil auch sie einsanken und nach den oft beobachteten Stürzen den mühsamen Wiedereinstieg in die Bindung versuchten. Übrigens: bei solchen Verhältnissen wichtig, nie alleine unterwegs zu sein; im Falle eines Sturzes kopfüber in den Tiefschnee wäre Fremdhilfe wohl lebensrettend. Also nicht gerade anmächelige Verhältnisse. Nach anderthalb(!) Stunden Abstieg erreichten wir etwas ermattet Sunnistafel (1760 m), wo uns nette Wirtsleute(mit Handorgel!) in ihrem phantastisch gelegenen Bergasthaus Edelweiss erwarteten – die schon anwesende Gästeschar hat unsere Abstiegsmühen voll (und mitleidend) mitbekommen. Nach einem ersten Halbliter Schorle gegen den grossen Durst etwas gegen den Hunger: sehr leckeres Chäsgetschäder (einheimische Prättigau Choscht – ein Muss!) und dazu im offenen Chessi frisch gekochter Suure Moscht. Und das alles bei mind. 18 Grad an der prallen Sonne! Die Wirtin meinte, dass die Tourensaison wohl vorbei sei… Nach ausgiebiger Mittagspause nahmen wir dann den leichten und deshalb erholsamen Abstieg, vorbei am Schlangenstein bis Dörfji, unter die Schneeschuhe. Nach sieben Stunden (davon knapp 4 Stunden Wanderzeit) zurück, wohl wissend, dass wir das nächste Mal noch früher aufbrechen werden – nicht nur der Lawinengefahr wegen. Um vier Uhr wieder zuhause, freuten wir uns auf einen gemütlichen Spaghetti-Samstagabend mit Fotoshow von einer Winterwanderung an einem Sommertag.

Fazit:
Ein schöner Tourentag bei fast schon frühsommerlichen Verhältnissen – einzige Voraussetzung: früh unterwegs zu sein…

Lawinensituation:
Laut SLF: Stufe 3 «erheblich», Gefahr von Nassschneelawinen

Parameter:
Tourdatum: 2. April 2011(!)
Schwierigkeit: WT3, Gipfelbereich T4
Anreise: PW aus dem Zürioberland – A53 (Reichenburg) – A3 bis Ausfahrt Landquart – Küblis – Pany – St. Antönien bis Parkplatz Nr.13 (Dörfji, ab hier Fahrverbot)
Strecke: 9.3 km: Dörfji – Schlangenstein – Säss – Hasenflüeli, Abstieg auf ungefähr identischer Strecke
Aufstieg: ca. 815 m
Abstieg: ca. -815 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std.
Benötigte Zeit exkl. Pausen: 3 Std. 40 Min.

Rautispitz 2283 m – Schnee im Oktober

Zum erstenmal auf den Näfelser Hausberg – und dann gleich sowas: ab ca. 1900 Hm Schnee! Gamaschen oder sogar Schneeschuhe wären hilfreich gewesen. Aber der Reihe nach: Kurz nach 9 Uhr Start beim Parkplatz Obersee (direkt neben dem gleichnamigen und idyllisch gelegenen Berghotel). Gemütlicher Weg direkt unterhalb des beeindruckenden Felssturzes (hier soll 1999 Hochwasser 7 m über dem Normalpegel gestanden haben…). Nach wenigen Minuten steigt der Fahrweg in mehreren Serpentinen; wir nahmen die Abkürzungen zwischen den Kurven. Die Grapplialp (1359 m) erreichend, verliessen wir den Fahrweg und stiegen steil auf über die abgeweidete Alp; der Weg ist gut markiert auf Steinen, die im Hochsommer bei höherem Gras wohl kaum zu sehen sind. Unterhalb der von weitem sichtbaren skurrilen Geisskappel (1803 m) die beeindruckende Felswand, die es irgendwo zu überwinden galt. Gute Markierungen wiesen uns teilweise weglos auf dem teilweise etwas ausgesetzten Pfad zur ersten Schlüsselstelle, wo Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert waren; eine kurze Kletterstelle, welche mit einem sehr dünnen Stahlseil gesichert war (Handschuhe empfehlenswert). Oben erreichten wir eine aussichtsreiche kleine Terrasse, direkt unterhalb der Geisskappel – beeindruckend! Hier begrüssten uns erste Sonnenstrahlen – herrlich! Die Geisskappel umgingen wir unterhalb links, dann regelmässig und leicht steigend schöne Karstfelder überquerend. Jetzt wurde es ziemlich steil, und es waren einige schöne, fast senkrechte Kalkfelsen zu überwinden (fester und griffiger Fels, darf durchaus als weitere Schlüsselstelle bezeichnet werden); Schwindelfreiheit und Trittsicherheit waren auch hier von Vorteil. Kurz nach dem steilen felsigen Teil dann wieder einigermassen gut begehbare Alpen, und – erster Schnee; eine ziemlich matschige Angelegenheit. Zwischen Gumen (rechts) und dem Anstieg zum Rautispitz (links) überraschender Einblick ins Tälchen, welches von der Rautifurggele hinunter führt zur Rautialp. Im oberen Teil geschlossene Schneedecke, deutlich sind talwärts gehende Bergwanderer zu erkennen, was fast wie auf einer winterlichen Hochtour aussah So ungemütlich wird es hoffentlich nicht werden, dachten wir. Vor uns aber zuerst noch der schneebedeckte Steilhang bis zum Gipfel (ca. 200 Hm); ziemlich mühsam und kräfteraubend, weil man in den von weidenden Kühen stammenden und mit Schnee aufgefüllten Löchern oft bis zu den Oberschenkeln einsank. Wie schon zu Beginn erklärt, wären hier Gamaschen sehr dienlich – hatten wir natürlich nicht mit dabei – schliesslich planten wir ja an diesem wunderschönen Föhn-Sonntag keine Winterwanderung… Auf dem Gipfelgrat angekommen, geht es links so richtig runter – nichts für schwindelanfällige Gemüter. Kurz vor dem Gipfel die letzten Höhenmeter noch etwas steiler, dann das Kreuz, endlich oben (nach ca. 3.5 Stunden). Auch hier und bis zum Gipfel viele Löcher, die wohl nur von sömmernden Kühen stammten; die waren ja richtig klettertauglich. Wir freuen uns auf die verdiente Gipfelrast – allerdings stürmte der Föhn hier oben derart heftig, dass wir damit rechnen mussten, dass er uns die Salamirädli von unseren Brötli fegte. Nach kurzer Gipfelrast (mangels Sitzgelegenheit im Stehen, da schneebedeckt 20 bis 30 cm) ging es runter zur 120 tiefer liegenden Rautifurggele, immer den wunderschönen Ausblick zum Wiggis vor uns und dahinter das bereits winterlich-verschneite Glärnischmassiv. Sofort rechts in Richtung Rautialp abzweigend, ein ziemlich steiles Schneefeld. Eigentlich dachten wir, dass hier eine Art lustige Abfahrt möglich sei. Aber wegen der vielen Steine und der aufgefüllten Löcher dazwischen keine gescheite Idee, da Unfallgefahr. Erst ab ca. 1800 Hm erreichen wir den natürlichen Bergwanderweg, ab und zu über Karst führend. Bis zur Rautialp und zu den Rautihütten wurden wir links von der wirklich massiven Felswand „bedroht“. Die Sicht war derart gut, dass auf den Felsspitzen sogar einzelne Steinböcke von blossem Auge zu sehen waren; wahrscheinlich genossen die den einmaligen (und warmen) Föhntag auch. Oberhalb Rautihütten führt der Weg über eine gutausgebaute, aber steile Fahrstrasse hinunter. Ab Rautihütten (1647 m) rechts haltend dann wieder steiler hinunter Richtung Grapplistafel-Grapplialp. Wunderbarer Nadelholzwald, schönste Herbstfarben! Ab Grapplialp erreichten wir den uns vom Aufstieg bereits bekannten Weg, an einigen Stellen sogar ziemlich rutschig und deshalb nicht ungefährlich (was wir beim Aufstieg gar nicht so richtig bemerkten) – jedenfalls hat es mich einmal auf den Allerwertesten gehauen (nichts weiter passiert). Nach ca. 7 Stunden und 30 Minuten (inkl. Pausen) erreichten wir den Parkplatz Obersee – Schuhe ausziehen, Kleiderwechsel, dann ab auf die noch voll besonnte Terrasse des Berghotels, wo wir den ersten Durst löschen und die Sonne genossen. Zufrieden, müde und mit dem Hochgefühl „etwas geleistet zu haben“ und damit Körper und Geist etwas alternative Nahrung zugeführt zu haben, kehrten wir ins Züri-Oberland zurück. Zuhause angekommen, wird der sich nun bemerkbare Appetit gestillt mit einer Pizza vom besten Kurier in unserer Umgebung; die schmeckten zum Abschluss eines solchen Tages doppelt gut!

Noch ein Tipp betreffend Einsatz Wanderstöcke: diese konnten wir wirklich sehr gut einsetzen, vor allem auf dem Schnee. Allerdings hatten wir erfahren, dass es besser war, diese nicht eingeschlauft zu halten wegen der im Falle eines Sturzes drohenden Einfädelungsgefahr.

Fazit:
Rautispitz: wir kommen wieder – aber dann im Sommer!

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 3. Oktober 2010
Anreise: PW aus dem Zürichoberland-A53 (Reichenburg)-A3 bis Ausfahrt Niederurnen-A44

bis Näfels, im Zentrum rechts Richtung Obersee (enge Strasse!) bis zum Parkplatz unmittelbar beim Berghotel Obersee
Schwierigkeit: T4, Kletterstellen I
Strecke: 14.1 km: Obersee – Grapplialp – Geisskappel – Rautispitz – Rautifurggen – Rautialp – Rautihütten – Grapplistafel – Grapplialp – Obersee
Aufstieg: ca. 1350 m
Abstieg: ca. -1310 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 4 Std. 45 Min.
Tageszeit: 09:10 bis 16:40 Uhr

Zindlenspitz 2097 m – Komiker mit vielen Gesichtern

Schon länger wollten wir uns diesen schönen Komiker von einem Berg vornehmen. Das erstemal aufgefallen ist uns diese spitze Felsnadel auf einer Fahrt über die Sattelegg. Von der Wägitaler Seite ist diese Spitze ziemlich abweisend; Bergwanderer, wie wir es sind, ordneten diesen Fels als nicht besteigbar den Kletterern zu. Dennoch wollten wir mal sehen…. Laut Wetterprognosen der letzte schöne Tag dieses Altweibersommers, also schnell gefasster Beschluss, dass uns unser gemeinsamer Chef (das ist meine Frau Doris) einen freien Tag gönnte; schliesslich könnten wir ja übers Wochenende „kompensieren“ und das Liegengebliebene aufarbeiten. Kurz vor neun Uhr fanden wir die Parkgelegenheit im Schatten am Wägitaler See bei Punkt 932. Gemütlicher Start über Weideland bis Aberli, zweimal die Transportseilbahn kreuzend. Dann etwas steiler auf Hohfläschen, vorbei am idyllisch gelegenen Naturfreundehaus. Die fröhlich winkende Fahne von der Hohfläschenhütte signalisierte uns schon, dass dort Kafi und vielleicht ein Nussgipfel zu erwarten waren. Nach 1 Std. 15 Min. angekommen grosses Staunen: niemand da, geschlossen(!). Dafür wurden wir jetzt von ersten Sonnenstrahlen begrüsst, die hinter dem Zindlenspitz hervorstrahlten. Jetzt wurde es deutlich steiler bis zur Überquerung des Zinggenbachs (gesehen haben wir dort keinen Bach…). Ab jetzt ziemlich steil (weiss-blau-weiss) ab und zu auf allen vieren nach Halt suchend aufwärts. Beim Sattel beim Punkt 1902 angelangt, wunderbarer Ausblick: Säntis, Mürtschenstock, Glärnisch, und unter uns im Tälchen der idyllische Obersee. Nach kurzer Verschnaufpause folgte die Schlüsselstelle, welche aber mit neuen Beschlägen und Ketten sehr gut gesichert und deshalb mit Vergnügen zu meistern war (Schwindelfreiheit und Trittsicherheit natürlich vorausgesetzt!). Weiter dann über den Grat und Überquerung von zwei Vorgipfeln (Trittsicherheit!). Leicht seitwärts Richtung Süden bis zum Wegweiser, der uns zum Gipfel wies

(rot-weiss-rot, 15 Minuten). Der Aufstieg nochmals ziemlich steil und fordernd, aber unproblematisch – lediglich die letzten Meter vor dem Gipfel verlangen etwas mehr Aufmerksamkeit (Überwindung kurzer nicht gesicherter aber griffiger felsiger Stellen). Auf dem Gipfel ein paar Gleichgesinnte, und die verdiente Verpflegung aus dem Rucksack. Dem Smartphone (anderer) sei Dank erleben wir unerwüns chterweise, aber dafür direkt und für alle deutlich hörbar die Resultate der Bundesratswahlen (nur so zum Nachdenken: hier oben könnten wir auf derart unwichtigen Infoschrott gerne verzichten). Nach der Rast Eintrag ins Gipfelbuch, vor uns ein jüngeres Ehepaar, welches sich diesen Gipfel zum Hochzeitstag gönnte (herzliche Glückwünsche nochmals!). Aufbruch, Abstieg auf der Aufstiegstrecke bis zum Wegweiser, dann rechts hinunter Richtung Zindlen – über Weideland mitten durch eine grosse Schafherde. Dann etwas steiler hinunter über den schattigen und deshalb heiklen, ziemlich feucht-glitschigen steinigen Weg. Ab Aberliboden haben wird die Erschliessungsstrasse zur Zinggenbucht hinunter gewählt, von wo wir die letzten paar hundert Meter bis zum Ausgangspunkt auf der heute wenig befahrenen Seestrasse zurücklegten. Die Tour ging uns ganz schön in die Glieder, so dass wir uns dann in Innerthal auf der schönen Terrasse des Gasthauses Stausee erfrischten. Ein wunderbarer Abschluss dieses Sommers 2010!

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 22. Sepzember 2010
Anreise: A53 aus dem Zürichoberland kommend, Siebnen, Wägital, Innerthal bis Punkt 932
Schwierigkeit: T4, Kletterstellen I
Strecke: 11.3 km: Wägitalersee (Punkt 932) – Hohfläschen – Zindlenspitz – Zindlen – Aberliboden – Wägitalersee (Zinggenbucht) zurück zum Ausgangspunkt
Aufstieg: ca. 1180 m
Abstieg: ca. -1170 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 08:45 bis 15:15 Uhr

Pizol 2844 m – am 1. August

Keine Angst – Patriotismus war nicht der Antrieb, um am Nationalfeiertag einen prominenten Sankt Galler-Gipfel zu besteigen. Vielmehr war es das wunderbare, fernsichtige Wetter, welches uns dazu brachte, das erste Mal den Pizol zu erklimmen. Mit Gondelbahn und Sessellift ab Bad Ragaz über Pardiel nach Laufböden. Start um 09.40 Uhr. Ziemlich forsches Tempo vorbei am Wangser See und an der Pizolhütte, hinauf zur Wildseeluggen. Schiesslich wollten wir die letzte Talfahrt der Sesselbahn ab Laufböden um 16 Uhr nicht verpassen. Ab Wildseeluggen trennten wir uns vom Tross der 5-Seen-Wanderer. Nun wurde es ruhiger und das bei schönstem Wetter; der Wildsee leuchtete grünblau – phantastisch! Bald ging es ruppig durch grössere Blocks, dann etwas steiler über Geröll zum Pizolgletscher – oder das was von ihm noch übriggeblieben ist. Die Steigeisen konnten wir im Rucksack lassen, der Schnee war zu weich; entsprechend mühsam (im Schnee immer wieder einsinkend) ging es am linken Gletscherrand steil aufwärts bis zum Pizolsattel. Was für eine grandiose Aussicht bereits hier! Den Gipfel wollten wir nach Möglichkeit auch noch besteigen. Wir wagten es – und schafften es ohne Probleme (>T4). Unter dem Gipfelaufbau war eine heikle, aber fixseil-gesicherte ausgesetzte Traverse zu bewältigen – schwindelfrei sollte man hier also schon sein. Dann folgten noch ein paar Kraxeleinlagen (Kletterstellen I) und schon standen wir auf dem heute rege besuchten Gipfel. Nach dem Genuss des grandiosen Rundum-Panoramas machten wir uns wieder auf den Abstieg auf derselben Strecke. Auf dem Firn eine nicht ungefährliche Rutschpartie (schliesslich wollten wir nicht in den Felsbrocken „landen“). Die Steigeisen hätten allerdings kaum etwas gebracht, weil man immer wieder tief einsank. Zurück auf Wildseeluggen, war dort mittlerweile Ruhe eingekehrt. Die Wanderschar ist wohl schon am Ziel… Auf der sonnigen Terrasse einen Halbliter Schorle, und weiter ging es nach Laufböden, wo wir um 15:45 Uhr ankamen und die Talfahrt antreten konnten. Ein wunderbarer Nationalfeiertag war das!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerliches Wetter, ca. 20 bis 24°, windstill, gute Fernsicht

Hilfsmittel:
Bergwanderschuhe, Steigeisen; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 1. August 2010
Schwierigkeit: T4+, Kletterstellen I, Hochtour L
Strecke: 11.7 km, Laufböden – Wangser See – Pizolhütte 2221 m – Wildseeluggen 2492 m – Pizolgletscher – Pizolsattel 2844 m – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 814 m
Abstieg: ca. 814 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 45 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 6 Std.
Tageszeit: 09:45 bis 15:45 Uhr

Ortstock 2717 m

Von der Station der Braunwaldbahn (1256 m) durch das Dorf Richtung Talstation der neuen Gumenbahn, dann heftig nahe Brummbachfall zickzack hochsteigend bis Bräch-Oberstafel (1602 m)-Bergetensee (1622 m). Bis hierher sehr guter Bergwanderweg ohne besondere Schwierigkeiten (T2). Dann Aufstieg durch Geröll zum eigentlichen Einstieg in den Bärentritt (T4). Dieser ist gut befestigt mit Stahlseilen und ist bei Schwindelfreiheit und Trittsicherheit ohne Klettersteigset problemlos zu meistern. Der eindrückliche Weg bietet wundervolle Ausblicke (siehe Bilder). Oben auf dem Lauchboden (2009 m) angelangt treffen wir den ideale Plätze zum Rasten. Den moorartigen und deshalb teppichweichen Lauchboden querend erreichen wir die Geröllhalde, die steil zur Furggele (2395 m) hinauf führt; abgesehen von der kurzen aber heftigen Steigung werden über ca. 1.5 km annähernd 400 Steigungsmeter zurück gelegt. Auf der Furggele eindrücklicher Blick Richtung Glattalp und deren See; hier erkennen wir auch die aufziehenden grauen Wolken. Ob wir es auf den Ortstock wagen sollen und schaffen? Jetzt wo wir schon mal da sind, wollen wir den Gipfel. Anfänglich regelmässig durch Feld und Schiefer steigend, erreichen wir die mit einem kurzen Seil „gesicherte“ Felsbacke von vielleicht 10 Metern, die es zu überwinden gilt – was ohne Probleme geht. Allerdings sind auch hier Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Voraussetzung! Bald auf dem Gipfel angekommen, gibt es nun die verdiente Gipfelrast. Wegen des nicht gerade bilderbuchhaften Wetters sind nur wenige Gleichgesinnte hier oben. Den Rückweg gestärkt in Angriff nehmend, geht es zügig runter, wobei die „Geröllhalde“ von der Furggele zum Laufboden hinunter ganz schön in die Oberschenkel geht. Stöcke sind hier eine grosse Hilfe! Nach dem Laufboden wählen wir den „Weg“ über die
Legerwand. Wir wollen die riesigen Karrenfelder einmal von ganz nah sehen, und wir werden nicht enttäuscht: gigantisch, einem riesigen Gletscher gleichend! Die Überquerung ähnelt denn auch einem Gletschertrekking. Die Felsspalten sind tückisch, jedenfalls hätte ein Misstritt an der falschen Stelle verheerende Folgen. Wir schaffen das ohne Probleme und müssen uns langsam beeilen; den Zeit- und Wasserbedarf haben wir unterschätzt(!). Über Bützi stark absteigend, das Wetter immer mehr nach Niederschlag „riechend“, gelangen wir nach einer langen Durststrecke zur Bergstation der Gumenbahn (am Fuss der Eggstöcke liegend). Von den Eggstöcken sehen wir wenig bis nichts – dafür berichten uns die vielen Klettersteigler begeistert vom erlebten.

Noch ein Wort zum Wasser: erst jetzt wissen wir, was es heisst, wenn man (von Einheimischen) hört, dass der Fels in den Glarneralpen weitgehend „wasserlos“ sei. Jedem, der diese Bergwanderung (teilweise Alpinwanderung) unternimmt, raten wir dringend, ausreichend Getränk mitzunehmen. Auf der gesamten Strecke bis Gumen (und das waren etwa 16 km resp. 8 Std.) haben wir nicht eine einzige Beiz gesehen, geschweige denn eine Quelle. Das wird uns eine Lehre sein. Nachdem wir im Gumen-Restaurant 2x einen halben Liter Schorle runtergiessen haben, genossen wir die Talfahrt mit der neuen Gumenbahn. Von deren Talstation dauert es dann noch eine halbe Wegstunde bis zur Braunwaldbahn. Ziemlich ermattet aber glücklich erreichen wir den Ausgangspunkt ohne Regentropfen.

Fazit:
Trotz suboptimalem Wetter eine eindrucksvolle Tour…

Hilfsmittel:
Bergschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 27. September 2009
Schwierigkeit: T4 (Alpinwanderung)
Strecke: 15.7 km, Braunwald-Brummbachfall-Bräch-Oberstafel-Bergetensee-Bärentritt-Lauchboden-Furggele-Ortstock-Furggele-Lauchboden-Legerwand-Bützi-Gumen-Gumenbahn nach Braunwald
Aufstieg: 1857m
Abstieg: ca. -1091m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: ca. 8 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 45 Min.
Tageszeit: 08:00 bis 17:00 Uhr

Speer 1950 m – über den Klettersteig auf den höchsten Nagelfluhberg Europas

Vorwort:
Kurze PW-Anfahrt ab Wohnort via Rieden SG ins Wängital bis Parkplatz Mittlerwengi (ab hier Fahrverbot). Die Tour war unser erstes „Klettersteig“-Erlebnis. Doris wollte unbedingt mal meine alpine Bergtauglichkeit testen😴.

Start beim Parkplatz in Mittlerwengi. Aufstieg über die Naturstrasse, teilweise mit Betonplatten versehen, bis kurz vor resp. unterhalb der Alpwirtschaft Hinderwängi. Dort verliessen wir die Fahrstrasse nach links um auf dem Wanderweg über Weideland aufzusteigen. Kurz vor Untere Rossalp hielten wir links in Richtung Obere Rossalp (Alpwirtschaft, Bergstation einer Transportbahn). Weiter bis P.1627, von wo wir schon den P.1723 erblicken konnten, den Einstieg zur alpinen Route (w-b-w). Dort angekommen, machten wir länger Pause. Zum einen deshalb, weil doch einige andere in die Nagelfluhwand einsteigen wollten, und wir uns nicht unnötig der Steinschlaggefahr aussetzen wollten. Zum anderen auch deshalb, weil wir beide ein paar Schweigeminuten benötigten, um uns klar zu werden, auf was wir uns einliessen. Der Einstieg kostete uns schon etwas Überwindung, aber bald merkten wir, dass der Steig mit Seilen und Ketten gut gesichert war. Wir erinnern uns auch unangenehm daran, an einer senkrechten Fixseilstelle von einem joggenden Drängler überholt worden zu sein – zu seiner eigenen Sicherheit krallte er sich beim Überholen an Doris’ Rücksack fest. Die bekannte Stelle mit der horizontalen Leiter, welche unter einem überhängenden Fels durchführte, behagte uns wenig, weil unsere Rücksäcke ja auch noch untendurch mussten. In der zweiten Hälfte der steilen, zum Glück trockenen, Nordwand waren zwei-drei Stellen ungesichert und damit etwas herausfordernder, weil Griffe und Tritte im porösen Fels schwierig waren. Schliesslich aber ging alles gut, und wir erreichten nach ca. 2.5 Std. glücklich den Gipfel. Nach der Gipfelrast folgte der Abstieg über den Südwestgrat, später über das Bützli hinunter bis zum P.1379 – wo der Wanderweg vom Furggli einmündet. Über die in einem schönen Kessel gelegene Alp Kleinwängi gelangten wir rasch zur Alpwirtschaft Hinderwängi, wo wir selbstverständlich einkehren „mussten“. Anschliessend erreichten wir dann den Ausgangspunkt parallel zum Wengibach absteigend. Unser erstes „Kletter“-Erlebnis war ein voller Erfolg.

Fazit:
Eindrückliches Klettererlebnis, für uns Anfänger schwierige, steile, aber meist gut gesicherte Kletterstellen im trockenen Nagelfluh zum über 230 Hm aufragenden Gipfel. Nachträgliche Bemerkung: aus heutiger Sicht würden wir Anfängern (wie wir es damals waren) empfehlen, ein Steigset und einen Helm zu tragen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung!

Wetterverhältnisse:
sommerlich sonnig und nicht zu heiss, trocken

Hilfsmittel:
Bergwanderschuhe, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 10. August 2008
Schwierigkeit: T5, Klettern II
Strecke: 7.7 km, Mittlerwengi (1155 m) – Hinderwängi (1341 m) – Untere Rossalp (1500 m) – Obere Rossalp (1569 m) – P. 1627 – P. 1723 (Einstieg Nordwand (Klettersteig) – Speer (1951 m) – P. 1552 – P. 1379 – Hinderwängi – Mittlerwängi
Aufstieg: ca. 870 m
Abstieg: ca. 870 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 45 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 4 Std. 45 Min.