Archiv der Kategorie: Schneeschuhtour

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 6|6: Wellness-Runde am Ofenpass

Freitag, 6. und letzter Tourentag:
Für heute, dem Abschlusstag unserer Tourenwoche, war Gemütlichkeit angesagt. Nach der kurzen Fahrt zur Abzweigung Ofenpassstrasse/Minschuns entstiegen wir dem Postauto. Gleich an der Passstrasse der Einstieg zur bereits bestehenden Spur, welche bei Ils Bügls vorbei führte – dort wo sich einst Bär Lumpaz herumtrieb. Heute bekamen wir ihn nicht zu Gesicht. Nach Ils Bügls, nahe an der Kurve der Passstrasse bei P.2021 überquerten wir diese. Severin führte uns auf verschlungenen Pfaden durch unverspurtes, schönstes Gelände. Bald erreichten wir die Plaun dals Bovs, welche wir schon vor vier Tagen durchwanderten. Diesmal überquerten wir die Spur, um in einer Linkskurve in Richtung Passhöhe zu laufen. In einer kleinen Lichtung genossen wir eine Teepause. Bald überquerten wir die Passstrasse erneut, um über das westliche Ende der Plaun dals Bovs den Pass dal Fuorn zu erreichen. Kaum gefordert, aber total erfüllt, stürmten wir das Restorant Süsom Givè – schliesslich war Mittagszeit… Gut genährt machten wir uns auf die Fortsetzung, den Abstieg nordwestlich der Passhöhe. Der Einstieg befindet sich direkt an der Passstrasse und die Route führte wenig steil durch Lärchen-, Fichten-, Föhren- und Arvenwald. Den hier einmal gesichteten Fichtenkreuzschnabel bekamen wir leider nicht zu sehen. Dafür besuchte uns der Bartgeier, dieser hier heimische Riesenvogel (Spannweite 3 m!). Erst zog er ruhige Kreise über unseren Köpfen, dann bemerkte er uns und begann mit kräftigen Flügelschlägen Höhe zu gewinnen – eine tolle Begegnung! Nach dem Abstieg der ca. 180 Hm erreichten wir die wunderbare Ebene bei Buffalora. Severin und Heinz wollten uns nicht schon wieder einen Beizenbesuch zumuten – also mieden wir die direkt zum Berggasthaus Buffalora an der Ofenpassstrasse führende Linie. Das lohnte sich, denn nahe der Nationalparkgrenze hielt sich eine grosse Gams auf, welche unaufgeregt durch den Wald streifte – leider keine Chance, das schöne Tier abzulichten. Jetzt war es Zeit für einen Schlussumtrunk im Berggasthaus.

Danke:

Dem familiären Team des Landgasthofs und Hotel Staila Fuldera danken wir von Herzen. Unseren drei Wanderleitern Heinz, Roland und Severin gehört ebenfalls unser herzliches Dankeschön. Und allen Mitwanderern danken wir für die tolle Kameradschaft – mit euch wars wunderbar!

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -9.4°. Ausgezeichnete Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 70 cm, Pulver), Wind SSO (2 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 14. Januar 2022
Schwierigkeit: WT1
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Tschierv, spv. Minschuns (Haltestelle)
Rückfahrt: Postauto Buffalora bis Fuldera Cumün
Strecke: 5.5 km: Tschierv, spv. Minschuns (1972 m) – Ils Bügls (2021 m) – Plaun dals Bovs – Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – P.1977 (Buffalora) – Buffalora (1967 m)
Aufstieg: ca. 244 m
Abstieg: ca. -236 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 14:45 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 5|6: Minschuns-Alp Astras-Pass da Costainas-Lü

Donnerstag, 5. Tourentag:
Nach den Gipfeltouren an den Vortagen stand heute eine weniger anstrengende, aber nicht minder attraktive Panoramatour auf dem Programm. Ab Talstation Minschuns im gleichnamigen kleinen Wintersportgebiet durften wir für den Aufstieg bis zur Alp da Munt die präparierte Skipiste nutzen (selbstverständlich immer dem Rand entlang). Am Bergrestaurant Alp da Munt zogen wir heute vorbei, um weiter aufzusteigen bis zum heute höchsten Punkt Fuorcla Funtana da S-charl, welche gleich hinter dem Skilift Vallatscha liegt. Ab hier liefen wir im respektablen Abstand zum steilen und wohl rutschgefährdeten Osthang des Piz Vallatscha-Ausläufers – also etwa 200 m östlich und etwa 30 m über dem Sommerwanderweg durch die Plan Mattun. Verlief der Abstieg zur Alp Astras anfänglich wenig steil, änderte sich das für die letzten 900 m Strecke (mit 160 m Höhenunterschied). Nach dieser «Abfahrt» gönnten wir uns vor dem im Winter verwaisten Alpgebäude der Alp Astras eine Mittagspause (selbstverständlich voll an der Sonne!). Die umliegenden Gipfel, der Blick in Richtung S-charl und zum God Tamangur boten eine wunderschöne Kulisse. Nach der ausgiebigen Rast brachen wir südostwärts auf, um durch die wunderbar mäandrierte Landschaft der Clemgia und durch die Legföhren zu wandern. Die ca. 120 m Höhendifferenz bis zum 2.6 km entfernten Pass da Costainas bemerkten die wenigsten – zu abwechslungsreich war diese Strecke. Und die Wildbeobachter unter uns kamen schon wieder auf ihre Rechnung: zur Linken an der Flanke des Piz Murtera tummelten sich Gämsen. Auf dem Pass angelangt, vereinte sich unsere Spur mit derjenigen von vor zwei Tagen (Muntet). Der Rest kann hier in Kurzform beschrieben werden: Steilstufe Serrà, Alp Champatsch, auf der Alpstrasse nach Lü hinunter… übrigens entlang dem Bärenthemenpfad «Süls stizzis dal uors». Nach der Ankunft in genossen wir auf der Terrasse der Pension Hirschen die Gastfreundschaft der Familie Moreira-Glauninger) mit unseren Abschlussdrinks – Prost!

Fazit:
Das in dieser Tourenwoche tolle Wetter hielt und hält unvermindert an…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -17.2°. Ausgezeichnete Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 80 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind O (4 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 13. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Talstation Minschuns
Rückfahrt: Postauto Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 11.7 km: Talstation Minschuns (ca. 2130 m) – Alp da Munt (2212 m) – Skilift Vallatscha – Fuorcla Funtana da S-charl (2392 m) – Plan Mattun – Alp Astras (2131 m) – Clemgia, Zondra da Tamangur – Pass da Costainas (2250 m) – Serrà (2199 m) – Alp Champatsch (2087 m) – P.2093 – P.1948 – Lü Daint – Lü (1916 m)
Aufstieg: ca. 406 m
Abstieg: ca. -623 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 05 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:50 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 4|6: Munt Buffalora (2627 m)

Mittwoch, 3. Tourentag:
Heute stand eine weitere Gipfeltour an – zum zweiten Mal nach dem 17.01.2020 – auch heute machten wir die Runde in umgekehrter Richtung. Nach der Postautofahrt nach Buffalora starteten wir kurz nach neun – bei bissiger Kälte (-23.5° C!). Nach der Überquerung des eingeschneiten Ova dal Fuorn wanderten wir in Richtung Alp Buffalora. Etwa 200 m vor den Alpgebäuden verliessen wir die Spur, um westlich der Alp in ein kleines, traumhaft winterliches Tälchen einzusteigen, welches zwischen Murtera da Chantun und Fop da Buffalora von O nach W verläuft. Ab hier war kräfteraubende Spurarbeit (unserer Guides!) angesagt, und das sollte sich bis auf eine Höhe von ca. 2550 m.ü.M. nicht mehr ändern. Nach der Durchschreitung des Tälchens wärmte uns die Sonne auf, so dass die klirrende Kälte kaum zu spüren war. Kurz vor der Richtungsänderung (nach S) genossen wir die erste Trinkpause voll an der Sonne. Danach überquerten wir den westwärts zum Nationalpark/Munt La Schera führenden Sommerwanderweg. Kurz darauf steilte das hochwinterliche Gelände auf und wir stampften in Richtung SW hoch zur Nationalparkgrenze. Ab einer Höhe von 2430 m.ü.M. liefen wir ziemlich genau auf der Parkgrenze, welche dem Grat entlang nach S verläuft. Genial der Ausblick nach Italien und zum Livigno-Stausee runter. Auf einer Höhe von 2520 m.ü.M. dann eine weitere Trinkpause. Jetzt noch der letzte Aufstieg (100 Hm) bis zum bereits sichtbaren Gipfel – dieser Teil unter dem Gipfel war ziemlich abgeblasen, nicht ausgesetzt, und gut zu begehen. Nach knapp 2 Std. und 20 Minuten Laufzeit war der Gipfel erreicht. Welch spektakuläres 360°-Panorama! Ofenpassstrasse, Jufplaun, Piz Vallatscha, Piz Daint, Val Mora, Piz Murtaröl, Ortler, im Norden bekannte Gipfel wie der Piz Linard – einfach überwältigend! Die Windverhältnisse liessen sogar eine kurze Gipfelrast zu. Mit stärker werdendem Wind aus Südost machten wir uns auf zum Abstieg auf der Normalroute. Bei etwa 2400 m.ü.M. durchquerten wir die Aufschütthügel der Minieras da Fiern; die alten Eisenerzbergwerkstollen können im Sommer geführt besichtigt werden. Bei der bei P.2195 stehenden Alphütte angekommen, genossen wir nochmals eine Trinkpause an der Sonne. Ab hier wanderten wir nicht auf der Alpstrasse zur Alp Buffalora hinunter, sondern wir wählten die Strecke in Richtung Aua da Murtaröl und weiter in einer Linkskurve durch den hochwinterlich verschneiten Graben hinunter, bis die östlich der Alp Buffalora liegende weite Landschaft wieder erreicht war. Nach der Überquerung der Ova dal Fuorn folgte die Einkehr im sympathischen Berggasthaus Buffalora an der Ofenpassstrasse und damit die Verkürzung der Wartezeit, bis uns das Postauto zurück nach Fuldera brachte.

Fazit:
Eine weitere Gipfeltour bei Hammerwetter.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -23.5°. Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 60 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind SO (4 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 12. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2-3
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Buffalora
Rückfahrt: Postauto ab Buffalora bis Fuldera Cumün
Strecke: 9.2 km: Buffalora (1967 m) – Alp Buffalora (2032 m) – Fop da Buffalora – P.2513 – Munt Buffalora (2627 m) – Minieras da Fiern – P.2195 – Aua da Murtaröl – Alp Buffalora – Buffalora
Aufstieg: ca. 694 m
Abstieg: ca. -699 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 55 Min.
Tageszeit: 09:10 bis 14:40 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 3|6: Muntet (2762 m)

Dienstag, 2. Tourentag:
Heute ging es auf den Hausberg von – zum zweiten Mal nach dem 14.01.2020 – diesmal machten wir die Runde in umgekehrter Richtung. Nach der Postautofahrt nach Lü starteten wir kurz vor halb zehn. Am Sonnenhang erreichten wir rasch Betriebstemperatur, spätestens auf der Alp Valmorain konnten wir uns der ersten Schicht und wer wollte auch der Handschuhe entledigen. Ab Valmorain wählten wir den direkten Aufstieg (ohne den Umweg über die 330 m östlich und 50 m höher gelegene Alp Tabladatsch). Auf einer Höhe von 2300 m.ü.M. erreichten wir den von der Alp Tabladatsch herführenden Sommerweg, den wir nach 160 m wieder verliessen, um weiter im Tälchen der Aua da Maini aufzusteigen. Die kräfteraubende Spurarbeit hielt sich in Grenzen, weil die Unterlage relativ hart und tragend war. Bei der privaten Hütte bei P.2388 wehte eine Fahne, welche normalerweise die Anwesenheit seines Bewohners signalisierte – niemand da heute. Eine Trinkpause an diesem aussichtsreichen Ort drängte sich dennoch auf. Die Aussicht phantastisch, natürlich dominiert vom König Ortler. Nur der Bartgeier besuchte uns heute leider nicht. Der weitere Aufstieg, immer noch nahe der unter Schnee liegenden Aua da Maini flachte etwas ab, um dann kurz vor der Verzweigung zum Piz Terza bei P.2599 und wenige Meter höher auf der Fuorcla Sassalba steiler zu werden. Auf dem Übergang angelangt, entschieden sich Annemarie, Markus und ich, die Gipfelstürmer ziehen zu lassen. Die 120 Aufstiegsmeter (Strecke ca. 550 m) hoch zum flachen Gipfelgelände sind in zwanzig Minuten zu machen, der Abstieg in 12 Minuten. Diese Zeit nutzten wir Zurückgebliebenen für eine vorgezogene und ausgiebige «Gipfel»-Rast. Auf dem Gipfel wehte ein ungemütlicher Wind, der für eine kurze Verweildauer sorgte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde war die Gruppe wieder vereint. Knapp dreihundert Meter nördlich der Fuorcla Sassalba nutzten wir einen flachen Streckenabschnitt für eine weitere Pause. Der Blick zu den benachbarten Gipfeln (Piz Terza, Piz Cotschen, Piz Starlex) war ein grosser Genuss. Nun begann der Abstieg ins kleine Tälchen Costainas, und zwar etwa 330 m westlich der Sommerroute, welche etwas tiefer und östlich der mit P.2596 bezeichneten Erhebung verläuft. Den Sommerpfad erreichten wir bei 2440 m.ü.M.; der weitere Abstieg an der Nordflanke des Muntets war dann etwas beschwerlicher, weil hier viel Triebschnee lag und dieser griesig war. Jedenfalls waren wir froh, ohne namhafte Stürze auf dem Pass da Costainas anzukommen. Jetzt folgte noch die Steilstufe bei Serrà, welche wir auf einer eigenen Spur abkürzten. Oberhalb der Alp Champatsch führte uns Severin durch Schneehasen-Gelände mit unzähligen Spuren – die gut getarnten Tiere bekamen wir nicht zu Gesicht. Auf der sonnigen Südwestseite des Bergrestaurants La Posa Alp Champatsch war es heute windstill, also konnten wir die Kafis Schümlipflümli draussen geniessen. Anschliessend folgte der Weg zurück auf die Alpstrasse, und auf dieser die leicht absteigende Strecke nach (ca. 3.4 km). Kurz vor Lü dann noch eine ziemliche Sensation: Severin entdeckte zwei ausgewachsene Hirsche (siehe Bilder). Dass sich diese mächtigen Tiere auf etwa 2100 m.ü.M. aufhielten, sei selten und unerwartet, meinte Kenner Severin. Die beiden Hirsche fanden jedenfalls Futter an der aperen Südflanke des Munt da Lü. Wir waren uns einig: das war eine starke Vorstellung zum Abschluss eines wiederum unglaublich schönen Tourentags.

Fazit:
Eine Gipfeltour vom Feinsten bei bestem Winterwetter.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -5° (gefühlt -9.4°). Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 60 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind S (13 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2, mässig

Parameter:
Tourdatum: 11. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2+
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Lü
Rückfahrt: Hotelbus ab Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 12.2 km: Lü (1916 m) – Valmorain (2193 m) – Hütte bei P.2388 – P.2599 – Fuorcla Sassalba (2618 m) – Muntet (2762 m) – Fuorcla Sassalba – Costainas – Pass da Costainas (2250 m) – Serrà (2199 m) – Alp Champatsch (2087 m) – P.2093 – P.1948 – Lü Daint – Lü
Aufstieg: ca. 871 m
Abstieg: ca. -902 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 35 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:25 bis 16:00 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 2|6: Panoramatour vom Ofenpass über die Alp da Munt nach Lü

Montag, 1. Tourentag:
Nach der kurzen Fahrt zum Ofenpass entstiegen wir bestens gelaunt dem Postauto und teilten uns in drei Gruppen auf. Geführt von unseren sehr bewährten Guides Heinz, Roland und Severin verliessen wir beim Parkplatz die Passstrasse, um anfänglich steil, aber auf guter Spur abzusteigen zur Plaun dals Bovs. Ab hier liefen wir gemächlich ansteigend zur Plaun da l’Aua hoch – von der Vorspurarbeit unserer Führer profitierend. Bei der kleinen nach P.2136 stehenden Hütte genossen wir eine erste Trinkpause und noch viiiiiel mehr: Severin hatte mit seinem geübten Jägerblick eine grosse Schar Steinböcke und Gämsen ausgemacht, welche in den Flanken des Munt da las Bescha in einer Distanz von ca. 400 m und auf einer Höhe von ca. 2300 m.ü.M. auf Futtersuche waren. Severin stellte sein Fernrohr auf, und wir kamen in den Genuss grossen Kinos. Nach dieser tollen Vorstellung zogen wir weiter über die Plaun da l’Aua. Bei P.2188 blieben wir hoch, um die Alp da Munt über die spektakuläre Landschaft der Dolinen zu erreichen. Jetzt waren wir mitten im kleinen Skigebiet von Minschuns angelangt, das Bergrestaurant Alp da Munt hatte geöffnet – hier gönnten wir uns eine Suppe oder Strudel – oder beides😋. Nach der Stärkung zogen wir weiter ostwärts über die breit gespurte «Piste». Bei P.2244 hielten wir die Höhe, um die Gegend Juata (mit dem eingeschneiten Lai da Juata) anzustreben. Jetzt verliessen wir den (nicht erkennbaren) Sommerwanderweg, um etwas höher aufzusteigen. Nun blies uns ein heftiger Wind entgegen. Die planierte Spur verliessen wir bald, um über unverspurtes Gelände zur Alp Champatsch abzusteigen – ein herrliches Pulverschnee-Erlebnis! Nach etwa 700 m erreichten wir wieder den Sommerwanderweg, der im Winter auch von Skitourenfahrer genutzt wird (Vorsicht also). Nach einem Abstieg von ca. 150 m erreichten wir das Alprestaurant La Posa Alp Champatsch – auf dessen sonniger Südseite der starke Wind einen Aufenthalt verunmöglichte. Also weiter nach , aber nicht auf dem Normalweg über die Bergstrasse, sondern über das Tälchen der Aua da Laider. Auf einer Höhe von ca. 1940 m.ü.M. genossen wir an einer windstillen Stelle eine Trinkpause. Danach überquerten wir den Bergbach über ein wackliges Brücklein, um über eine bewaldete Strecke bis zum kurz vor Lü im Wald gelegenen Kinderspielplatz nahe Prà Schoc gelangen. Hier verliessen wir den Wald, um über offenes Gelände über Lü Daint zum Dorf zu laufen. Mittlerweile war es 15 Uhr, und die Sonne liess die umliegenden Dreitausender vom Ortler bis zum Piz Daint im wunderbaren Licht leuchten. Zufrieden traten wir die Postautofahrt nach Fuldera hinunter an. Ein erinnerungswürdiger erster Tourentag war das!

Fazit:
Eine Höhenwanderung par excellence und bei bestem Winterwetter.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -16°. Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 90 cm Pulver), Wind S (4 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2, mässig

Parameter:
Tourdatum: 10. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Passa dal Fuorn
Rückfahrt: Postauto ab Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 9.74 km: Ofenpass/Pass dal Fuorn (2149 m) – Plaun dals Bovs (P.2077) – P.2136 – Plaun da l’Aua (P.2153) – P.2188 – Alp da Munt (2212 m) – P.2244 – Juata – Alp Champatsch (2087 m) – Aua da Laider – Prà Schoc – Lü Daint – Lü (1916 m)
Aufstieg: ca. 322 m
Abstieg: ca. -566 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:10 bis 15:10 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 1|6: Einlaufen auf dem Bärenpfad

Wie schon in den Vorjahren stand die Januar-Tourenwoche im Val Müstair bevor. Auch in diesem Jahr liessen Unterkunft und Verpflegung im Landgasthof und Hotel Staila Fuldera keine Wünsche offen, und das Programm mit fünf geführten Tagestouren versprach bei bestem Winterwetter und bei geringer bis mässiger Lawinengefahr uneingeschränkte Gipfelerlebnisse. Wir reisten einen Tag früher an; das aussichtsreiche Wetter motivierte einige der 19 TeilnehmerInnen, es uns gleich zu tun. Die äusseren Bedingungen waren ausgezeichnet, auch wenn die Schneelage nicht die Werte der Vorjahre erreichte, die Temperaturen deutlich unter der Nullgradgrenze, an einigen Tagen sogar sibirisch.

Heute also unternahmen wir eine kurze und unschwierige Einlauftour. Da bot sich der gespurte und gut markierte Bärenthemenpfad geradezu an. Nach dem Einstieg, gleich am südöstlichen Ortsende von Fuldera, liefen wir nahe dem Waldrand bis zur Brücke über die Aua da las Fruos-cha. Nach diesem leichten Anstieg war der heute höchstgelegene Punkt (1656 m) erreicht im Val da l’Archa Gronda. Nun öffnete sich der Blick ins untere Val Müstair und dem Ort Valchava, welchen wir südlich passierten. Der Trail führte direkt am Kalkofen (Chalchera a Valchava) vorbei. Die Gelegenheit, diesen genauer zu besichtigen, liessen wir uns nicht nehmen. Anschliessend der leichte Anstieg bis ins Tälchen Bos-chetta und Überquerung der Aua da Vau. Jetzt folgte ein Abschnitt durch den lichten Wald, wo auch ein Fitnessparcour angelegt ist. Kurz vor Döss da las Levras der leichte Aufstieg auf dem Schutzdamm Val Quanas. Danach folgte der Abstieg zur Muranzina (wo ein kleiner Stausee des Kraftwerks liegt). Vorbei am geschlossenen Campingplatz Pè da Munt erreichten und überquerten wir die Umbrail-Passstrasse (Wintersperre) oberhalb Sta. Maria Val Müstair. Nach einer Querung bis Fop der wenig steile und ungespurte Abstieg vorbei am Hof Faschabella bis zum Gesundheitszentrum, welches direkt an der Ofenpassstrasse steht. An der Haltestelle in Sielva endete unser «Spaziergang» und wir bestiegen nach kurzer Wartezeit das Postauto, welches uns in knapp zehn Minuten nach Fuldera zurück brachte.

Sonntag, Einlauftour:

Für heute meldeten die Wetterpropheten wenig Sonne bei bedecktem Himmel. Gerade richtig, sich auf dem Bärenthemenpfad («Süls stizzis dal uors») einzulaufen.

Fazit:
Kurze «Einstiegstour», welche uns durch eine wunderbare Landschaft führte.

Wetterverhältnisse:
Bedeckt, teilweise sonnig, aber trockenes Winterwetter, Temperatur beim Start -3° (gefühlt -6°). Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 70 cm, ca. 20 cm Pulver auf Hartschnee), Wind SW (9 km/Std.), Pfad gut markiert und gespurt.

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2, mässig

Parameter:
Tourdatum: 9. Januar 2022
Schwierigkeit: WT1
Strecke: 7 km: Fuldera (1636 m) – Val da l’Archa Gronda (P.1656) – Pravalchava – Chalchera (1443 m) – Multa – Bos-chetta – Aua da Vau (1485 m) – Döss da las Levras – Muranzina – Camping Pè da Munt (1431 m) – Umbrail-Passstrasse (P.1426) – Fop – Hof Faschabella – Center da sandà, Sielva (1356 m)
Rückfahrt: Postauto ab Sta. Maria Val Müstair, Haltestelle Sielva (Center da sandà Val Müstair)
Aufstieg: ca. 178 m
Abstieg: ca. -449 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 05 Min.
Tageszeit: 10:20 bis 13:15 Uhr

Kronberg 1663 m, ab Schwägalp hin und zurück

Nach dem Saisonauftakt von gestern (Laucherenstöckli) doppelten wir heute nach. Da die Nebelobergrenze für heute bei etwa 1200 m vorausgesagt war, entschieden wir uns für eine Fahrt zur Schwägalp (1352 m). Erst kurz vor der Passhöhe war die Nebelgrenze erreicht – immerhin auf etwa 1250 m.ü.M. Nach dem Startkafi im «Säntis – das Hotel» starteten wir bei im Schatten des Säntis noch etwas widerspengstigen Bedingungen (-3 Grad), aber sonst bei besten Bedingungen (ca. 50 cm Hartschnee). Erst auf der maschinell gespurten Strecke leicht absteigend laufend, verliessen wir diese bei den Alpgebäuden Zweigemmer. Auf einer guten Spur passierten wir Siebenhütten um bei P.1308 wieder zur Piste, resp. zum Winterwanderweg zu gelangen. Jetzt folgte der leichte Aufstieg vorbei am Chüesitz zur Chammhaldenhütte (1396 m). Von hier der Ausblick über die bedrohlich ansteigende Nebeldecke hinweg. Der Blick zum höher gelegenen Kronberg hinüber versprach allerdings Sonne pur. Doch soweit war es noch nicht. Die Chammhaldenhütte lag noch im Schatten, und auch der kurze Abstieg zum Bruggerwald hinunter zwang uns Kappe und Handschuhe anzubehalten. Nach der Durchwanderung des schönen Waldes, kurz vor dem beim Schutzälpli beginnenden Aufstieg zickte der Nebel etwas – aber toll die Stimmung im Sonnenlicht. Bereits im Aufstieg zum Langälpli mussten wir feststellen, dass die markierte Schneeschuhspur streckenweise zerstört war – tiefe Einsinklöcher, welche Wanderer hinterliessen; eine sehr beschwerliche und auch gefährliche Art der Fortbewegung. Das Verhalten einzelner Berggänger ist wohl eher unüberlegt denn vorsätzlich. Wie auch immer, der streckenweise sehr steile Aufstieg bis zum Kronberg hatte es in sich. Erstaunlicherweise lag an diesem nach Süden ausgerichteten Hang viel Schnee (an den tiefen Einsinklöchern zu deuten mind. 50 bis 60 cm). Erst kurz unterhalb des Gipfels waren einige wenige apere Stellen zu umgehen. Oben angekommen, fand sich auf der Sonnenterrasse des Berggasthauses Kronberg kein Platz mehr – wir wollten ohnehin nach drinnen, wo wir so vor der leichten Bise geschützt waren. Südwoscht ond Chäshönli schmeckten vorzüglich, dazu ein alkoholfreies Flauder-Panaché. Die Mittagspause zog sich etwas in die Länge, weil wir überraschendweise eine ehemalige Schulkameradin Doris’ trafen. Eigentlich hatten wir die Absicht, über Scheidegg nach Jakobsbad abzusteigen (ca. 950 Abstiegsmeter). Wegen der bis auf 1300 m.ü.M. liegenden Nebelsuppe verwarfen wir diesen Plan – und mit der Bahn wollten wir auch nicht abfahren. Die einzige richtige Wahl war, den Rückweg zur Schwägalp anzutreten – was sich mehr als lohnte (siehe Bilder)! Der steile Abstieg hinunter bis zum Schutzälpli (-300 Hm) war der vielen Einsinklöcher wegen etwas strapaziös. Schliesslich durchstreiften wir den Bruggerwald wieder, diesmal im Aufstieg. Unterwegs bis zu Chammhaldenhütte war die Stimmung unglaublich schön – Nebelschwaden, Sonnenlicht, Landschaft. Die Hütte stand nun im schönsten Licht des späten Nachmittags – links der Blick zum Öhrli und dem Säntismassiv – eindrücklich! Noch 40 Minuten bis zur Schwägalp – auf diesem Abschnitt war der Schutz der Handschuhe und der Kappe wieder gefragt (die leichte Bise allerdings im Rücken). Auf den letzten paar hundert Metern nutzten wir den gewalzten Winterwanderweg, was ohne Schneeschuhe etwas leichter ging. Auf der Schwägalp (noch immer im schönsten Sonnenlicht) angelangt, war es mittlerweile kurz vor halb fünf. Also schnell nach Hause fahren, ab Passhöhe bereits wieder im Nebel.

Fazit:
Heute hatten wir, wie schon so oft, die richtige Wahl getroffen – zufrieden über einen wunderbaren Bergtag, genossen wir zuhause Adel’s Pizza.

Wetterverhältnisse:
Herrliches Winterwetter, wolkenlos und sehr sonnig, Temperaturen im Bereich -5 bis +8°, mässige Bise. Für Schneeschuhwanderer beste Schneeverhältnisse (Pulverschnee überfroren oder Hartschnee, geschätzte 50 bis 70 cm), Gelände ziemlich verspurt und leider auch grösstenteils malträtiert (wie beschrieben).

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2 mässig

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS, Sonde, Schaufel, GPS

Parameter:
Tourdatum: 16. Dezember 2021
Schwierigkeit: WT2
Strecke: 11.2 km, Schwägalp (1353 m) – Zweigemmer (1325 m) – Siebenhütten – P.1308 – Chüesitz – Chammhaldenhütte (1396 m) – Bruggerwald – Schutzenälpli (1368 m) – Langälpli (1366 m) – P.1557 – P.1607 – Kronberg (1663 m) – Rückweg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 670 m
Abstieg: ca. -670 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std.
Tageszeit: 10:10 bis 16:25 Uhr

Laucherenstöckli 1755 m – im Land der Trychler

Vor dem Start genossen wir den obligaten Startkafi im Hotel Restaurant Passhöhe Ibergeregg. Dort existiert Covid-19 nicht, also wird auch vorsätzlich(!) weder Maske getragen noch ein Zertifikat verlangt (in den Innenräumen, wohlverstanden). Ach so, wir sind ja im Land der Trychler… Lassen wir die Polemik; wir hatten ohnehin besseres vor. Kurz nach zehn Start zur ersten Schneeschuhtour des Winters 2021/2022. Die Schneelage komfortabel, über einen Meter! Ab Passhöhe in Richtung Süden, auf den ersten 800 m stiegen wir moderat auf (ca. 120 Hm), gut markierter Trail, zu Beginn durch Wald verlaufend. Die Strecke verlief durch eine Wildruhezone, also durfte die Spur nicht verlassen werden. Im Aufstieg links der zackige Gipfel Gross Schijen (1571 m, T5, II), rechts der nicht weniger markante Chli Schijen (1556 m, T4, IV). Bei P.1515 verliessen wir den Wald und urplötzlich öffnete sich das prächtige Panorama ins Muotatal und auf die andere Talseite, wo der Wasserbergfirst, Chaiserstock, Fulen und Rossstock dominierten. Unter dem Hudelschijen traversierten wir auf guter Spur leicht absteigend Richtung SO, wo wir bald die Sternenegg-Hütte des SAC Rossstock erreichten. Auf einen Besuch in der schön gelegenen und nur an Wochenenden bewarteten Hütte mussten wir verzichten. Ca. 300 m nach der Sternenegg, ungefähr bei P.1545, verliessen wir die breit gewalzte Piste, um auf guter Spur über die Windegg aufzusteigen (Markierung Richtung Laucherenchappelen/Spirstock). Ab hier begann es stärker anzusteigen. Zur rechten tat sich der Blick ins Skigebiet Hoch-Ybrig auf, uns am nächsten der Spirstock (1770 m) mit der grossen Bergstation. Bald erreichten wir den höchsten Punkt des Laucherenstöckli mit 1755 m; etwas weiter vor (nördlich) die 2014 erbaute Bergstation der 4er-Sesselbahn (1749 m). Das geräumige Gipfelgebiet war heute gut besucht (klar, bei diesem tollen Wetter…), wenige Skitüreler, mehrheitlich Schneeschuhläufer. Für eine ausgiebige Mittagsrast schaufelten wir eine Sitzgelegenheit an der Sonne; der Verzehr der mitgebrachten Leckereien bei dieser Wetter- und Aussichtslage ein grosser Genuss! Für den Abstieg wählten wir für die ersten zweihundert Meter die Piste, um diese dann in nördlicher Richtung zu verlassen, und durch den verspurten Tiefschnee zur Äbnenmatt hinunter zu gelangen. Bei P.1612 passierten wir die nagelneuen Alpgebäude und gelangten auf einer ausgezeichneten Spur – die Höhe von ca. 1550 m haltend – durch eine stimmungsvolle, hochwinterliche Landschaft bis P.1545. Dort überquerten wir die Piste, um parallel aber leicht höher die Sternenegg wieder zu erreichen. Mittlerweile lag die Nebelsuppe etwas höher, jedenfalls war das auf 850 m liegende Dorf Illgau kaum noch zu sehen. Nach einer kurzen Teepause bei der Hütte wanderten wir auf der vom Aufstieg her bekannten Spur weiter, wieder unterhalb des Hudelschijen querend. Bei P.1515 verabschiedeten wir uns vom wunderbaren Ausblick auf den eingenebelten Vierwaldstättersee, um über ein paar steilere Tritte durch den Wald abzusteigen. Bald war die Passhöhe erreicht, wo sich mittlerweile der grosse Parkplatz ziemlich gefüllt hatte. Auf eine weitere Einkehr im Restaurant verzichteten wir. Die Rückfahrt über Oberiberg – Sihlsee – Einsiedeln – Seedamm Rapperswil verlief ruhig und ohne viel Verkehr.

Fazit:
Nach diesen Schlechtwetter-Tagen in der ersten Dezemberhälfte endlich wieder einmal eine Tour im Schnee – einfach herrlich!

Wetterverhältnisse:
Herrliches Winterwetter, über der Nebelobergrenze von ca. 900 m ziemlich sonnig, Temperaturen im Bereich -3 bis +8°, kaum Wind. Beste Schneeverhältnisse (1 m Pulverschnee, teilweise etwas überfroren), Gelände ziemlich verspurt…

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2 mässig

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS, Sonde, Schaufel, GPS

Parameter:
Tourdatum: 15. Dezember 2021
Schwierigkeit: WT2
Strecke: 7.5 km, Ibergeregg (1406 m) – P.1515 – Sternenegg (1497 m) – P. 1545 (Windegg) – P.1755 – Laucherenstöckli – Äbnenmatt (1613 m) – P.1545 – Sternenegg – P.1515 – Ibergeregg
Aufstieg: ca. 460 m
Abstieg: ca. -450 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 50 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 14:35 Uhr

Föisc 2208 m – formidabler Panoramagipfel über der Alta Leventina

Am zweiten Tag unseres Aufenthalts im Val Bedretto zog es uns – der Lawinensituation geschuldet – in die nahe Nachbarschaft. Nach der kurzen Fahrt nach Airolo die Bergfahrt hoch nach Brugnasco. Ein freundlicher Bauer hat am Dorfeingang ein paar Parkplätze eingerichtet – grazie! Dass es hier, an dieser südseitig ausgerichteten Bergseite schneefrei war, erstaunt nicht weiter, schliesslich ist es Frühling🌼! Start unmittelbar beim Bauernhof, über einen steilen Güterweg, vorerst ohne Schneeschuhe. Nach etwa fünfhundert Metern eine Hütte, ab welcher es auf schneebedecktem Weg, immer schön an der Märzensonne, über zwei Serpentinen ansteigt. Der immer noch steile, unter Schnee liegende leicht bewaldete Weg war gut zu begehen Bei P.1604 änderte die Situation und die Richtung von NW nach NO, Rütan war erreicht. Unglaubliche Schneemengen hier oben! Also wurden jetzt die Schneeschuhe montiert. Nach der letzten Hütte verliessen wir den über dem Valle di Büi verlaufenden Weg nach rechts (in Richtung O) um ziemlich steil weiter aufzusteigen; die Unterlage hart und deshalb gut tragend, im offenen Gelände kaum Spuren (vom Winde verweht), also war harte Arbeit angesagt – Doris als Führerin voraus👍. An besonders geschützten Stellen konnten wir schwache Spuren nutzen, welche uns auch bestätigten, in Richtung Motti unterwegs zu sein. Kurz vor P.1911 kamen Zweifel auf, weil ein tief verschneites Grätchen zu begehen war – stimmte die Richtung? GPS-Bestätigung sei Dank, erreichten wir bald einmal Pian-Töi, eine Verzweigung auf 1893 m. Hier steht auch eine schöne Hütte, die wir auf dem Rückweg besuchten. An der Verzweigung entschieden wir uns für den Aufstieg über den anspruchsvollen Steilhang, auf welchem vertrauenswürdige Spuren zu erkennen waren. Bis zum Gipfel waren noch 315 Aufstiegsmeter zu bewältigen. Wenn die Querung des evtl. rutschgefährdeten Steilhangs gut gelingt, sollten wir um 13:15 Uhr, nach etwa 60 Minuten also, auf dem Gipfel ankommen. Die problematische, der Sonne voll ausgesetzte Querung, begingen wir zügig, mit äusserster Vorsicht und mit Sicherheitsabstand. Nicht nur der Anstrengung wegen floss der Schweiss in Strömen… Ab einer Höhe von 2050 m.ü.M. waren keine Spuren mehr zu erkennen – der Wind der vergangenen zwei Tage hatte Wirkung. Der windgepresste Schnee erlaubte den Gipfelaufstieg ohne allzu aufwändige Spurarbeit. Und die Orientierung war auch kein Problem, immer in Richtung höchstem Punkt. Der Gipfel selbst zeigte sich aber erst kurz vor dem letzten Aufschwung, ca. 80 Hm unterhalb. Das markante Gipfelkreuz und die Wegweiser waren nicht zu verfehlen. Und pünktlich waren wir auch – 13:15 Uhr! Doch da müsste doch eine Schutzhütte stehen, das legendäre Rifugio Föisc?! Vollständig eingeschneit, der Eingang mit einem winzigen freigeschaufelten Loch zu erkennen – die Hütte stand bestimmt drei Meter unter Schnee. Im Innern könnten angeblich 8 Personen «wohnen» – mehr Infos siehe hier. Auf dem Gipfel bot sich dann ein Panorama der Sonderklasse. Ostseitig nur ja nicht zu nahe auf die Wächte treten! 350 m unter uns der Lago Ritóm mit der Staumauer Piora, dahinter der Lago Cadagno und der Lago di Tom und das Val Piora. Am 360°- Horizont wetteiferten nahe und ferne Gipfel um die Gunst; die Tiefblicke in die Leventina, ins Val Bedretto hinüber und nach Airolo hinunter waren absolut betörend. Nach diesem Genuss folgte die verdiente Gipfelrast vor der Schutzhütte und bei Windstille und angenehmer Temperatur (geschätzte 4 bis 8 Grad). Und das Unerwartete: der Gipfel gehörte uns alleine!

Der ausgiebigen Gipfelrast folgte der Abstieg auf (fast) identischer Strecke. Die Variante über die Bochetta di Föisc hinunter ins Val di Büi war keine Option – zu gefährlich. Wir achteten lediglich darauf, den im Aufstieg beschriebenen Steilhang umgehen. Also wichen wir oberhalb nach O aus, um im meterhohen Schnee irgendwie zwischen den Bäumen durch gefahrlos, jedoch freeride-mässig Pian-Töi zu erreichen. Das gelang, und schon durften wir uns freuen, an der sensationell gelegenen Hütte mit dem treffenden Namen Carpe Diem eine Trinkpause einzulegen. Im weiteren Abstieg folgte über Motti wieder das bekannte Grätchen, dann über wunderschönes Gelände hinunter bis zu den Hütten von Rütan. Der weitere Abstieg auf dem Güterweg schon fast erholsames Auslaufen, um schliesslich beim Startpunkt in Brugnasco zu «landen». So, das war nun doch eine sportliche Tour – die uns etwas mehr forderte. Jedenfalls freuten wir uns auf ein Panaché in Ronco Bedretto. Und die für morgen auf der Heimfahrt prov. Tourenidee (Pizzo dell’Uomo ab Lukmanierpass) lassen wir wohl eher bleiben😅…

Fazit:
Ein wiederum frühlingshafter Schneeschuh-Wandertag der Extraklasse, gespickt mit fast tausend Auf- und Abstiegsmetern – wir durften zufrieden sein… Und sehr speziell heute: auf der gesamten Tour sind uns keine Berggänger begegnet(!).

Wetterverhältnisse:
Unglaubliche Schneemengen, anfänglich pulvrig, im Tagesverlauf unterhalb 1800 m.ü.M. sulzig, kaum Spuren, und falls solche vorhanden windgepresst, ungetrübter Sonnenschein, frühlingshafte (-5° bis 10° C), je nach Exposition windstill.

Lawinengefahr:
Laut SLF Stufe 3 erheblich (seit Tagen)

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS, Sonde, Schaufel, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 23. März 2021
Schwierigkeit: WT3
Strecke: 12.4 km, Brugnasco (ca. 1355 m, Abstellplätze beim ersten Bauernhof an der Strasse) – Campoi (1448 m) – P.1516 – Rütan P.1604 – Motti (P.1911) – Pian Töi (1893 m) – Piatto di Larici – Föisch Rifugio (2208 m) – Abstieg wie Aufstieg (Variante Umgehung Steilhang bis Pian Töi)
Aufstieg: ca. 930 m
Abstieg: ca. -910 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 25 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 16:15 Uhr

Val Bedretto – von All’Acqua (1622 m) bis Alpe di Cruina (P.2056 m)

Vorwort:
Zu Fuss auf der Nufenenpassstrasse – das geht nur im Winter, wenn die Wintersperre gilt. Dann ist das Val Bedretto am Oberlauf des Flusses Ticino ein vergessenes Tal. Wenige kommen auf die Idee, am Südportal des Gotthardstrassentunnels ins Tal des jungen Ticino abzubiegen. Im Winter fällt hier nicht selten Schnee in rauhen Mengen. Oft gehen an den hohen Bergflanken grosse Lawinen nieder, was dazu führt, dass das Tal zeitweise von der Aussenwelt abgeschnitten ist. Der grösste Teil des Tals gehört zur gleichnamigen Gemeinde Bedretto, zu welcher auch die Ortschaften Ronco Bedretto, Villa Bedretto und Ossasco zählen. Das erste Dorf im Tal, Fontana, liegt auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Airolo. Die höchstgelegene Ortschaft im Tal ist All’Acqua, wo in der Regel die Wintersperre beginnt, und die Skitouren- und Schneeschuhläufer unter sich sind. Auf den beiden Talseiten warten viele Gipfelziele und bekannte Hütten, z. B.: auf der Südseite der Pizzo San Giacomo, der Pizzo Grandinagia, das Helgenhorn und das Gebiet um die Cristallinahütte, auf der Westseite die Capanna Corno-Gries am Eingang des Val Corno und wenig später am Südfuss des Nufenenstocks der Cornopass und als Übergang ins italienische Val Formazza der Griespass. Auf der Nordseite das Chüebodenhorn, der Pizzo Rotondo und weiter östlich der Pizzo Lucendro. Oberhalb All’Acqua, auf der Alpe di Rotondo, steht die Capanna Piansecco auf einer Höhe von 1980 m, welche wir heute zu erreichen hofften…

Die Idee, die Hütte in einer Runde über die Alpe di Cruina (P.2097) via die Cave delle Pigne zu erreichen, um dann dem Sommerweg folgend durch die Riale di All’Acqua abzusteigen, entpuppte sich bald als Illusion – der Lawinengefahr wegen. Wir starteten beim hintersten Parkplatz in All’Acqua. Auf der Passstrasse lag hier bestimmt ein Meter Schnee. Viele Spuren, hart gefroren, ideale Verhältnisse also für einen Schneeschuhspaziergang. Nach etwa einem Kilometer ein erstes Gefahrenzeichen: ein etwa 70 m breiter einige Tage alter Lawinenzug im Bereich der Riale Partus war auf immerhin sicheren Spuren zu überqueren. Ab und zu war zu erkennen, dass wir auf der Passstrasse liefen, zur Linken der eingeschneite Ticino – wunderbar! Vor der ersten Doppelkurve verliessen wir die Strasse, um direkt zu P.1837 aufzusteigen. Bald weitete sich das Gelände, und vor uns lag die Cantina di Cruina – von den Gebäuden waren nur die Dächer zu sehen. Vor uns türmten sich der Nufenenstock und der Scaglia di Corno auf, links war die Capanna Corno-Gries (das «Alpenraumschiff») auszumachen. Einige hundert Meter nach der Cantina di Cruina verliessen wir die Passstrasse, um über unverspurtes Gelände direkt aufzusteigen – etwas krampfen wollten wir schon noch! Ziel war es, den knapp 100 Hm höher gelegenen P.2097 an der Haarnadelkurve der Passstrasse zu erreichen. Das Gelände erreichte eine Steilheit von knapp 30°, schweisstreibende Spurarbeit war gefordert – zum Glück sanken wir auf der windgepressten Unterlage nur wenig ein. 400 Meter vor der Haarnadel kapitulierten wir: zu heikel erschien uns der Weiterweg in Richtung Capanna Piansecco. Machte nichts, also Umkehr im steilen Gelände. Nahe P.2041 – dort wo im Sommer ein Wanderweg die Passstrasse unterquert, stehen ein paar Hütten, und wenige Meter daneben ragten einige Felsbrocken aus dem Schnee – ideal für eine Mittagsrast bei Windstille(!) und voll an der Sonne. Beste Aussicht zu den gegenüber stehenden Gipfeln, u.a. Helgenhorn. Etwa dreihundert Meter westlich, am Fuss der Scaglia di Corno, fanden einige Gämsen etwas Nahrung auf einer abgeblasenen Moräne. Vom aussichtsreichen und absolut ruhigen Rastplatz konnten wir uns kaum losreissen. Im folgenden Abstieg beobachteten wir bei Paltano von der Doppelkurve aus einige Skitourenfahrer, welche vom Helgenhorn via Passo San Giacomo abfuhren – spektakulär! Auf der restlichen Strecke entlang des Ticino war wieder der Lawinenzug zu überqueren. In diesem Bereich beobachteten wir etwas irritiert einige verwegene Skitüreler im lawinengefährdeten, steilen und südseitig ausgesetzten Gelände, die es offensichtlich nicht sein lassen konnten. Beim unterbesetzten Parkplatz in All’Acqua angekommen, schloss sich unsere landschaftlich sehr reizvolle Schneeschuhwanderung – respektabel in der Distanz, etwas weniger anspruchsvoll als auch schon. Nach kurzer Fahrt erreichten wir Ronco, wo wir für drei Nächte im hübschen Berghotel Stella Alpina logierten (sehr zu empfehlen, ausgezeichnete regionale Küche!)

Fazit:
Ein frühlingshafter Schneeschuh-Wandertag im uns unbekannten Bedrettotal – wir kommen gerne wieder!

Wetterverhältnisse:
Viel Schnee, anfänglich hart und windgepresst, im Tagesverlauf unterhalb 2000 m.ü.M. sulzig, ungetrübter Sonnenschein, frühlingshafte (-6° bis 6° C), kaum spürbarer Wind (gemeldet war starker Nordföhn mit Böen von 50 bis 80 km/h).

Lawinengefahr:
Laut SLF Stufe 3 erheblich (seit Tagen)

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS, Sonde, Schaufel, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 22. März 2021
Schwierigkeit: WT2
Strecke: 11.6 km, All’Acqua (oberster Parkplatz) – Manió (1740 m) – Doppelkurve bei P.1837 – Cantina di Cruina (1902 m) – Alpe di Cruina P.2028 – P.2056 (Umkehrpunkt) – Abstieg wie Aufstieg
Aufstieg: ca. 460 m
Abstieg: ca. -460 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 20 Min.
Tageszeit: 10:10 bis 14:50 Uhr