Archiv der Kategorie: Wanderung T1-T2

Der Weg nach Gandria und zurück

Auf der Rückfahrt aus dem Mendrisiotto machte die Sonnenstube der Schweiz ihrem Zusatznamen alle Ehre. Also bot sich diese vielbegangene Montags-Wanderung geradezu an – nach fünfundvierzig Jahren wieder einmal… Parkieren war mitten in Lugano kein Problem, im Parkhaus Piazza Castello. Der Spaziergang führte durch den schön angelegten Parco Civico zur Mündung des Cassarate und weiter dem Lido entlang nach Castagnola, leicht aufsteigend vorbei an der Villa Favorita. Unschwer zu erkennen, dass hier am Fuss des Monte Brè unzählige Villen des Geldadels stehen. Kurz vor S. Domenico, dort wo ein Allgemeines Fahrverbot steht (was einige Biker grosszügig missachteten), liefen wir dem See entlang unterhalb des Parco degli Ulivi auf dem Sentiero di Gandria. Am Grotto Elvezia vorbei folgte bald einmal Scarigiöla und der mächtige Felsvorsprung. Dieser Teil war früher ein nicht ganz trivial geführter Bergweg – heute durch eine Galerie vor Steinschlag geschützt und über eine bequeme Treppe zu umgehen. Bald erkannten wir die Häuser von Gandria – die engen Gässchen und den Kirchturm stehen noch immer hier am selben Ort. In einem der Ristoranti lassen wir es uns gut gehen; wir hatten gerade Glück, einen Tisch zu ergattern. Wenige Minuten später brachte ein Schiff eine volle Ladung Touris, welche überfallartig in die Gässchen stürmten. Der Rückweg dann gemütlich und auf derselben Strecke – viel Gegenverkehr, Grüezi, Grüezi! Zurück in Lugano gabs dann zum Abschluss Gelati. So waren wir ausreichend gestärkt für die Heimfahrt.

Hinweis:
Ein sonniger Herbstspaziergang vom feinsten, und das in netter Begleitung unserer lieben ex-Nachbarn – grazie mille!

Wetterverhältnisse:
Ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch, Temperatur ca. 9 bis 18° C.

Hilfsmittel:
keine, ausser vielleicht nicht gerade Ballerinas

Parameter:
Tour-Datum: 11. Oktober 2021
Schwierigkeit: T1
Strecke: 10.4 km, siehe Karte am Schluss dieses Berichts
Aufstieg: ca. 200 m
Abstieg: ca. -200 m

Valle di Muggio – Festa della Castagna

Nach der Anreise und dem Check-in in der Villa Oleandro folgte die abenteuerliche Fahrt ins hinterste Valle di Muggio nach Scudellate. Das Ziel: die Osteria Manciana mitten im Dorf und direkt an der Haarnadelkurve gelegen, in welcher man nicht ohne zweimal anzusetzen durchkommt. Hier befindet sich übrigens das Epizentrum des kulinarischen Valle di Muggio. Wir waren (voll beabsichtigt) zwei Stunden zu früh; also gab’s noch eine kurze «Wanderung» von 35 Minuten nach Erbonne. Das sehenswerte Dorf liegt 940 m ü. M. und auf der linken Seite der Breggia, im höchstgelegenen Teil des Muggiotals – und es liegt in Italien; und das beste: das Kleinod ist von der Schweiz aus nur per pedes zu erreichen. Noch neun Erbonnesi leben hier oben. Und – wichtig genug – mitten im musealen Dörfchen steht die sagenhafte Osteria del Valico. Dort angekommen, absolvierten wir den kürzesten Dorfrundgang unserer Wanderkarriere, um anschliessend «Schutz» vor der kühlen Witterung (ca. 8° C) zu finden – direkt am Kamin des sehr nostalgischen Lokals. Affetatti misti (9 Euro), Formaggini freschi u.a. mit dem Geheimtipp Zincarlin (6 Euro), saftiger Weisswein. Auch wenn wir wussten, dass hier ein längerer kulinarisch erstklassiger Abend verbracht werden könnte, verzichteten wir auf weitere Gänge – denn erstens erwartete uns der doch ziemlich felsige Wanderweg zurück nach Scudellate, und zweitens die dortige Osteria Manciana. Und ausserdem gibt es hier oben kaum Parkplätze, weshalb wir etwa einen Kilometer weiter oben an der Strasse kurz vor Roncapiano parkierten. Nach 4.6 km zu Fuss waren wir bereit für das was jetzt folgte: Insalate, Gnocchi al ragù casalingo di salsiccia, camoscio e polenta del paiolo. Auf den Zincarlin als Nachspeise mussten wir verzichten – das holen wir zuhause nach… Nach diesem Vollprogramm der Verdauungsmarsch (mit Stirnlampen «bewaffnet») hoch nach Roncapiano und ab dort wieder hinunter nach Casima. So darf ein Abend im Valle di Muggio immer beginnen…

Nach dem «vollen» Genussprogramm vom Vorabend war für heute Sonntag etwas mehr Bewegung angesagt. Zusammen mit unseren langjährigen Nachbarn galt die Runde heute der Castagna – die Sagra della Castagna in Morbio Superiore fand pandemiebedingt leider nicht im gewohnten Rahmen statt. Also führten wir unser eigenes kleines Fest durch.

Direkt von unserem Domizil, dem wunderschönen B&B Villa Oleandro im hübschen Dörfchen Casima, starteten wir. Durch die schmalen Gässchen erreichten wir am östlichen Ortsende den Wanderweg in Richtung Muggio. Vorbei am aussichtsreich gelegenen Friedhof hielten wir die Höhe von ca. 660 m. Kastanien, Buchen – und unter den Füssen herbstliches Laub – stimmungsvoll! Auf dem Weg bis zur Tur dell’Alpe hatten wir alle Hände voll zu tun. Zwar waren vor uns offensichtlich fleissige Sammler unterwegs, für uns blieb aber dennoch reichlich Ernte. Unterwegs waren einige Tälchen mit ausgetrockneten Bachläufen zu queren. Kurz vor Tur verliessen wir den Wald und es folgte der kurze, steile Aufstieg zu den Häuschen bei Tur dell’Alpe. Dort die tierische Begegnung mit drei sympathischen, kontaktfreudigen Eseln; die wollten gestreichelt werden – nur die Kastanien verachteten sie. Wenig später erreichten wir das Kirchlein San Giovanni, von welchem der Blick nach Muggio und zurück zu den bildhübschen grünen Terrassen von Tur ging. Jetzt der Abstieg zur Breggia hinunter und über die Brücke hoch nach Muggio. Direkt an der Piazza liegt das kleine Ristorante Stella, wo wir uns köstlich verpflegen konnten. Nach dieser Stärkung hatte die Sonne ein Einsehen und besonnte die Piazza. Auch der Blick hoch zum Monte Generoso, Distanz 3.4 km, Höhendifferenz 1050 m – und dessen Wahrzeichen, Mario Bottas Fiore di Pietra war nun frei. Nach dem kurzen Aufstieg zur schönen Kirche von Muggio ging es auf dieser (linken) Talseite weiter, erst ein kurzes Stück entlang der Hauptstrasse, dann aber bald auf dem schön angelegtem WW zum nahen Dorf Cabbio. Jetzt folgte der nicht sehr steile 120 m-Abstieg zur Breggia, resp. zur Mulino di Bruzella hinunter. Eindrücklich, dieses antike Kleinod (und Museum) – heute Sonntag war die Mühle offen und in Betrieb, und zu trinken gab es auch! Selbstverständlich kauften wir Mais (Rosso del Ticino, Farina per polenta integrale, Pro Specie Rara). Das integrierte Museo etnografico della Valle di Muggio ist übrigens sehenswert. Dem lohnenden Besuch folgte der kurze Aufstieg in Richtung Bruzella; auf halber Strecke dorthin bogen wir ab über den steilen Abstieg zur wilden Breggia hinunter. Jetzt über die schmale Brücke, dann wieder steil hoch nach Casima. Nun kamen wir doch noch ins Schwitzen, und im sonnig gelegenen Garten der Villa Oleandro war der Genuss eines Biers der gelungene Abschluss eines abwechslungsreichen und wunderschönen Tages.

Hinweis:
Eine lockere und nicht sehr lange Rundwanderung im schönsten Südtal des Ticino…

Wetterverhältnisse:
Zum Tagesbeginn recht kühl und bewölkt, im Tagesverlauf sonnig, Temperatur ca. 6 bis 17° C.

Hilfsmittel:
Normale Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial

Parameter:
Tour-Datum: 10. Oktober 2021
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 8.5 km, Casima (617 m) – Friedhof – Tur dell’Alpe – San Giovanni (Kirche 659 m) – Breggia – Muggio (649 m) – Cabbio (644 m) – P.609 – Mulino di Bruzella – Bruzella – Casima
Aufstieg: ca. 420 m
Abstieg: ca. -400 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 2 Std. 35 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 5 Std. 50 Min. (Kastanien suchen ist zeitraubend…)




Ticino 4|4: Auf den Monte Sasso del Ferro (1062 m) – rauf und runter mit der Kübelbahn

Susanne’s und Richi’s Vorschlag, mit der originellen Kübelbahn auf den Sasso del Ferro zu «steigen», folgten wir mit Vergnügen. Die Fahrt von Pura über Ponte Tresa – Luino nach Laveno. Etwas oberhalb der Dorfmitte liegt die Talstation der Bergbahn. Für die Besteigung der offenen, langsam fahrenden «Kübel» gibt es klare Regeln – 2 Personen dürfen rein, einer nach dem anderen und im Abstand von vier Metern. Je nach Gemüt der GipfelstürmerInnen kommt ein mehr oder weniger mulmiges Gefühl auf (bei uns doch nicht…). Für 7 Senioren-Euro rauf und runter – kein ruinöses Erlebnis für dieses einmalige Spektakel. Die Bergstation steht am Westhang des Bergs auf 974 m.ü.M. neben einem Restaurant. Die Fahrt für die ca. 1300 m lange Strecke, auf der 780 Höhenmeter bewältigt werden, dauert 15 Minuten. Oben angekommen, liessen wir es uns nicht nehmen, den 88 Meter höherstehenden Gipfel Sasso del Ferro doch noch per pedes zu besteigen – 15 Minuten rauf, und gleich viel runter. Das war wohl kaum ausreichend, die zuvor verzehrte Crostata zu verbrennen. Auf dem Gipfel steht eine Skilift-Ruine aus besseren Zeiten. Der Ausblick sowohl vom Gipfel wie auch von der Plattform der Bergstation ist schlicht phänomenal – aber lassen wir die Bilder sprechen, die sind ohnehin eindrücklicher als Worte.

Fazit:
Sowas haben wir seit Jahren nicht mehr erlebt; die kürzeste Gipfelbesteigung unseres Lebens. Lohnend war es alleweil…

Wetterverhältnisse:
Schönes Herbstwetter, der schönste Tag dieser Woche, ca. 18 bis 26° C

Ausrüstung:
Normale Laufschuhe

Parameter:
Tour-Datum: 24. September 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 1.3 km, siehe Google Maps am Ende dieses Berichts
Aufstieg: ca. 88 m
Abstieg: ca. 88 m

Ticino 3|4: Monte Caslano, Sassalto (522 m)

Heute wollten wir es gemütlich angehen – eine Kurzwanderung zum Hausberg von Caslano, der im Parco Naturale del Monte Caslano liegt. Wir parkten gebührenpflichtig (Parcheggi Via Valle). Ab hier liefen wir ein kurzes Stück auf der Via Valle am nahe gelegenen Albergo Gardenia**** vorbei und wenig später auf der Via Cantonenetti bis zu den Wanderwegweisern. Jetzt wählten wir nicht die Runde dem Seeufer entlang, sondern den Aufstieg in den Wald. Schon bald wurde es erstaunlich ruppig und steil, ohne dass wir im «roten» Bereich drehten. Den eigentlichen Gipfel Monte Caslano mit einer Höhe von 525 m.ü.M. umrundeten wir südlich, um den östlich gelegenen Sassalto zu erreichen. Dort oben steht die kleine Capella di San Nicolao e Croce an aussichtsreicher Stelle. Vom «Balkon» geht der durchaus beeindruckende Ausblick auf das Dorf Caslano hinunter und in die weitere Umgebung, vor allem ins Val d’Agno mit dem dominierenden Flughafen Lugano-Agno. Im Abstieg ging es ein kurzes Stück zurück, danach hielten wir nach Süden, von wo der atemberaubende Tiefblick über die 300 m hohe Fluh zum See und an dessen italienisches Ufer hinunter geht. Ab hier führt der Sentiero Panoramico über hohe, felsige Tritte absteigend nach O, wo wir auf einer Höhe von ca. 380 m.ü.M. eine Steilwand unterqueren. An dieser teilweise überhängenden und nach N ausgerichteten 40 m hohen Klippe ist ein kleiner Klettergarten eingerichtet (Routen bis 7b). Heute kletterte niemand, wohl weil schattig und etwas zu feucht. Wir liefen weiter hinunter auf der Forststrasse bis zur Via Stremadone, um kurz vor den beiden Grotti den Sentiero ai Grotti zu nehmen. Dieser führt an Ufer des Lago di Lugano, und vorbei an einigen Villen direkt in die Gartenwirtschaft – Caffè, Gelati usw.

Fazit:
Die kurze Wanderung hatte lediglich präventiven Charakter, denn am Abend stand der Besuch an im ausgezeichneten und sehr empfehlenswerten Grotto Valle🤨.

Wetterverhältnisse:
Sonnig, mit einigen Schönwetterwolken, bestes Herbstwetter, ca. 20 bis 24° C

Ausrüstung:
Leichtwanderschuhe, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 23. September 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 4.6 km, siehe Google Map am Ende dieses Berichts
Aufstieg: ca. 300 m
Abstieg: ca. 300 m
benötigte Zeit: 2 Std.
Tageszeit: 13:30 bis 15:30 Uhr

Ticino 2|4: Monte Lema (1620 m)

Nach dem gestrigen Schönwetter-Ausflug zum Schweizerischen Zollmuseum Gandria wollten wir heute wieder ein paar Höhenmeter leisten. Die Talstation in Miglieglia bietet eine grosse Zahl an Parkplätzen, ab Pura in 10 Fahrminuten zu erreichen. Zusammen mit unseren Bergfreunden Susanne und Richi starteten wir kurz nach halb elf. Der gut markierte WW führte uns mitten durch das Centro storico. Wir entschieden uns für die kürzeste, aber auch steilste der drei Aufstiegsvarianten; die Wegführung verläuft in direkter Linie unterhalb der Bergbahn. Anfänglich bei schönstem Sonnenschein, erreichten wir auf einer Höhe von ca. 1000 m.ü.M. die hochnebelartige Bewölkung. Im steilen Aufstieg gar nicht mal so schlecht, nicht der vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt zu sein. Ab Alpe Boscone wurde es nicht nur steiler, sondern auch ruppiger, immer gut markiert, auf gut begehbarer Unterlage. Ab Màter di Taiadèll bei P.1224 verliefen dann die letzten 360 Aufstiegsmeter über 2 km über Serpentinen und auf schmalem Pfad. Ideal, weil über die Haarnadelkurven rasch Höhe gewonnen wird. Das Bergrestaurant liessen wir (vorerst) achtlos links liegen, um zum 70 m höherstehenden Gipfel zu gelangen. Und welch ein Glück: für wenige Minuten riss der Hochnebel auf, so dass wir das prächtige Alpenpanorama kurz, aber intensiv geniessen konnten (siehe Bilder). Die Fernsicht reichte 80 km weit – genial! Der Hochnebel zog wieder auf, Zeit für einen Besuch auf der Terrasse des Ristorante Ostello Vetta. Leckere Pasta, freundliche Bedienung – Genuss pur. Statt abzusteigen, nutzten wir für die Talfahrt die Drahtseilbahn – es durfte auch mal bequem sein…

Fazit:
Eine kurze, aber leistungsmässig heftige Tour, verbunden mit dem durchaus erwünschten Verbrennungseffekt…

Wetterverhältnisse:
Schönes Herbstwetter, unten blau(!), oben wechselnd grau (Hochnebel) resp. sonnig, leichter Wind, ca. 18 bis 24° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 22. September 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 6 km, Miglielia, Parcheggio Funivia (707 m) – Matarell – Sesüra – P.782 – Roncascio – Fontanino, Alpe Boscone – Màter di Taiadèll – P.1224 – Credarescia – Màter da Còla – Monte Lema Vetta (1550 m) – Monte Lema (1620 m) – Talfahrt mit der Drahtseilbahn nach Miglieglia (Fahrzeit 10 Minuten)
Aufstieg: ca. 922 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 50 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 10 Min.
Tageszeit: 10:40 bis 13:30 Uhr

Ticino 1|4: Monte Gambarogno (1734 m) ab Alpe di Neggia

Heute Montag wollten wir wieder einmal eine etwas ernsthaftere Bergwanderung unternehmen. Ab Standort Pura im Malcantone ist die Auswahl an aussichtsreichen Gipfeln gross. In Begleitung von Susanne und Richi stand der Monte Gambarogno, dieser einmalige Aussichtsberg, auf dem Programm. Schon die Fahrt zum Ausgangspunkt, der Alpe di Neggia, versprach Spektakel: immerhin 1200 Hm werden auf der Fahrt von Vira am Lagio Maggiore zur Alp vernichtet – die steile und teilweise enge Strasse führt über unzählige Kehren hoch. Der Parkplatz auf dem Pass war zur Hälfte gefüllt, ein Grossandrang war also nicht zu befürchten. Wir liefen auf dem gut markierten WW hoch in Richtung NW, die markante Hochspannungsleitung unterquerend, den wenig Wasser führenden Bergbach im Valle di Agra überquerend, immer auf gut zu begehender, felsiger Unterlage. Bald öffnete sich der Blick zur gegenüberliegenden Bergwelt und dem in den Lago Maggiore ragenden Maggiadelta. Trotz Bewölkung war die Fernsicht gut. Bei der Verzweigung P.1555 Sopra Lierna änderte die Richtung nach S – 120 m über uns war bereits ein Gipfelkreuz zu sehen – nicht der Monte Gambarogno, sondern so etwas wie ein Nebengipfel namens Cima Orientale. Diesen erreichten wir in einer knappen Stunde. Wirklich beeindruckend die Sicht, geschätzte 25 km. Nach dem kurzen Besuch wendeten wir uns dem sechzig Meter höheren und 600 m Luftlinie westlich liegenden Hauptgipfel zu; dieser wird über einen leicht ansteigenden Pfad erreicht, der ab Verzweigung auf ca. 1680 m.ü.M. über ein paar Serpentinen und kurz vor dem Gipfel über kaum ausgesetzte Felsstufen (T3-) erkraxelt werden muss. Hier oben dann ein grandioses 360°-Pano, im Süden der Monte Lema, im Osten der naheliegende Monte Tamaro und dessen Nachbar Gradicciòli. Nach kurzem Gipfelaufenthalt der Abstieg zur unter dem Gipfel stehenden Capanna Gambarögn, welche gerade renoviert wird (Neueröffnung 2022). Nach dem kurzen Abstieg zur Verzweigung hielten wir leicht absteigend in Richtung NW, um knapp unterhalb der kleinen Hütte (Stars Box) vorbei zu laufen – eine sehr originelle Biwak-Schachtel. Jetzt begann der eigentliche Abstieg, der in paar Serpentinen über die Cugnoli della Muda nach Muda hinunterführt. Fast schon überraschend standen wir vor den Gebäuden der Alpe Cedullo, wo auch ein Wanderweg von Vairano hinaufführt. Noch überraschender dann, was auf der anderen Seite der Alphütten geboten wird: die von Claudia Gorbach geführte Ziegenalp bietet beste Eigenprodukte zum Genuss an, z. B. Büscion di capra, Robiole, Formagella, Joghurt, Wurstwaren, Eier, Sirupe, usw. Der Büscion war ganz frisch und von sensationeller Qualität! Eine lohnende Rast! Nur 15 Minuten resp. 50 Hm von der Alpe Cedullo entfernt befindet sich auf einer Lichtung die Kapelle Sant’Anna, auch «Madonna del Monte» genannt, die an der Kapelle angebaute Einsiedlerklause dient heute als Berghütte (12 Plätze, Matratzen ohne Decken; Kamin auch zum Kochen geeignet, keine Teller und Pfannen, im Freien ein Grill, ToiToi mit Wasser ausserhalb der Hütte). Wir liefen weiter, nun wieder absteigend, auf einem schönen Pfad durch Kastanien- und Buchenwald. Bis zur Landesgrenze CH-I waren es nur ca. 300 m. Ab Sasso Bisolo wurde die Strecke markant ruppiger, aber noch immer gut zu begehen. Das kleine Val Crosa umrundeten wir, um bald P.1219 Pasturone zu erreichen, dem tiefstgelegenen Punkt unserer Tour. Ab hier könnte nach Indemini abgestiegen werden. Wir hielten nach N, um über ein halbes Dutzend Serpentinen aufzusteigen bis auf eine Höhe von 1400 m.ü.M. War die Strecke bisher sehr abwechslungsreich und spannend, folgte jetzt die Steigerung. Die drei Kilometer bis zur Alpe di Neggia führten über abschüssige, steinschlaggefährdete Blockhalden, mit tollen Tiefblicken auf die unter uns liegenden Bergdörfchen Pezze, Ca’Caldera, Büèe und Ri. In etwas weiterer Entfernung war die Passstrasse zu erkennen, die nach Indemini und weiter nach Italien ins Valle Veddasca führt. Diese (wilde) Strecke würden wir später dann abfahren. Doch erst folgte noch ein Wegstück Arbeit, bis wir nach fünfeinhalb Stunden den Startpunkt wieder erreichten. Auf den letzten Metern dann noch ein paar scheue Tropfen, ohne dass wir uns schützen mussten.

Fazit:
Wir waren uns einig: das war eine sehr abwechslungsreiche und kurzweilige Bergwanderung, auch wenn das Wetter bedeutend unter den von den Wetterfröschen geschürten Erwartungen lag.

Wetterverhältnisse:
Etwas garstiges, aber immerhin trockenes Herbstwetter, leichter Wind, bedeckt, wenig Sonne, ca. 13 bis 20° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 20. September 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 12.2 km, Alpe di Neggia (1394 m) – P.1555 (Sopra Lierna) – P.1675, Cima Orientale – Monte Gambarogno (1734 m) – Cugnoli della Muda – Muda – Alpe Cedullo (1291 m) – Oratorio di Sant’Anna (1342 m) – Sasso Bisolo – Val Crosa – P.1219 (Pasturone) – Piantagione – Vall da Strecchia – Meriggione – Alpe di Neggia
Aufstieg: ca. 640 m
Abstieg: ca. -650 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 25 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 11:25 bis 16:50 Uhr

Piemont 2|2: Spazierrunde im Land des Ruchè nach Castagnole Monferrato

Nach dem gestrigen Abendprogramm mit mehrgängigem Menü und starkem Gewitter (52 mm Wasser kamen herunter…) war heute eine Verdauungsrunde angesagt. Durch Weinberge und über sanfte Hügel zu spazieren, das macht richtig Spass. Wir starteten wiederum direkt von unserem mitten in den Weinbergen gelegenen Domizil. Vorbei am Hauptgebäude der Cascina Terra Felice führte die Runde erst bis zum vom Vortag bekannten Aussichtspunkt. Diesmal hielten wir die Richtung (N) bis zur Sp 94, welche wir überquerten. Kurz vor der markant gelegenen Cascina San Pietro verliessen wir die Landstrasse, um leicht abwärtszulaufen, vorbei an wunderbar besonnten Weinbergen. Im folgenden kleinen Tälchen liegt ein kleines, namensloses Seelein. An diesem vorbei erreichten wir bald die Sp14, welche wir nur kurz begingen. Wir zogen es vor, das Städtchen Castagnole Monferrato auf einem Feldweg anzusteuern. Das lohnte sich, begegneten wir doch unterwegs einer Nutria (auch Biberratte oder seltener Sumpfbiber, Schweifbiber, Schweifratte oder Coypu genannt). Das Foto gelang, wenn auch aus etwas grosser Entfernung. Etwas ausserhalb der Dorfmitte fanden wir dann eine Bar, wo wir unsere Flüssigkeitsspeicher auffüllten – Gelati gabs selbstverständlich auch noch… Zurück zur Dorfmitte, dann in Richtung W absteigend, unter einem alten Aquädukt durch, weglos über Ackergelände aufsteigend, erreichten wir wieder die vertrauten Weinberge der Cascina Terra Felice. Im Anschluss an den längeren Spaziergang führte uns Monika durch die eindrücklichen Weinlagen und danach folgte eine kundig geführte Weinverkostung. Am Abend durften wir die Kochkünste von Felice und die herzliche Gastfreundschaft der beiden glücklichen Gutsbesitzer geniessen: Risotto (Carnaroli) mit Funghi porcini, und dazu die ausgezeichneten Weine der Cascina Terra Felice. Nur so viel: einen besseren Risotto haben wir bisher nie gegessen – complimenti e mille grazi…

Fazit:
Eine gemütliche Wein-Wanderung und Verdauungsrunde…

Wetterverhältnisse:
Herrliches Herbstwetter, kaum Wind, viel Sonne, ca. 20 bis 26° C

Ausrüstung:
Leichtwanderschuhe, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 17. September 2021
Schwierigkeit: T1
Strecke: 11.3 km, siehe Google Map am Ende dieses Berichts
Aufstieg: ca. 200 m
Abstieg: ca. -190 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 35 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 05 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 14:35 Uhr

Piemont 1|2: eine Runde über Scurzolengo – Portocomaro

Der runde Geburtstag von Richi musste gebührend gefeiert werden – über die Zahl wird hier zurückhaltend geschwiegen… Eine Genussreise ins Piemont mit unseren Bergfreunde Susanne und Richi – Pandemie-bedingt mehrmals verschoben – konnte jetzt endlich durchgeführt werden.

Dem gestrigen Trip nach Barolo und La Morra und dem Abendprogramm folgte heute ein für italienische Verhältnisse untypisch reichhaltiges Frühstück – danach war etwas Bewegung angesagt. Wir starteten direkt ab unserem mitten in den Weinbergen gelegenen Domizil, dem kleinen, aber feinen B&B Casa Monika auf Cascina Terra Felice. Die ca. 8 ha Weinberge liegen in unmittelbarer Nähe auf einer Höhe von 200 bis 250 m.ü.M. und gehören zur Ortschaft Castagnole Monferrato. Zurzeit ist Weinlese, Sauvignon Blanc und Ruchè sind schon eingebracht, in den nächsten Tagen folgen Barbera, Merlot und Syrah. Unsere kleine Tour führte am Hof der Cascina vorbei in Richtung N, leicht ansteigend bis zu einem Aussichtspunkt, der mit soliden Bänken und Tischen zur Rast einlädt. Zu früh für uns; beim Wanderwegweiser hielten wir nach links, um über den WW Nr. 507 das langgezogene Hügeldorf Scurzolengo zu erreichen. Doch erst folgte ein Abstieg von ca. 90 Hm in ein kleines Tälchen, und der Aufstieg zum 90 m höher liegenden Ort, der von einem riesigen, ehemaligen Castello dominiert wird. Etwas mehr als 500 Scurzolenghesi wohnen (noch) hier. Am Municipio und an der Piazza (und der geschlossenen Bar) vorbei erreichten wir den höchsten Punkt, um erneut abzusteigen. Hier trafen wir auf eine neu angelegte Haselnuss-Plantage. Dazu muss man wissen, dass im Piemont nebst Wein eben auch Haselnüsse geerntet werden – nein, nicht nur für die industriell produzierte Nuss-Nougat-Creme namens Nutella, sondern für viele andere Köstlichkeiten, so etwa für Gianduja-Schoggi, u.a.m. Nun liefen wir über etwa 3.5 km relativ flaches Gelände, östlich und unterhalb des Dorfes Portocomaro vorbei. Hier wohnen immerhin 2000 Menschen; aus dem Ort stammt die Familie von Papst Franziskus. Wir blieben weltlich und wanderten weiter in Richtung Süd, um schliesslich die Sp 26 zu überqueren, resp. dieser entlang bis zur Verzweigung bei der Sp 38 zu laufen. Bei den Industriegebäuden hielten wir nach links (nach Nord), um wenig später, noch immer auf der Sp 26, nach rechts zu halten, um auf der wenig befahrenen Strasse aufzusteigen. Es folgten ein paar enge Kurven («Links gehen, Gefahr sehen» – gell Doris!). Auf der Höhe angelangt (Weiler Chiccetto), bogen wir links weg, um nach einem Kilometer das uns vertraute Glückliche Land Terra Felice zu erreichen. Da wir auf der gesamten Strecke an keiner einzigen Tankstelle vorbeikamen, genossen wir die flüssige Belohnung auf der Terrasse unserer lieben Gastgeber. Salute🍻!

Fazit:
Eine gemütliche Wein-Wanderung…

Wetterverhältnisse:
Angenehme Herbstwitterung, kaum Wind, bedeckt/wenig Sonne, ca. 18 bis 24° C

Ausrüstung:
Leichtwanderschuhe, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 16. September 2021
Schwierigkeit: T1
Strecke: 10.5 km, siehe Google Map am Ende dieses Berichts
Aufstieg: ca. 230 m
Abstieg: ca. -230 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std.
benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 11:15 bis 14:15 Uhr

Sommer 2021 Val Müstair 5|5: Abschiedsrunde Fuldera

Morgen Sonntag endet eine wunderschöne Sommertouren-Woche im Val Müstair – so viel steht fest. Heute Samstag unternahmen wir eine kurze, aber reizvolle Spazier-Runde in der Nähe, unspektakulär mitten in der Biosfera Müstair. Am späteren Nachmittag besuchten wir dann die Jahresversammlung des GV’s Tessanda, ein gesellschaftlicher Anlass im Kreis guter Leute. Auf eine ausführliche Beschreibung verzichten wir ausnahmsweise – die Bilder sprechen für sich!

Fazit:
Das Val Müstair ist uns ans Herz gewachsen – wir kommen wieder, im goldenen Oktober…

Wetterverhältnisse:
Sommerlich und wunderbar sonnig, etwas kühler als an den Vortagen, ca. 12 bis 16° C

Ausrüstung:
Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 21.08.2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 7.4 km, Fuldera (1636 m) – Fuldera Daint (1635 m) – Palüds Cotschnas – P.1635 – P.1637 – Orasom Tschierv (1647 m) – Ramoschin – P.1729 – Plaun da las Vals – Runc – P.1701 – L’Aqua (1636) – Il Rom – P.1628 (Pradaint) – Fuldera
Aufstieg: ca. 170 m
Abstieg: ca. -170 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 08 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 1 Std. 53 Min.
Tageszeit: 10:30 bis 12:40 Uhr

Centovalli-Höhenwanderung Monte Comino – Costa – Intragna

Nach dem leckeren Frühstück Start direkt bei der Capanna, kurzer Abstieg zur Bergstation Funivia Verdasio-Monte Comino, dann über Weideland aufsteigend, vorbei an einigen schön gelegenen Rustici, und gut markiert in Richtung O – nach einem halben Kilometer und 90 m Aufstieg war der höchste Punkt des Tages schon erreicht. Aussichtsreich, die Höhe von ca. 1240 m haltend, querten wir den obersten Teil des schluchtartigen Val Cèra. Der Weg ist wunderschön ausgelegt mit Granitsteinplatten und -tritten (typisch Ticino halt). Vorbei an einem ersten Bildstöckli und in leichtem Auf und Ab erreichten wir das kleine Val del Bùsen, und danach die Verzweigung nach Dröi. Wir hielten rechts in Richtung Mött Dürai, wo es etwas steiler abzusteigen galt. Bis hierher führt eine Versorgungsstrasse. Der WW führt (gut markiert) leicht oberhalb durch, um nach ein paar hundert Metern wieder die Strasse zu erreichen. Wenige Schritte später hatten wir nach rechts zu halten, um zu einer kleinen offenen Kapelle aufzusteigen. Ein idealer Platz für eine Trinkpause. Von hier der Abstieg durch den (schattenspenden) Wald, ca. 270 Hm – die Serpentinen der mittlerweile geteerten Fahrstrasse im Abkürzungsverfahren immer wieder überquerend. Bei Selna, einer schönen kleinen Rustici-Siedlung, erreichten wir ungefähr die Hälfte der Strecke. Von hier geht der Ausblick ins Pedemonte und weiter bis Locarno. Der Weiterweg führte durch Kastanienwald hinunter nach Costa. Mitten im schönen Dörfchen steht das grösste Haus (die Kirche natürlich!) und direkt daneben das Grottino Costa – gerade richtig, auf der beschatteten Terrasse einen leckeren Salat zu geniessen – und Appenzeller Quöllfrisch dazu. Am unteren Dorfende bot sich uns die Talfahrt mit der Funivia Intragna-Pila-Costa hinunter nach Intragna an. Heute ausnahmeweise mit uns! Von der Talstation waren es nur wenige Schritte bis zum Parkplatz (Fr. 5/Tag) – ein gemütlicher Ausklang war das!

Fazit:
Eine gemütliche Wanderung – nach der langen und anstrengenden Überschreitung des Pizzo Ruscada gestern richtig erholsam…

Wetterverhältnisse:
Ein Hitzetag, kaum Wind, ca. 24 bis 33° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 20. Juli 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 8.1 km (davon Funivia 1.5 km), Monte Comino Alla Capanna (1150 m) – Bergstation Funivia Verdasio-Monte Comino (1150 m) – P.1225 (Dröi) – P.1129 – Mött Dürai – Selna (886 m) – P.846 – Cà di Müsc – Costa (637 m) – Funivia Intragna-Pila-Costa – Intragna (326 m)
Aufstieg: ca. 150 m (bis Costa)
Abstieg: ca. -670 m (bis Costa)
benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 50 Min. (bis Intragna, inkl. Talfahrt Funivia)
benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min. (bis Costa)
Tageszeit: 09:50 bis 14:40 Uhr