Archiv der Kategorie: Graubünden

Schneeschuh-Tourenwoche 2023 Val Müstair 3|6: Munt Buffalora (Nebengipfel 2438 m)

In dieser Tourenwoche werden wir der Lawinengefahr wegen wohl kleinere Brötchen backen. Kein Problem, im Val Müstair, und insbesondere am Ofenpass gibt es viele Tourenziele. Heute versuchen wir die Besteigung eines Nebengipfels des Munt Buffalora. Nach der Postautofahrt nach Buffalora (P10) starteten wir kurz nach zehn Uhr – bei angenehmer Kälte (-8° C!). Nach dem Neuschneezuwachs war mühevolle Spurarbeit angesagt, welche unser bewährter «Vorarbeiter» Roland übernahm. Als Bildverantwortlicher durfte ich den einfachsten Job übernehmen – meist am Schluss der Kolonne eingereiht😎. Hart an der Nationalparkgrenze, dort wo die beiden Bäche Ova dal Fuorn und Aua dal Murtaröl zusammenfliessen, überquerten wir die zugeschneiten Bachbette, um dann durch ein unberührtes Wäldchen die siebzig Meter höher gelegene Alp Buffalora zu erreichen. Etwa hundert Meter unterhalb der Alpgebäude stiegen wir westlich in ein kleines, traumhaft winterliches Tälchen ein, welches zwischen Murtera da Chantun und Fop da Buffalora von O nach W verläuft. Auf der Suche nach der Ideallinie war kräfteraubende Spurarbeit (unseres Führers) angesagt, und das sollte für heute so bleiben. Nach der Durchschreitung des Tälchens wärmte uns die Sonne auf, so dass Kälte und Wind kaum zu spüren waren. Nach einer Trinkpause stiegen wir in regelmässigen Tritten nicht sehr steil auf bis nahe der Nationalparkgrenze (bei ungefähr 2300 m.ü.M.), den dekorativ verschneiten flachen Gipfel nunmehr in Sichtweite (Luftlinie 400 m). Danach überquerten wir den westwärts zum Nationalpark/Munt La Schera führenden (nicht sichtbaren) Sommerwanderweg. Kurz darauf steilte das Gelände auf und wir stampften in Richtung SW hoch zur Nationalparkgrenze. Die Schneelage war dürftig, der Untergrund ungünstig (vereist und steinig, ziemlich abgeblasen), so dass wir etwas Mühe bekundeten, den nötigen Halt zu finden. Ab einer Höhe von 2400 m.ü.M. liefen wir ziemlich genau auf der Parkgrenze, welche dem Grat entlang nach S verläuft. Hier öffnete sich der Ausblick nach Italien und zum Livigno-Stausee hinunter. Bald war das nahe Gipfelziel erreicht; der Blick zum 190 m höherstehenden 900 m südlich gelegenen Hauptgipfel des Munt Buffalora zeigte, dass bei solchen Verhältnissen von einer Besteigung eher abzusehen war (wenig Schnee, ausgeaperter, felsiger Untergrund). Nach etwa zweieinhalb Stunden Laufzeit war der mit einem Steinmann bewehrte Gipfel erreicht. Welch beeindruckendes Panorama: Ofenpassstrasse, Jufplaun, dahinter der Piz Daint. Die Windverhältnisse liessen sogar eine kurze Trinkpause zu. Für den Abstieg wählten wir sicherheitshalber unsere Aufstiegsspur. Ziemlich genau bei 2300 m.ü.M. trafen wir auf die Spur unserer zweiten, von Severin angeführten Gruppe; dieser folgten wir nahe des Sommerwegs in Richtung Aufschütthügel der Minieras da Fiern. Diese alten Eisenerzbergwerkstollen können im Sommer geführt besichtigt werden. Nach einem wunderbaren Abstieg durch lichten Arvenwald erreichten wir die bei P.2195 sehr sonnig gelegene Alphütte. Ab hier wanderten wir nicht auf der steilen Alpstrasse zur Alp Buffalora hinunter, sondern wir wählten die Strecke in Richtung Aua da Murtaröl und weiter in einer Linkskurve durch den hochwinterlich verschneiten Graben hinunter, bis die östlich der Alp Buffalora liegende weite Landschaft wieder erreicht war. Nach der Überquerung der eingeschneiten Aua dal Murtaröl und Ova dal Fuorn erreichten wir das leider wegen eines Murgangs geschlossene Berggasthaus Buffalora an der Ofenpassstrasse. So konnten wir die Wartezeit bis zum Eintreffen des Postautos nicht mit einer Einkehr überbrücken.

Fazit:
Eine kleine, aber feine Gipfeltour bei unerwartet schönem Wetter (besser als vorausgesagt…).

Wetterverhältnisse:
Ziemlich sonnig, Temperatur beim Start -8°. gute Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 40 cm, Pulver, teilweise etwas griesig und deshalb rutschig), Wind WNW (6-10 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF >2400 m.ü.M. Gefahrenstufe Erheblich 3-, darunter etwa 1 Stufe weniger

Parameter:
Tourdatum: 10. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2-3
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Buffalora
Rückfahrt: Postauto ab Buffalora bis Fuldera Cumün
Strecke: 9.1 km: Buffalora (1967 m) – Alp Buffalora (2032 m) – Fop da Buffalora – Nationalparkgrenze – namenloser Nebengipfel Munt Buffalora (2438 m) – Fop da Buffalora – P.2195 – Aua da Murtaröl – Alp Buffalora – Buffalora
Aufstieg: ca. 552 m
Abstieg: ca. -561 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 40 Min.
Tageszeit: 10:10 bis 15:25 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2023 Val Müstair 2|6: Runde Valchava – Palüetta – Lajazöl – Fuldera

Was für ein toller Beginn in die Tourenwoche: Frau Holle hat in der Nacht geschneit – endlich! Zum Einstieg planten unsere Tourenleiter eine nicht allzu schwierige Runde ab Valchava; den Nachbarort erreichten wir per Postauto. Von den Ortsmitte liefen wir direkt hoch zum Kalkofen (Chalchera). Am Waldrand bei P.1443 angelangt, hielten wir in Richtung W, um über eine Lichtung (Palüetta) erst ost- und wenig später auf einem Forstweg wieder westwärts aufzusteigen. Bei P.1629 erreichten wir die Via Val Mora um auf dieser wieder nach O zu laufen. Auf einer Höhe von ca. 1700 m.ü.M. verliessen wir den Weg in Richtung W um durch eine Wildruhezone zu laufen; hier dürfen nur die in der Karte eingezeichneten erlaubten Routen und Wege begangen werden. Weil in den bewaldeten Abschnitten wenig Schnee lag, war die tückische, vereiste Unterlage gut zu spüren. Nach knapp zwei km erreichten wir den baumlosen Steilhang Lajazöl, welcher ausserhalb der Wildruhezone liegt. In den Genuss von Wildtier-Anblicken kamen wir leider nicht. Am heute höchstgelegenen Punkt und mitten im Steilhang genossen wir (stehend) unsere Mittagspause und die wunderbare Aussicht zur gegenüberliegenden Talseite (Piz Terza, Alp Tabladatsch), die Sicht ab und zu aufgehellt von ein paar Sonnenstrahlen. Im Sommer Kultur- und Weideland, war dieser steile Hang jetzt tief eingeschneit. Vor uns nun die vorsichtige «Abfahrt» durch den Tiefschnee – unverspurte 200 Hm! Unten im Gebiet Plazzaraun angekommen, folgte die Querung des Val da l’Archa Gronda, über dessen Bächlein eine massive Brücke führt. Über den Bärenthemenweg folgten wir dem Nordrand des Wildruhegebiets Stablatschs nach W. Bei P.1646, kurz vor Fuldera, stiegen wir entlang der Verbauung Aua da las Fruos-chas hoch, um Pra Grond Fuldera zu erreichen.

Fazit:
Schneestampfen im Neuschnee, einfach herrlich, vor allem, wenn tüchtige Guides Spurarbeit leisten – danke herzlich!

Wetterverhältnisse:
Herrliches Winterwetter, bedeckt, teils sonnig, Temperaturen im Bereich >0°, wenig Wind (4 km/h SSO), ca. 30 bis 50 cm Neuschnee, Gelände unverspurt…

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Schaufel/Sonde, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF >2400 m.ü.M. Gefahrenstufe Erheblich 3-, darunter etwa 1 Stufe weniger

Parameter:
Tourdatum: 9. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2
Strecke: 8.0 km, Valchava (1412 m) – Chalchera (1443 m) – P.1443 – Palüetta – P.1629 (Via Val Mora) – Plaun da las Ass – Lajazöl (P.1893) – P.1772 (Val d’Imez) – Val da l’Era – Val da l’Archa Gronda, Brücke bei P.1656 – Bärenthemenpfad bis P.1646 – Aufstieg entlang der Verbauung Aua da las Fruos-chas – über Pra Grond bis Fuldera (1636 m)
Aufstieg: ca. 561 m
Abstieg: ca. -333 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:15 bis 14:25 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2023 Val Müstair 1|6: Bärenthemenpfad Fuldera – Sta. Maria

Vorwort:
Wie schon in den Vorjahren stand die Januar-Tourenwoche im Val Müstair bevor. Wie immer liessen Unterkunft und Verpflegung im Landgasthof und Hotel Staila Fuldera keine Wünsche offen. Und für das Wochenprogramm mit fünf geführten Tagestouren war einigermassen gutes Winterwetter zu erwarten. Und endlich Winter! Pünktlich hat es etwas Neuschnee gegeben, im Tal ca. 30 cm, allerdings verbunden mit erheblicher Lawinengefahr, so dass die ganz hohen Gipfelziele nicht zu erreichen waren. Auch wenn die Schneelage nicht die Werte der Vorjahre erreichte, sorgten wenigstens die Temperaturen knapp unter der Nullgradgrenze für gute Aussichten. Wir reisten einen Tag früher an, um uns etwas anzugewöhnen.

Heute Sonntag unternahmen wir eine kurze und leichte Einlauftour – ohne Schneeschuhe, wegen der knappen Schneelage und der Vereisungen aber mit Grödeln ausgestattet. Der gespurte und gut markierte Bärenthemenpfad bot sich geradezu an. Nach dem Einstieg, gleich am südöstlichen Ortsende von Fuldera, liefen wir nahe dem Waldrand bis zur Brücke über die Aua da las Fruos-cha. Nach diesem leichten Anstieg war der heute höchstgelegene Punkt (1656 m) erreicht im Val da l’Archa Gronda. Nun öffnete sich der Blick nach Valchava und weiter ins untere Val Müstair. Der Trail führte direkt am Kalkofen (Chalchera a Valchava) vorbei. Anschliessend der leichte Anstieg bis ins Tälchen Bos-chetta und die Überquerung der Aua da Vau. Jetzt folgte ein Abschnitt durch den lichten Wald über den Fitnessparcour. Kurz vor Döss da las Levras der leichte Aufstieg auf dem Schutzdamm Val Quanas. Mittlerweile setzte der erwartete leichte Schneefall ein. Nach dem Abstieg zur Brücke über die Muranzina, und wenig später vorbei am geschlossenen Campingplatz Pè da Munt erreichten wir oberhalb Sta. Maria Val Müstair die Umbrail-Passstrasse (Wintersperre). Zur Ortsmitte hinunter waren es noch fünfhundert Meter. An der Haltestelle in Cumün endete unser «Spaziergang» und nach kurzer Wartezeit bestiegen wir das Postauto, welches uns in zehn Minuten bequem nach Fuldera zurückbrachte.

Zurück im Hotel blieb ausreichend Zeit für eine Teepause und die Begrüssung der laufend eintreffenden weiteren TeilnehmerInnen. Anschliessend und als Vorbereitung auf die kommenden Tourentage wurden wir – unter Leitung unserer initiativen Guides Heinz, Roland und Severin – im Rahmen einer sorgfältig vorbereiteten Übung mit der Handhabung unserer LVS-Geräte, Sonden und Schaufeln vertraut gemacht.

Fazit:
Kurze «Aufwärmtour» durch eine wunderbare Landschaft über den Bärenthemenpfad («Süls stizzis dal uors»), anschliessend ausgezeichnet inszenierte LVS-Übung in der Gruppe.

Wetterverhältnisse:
Bedeckt, leichtes Schneetreiben, Temperatur beim Start 0°. Kritische Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (wenige cm, meist stark vereiste Unterlage, ohne Grödel schwierig zu bewältigen), Wind ONO (2 km/Std.), Pfad gut markiert und gespurt.

Ausrüstung:
Wanderschuhe mit montierten Grödeln, Stöcke, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:

Laut SLF >2400 m.ü.M. Gefahrenstufe Erheblich 3-, darunter etwa 1 Stufe weniger

Parameter:

Tourdatum: 8. Januar 2022
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 6.1 km, Fuldera (1636 m) – Majarias (P.1646) – Val da l’Archa Gronda (P.1656) – Pravalchava – Chalchera (1443 m) – Multa – Bos-chetta – Aua da Vau (1485 m) – Döss da las Levras (1485 m) – Camping Pè da Munt (1431 m) – Via d’Umbrail (P.1426) – Sta. Maria Val Müstair (1376 m) Rückfahrt: Postauto ab Sta. Maria Val Müstair, Haltestelle Cumün Aufstieg: ca. 137 m
Abstieg: ca. -402 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 1 Std. 45 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 13:20 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 5|5: mit dem Jäger auf die Pirsch

Ein besonderes Erlebnis stand an: eine von der Biosfera Val Müstair angebotene Exkursion. Zusammen mit vier weiteren Gästen trafen wir uns um 07:10 Uhr auf dem Ofenpass. Severin Hohenegger, erfahrener Jäger, den wir bestens kennen, nahm uns heute auf die Pirsch mit. Wir waren gespannt… Bei etwas trüber, aber trockener Witterung, begaben wir uns auf den Jägerpfad, der gleich gegenüber dem Hotel Süsom Givè auf der Passhöhe beginnt. Ruhig und möglichst leise bewegten wir uns langsam vorwärts. Unterwegs zu den hoch über der Passstrasse stehenden Schutzbauten wurde es schmal und leicht ausgesetzt. Aus Richtung Buffalora war das Gebell der Hunde zu hören, welche Jäger auf der Niederjagd begleiteten. Das machte unser Vorhaben schwierig, weil die ganze Umgebung in Aufruhr versetzt war; jedenfalls bekamen wir vorerst keine Anblicke, weder von Hasen noch von anderem Wild. Dafür sichteten wir Vögel, zum Beispiel das Wappentier des Schweizerischen Nationalparks, die Cratschla, wie der Tannenhäher romanisch heisst. Auch der Fichtenkreuzschnabel und Rotkehlchen präsentierten sich auf den obersten Baumwipfeln. Auf dem Boden machten wir dank der kundigen Führung Severins verschiedene Signaturen (Hirsch, Gämse, usw.) aus. Auch Exkremente von Hasen, Gämsen, Füchsen und vermutlich sogar eines Wolfs waren auszumachen. Zu Gesicht bekamen wir vorerst keines dieser Wildtiere. Vorbei an einem gut getarnten Hochsitz erreichten wir im Direktaufstieg den Wanderweg in Richtung Chaschlot. Zunächst galt unsere Aufmerksamkeit den zu querenden Geröllrunsen, wo ein Ausrutscher fatale Folgen hätte. Über uns die bizarren Felsformationen des Munt da la Bescha, vor uns die hügelige Chaschlot am Eingang der nach O verlaufenden Valbella. Wir verliessen den Weg in Richtung Piz Nair, um einen möglichst tiefen Einblick ins Val Nüglia zu haben. Dieses Nationalparkgebiet darf von Menschen nicht betreten werden. Urplötzlich galoppierte Severin in entgegengesetzter Richtung, und wir ihm nach; ein ausgewachsener Hirsch flüchtete aus den Runsen am Munt da la Bescha talwärts und verschwand etwa hundert Hm tiefer im Gebüsch. Eine eindrückliche Begegnung in Distanz von etwa 200 m, alles ging derart rasant, dass der überforderte Kameramann nicht zu reagieren vermochte😁. Mit leicht erhöhtem Puls wendeten wir unsere volle Aufmerksamkeit wieder den Flanken des Piz Nair und dem Val Nüglia zu. Und siehe da: Steinwild (Gämsen Steinböcke) turnten in etwa 900 m Entfernung in den Wildwechseln am Piz Nair. Zu weit weg, um wirklich gute Bilder machen zu können. Severin montierte sein Fernrohr auf ein Stativ, so dass wir uns nahe heranpirschen konnten. Auch im hintersten Val Nüglia tummelten sich Gämsen. Und dann noch die Überraschung in der Luft: ein Bartgeierpaar zog seine Kreise, teilweise in der bewölkten Gipfelregion des Piz Nair. Severin (und wir auch) waren richtig froh, so belohnt zu werden. Nach dieser ausgiebigen Wildbeobachtung zogen wir einige Meter höher in Richtung Valbella, wo Severin bei den Ruinen eines Unterstands viele spannende Utensilien präsentierte und darüber informierte (ein Wolfschädel, Läufe von Murmeltieren und Hasen, usw.). Trotz Kurzweil war es Zeit, den Rückweg anzutreten. Kurz vor den Runsen näherten sich die zwei Bartgeier wieder – diesmal etwas näher über dem Munt la Bescha. Mit solchen Eindrücken machten wir uns auf den Abstieg durch die licht bewaldete, wilde Landschaft. Nach einer halben Stunde die Ankunft am Ofenpass und der Abschied, mit dem herzlichen Weidmanns Dank an Severin für die schliesslich erfolgreiche Pirsch.

Fazit:
Eine von aussergewöhnlich eindrücklichen Ereignissen ausgefüllte Halbtagestour war das!

Wetterverhältnisse:
Anfänglich trübes Herbstwetter, zunehmend mit freundlichen Aufhellungen, trocken, Temperaturen im Bereich 0 bis +8° C, wenig Wind (ca. 3 bis 10 km/h OSO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 13. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 4.6 km, Mitfahrt zum Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Einstieg gegenüber gegenüber des Hotels Süsom Givè beim aus Holz geschnitzten Bären, links haltend zum unmarkierten Jägerpfad – ab Schutzbauten weglos hoch zum WW Chaschlot/Valbella – Chaschlot (ca. 2350 bis 2380 m) – Rückweg/Abstieg über den Normalweg zum Ofenpass – Rückfahrt nach Fuldera
Aufstieg: ca. 250 m
Abstieg: ca. -250 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min. (Wildbeobachtung ist zeitintensiv)
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std.
Tageszeit: 07:15 bis 12:55 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 4|5: Margunet (2328 m)

Heute trafen wir Michael, der wieder einmal im Engadin weilt. Die ursprüngliche Absicht, die lange Tour aus dem Val S-charl durch das Val Mingèr über die Fuorcla Val dal Botsch (2676 m) nach Il Fuorn zu laufen, verwarfen wir wegen der unsicheren Witterung. Stattdessen trafen wir uns beim P6 Il Fuorn für eine Rundwanderung im Nationalpark. Nach dem Startkafi im Hotel Parc Naziunal Il Fuorn begannen wir unsere Tour ennet der Passstrasse; auf den ersten 1.3 km liefen wir durch den God dal Fuorn entlang der Aua dal Fuorn, über die Brücke P.1855 Val Chavagl und wenig später über eine weitere Brücke über die Aua dal Fuorn. Ab dort der leichte Aufstieg zur Ofenpassstrasse. Gegenüber, beim ehemaligen P7, der eigentliche Startpunkt unserer Nationalparkrunde. Der markierte WW führte uns durch den God da Chamuotsch ins Val dal Botsch. Vorbei an einigen interessanten Infotafeln stiegen wir kontinuierlich an, über 3.6 km bis zur Verzweigung bei P.2169. An ungeschützten Stellen leichter Bodenfrost, wunderschöne Geröllhalden, dampfender Wildbach. An der Verzweigung überquerten wir den Wildbach, um in einem kleinen Einschnitt nach O haltend aufzusteigen. Nach einigen Aufstiegsmetern im Schatten erreichten wir bald wieder die Sonne, und das Landschaftsbild änderte total: statt Föhren karge Landschaft («Girlandenrasen» laut Infotafeln). Bald tauchte nördlich der Piz dal Botsch (2851 m) auf; der WW drehte nach S, und nach wenigen Minuten war der Südgipfel des Margunet erreicht. Ein aussichtsreicher Buckel par excellence – und ein mit Pfählen abgegrenzter Rastplatz. Vielleicht ein Dutzend Wanderer bevölkerten den Gipfel. Und einsame Klasse: der freundliche Parkwächter Fadri Bott hatte ein Stativ mit Fernrohr aufgestellt; 9 Steinböcke (darunter der ca. elfjährige Propeller-Bock*, zugewandert vom Munt da la Bescha) waren zu sehen in den Murteras da Val dal Botsch (ca. 600 m Distanz); zum Fotografieren leider zu weit weg… Auch der weitweg fliegende Bartgeier, der nahe des Piz dal Fuorn seine Kreise zog, liess sich nicht ablichten. Nach einer längeren Verpflegungspause unterhielten uns Alpendohlen mit ihren waghalsigen Flugmanövern. Danach machten wir uns auf den Abstieg ins Val da Stabelchod. Bei einer speziell eingerichteten Aussichtskanzel ist die Felshöhle zu erkennen, in der von 1991 bis 2007 insgesamt 26 Bartgeier ausgewildert wurden. Auf dem weiteren Abstieg hielten wir erfolglos Ausschau nach Hirschen und Gämsen. Bald erreichten wir den God Margunet, ein Wald mit vielen alten und auch toten Föhren. Bei der im Gebiet einzigen Hütte Stabelchod dann die Überraschung: die Begegnung mit Elsbeth und Beni aus Grüningen – wie klein die Schweiz doch ist! Nach einer kurzen Trinkpause liefen wir gemeinsam (schwatzend) in Richtung P8 an die Ofenpassstrasse hinunter. Von dort weiter auf dem entlang der Strasse führenden WW zu P7, dann auf dem vom Aufstieg bekannten Weg hinunter zum P6 Il Fuorn. Zum Abschluss der Besuch im Hotel Parc Naziunal Il Fuorn und danach der Abschied. Wir waren uns alle einig: das war eine eindrückliche Runde im Schweizerischen Nationalpark.

*Propeller-Bock ist der selbsterfundene Kosename für das Tier, weil ein Teil seines mächtigen Geweihs (einem Propeller gleich) nach aussen gerichtet ist …

Der Probeller-Bock (Foto Severin H., aufgenommen im Gebiet Munt da la Bescha)

Fazit:
Eine in der zweiten Hälfte nicht ganz einsame, einfache, aber fantastische Rundtour – ein Klassiker, ein Muss für Nationalpark-Besucher. Wichtig: die Wanderwege im Nationalpark dürfen auf keinen Fall verlassen werden, ausserdem gilt striktes Hunde-Verbot.

Wetterverhältnisse:
Mehrheitlich sonniges Herbstwetter mit freundlicher Bewölkung, trocken, Temperaturen im Bereich -2 bis +10° C, wenig Wind (ca. 2 km/h OSO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 13. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 10.3 km, Postauto bis Il Fuorn P6 (1794 m) – P.1855 Val Chavagl – P.1876 (ehemaliger P7) – God da Chamuotsch – Val dal Botsch – P.2169 (Verzweigung) – Margunet (2328 m) – Val da Stabelchod – Stabelchod P.1957 – P8 (P.1885) – P.1876 (ehemaliger P7) – P.1855 Val Chavagl – Il Fuorn P6 – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 600 m
Abstieg: ca. -580 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 35 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 15:00 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 3|5: Il Jalet (2389 m)

Für den Nachmittag waren Niederschläge zu erwarten, also wählten wir eine kurze Tour, Doris’ Idee den Il Jalet zu besteigen, den wir bereits im Oktober 2019 in umgekehrter Richtung begangen haben, fand sofort Zustimmung. Nach der Postautofahrt auf den Ofenpass genossen wir den Startkafi im Restaurant des Passhotels Süsom Givè. Gegen halb elf starteten wir; der markierte Aufstieg beginnt einige Schritte hinter dem Hotel, vorbei an der grossen Antennenanlage. Nach 350 m die Verzweigung nach W, um den Direktaufstieg über die bereits besonnte Nordflanke zu nehmen. Über einige hohe Felstritte erreichten wir eine flache Mulde auf einer Höhe von ca. 2330 m.ü.M., welche gegen S mit bizarren und fotogenen Felstürmen gesäumt ist. Der Pfad drehte nach S und wenig später, nach einem kurzen Aufstieg nach links in Richtung O – dreissig Hm weiter steil hoch zum Gipfel. Diesen erreichten wir in etwas weniger als einer Stunde; das ginge auch schneller, aber wir hatten keine Eile und genossen unterwegs schon die eindrückliche Aussicht. Oben angekommen die Begrüssung eines ebenfalls nicht mehr ganz jungen Paars – gerne hielten wir die Gipfelankunft gegenseitig fotografisch fest – dankeschön! Auch wenn sich der Ortler hinter den Wolken versteckte, war das Gipfelpanorama ein Genuss: der Blick zwischen den Felszinnen auf die Passstrasse und ins Val Müstair hinunter, Jufplaun und Munt Buffalora (2629 m) im Westen, im Süden der mächtige Piz Daint (2967 m), in Erinnerung an unsere Besteigung im Sept. 2020. Nach dem Gipfelgenuss folgte der Abstieg über die Südflanke; 100 Hm steil und stellenweise sandig-rutschig. Nach zwanzig Minuten war die Ebene Davo Plattas erreicht. Von hier ginge es über den Normalweg zum Piz Daint; wir hielten rechts in Richtung Jufplaun. Zwei entgegenkommende Jäger mit Hund erinnerten uns an die aktuelle Niederjagd (01.10. bis 30.11.2022) – Weidmannsheil! Jetzt folgte der uns bereits vertraute Weg durch das bizarre Val Murtaröl, eine bei trockenen Verhältnissen (wie heute) nicht sehr anspruchsvolle Querung – Trittsicherheit war trotzdem gefordert. Bis zur Verzweigung bei P.2272 in leichtem Auf und Ab und im Schatten des Piz Daint-Ausläufers, hielten wir nun rechts, um in Richtung Jufplaun resp. zur Brücke über die Aua da Murtaröl bei P.2220 zu traversieren. Nun wieder an der Sonne, fanden wir auf dem Wurzelwerk einer grossen Föhre ein wunderbare Sitzgelegenheit; Trinkpause, Aussicht geniessen, mit Blick hinüber zur aus dieser Perspektive abweisenden Ostwand des Munt Boffalora, der neuerdings mit einem Gipfelkreuz ausgestattet ist. An der Brücke über die Aua da Murtaröl angelangt, der Blick zurück zum überzuckerten Piz Daint und über die Jufplaun zum Massiv des Piz Murtaröl. Jetzt erst verirrten sich ein paar scheue Tropfen aus einer dunklen Wolke fallend – nichts Ernsthaftes. Erstaunlich wenig «Verkehr» heute auf dieser sonst häufig begangenen Strecke bis zur Hütte bei der Verzweigung P.2195. Nach einer Abkürzung folgte der unangenehm steile Abstieg auf der von goldfarbenen Lärchen gesäumten Alpstrasse hinunter zur Alp Buffalora. Unterwegs der Blick zum Himmel und zum Vorbeiflug von drei Superpumas, welche die Bundesräte von ihrem Besuch (ordentliche Wochensitzung «extra muros» in Müstair) abholten. N.B.: der Besuch unserer «Geschäftsleitung» war vielleicht der Grund dafür, dass heute auf den Wanderwegen wenig Wandervolk anzutreffen war… Nach den Gebäuden der Alp Buffalora nahmen wir den markierten Wanderweg über das Weideland und schliesslich über die wenig Wasser führenden Aua da Murtaröl und Aua dal Fuorn. Schliesslich erreichten wir das Tagesziel beim Berggasthaus Buffalora. Tragisch: das Berggasthaus ist am 25.07.2022 von einem Murgang betroffen worden und bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Das kleine Team bietet aber trotz der Zerstörung (verschüttetes Untergeschoss, folglich zerstörte Energieversorgung) in einem Kioskwagen warme Speisen und Getränke an, was wir gerne und allein schon aus Solidarität nutzten. So war die kurze Wartezeit bis zum Eintreffen des Postautos überbrückt.

Fazit:
Eine relativ kurze, knackige Bergwanderung auf einen Aussichtsgipfel nahe am Ofenpass.

Wetterverhältnisse:
Mehrheitlich sonniges Herbstwetter mit freundlicher Bewölkung, Temperaturen im Bereich +5 bis +11° C, trocken, wenig Wind (ca. 7 km/h SO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Regenschutz, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 12. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2 (Gipfelauf-/abstieg teilweise T3)
Strecke: 7.2 km, Postauto zum Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Aufstieg in Richtung Piz Daint – Abbiegung Il Jalet – Il Jalet (2389 m) – Davo Plattas (2288) – Val Murtaröl – Verzweigung P.2272 – Brücke über die Aua da Murtaröl bei P.2220 – Hütte bei P.2195 – P.2156 – Alp Buffalora (2032 m) – Aua da Murtaröl – Aua dal Fuorn – Buffalora (1967 m) – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 303 m
Abstieg: ca. -472 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 35 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 25 Min.
Tageszeit: 10:25 bis 14:00 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 2|5: Senda Val Müstair, von Lü über die Alp Tabladatsch – Lai da Valpaschun – Terza Sura – Müstair

Für heute wurde uns schönstes Gold-Herbstwetter versprochen – und die Erwartungen wurden erfüllt! Nach der kurzen Fahrt nach entstiegen wir dem Postauto – ein paar weitere Wanderer wollten den Tag ebenfalls nutzen. Bei ungewohnt tiefer Temperatur starteten wir, und bald sollte uns die Sonne aufwärmen. Vorbei an der Kirche verliessen wir das schöne Dorf am südöstlichen Ende, um auf dem Forstweg aufzusteigen in Richtung Urschai. Bei P.2011 eine erste Kehre in Richtung NW und nach etwa 800 m eine weitere Richtungsänderung nach Ost. Wunderbar dieser Panoramaausblick zur gegenüber liegenden Alp Sadra mit dem bereits eingeschneiten Piz Turettas. Und wenige Schritte später König Ortler, welcher sich im Gegensatz zu gestern im besten Licht präsentierte. Bald war die Alp Valmorain und wenige Meter weiter oben die Alp Tabladatsch erreicht. Kurze Trinkpause – und vergebliches Suchen nach einem möglichen Vorbeiflug eines Bartgeiers. Am heute höchsten Punkt angelangt, begann jetzt der Abstieg und die Querung durch vom Lärchengold nur so strotzenden Wald zum Lai da Valpaschun. Auf dem teilweise steilen Abstieg zur Alp Terza Sura hinunter begegnete uns ein sportliches Paar, die MTB’s schiebend. Am Gebäude der Alp vorbei erreichten wir die etwas breitere Alpstrasse, welche von der 150 m höher gelegenen Alp Terza herunterführt. Mit dem Gelände bestens vertraut, wussten wir um das nahende Bergrestaurant Hof Terza. Gerade zur richtigen (Mittags-)Zeit liessen wir uns auf der sonnigen Terrasse nieder – was jetzt kam, kennen unsere Freunde schon, weil wir diesen einmalig aussichtreichen Platz schön öfters beschrieben haben. Monika’s Gastfreundschaft bot einmal mehr Genuss vom Feinsten. An der Sonne hielten wir es länger aus, um danach den Abstieg ins Tal anzugehen. Nach zwei Kehren verliessen wir die Naturstrasse bei P.1759, um über einen wie üblich und zur «Freude» von Doris (der ultimative Test der neuen Wanderschuhe😂) mit Schaf- und Ziegen-Exkrementen übersähten Weidepfad abzusteigen. Bei P.1639 entschieden wir in Richtung Müstair (statt wie auch schon nach Sta. Maria Val Müstair) zu laufen. Weshalb dieser Streckenabschnitt auch Cremeschnittenweg genannt wird, bleibt für uns (leider) ein Rätsel. Erst aber noch die Begegnung mit einer Mutterschafherde – herzig! Nach Erreichen des Weidezauns wurde das Gelände ruppiger und steiler – oberhalb P.1416 (Via Sura) wählten wir die weglose Variante. Bei Malun folgte dann der noch immer steile Abstieg in der Verbauung der Aua da Taunter Ruinas. Müstair erreichten wir am nördlichen Ortsrand, dort wo der Blick über das Dorf hinweg zum Unesco-Weltkulturerbe Claustra San Jon und über die Landesgrenze hinweg nach Taufers und in den Vinschgau hinunter reicht. Vorbei an schönen und gepflegten Häusern erreichten wir das Ortszentrum bei der Post, wo wir das Postauto nach kurzer Wartezeit bestiegen – die Fahrt bis Fuldera dauerte erholsame 16 Minuten…

Fazit:
Eine Panoramawanderung vom Feinsten…

Wetterverhältnisse:
Sonniges Herbstwetter, Temperaturen im Bereich +6 bis +12° C, trocken, wenig Wind (ca. 4 km/h S)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 11. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 11.6 km, Postauto nach Lü (1916 m) – Senda Val Müstair – P.2011 (vor Urschai) – Alp Valmorain (2193 m) – Alp Tabladatsch (2241 m) – Lai da Valpaschun (2170 m) – P.2055, Alp Terza Sura – P.2006, Tablà Nair, Prasüra – Bergrestaurant Hof Terza – P.1759 – P.1640 – P.1416 (Via Sura) – Taunter Ruinas – Müstair (1273 m) – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 372 m
Abstieg: ca. -1026 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 15:10 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 1|5: Senda Val Müstair, vom Ofenpass über Alp da Munt – Alp Champatsch – Lü

Nach dem gestrigen Schlechtwettertag, welchen wir für den lohnenswerten Besuch des Nationalparkmuseums in Zernez nutzten, motivierte uns das für heute vorausgesagte Wetter (bewölkt, im Tagesverlauf teilweise sonnig, ohne Niederschläge) für eine einfache Wanderung. Mit dem Postauto fuhren wir ab Fuldera zum Pass dal Fuorn/Ofenpass. Der Einstieg auf die Senda Val Müstair befindet sich gleich gegenüber des Hotels Süsom Givè beim aus Holz geschnitzten Bären. Im lichten Wald «stolperten» wir über (zum Glück trockene) Wurzelwege. Anfänglich leicht gestört vom Lärm der Passstrasse, erreichten wir nach etwa 1.7 km die ruhige Plaun da l’Aua, welche uns immer wieder (und wetterunabhängig) beeindruckt. Wie bereits vor einem Jahr trieb der leichte Wind nebelartige Bewölkung vor die Sonne – sehr stimmungsvoll! Die Überquerung der riesigen Geröllhalde, welche vom Munt da la Bescha herunter rutscht, ist immer wieder beeindruckend. Nahe der Verzweigung bei P.2188 steht an leicht erhöhter Lage eine Holzbank. An der Verzweigung hielten wir rechts, um direkt und nicht steil zur Alp da Munt aufzusteigen. Das Alprestaurant war wie erwartet geschlossen (offen während der Wintersportsaison); ausserdem waren Reparaturarbeiten an der Skiliftanlage im Gange. Nach der Alp der kurze Aufstieg und die Querung zur Verzweigung bei P.2244, wo der steile Direktabstieg durch den God da Munt nach Tschierv hinunterführte. Die Holzbank nutzten wir heute nicht, eine Trinkpause im Stehen war wetterbedingt angenehmer. Vorbei an der Infotafel mit Hinweisen zum Bärenthemenweg, wanderten wir leicht ansteigend und auf gutem Weg vorbei an goldgelb leuchtenden Lärchen. Im Nebel erkannten wir das etwa 30 Hm tiefer liegende Seelein Lai da Juata. Der Wanderpfad führte nördlich des Seeleins vorbei, dann schmaler werdend und leicht absteigend durch wunderschönen Lärchen-, Arven- und Föhrenwald. Nun führte der Pfad über eine Strecke von ca. 600 m über die Alp Champatsch ziemlich steil hinunter zum 100 Hm tiefer gelegenen Alprestaurant La Posa. Zwar blinzelte die Sonne durch den Nebel, trotzdem waren wir froh, in der (geheizten) Stube der Bergwirtschaft Platz zu finden. Der Zulauf hielt sich heute in Grenzen, in Gesellschaft von vier Bergwanderern und zwei Reitern genossen wir die leckere Verpflegung (Knödelsuppe, Nusstorte). Der Weiterweg führte uns nach , dem prächtig auf einer Sonnenterrasse gelegenen Dörfchen, welches nach etwa 2.6 km und kaum strapaziösen 150 Abstiegsmetern erreicht war. Am Dorfeingang, direkt an der Strasse, steht das B&B Chasa Sassalba mit Stallcafé von Anna Maria Bott (der Tochter von Renata Bott, der bekannten Imkerin). Während wir draussen – mittlerweile bei Sonnenschein – Capuccini genossen, marschiert doch tatsächlich eine nicht gerade scheue Henne der Nachbarin Nadja vorbei und legt sich im Stallcafé im Holztrog zur Ruhe (siehe Bild). Ein lässiger Abschluss für heute!

Fazit:
Ein Tag voller mystischer Herbststimmungen, eine einfache Wanderung – was will man mehr. Und: eine Panoramatour, heute ohne Panorama, dafür mit stimmigen Eindrücken.

Wetterverhältnisse:
Stimmungsvolles Herbstwetter, Temperaturen im Bereich +1 bis +9° C, trocken, wenig Wind (ca. 10 km/h OSO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Regenschutz, Handschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 10. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 9.4 km, Postauto zum Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Senda Val Müstair – Plaun da l’Aua – Alp da Munt (2212 m) – P.2244 (Verzweigung) – Lai da Juata (2230 m) – Alp Champatsch – Alprestaurant La Posa (2093 m) – Lü (1916 m) – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 227 m
Abstieg: ca. -435 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 14:00 Uhr

Vereina 2ǀ2: Berghaus Vereina – Vereinapass (2585 m) – Lavin

Gastgeberin Bettina vom Berghaus Vereina bot uns einen tollen zMorge. Ausgestattet mit zwei Jumbo-Broten verabschiedeten wir uns – mit einem herzlichen Dankeschön für die Gastfreundschaft. Auf die Minute genau um 9 Uhr starteten wir. Wanderzeit bis Lavin laut Wegweiser 4 Std. 45 Min. – eine sehr sportliche Zeitvorgabe, wie sich herausstellte. Wir hatten ja Zeit! Gleich unter dem Berghaus über die Brücke des Vernelabachs, zogen wir an der Westflanke der Unghürhörner leicht ansteigend hinauf bis auf eine Höhe von 2000 m.ü.M. Ein erstes Mal und wenig später bei P.2069 ein zweites Mal standen wir genau über dem ca. 600 m unter uns durchführenden Vereinatunnel der RhB (Länge 19042 m, Scheitelpunkt 1463 m.ü.M.). Davon verspürten wir nichts, auch die vielen Munggen liessen sich nicht stören. Das knapp vier Kilometer lange Süser Tal ist eines der schönsten Tälchen – ein Paradies! Immer rechts des Süser Bachs entlang, zur Linken die wilden Unghürhörner, zur Rechten die Süser Chöpf, wanderten wir über ca. drei Kilometer erst nur wenig ansteigend. Unterwegs beobachteten wir viele Murmeltiere bei ihrer Morgentoilette; wegen des schwachen Gegenwindes witterten sie uns kaum. Bald begann es stärker zu steigen, und die praktisch direkte Linienführung hinauf zur Lücke bei ca. 2300 m.ü.M. wurde deutlicher. Rechts vorbei an einer Jagdhütte, leicht ausgesetzt über dem wilden Süser Bach, meisterten wir die beachtliche Steigung durch die ziemlich enge Stelle. Wenige Meter oberhalb erreichten wir den Flesspass, von wo ins Val Torta bis Röven an der Flüelapassstrasse abgestiegen werden kann. Wir hielten in Richtung Vereinapass (40 Min./140 Hm). Jetzt wurde das Gelände wieder offener, direkt vor uns erhob sich der grandiose Piz Linard (3410 m), dessen oberster Teil von Wolken umhüllt war. Oberhalb des Seeleins überschritten wir den heute höchstliegenden Punkt bei ca. 2600 m.ü.M., wenig später und etwas tiefer die Markierung Pass dal Vereina 2585 m. Jetzt begann der laaaaange Abstieg nach Lavin. Unter den Gipfeln Hinteres Plattenhorn, Piz Zadrell, Piz Sagliains und Piz Linard erreichten wir nach einem sehr steilen Abstieg die Aua da Sagliains, genau auf der Höhenlinie 2400 m, praktisch am hintersten noch begehbaren Punkt dieser eindrücklichen Geröllarena. Zwischen Piz Zadrell und Piz Sagliains waren noch die spärlichen Reste des Vadret Sagliains auszumachen. Die Stelle war derart eindrücklich, dass wir direkt am Wasser Bettina’s Riesenbrote vertilgten (schliesslich war es ja auch gerade 13 Uhr). Was danach folgte, waren tausend Meter Abstieg durch das Val Sagliains hinunter, eine Wildnis sondergleichen: immer wieder Steilstufen, über die das Wildwasser der Aua da Sagliains abstürzte, und wir oft unterwegs im Bachbett (auf der Suche nach den spärlichen Markierungen); zum guten Glück regnete es nicht. In wenigen Metern bedrohlich nahe vorbei an einem vom Piz Linard herunterfliessenden Blockgletscherchen wurde das Gelände unübersichtlich; wir kannten lediglich die allgemeine Richtung, ab und zu entdeckten wir eine rotweisse Markierung im oder unter dem stark verbuschten Gelände, manchmal sogar eine Trittspur. Dabei hatte es jede Menge versteckter Steine, die Misstritte provozierten. Hier oben wären Schafe wirklich nützlich. Kurz vor einer Hütte (Fop Tiamarsch) folgte dann noch eine ultimativ angelegte Treppe, deren Holztritte teilweise angefault waren; die Steilstufe war ausgestattet mit einem wenig Vertrauen erweckenden Fixseil, bei Regen schwierig bis gefährlich zu begehen. Nach Fop Tiamarsch unverändert steil hinunter, nun über eine Art Forstweg. Bei Pradè erreichten wir eine befestigte Fahrstrasse, welche über die Aua da Sagliains führte. Über die Strasse erreichten wir nunmehr weniger steil absteigend Nusch Dadaint,und wenig später standen wir oberhalb der RhB-Verladestation Sagliains. Die «Musik» der RhB-Züge und der nahen Hauptstrasse gab uns die Gewissheit, bald (endlich) am Tagesziel Lavin anzukommen – einen Kilometer später standen wir mitten in Lavin auf dem schmucken Dorfplatz – und direkt vor dem historischen Hotel Piz Linard. Was für eine Erfüllung, es geschafft zu haben! Leicht ermattet setzten wir uns vor dem Haus auf die Terrasse, bei Bier aus Tschlin und zu vorzüglicher Focaccia. Das Hotel Piz Linard entpuppte sich in jeder Beziehung als vortreffliche Wahl: quasi ein MUSS, hier einen besonderen Tag abzuschliessen. Das junge Gastgeberteam bietet vorzügliche und sehr sympathische Gastronomie und Gastfreundschaft – sehr empfehlenswert! Am Tag danach und nach dem leckeren Dorf-Zmorge liessen wir uns mit dem roten Züglein in 24 Minuten durch den Vereinatunnel nach Klosters fahren, von wo die Fahrt nach Hause etwas länger dauerte…

Fazit:
Was für eine tolle und auch anspruchsvolle, weil strapazierende, laaaaaaaaaange Bergwanderung – ein eindrucksvoller 36. Hochzeitstag😍. Und: im Gegensatz zur gestrigen Jöriseentour trafen wir heute keine einzige Menschenseele an!

Wetterverhältnisse:
Trotz anfänglich grauem Ambiente angenehme Temperatur 10 bis 24° C, Wind (ca. 5 km/h aus SW), im Laufe des Tages meist bewölkt, zeitweise auch freundlich, sonnig, aber ohne Niederschläge.

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 5. September 2022
Schwierigkeit: T3
Strecke: 17.2 km, Berghaus Vereina (1943 m) – Süsertal P.2069 – P.2086 (grosser Felsbocken) – P.2231 – P.2292 – Flesspass (2453 m) – P.2472 – Vereinapass (2585 m) – P.2531 – Val Sagliains P.2351 – P.2036 – Fop Tiamarsch – P.1710 – Pradè – P.1559 – P.1478 – RhB Umsteigebahnhof Sagliains – Lavin (1413 m)
Aufstieg: ca. 770 m
Abstieg: ca. -1280 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 17:00 Uhr

Vereina 1ǀ2: Jöriflüelafurgga (2725 m) – Jöriseen – Berghaus Vereina

Um 08:15 Uhr bestiegen wir in Klosters den Vereinabus für die Fahrt über Davos-Flüelapassstrasse bis zur Haltestelle Wägerhus/Verzweigung Jöriseen (Fr. 14.00/Person). Dass heute Sonntag viele Bergwanderer das zu Recht begehrte Wanderziel zu den Jöriseen anstrebten, war nachvollziehbar – in zwei Kleinbussen wurden etwa dreissig Leute zum Startpunkt transportiert. Um 08:45 Uhr starteten wir, bei knapp zehn Grad und vorerst noch im Schatten. Ab etwa 2300 m.ü.M. bereits voll an der wärmenden Sonne, liefen wir an der Verzweigung bei P.2349 vorbei; rechts ginge es zur Winterlücke (T3, 2785 m) hoch und von dort aufs Flüela Wisshorn (T5, 3085 m) oder über die Lücke vorbei am Jörigletscher hinunter zu den Jöriseen. Wir entschieden – wie fast alle anderen – die klassische Route durch das Müllersch Tälli zur Jöriflüelafurgga aufzusteigen. Vorbei an namenlosen Seelein wurde das Gelände felsiger und gerölliger, aber in der Steilheit moderat. Unterhalb der Furgga, ab einer Höhe von ca. 2660 m holte der markierte Pfad nach N aus, um dann unterhalb des Jörihorns in Richtung Furgga zu drehen. Auf der Querung waren etwa zwanzig Hm abzusteigen, und schon standen wir auf der Jöriflüelafurgga (nach anderthalb Stunden und etwas mehr als 500 Aufstiegsmetern). Einigermassen lärmig hier oben, Familien, Kinder, Hunde, Fotoshootings. Der Blick zurück auf das Aufstiegsgelände und die Flüelapassstrasse mit dem dominanten Flüela Schwarzhorn lohnte sich für ein paar schöne Bilder. Und 240 m tiefer der Blick zu den grünblau leuchtenden Jöriseen – wirklich eindrücklich schön! Nach einer Trinkpause machten wir uns auf den Abstieg – gleich zu Beginn eine, allerdings fixseilgesicherte, felsige Steilstufe. Nach anderthalb Kilometern erreichten wir den grössten der vier Seen. An einer windgeschützten Stelle oberhalb der Seen genossen wir die Aussicht zum Flüela Wisshorn und dem darunter liegenden (sterbenden) Jörigletscher. Nach der Verpflegungspause folgte der kurze Aufstieg zum Wegpunkt 2531 (Verzweigung Winterlücke und Jöriflesspass); hier begann der Abstieg ins Jörital. An diesem Punkt hatten wir etwa die Hälfte der Strecke hinter uns. Über mehrere Stufen und teilweise nahe am Jöribach stiegen wir über reizvolles Gelände ab. Im unteren Abschnitt namens Frömdvereina ist das Gelände des Bachs schluchtartig tief eingeschnitten, mit schönen Wasserfällen. Danach durchquerten wir den Wasserboden, wo nahe der Alp Säss viele Rinder, Kühe und Pferde weideten. Von rechts (O) mündet der Süser Bach aus dem Süser Tal ein. Durch dieses Tälchen werden wir morgen laufen. Das Tagesziel, das Berghaus Vereina – schon seit einiger Zeit im Blickfeld – kam näher. Nach dem Brücklein über den Vernelabach waren es nur noch wenige Schritte hinauf zum schön gelegenen Berghaus. Halb drei Uhr, gerade richtig, sich auf der sonnigen Terrasse niederzulassen (Monsteiner Bier, Bouillon, Linzertorte). Sehr freundlich der Empfang im Berghaus Vereina, Morena zeigte uns anschliessend unser Domizil für eine Nacht – die etwas abseits gelegene Villa Holzschopf – ein sehr gemütliches Mehrbettlager nur für uns. Nach der Siesta folgte der Genuss eines feinen HP-Menüs (Tomaten-/Mozzarella-Salat, Kalbsgeschnetzeltes mit Nudeln, Panna Cotta mit frischen Beeren). Um halb acht dann der Gang nach draussen, wo sich der zunehmende Mond zeigte und das Flüela Wisshorn und das Verstanclahorn von den letzten Sonnenstrahlen stimmungsvoll beleuchtet wurde. Gegen neun Uhr war es dann Zeit, sich in der Villa Holzschopf «gemütlich» einzurichten – bei einer Raumtemperatur von ca. 12° konnten wir uns an die bevorstehenden Auswirkungen der gegenwärtig in allen Medien angekündigten Energie-Mangellage gewöhnen. Dazu noch etwas: wir haben bei wohliger Wärme einigermassen gut geschlafen, jedenfalls waren wir prächtig ausgeruht und fit für den zweiten Tourentag.

Fazit:
Die weiss-rot-weiss markierte Wanderung bot keine besonderen Schwierigkeiten – mit Ausnahme der seilgesicherten Steilstufe unterhalb des Jörihorns; hier ist besser dran, wer trittsicher und schwindelfrei ist. Wenn es trocken ist, wie heute, ist die Stelle gut zu meistern.

Wetterverhältnisse:
Angenehme Temperatur 10 bis 22° C, kaum Wind (ca. 2 km/h aus SW), gute Fernsicht, meist freundlich, sonnig und gelegentlich mit etwas Wolken.

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 4. September 2022
Schwierigkeit: T3
Strecke: 12.2 km, Wägerhus/Verzweigung Jöriseen (2207 m) – Müllersch Tälli – Jöriflüelafurgga (2722 m) – Jöriseen (2489 m) – Verzweigung 2531 m – Jörital – Frömdvereina P.1954 – Berghaus Vereina (1943 m)
Aufstieg: ca. 670 m
Abstieg: ca. -950 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 30 Min.
Tageszeit: 08:45 bis 14:35 Uhr