Sommer 2021 Val Müstair 5|5: Abschiedsrunde Fuldera

Morgen Sonntag endet eine wunderschöne Sommertouren-Woche im Val Müstair – so viel steht fest. Heute Samstag unternahmen wir eine kurze, aber reizvolle Spazier-Runde in der Nähe, unspektakulär mitten in der Biosfera Müstair. Am späteren Nachmittag besuchten wir dann die Jahresversammlung des GV’s Tessanda, ein gesellschaftlicher Anlass im Kreis guter Leute. Auf eine ausführliche Beschreibung verzichten wir ausnahmsweise – die Bilder sprechen für sich!

Fazit:
Das Val Müstair ist uns ans Herz gewachsen – wir kommen wieder, im goldenen Oktober…

Wetterverhältnisse:
Sommerlich und wunderbar sonnig, etwas kühler als an den Vortagen, ca. 12 bis 16° C

Ausrüstung:
Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 21.08.2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 7.4 km, Fuldera (1636 m) – Fuldera Daint (1635 m) – Palüds Cotschnas – P.1635 – P.1637 – Orasom Tschierv (1647 m) – Ramoschin – P.1729 – Plaun da las Vals – Runc – P.1701 – L’Aqua (1636) – Il Rom – P.1628 (Pradaint) – Fuldera
Aufstieg: ca. 170 m
Abstieg: ca. -170 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 08 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 1 Std. 53 Min.
Tageszeit: 10:30 bis 12:40 Uhr

Sommer 2021 Val Müstair 4|5: Panorama-Runde mit dem e-Bike

Im Herbst des letzten Jahres begann mit dieser Tour unsere e-Bike-Karriere – heute ist eine Wiederholung angesagt. Von Fuldera über Fuldera Daint auf einer Naturstrasse bis Orasom Tschierv und ab dort ein kurzes Stück entlang der Passstrasse bis Curtin da Plaz, dann hoch bis zum schmucken Ortsteil Chasuras. Nach den letzten Häusern links haltend, auf der Naturstrasse (Bärenpfad) steiler hoch und über die Brücke Aua da Laider und ein kurzes Stück durch den Wald. Vor einer S-Kurve eine kurze Trinkpause, dann weiter zum P.1847 über das weite und sonnige Land bis . Die Weiterfahrt durch die Ortsmitte, nach der Kirche links haltend auf der Alpstrasse hoch durch den lichten Wald bis zum Weiler Urschai. Zwischendurch legten wir einen kurzen Stopp ein, um die Aussicht zu geniessen. Zweieinhalb Kilometer weiter die Abbiegung zu den Häusern von Craistas; aber Achtung, oberhalb der Häuser galt es links hochzufahren in Richtung Alp Terza Sura. In einem weiten Bogen erreichten wir unterhalb Terza Sura eine weitere aussichtsreiche Stelle. Den Hof Terza, unser Zwischenziel, war weiter unten schon zu sehen. Doch erst war noch eine steile und holprige Stelle zu meistern, schieben statt fahren. Jetzt die (gefühlvolle) Abfahrt auf der Naturstrasse hinunter zum Bergrestaurant Hof Terza – hier gibt es von Monica Tschenett zubereitete Speisen – bei famoser Aussicht. Der Terza-Teller war ein Genuss. Und schliesslich der Einkauf: die wirklich beste Münstertaler Nusstorte und würzige Salsize aus eigener Produktion. Nur schwer konnten wir uns von diesem wunderbaren Flecken in der Mitte Europas lösen. Nach dieser kulinarischen Mittagspause folgte die Abfahrt über 460 Hm hinunter nach Sta. Maria Val Müstair. Auf der Naturstrasse im oberen Abschnitt war wiederum gutes Bremsgefühl angesagt – die wertvolle Ladung wollten wir heil nach Hause bringen. Auf der fünf Kilometer langen Abfahrt kamen die Scheibenbremsen zum Glühen. Glücklich (und gesund) erreichten wir die Ortsmitte von Sta. Maria Val Müstair mit der sehr engen Ortsdurchfahrt. Ab Ortsende die Weiterfahrt auf der Bikespur bis Valchava. Dort konnten wir links abbiegen und vorerst auf geteerter Unterlage schnurgerade über die Clüs leicht ansteigend fahren. Nach Pravalchava dann eine S-Kurve (wieder auf Naturstrasse), weiter aufsteigend bis Plazzaraun und später im Val da l’Archa Gronda über eine Brücke (diesmal ohne Viehhütergatter!). Nach der nächsten Linkskurve wurde der Blick frei nach Fuldera – noch anderthalb Kilometer abfahren. Das hat wiederum grossen Spass gemacht!

Fazit:
Eine phantastisch angelegte Panorama-Route über dem Val Müstair!

Wetterverhältnisse:
Herrliches Sommerwetter, ~16 bis 23°

Ausrüstung:
Kartenmaterial Swisstopo, GPS, OHNE Regenschutz

Parameter:
Tour-Datum: 20. August 2021

Schwierigkeit: L, leicht fahrbar
Strecke: 25.3 km, Fuldera Dora (1636 m) – Fuldera Daint (1635) – Orasom Tschierv (1647 m) – Chasuras – Lü (1922 m) – Urschai (2011 m) – Alp Sot (P.2024) – Craistas (oberhalb) – Hof Terza (1843 m) – Pizzet – Il Rom (Brücke, 1342 m) – Sta. Maria Val Müstair (1375 m) – Valchava (1412 m) – Pravalchava – Val da l’Archa Gronda (P.1656) – Fuldera
Bergfahrt: ca. 860 m
Talfahrt: ca. -860 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 5 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 14:50 Uhr

Sommer 2021 Val Müstair 3|5: Piz Praveder 2767 m, Lai da Rims 2395 m

Gestern Mittwoch erholten wir uns von den Strapazen der Piz Vallatscha-Tour. Bikeausfahrt nach Müstair hinunter (21.3 km, 560 m Auf- und Abfahrt). Unterwegs Shoppinghalt in Sta. Maria Val Müstair in der Handweberei Tessanda, Kafi und Gelato in Müstair, anschliessend geführte Besichtigung im Unesco-Welterbe Benediktinerinnen-Kloster Sankt Johann – eine unglaublich beeindruckende Zeitreise über mehr als 12 Jahrhunderte.

Heute Donnerstag, kurz vor halb neun Uhr, starteten wir bei nicht gerade sommerlicher Temperatur, aber bei Sonnenschein, in Erwartung einer vielversprechenden Kombi-Rundtour Hike&Bike ab unserem Feriendomizil in Fuldera. Die Fahrt ins Val Vau wie schon vor drei Tagen, vorbei an Pra da Vau über einige Serpentinen bis zum P.1947 (Tschuccai). Hier bei der markierten Verzweigung zum Direktaufstieg Lai da Rims stellten wir unsere Bikes unter einer Lerche ab. Ab jetzt ging es zu Fuss weiter, moderat ansteigend, meist auf der Alpstrasse, vorbei an der Alp Las Clastras und später an der Alp Praveder. Nach knapp 3 km, bei P.2236 (Döss Radond), verabschiedeten wir uns von den vielen pausierenden Bikern, welche ins Val Mora fuhren. Wir bogen nach SO ab, w-r-w markiert ins Val Döss Radond. Nun wurde die Tour einsam, wäre da nicht das laute Pfeiffkonzert der Munggen zu hören – und solche begegneten uns in Scharen (siehe Bilder). Zur Rechten die bizarren Felsen des Monte Forcola, links über uns der unnahbar erscheinende Koloss namens Piz Praveder. Unbeeindruckt stiegen wir auf, bald das wild schäumendes Aua (Wasser) an geeigneter Stelle überquerend. Immer steiler werdend und auf gutem, staubtrockenem und deshalb leicht rutschigem Pfad umliefen wir den Piz Praveder. Rechts über dem Bergbach der ca. 2800 m hohe Grat mit dem kaum auszumachenden Grenzübergang Passo dei Pastori (2768 m). Ausser Kletter-Schafen bekamen wir heute kein Wild zu sehen – die Erfahrung des Jägers Severin fehlte uns. Mit dem Rücken zur Landesgrenze, stiegen wir weiter auf über eine steile geröllige Halde. Im Wissen um den nahenden namenlosen Übergang bei P.2678 gabs eine Trinkpause, mit einem letzten Blick hoch zur Landesgrenze CH-I. Zehn Minuten später standen wir beim Punkt 2678. Ab hier folgten wir w-r-w markiert (laut Wegweiser 20 Min. bis zum Gipfel) einer schwachen Spur, vorbei an einem kleinen Tümpel in Richtung N. Nach wenigen Metern, kurz vor dem Abgrund(!), fehlten weitere Markierungen. Laut Swisstopo mussten wir jetzt unmarkiert und weglos nach rechts aufzusteigen – eine steile Grashalde hoch, mit Felsbrocken durchsetzt (Hände aus den Hosentaschen!). Wäre der nahende Gipfelsteinmann nicht zu sehen gewesen, hätten wir den Ehrgeiz wohl verloren. Plötzlich oben, wurden wir mit einem atemberaubenden 360°-Panorama belohnt. Nur der Lai da Rims war nicht zu sehen; dazu hätte man weiter nach O über den schmalen Grat und wenige Meter absteigen müssen. Naja, den See bekamen wir dann später noch ausgiebig zu sehen. Beim Blick hinunter zum 90 Hm tiefer liegenden Übergang machten wir zwei Berggänger aus – Winken und Johlen war angesagt. Auf dem zweigipfligen Piz Praveder (2764 und 2767 m) wehte eine kräftige Brise, die uns zum Abstieg drängte. Für den Abstieg wählten wir die Direttissima über die guttrittige Steilgrashalde. Unten angekommen, wanderten wir wenige Meter weiter, und was bekamen wir zu sehen: diesen, wie viele völlig zu Recht meinen, schönsten türkisfarben leuchtenden Bergsee der Schweiz – Lai da Rims. Bei diesem betörenden Anblick hielten wir (endlich) unsere Gipfelrast ab auf etwa 2600 m.ü.M. Beim Ausblick hinüber ins Gebiet des Piz Umbrails glaubten wir einige abfahrende Biker(!) auszumachen. Auf das Schauspiel im späteren Steilabstieg vom See hinunter ins Val Vau waren wir folglich gespannt. Die 200 Hm Abstieg zum See hinunter war dann reinstes Wandervergnügen – unterwegs mit Begegnungen und der Gelegenheit sich fast schon euphorisch auszutauschen. Am Lai da Rims angekommen, trafen wir kaum auf Wandervolk – und wider aller Erwartungen auch nicht auf Velofahrer. Über den See hinweg ging der Ausblick nach Norden zum vorgestern bestiegenen Piz Vallatscha. Im Vergleich zu jener Tour war die heutige eine Spazierwanderung. Aber der östlich vom See beginnende Abstieg hatte es dann doch noch in sich. Schmal, steil, teilweise staubtrocken und deshalb rutschig, nahmen wir die 420 Abstiegsmeter unter die Füsse. Enttäuschend und beruhigend zugleich darüber, dass uns keine Biker begegneten. Ehrlich, auf dieser engen Strecke mit den steilen steinigen Stufen und Spitzkehren mit dem Bike abzufahren – unvorstellbar; aber angeblich stellen sich nicht wenige Mutige dieser Herausforderung. Jedenfalls waren wir froh, mangels Überholmöglichkeit nicht ausweichen zu müssen. Der Weg vorbei an den schönen Wasserfällen des Aua da Rims begeisterte uns. Nach knapp viereinhalb Stunden Wanderzeit erreichten wir die Holzbrücke über den Aua da Vau und wenige Schritte später unseren Bike-Parkplatz. Jetzt folgte die kontrolliert rassige Abfahrt auf der bereits bekannten Aufstiegsstrecke hinunter nach Fuldera. Beim Postautohalt Pra da Vau warteten bestimmt 50 Leute auf das Postauto, welches uns kurz vor 16 Uhr entgegen kam. Nach fünfunddreissig Minuten Fahrzeit erreichten wir glücklich und gesund unser Domizil Staila in Fuldera – Zeit für ein kühles Bier🍻. Einmal mehr dürfen Doris und ich auf einen wunderschönen Bergtag zurückblicken – danke .

Fazit:
Eine wiederum sehr schöne Erfahrung, mit dem Bike zum Wanderstartpunkt anzufahren und so die Wanderung um ca. 550 Auf-/Abstiegsmeter resp. um 14.5 km zu verkürzen.

Wetterverhältnisse:
anfänglich bewölkt, im Tagesverlauf sonniges Sommerwetter, wenig Wind, ca. 8 bis 18° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 19.08.2021
Schwierigkeit: T3, e-Bike leicht fahrbar
Strecke: 26.6 km (Bike 14.5 km, Hike 12.1 km), Fuldera (1636 m) – P.1656 (Val da l’Archa Gronda) – P.1577 (Plazzaraun) – P.1629 (Fastais/Mottas) – P.1716 (Palüetta) – Val Vau – P.1779 (Pra da Vau) – P.1840 (Tschuccai) – P.1947 (ab hier zu Fuss weiter) – P.1974 (Las Clastras) – Praveder – P.2132 – P.2236 (Döss Radond) – Val Döss Radond P.2378 – namenloser Übergang bei P.2678 – Piz Praveder (Steinmann P.2764 und P.2767) – Übergang bei P.2678 – P.2536 – Lai da Rims (2395 m) – P.2406 – P.2117 – P.2018 – P.1947 (ab hier Abfahrt mit dem Bike) analog Bergfahrtsstrecke bis Fuldera
Aufstieg: ca. 1400 m (davon Bike 550 m, Hike 850 m)
Abstieg: ca. 1400 m (davon Hike 850 m, Bike 550 m)
benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 55 Min. (davon Bike-Zufahrt 1 Std. 10 Min., Bike-Abfahrt 35 Min.)
benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 25 Min.
Tageszeit: 08:25 bis 16:20 Uhr

Sommer 2021 Val Müstair 2|5: Piz Vallatscha 3020 m

Nach der Aufwärmbikefahrt von gestern stand heute ein lange geplanter, harter Tourentag an: die Besteigung resp. die S/N-Überschreitung des Piz Vallatscha, einem Dreitausender, der nicht einfach zu haben ist. Weil ab einer Höhe von ca. 2500 m.ü.M. Geröllhalden dominieren und kaum Wegspuren und folglich auch keine Markierungen zu erwarten waren, begleitete uns Severin Hohenegger, den wir von unseren Wintertouren gut kennen. Als Einheimischer kennt er die Bergwelt im Val Müstair wie kaum ein anderer. Dank ihm als Jäger war auch ein Tag angesagt mit ausgiebiger Steinwild-Beobachtung.

Mit zwei Autos fuhren wir hoch in Richtung Pass dal Fuorn/Ofenpass; unterwegs stellten wir ein Fahrzeug ab bei der Talstation des kleinen Wintersportgebiets Minschuns. Gegen halbneun  (nicht zu früh, wie sich zeigen sollte) marschierten wir los; gleich gegenüber des Hotels Susom Givè (bei der Trafostation), liefen wir auf einem Jägerweglein (nicht auf dem w-r-w markierten WW) leicht oberhalb der Passstrasse in Richtung NW, entlang der Lawinenverbauungen. Nach etwa 650 m verliessen wir den Wald und erreichten eine Lichtung, auf der Severin auf die Begegnung mit Wild hoffte. Alles ruhig, also stiegen wir auf zum P.2311, wo wir den Normalwanderweg erreichten. Hier erlebten wir eine erste Steinwildschau – auf den Zinnen des Munt da la Bescha beschnupperten sich Steinböcke und Steingeissen. Severin packte sein Fernrohr hervor, mit dessen Hilfe die Luftlinie von ca. 350 m problemlos überwunden werden konnte (siehe Bilder). Nach Querung einiger steil abfallender, aber gut zu begehender Runsen, erreichten wir beim Chaschlot (2393 m) den Eingang ins Valbella (der Name ist absolut zutreffend!). Was für eine Augenweide, links der Piz Nair (3009), dann der Einblick ins Val Nüglia (Tal des Nichts), welches seit Jahrzehnten nur von Wild begangen wird – Menschen haben dort nichts zu suchen (Nationalpark!). Jetzt liefen wir nördlich des Munt da la Bescha, welchen wir schon halbwegs umrundet hatten, leicht aufsteigend in Richtung O. Bald erschienen die markanten Felsen des SW-Grats unseres Gipfelziels – der Piz Vallatscha selbst war noch nicht zu sehen. Auf einer Höhe von 2500 m.ü.M. verliessen wir den w-r-w markierten WW, um den Bergbach zu überqueren. Leicht oberhalb eine erste Trinkpause – unter Fortsetzung von Severins Steinwildschau; die Tiere turnten zuoberst am Grat des Munt da la Bescha. Und ein weiteres Highlight: ein Bartgeier besuchte uns im Vorbeiflug. Auf nun steilerem, aber gut gestuftem Weidegelände stiegen wir auf in Richtung Bergstation des Skilifts, welcher im Winter Skitüreler von der Fuorcla Funtauna da S-charl auf eine Höhe von 2700 m.ü.M. hoch schleppt. Spätestens jetzt wurde uns klar: der Piz Vallatscha ist vor allem ein Skitourenberg, der im Sommer weniger bestiegen wird. Ab ca. 2650 m.ü.M. änderte die Unterlage, eine sehr steile Geröllhalde. Über eine kurze Strecke von 400 m waren 200 Hm aufzusteigen, was kräftezehrend war. Unterhalb des SW-Grats (P.2902) bot sich auf einem Podest die Gelegenheit für eine Verpflegungspause – und natürlich packte Severin Fernrohr und Stativ hervor. Auf dem Grat über uns turnten gerade einige Jungsteinböcke unter Anleitung älterer Tiere herum – unglaublich eindrücklich! Die haben uns dauernd beobachtet, was auf den Bildern gut zu sehen ist. Wir konnten nur schwer loslassen, aber uns erwartete noch der sehr steile und weiterhin geröllige Aufstieg zum S-Grat, den wir auf etwa 2970 m.ü.M. erreichten. Der Grat selbst ist wenig ausgesetzt, der Aus- und Weitblick zu den Nachbargipfel, zum Ortler und zu den anderen Südtiroler Gipfel einfach grandios. Jetzt war da noch der recht schmale Verbindungsgrat zum Gipfel, der noch 50 Hm aufragte. Den zwei Meter hohen Gipfelfelsen umgingen wir westlich, nunmehr genau auf der Nationalparkgrenze, welche mit gelben Markierungen angezeigt war. Auf der Kugellager-Unterlage jetzt nur nicht ausrutschen! Mit Severins Hilfe und unter Einsatz der Hände erkraxelten wir das «Hindernis». Oben angekommen, strahlten wir mit der Sonne um die Wette. Bütscha il piz! Die ausgesetzten Platzverhältnisse liessen eine Gipfelrast nicht zu, also stiegen wir einige Meter ab in Richtung NO; auf weniger steilem Gelände hielten wir dann die verdiente Gipfelrast ab.

Gut gestärkt machten wir uns auf zum Abstieg; erst über die sehr steile Geröllhalde runter entlang des N-Grats in Richtung P.2847, hielten wir dann in Richtung Schneefeld, welches unterhalb des Sattels (2890 m) lag. Was für eine Wohltat, auf dem Schnee abzurutschen! Auf etwa 2750 m.ü.M. – unterhalb des Piz d’Astras – liefen wir nun weniger steil und über schwache Wegspuren in Richtung S. Im Gebiet Vallatscha d’Astras führte uns Severin kundig durch eine einmalig schöne Moränen-Landschaft. Auf einer Höhe von ca. 2500 m.ü.M. erreichten wir Weideland, und das Laufen wurde etwas weniger strapaziös. Zeit für eine willkommene Pause, und selbstverständlich für einen Blick durchs Fernrohr. Gegenüber, am SO-Gratausläufer des Vallatscha, tummelten sich 30 bis 40 Tiere – herrlich! 320 m unter uns die Alp Astras und der God Tamangur. Severin führte uns auf dem gut zu begehenden Schafweglein hinunter zur Fuorcla Funtauna da S-charl. Auf dem Übergang die vorsichtige Begegnung mit einer friedlich weidenden Muttertierherde. Den Skigipfel Minschuns wie auch die tieferliegende Alp da Munt passierten wir westlich, um direkt (und zügig) zur Talstation hinunterzulaufen. Um 17 Uhr erreichten wir den Parkplatz, von wo wir zum Pass dal Fuorn/Ofenpass hochfuhren. Severin war in Eile, also verschoben wir den Abschlusstrunk. Lieber Severin, du hast uns ein unvergessliches Bergerlebnis mit grossartigem Rahmenprogramm geboten – herzliches Dankeschön!

Fazit:
Diese anspruchsvolle Gipfeltour mit Severin zu unternehmen, war goldrichtig. Mit seiner Erfahrung haben wir heute wohl unsere Leistungsgrenzen erreicht.

Wetterverhältnisse:
Herrliches Bergwanderwetter, Sonne mit etwas Bewölkung, ~4 bis 8°

Ausrüstung:
Profilwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 17. August 2021

Schwierigkeiten: T4+, Hochtour WS, Kletterstellen I
Strecke: 12.73 km, Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – unmarkierter Pfad (bei der Trafostation) gleich gegenüber des Hotels Susom Givè – Lawinenverbauungen – bei P.2311 WW in Richtung Chaschlot – Valbella – Querung Bach bei genau 2500 m.ü.M. – Aufstieg weglos bis unterhalb des SW-Grats – Querung Geröllhang, Aufstieg bis S-Grat bei etwa 2960 m.ü.M. – Piz Vallatscha 3020 m – Abstieg Nordhang bis unterhalb  P.2890 – Vallatscha d’Astras P.2475 – Fuorcla Funtauna da S-charl (2392 m) – P.2364 – P.2233 (Alp da Munt) – Parkplatz Talstation Minschuns (ca. 2130 m)
Aufstieg: ca. 1000 m
Abstieg: ca. -981 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 45 Min. (Wildbeobachtung kostet Zeit, gell Severin🦌🦌🦌)
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std.
Tageszeit: 08:20 bis 17:05 Uhr

Sommer 2021 Val Müstair 1|5: Biketour ins Val Mora ab Fuldera

Nach der Anreise und dem Bezug unseres Quartiers in Fuldera im uns vertrauten  Hotel Landgasthof Staila freuten wir uns auf ein paar bergsportliche Tage im geliebten Val Müstair. Die Wettervorhersagen für die kommenden Tage waren sehr gut. Diesmal begannen wir mit einer e-Bike-Tour ins Val Mora, bis zur Alp Mora.

Nicht zu früh, kurz vor elf Uhr, fuhren wir los. Nach der kurzen Abfahrt über die Naturstrasse bis oberhalb Valchava begann der Aufstieg bei P.1577 (Plazzaraun). Die etwa 1.5 km Bergfahrt bis P.1716 (Palüetta) verlief überwiegend im schattenspendenden Wald, zwischendurch mit einem schönen Durchblick nach Valchava hinunter. Bei Palüetta änderte die Richtung, und wir fuhren oberhalb des gut hörbaren Aua da Vau bis Pra da Vau. Bis und hierher bestehen spärliche Postautoverbindungen (MI und DO), welche von Wanderern (auf Voranmeldung!) gerne genutzt werden. Nun begann es auf etwas holpriger Unterlage stärker zu steigen. Vorbei an Tschuccai folgten einige Serpentinen, wo bis zur Alp Clastras über eine Strecke von ca. 1.6 km 200 Hm Anstieg zu fahren waren. Danach folgten keine Richtungsänderungen mehr bis zur Alp Praveder. Das Gelände wunderbar besonnt, der Streckenverlauf gut einzusehen, zur linken der (noch) wolkenverhüllte Piz Praveder, und geradeaus der Monte Forcola. Die paar Wolken zeigten an, dass unterwegs eventuell mit ein paar Regentropfen zu rechnen war. Bei P.2132 verblieben wir auf der Strasse – den Wanderweg (und Singletrail) hoch bis Döss Radond trauten wir uns nicht zu. Nach zwei Kurven erreichten wir den heute höchsten Punkt und bald auch die Wasserscheide bei La Stretta. Jetzt folgte der gemütliche Teil der Fahrt, leichtes auf und ab, über endlos weite Alpen, vorbei an friedlich weidenden Kühen, Rindern und Pferden, ab und zu eine dieser heute trockenen, aber mächtigen Runsen durchquerend. Nach etwas mehr als 17 km Fahrt war die Alp Mora erreicht. In der Jausestation (so heisst sie…) gönnten wir uns hausgemachten Kuchen und Kafi. Wir staunten über den schwachen «Verkehr» – die Fahrt durch das Val Mora ist nämlich sowas wir ein Hotspot für Biker. Uns sollte es recht sein. Weniger Gefallen fanden wir am nun aufkommenden leichten Regen. In Regenschutzbekleidung starteten wir die Flucht nach vorne, Rückfahrt in Richtung Osten, wo es deutlich aufgehellter war. Bis zur Wasserscheide faszinierte die ruhige Fahrt durch die kanadisch anmutende Landschaft. Bei P.2236 (Döss Radond) war dann fertig lustig – ab jetzt galt es auf der steiler werdenden Abfahrt gefühlvoll zu bremsen. Vorbei an den Alpgebäuden Praveder und Las Clastras erreichten wir bald wieder Pra da Vau. Die zwischen Las Clastras und Tschuccai markierten Wanderwege und Singletrails mieden wir. Weil Pra da Vau heute nicht mit dem Postauto versorgt war, begegneten wir auf dem Weiterweg kaum Wanderern. Die Forststrasse darf übrigens mit PW’s nur mit einer Sondergenehmigung befahren werden. Im unteren Teil des Val Vau galt unsere Aufmerksamkeit einzig den schräg angelegten Wasserrinnen. Ab Palüetta änderte die Richtung nach NW, im Waldschatten wurde es nun etwas kühler. Bei Plazzaraun öffnete sich der Blick ins untere Val Müstair. Bei der dort aussichtsreich stehenden Bankniederlassung galt es die Haarnadelkurve nicht zu verpassen. Über die reizvolle Plazzaraun stiegen wir leicht hoch, um den wenig Wasser führenden Bach im Val da l’Archa Gronda über eine schmale Holzbrücke zu überqueren. Zweieinhalb Kilometer weiter erreichten wir wieder unser Domizil Fuldera – wo im Staila im Schutz eines Sonnenschirms die Belohnung folgte🍻.

Fazit:
Diese Tourenwoche mit einer Biketour zu beginnen, war die richtige Entscheidung. Eine ideale Aufwärmtour für die morgen folgende anspruchsvolle Gipfelbesteigung.

Wetterverhältnisse:
Herrliches, sonniges Bergwanderwetter, ~12 bis 22°

Hilfsmittel:
Kartenmaterial Swisstopo, GPS, Regenschutz

Parameter:
Tour-Datum: 16. August 2021

Schwierigkeit: wenig schwierig, gut fahrbar, konditionell mittlere Anforderung
Strecke: 34.5 km, Fuldera (1636 m) – P.1656 (Val da l’Archa Gronda) – P.1577 (Plazzaraun) – P.1629 (Fastais/Mottas) – P.1716 (Palüetta) – Val Vau – P.1779 (Pra da Vau) – P.1840 (Tschuccai) – P.1947 – P.1974 (Las Clastras) – Praveder – P.2132 – P.2236 (Döss Radond) – P.2216 (Wasserscheide bei La Stretta) – P.2160 – P.2151 (Plazza Gronda) – Pedra Grossa (2119 m) – P.2062 (Verzweigung Passo di Val Mora in Richtung Italien) – Alp Mora (2080 m) – Rückweg analog Hinweg
Aufstieg: ca. 1100 m
Abstieg: ca. -1100 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 45 Min.
Tageszeit: 10:55 bis 14:35 Uhr

Alpin unterwegs im Bisistal: via Mälchberg und Hängst zur Glattalphütte SAC

Letztmals im Oktober 2005 auf der Glattalp, wollten wir dieses paradiesische Wandergebiet zuhinterst im Muotatal oberhalb des Bisistals wieder einmal besuchen. Wer die Glattalp betritt, wähnt sich eher im hohen Norden als im Herzen der Schweiz. Die Hochebene mit ihrer vielseitigen Flora und Fauna wird umringt von den schroffen Wänden und schmalen Graten der höchsten Schwyzer Berge. Die Temperaturen erreichen im Winter dank der muldenartigen Topografie schon mal 30 Grad unter null, der Rekord liegt bei -52,5 Grad Celsius (7. Februar 1991). Im Sommer vom Sahli mit der Luftseilbahn des Elektrizitätswerks des Bezirks Schwyz erschlossen, ist das Hochtal sonst nur zu Fuss erreichbar. Genau das war heute unsere Absicht. Für den Aufstieg wählten wir die alpine Route (weiss-blau-weiss) über den Mälchberg (T4), für den Abstieg den Normalweg.

Die Anfahrt über die enge Strasse (mit Ausweichstellen) endete bei der Talstation der Luftseilbahn Glattalp (Kapazität 8 Personen pro Fahrt). Bei unserer Ankunft kurz vor neun Uhr war der Parkplatz Sahli fast voll besetzt, und viel Volk wartete bereits auf die Bergfahrt. Wir starteten, vorbei an der Alpwirtschaft Sahli in Richtung Glattalp; auf der Alpstrasse bis P.1281, nach drei Kurven bei P.1338 bei der Verzweigung zum Direktaufstieg zur Glattalp blieben wir auf der Alpstrasse. Diese führte in geringem Aufstieg zur schön gelegenen Alp Milchbüelen, vorbei am Schattgadenhüttl. Über unseren Köpfen schwebte die voll besetzte Kabine der Luftseilbahn hoch. Mehr beeindruckte uns aber der mächtige Felskopf der Höchegg mit dem Hauptgipfel Hängst – dort rauf wollten wir… Erst galt es die Felswand auf gleichbleibender Höhe von ca. 1340 m.ü.M. über die Bietliplanggen westlich zu umgehen. Bei Feldmoos (einem Alpgebäude), genau unterhalb der dort startenden Materialseilbahn, wurden wir nach rechts (nach S) gewiesen. Ab jetzt wurde es steil, zu Beginn noch auf kuhtrittigem Wanderpfad, vorbei an einem Stall und mitten durch eine Herde friedlicher Viecher. Immer steiler werdend, drehte der Pfad – zum Glück schattenhalb – nach Norden hoch bis zum P.1565. Jetzt wieder voll an der Sonne, ging der Blick ins Bisistal hinunter. Weiter steil hoch, entlang einer Runse, die noch mit Resten von Lawinenschnee gefüllt war – über uns der furchterregende Felskopf Hängst (wortlos in Gedanken: dort hinauf wollen wir, wie soll das gehen?). Nun folgte der anspruchsvollste Teil des Aufstiegs: weglos, gut markiert, über schroffige und felsige Bänder und hohe Tritte. Nun packten wir einen Stock in den Rucksack, um die Hände besser einsetzen zu können. Es folgten einige Kletterstellen im I. Grad – manchmal leicht ausgesetzt, Trittsicherheit war gefordert. Uns gefiel dieser Abschnitt ausgezeichnet. Bald kam die Bergstation der Materialseilbahn ins Blickfeld, und nach knapp drei Stunden (ab Sahli) standen wir vor den Alpgebäuden auf Mälchberg, inmitten friedlicher Muttertiere und begrüsst von einem Senn. Nach einem kurzen Schwatz zogen wir weiter, um nach etwa 200 m den markierten Pfad nach rechts zu verlassen. Ziel war der 154 m höher liegende Aussichtsgipfel des Hängst. Der ist nur in der Direttissima zu erreichen, über eine mit tiefen Kuhtritten durchsetzte, sehr steile Grashalde (für Doris eine nicht ganz triviale Sauerei😊). Auf dem Gipfelchen angekommen, wurden unsere Anstrengungen reichlich belohnt mit einem herrlichen Panorama nach allen Seiten. An der Kante stand zum Glück ein Elektrozaun, denn auf der Südseite gehts 500 m senkrecht runter. Für eine Gipfelrast war es zu früh, ausserdem wurden wir von fliegenden Ungeziefern «gestört». Also stiegen wir die paar Hm ab zum Punkt südöstlich Mälchberg, wo wir wieder den WW erreichten. Hier wäre es auch noch möglich, den 2108 m hohen Pfaff zu besteigen; für die hundert Meter Höhendifferenz würde eine Viertelstunde reichen. Wir verzichteten, weil wir auf dem weglosen Aufstieg vom Vieh malträtiertes, tiefes Gelände befürchteten. Also folgten wir dem nunmehr weiss-rot-weiss markierten Pfad hinunter zur Glattalphütte SAC, welche nach einer halben Stunde erreicht war. Unterwegs immer wieder der Blick zur Furggele und zu den imposanten Gipfeln Flätstock, Höch Turm und Ortstock (den wir im September 2009 bestiegen haben). Im Nachhinein wunderten wir uns heute, wie wir es damals geschafft haben, diesen unnahbar scheinenden Gipfel zu besteigen. Begrüsst von Franziska Gwerder und ihrem Team fanden wir auf der Terrasse vor der neu umgebauten Glattalphütte SAC ein schattiges Plätzchen, um ausgedehnt zu rasten. Die Käseschnitten mundeten ausgezeichnet. Und der Ausblick zu den schroffen Wänden von Signalstock und Rot Nossen war gewaltig, weil ungetrübt. Gestärkt nahmen wir den Abstieg unter die Füsse; die vielen Abstiegsmeter wären auch mit der Luftseilbahn möglich gewesen… Der Abstieg ist an einigen Stellen sehr steil und unangenehm geröllig (und deshalb ausrutsch-gefährdet), vor allem im Bereich In den Chrümpfen, wo Wegarbeiten im Gange waren. Eine Abkürzung stellte sich schliesslich als kurze seilgesicherte T3-Schlüsselstelle heraus (Schild «nur für gute Gänger»). Ab Verzweigung Milchbüelen bei P. 1502 normalisierte sich das Gelände wieder (Bereich Läcki). Bei P.1338 erreichten wir den Alpweg wieder, auf dem wir im Aufstieg zur Alp Milchbüelen wanderten. Ab jetzt folgten wir, mit Ausnahme einiger Abkürzungen, der staubtrockenen Alpstrasse hinunter bis Sahli, wo die Erlösung wartete: Alpwirtschaft Sahli, Suure Moscht und ein Bier – einfach Wellness pur! Eine anspruchsvolle und entsprechend anstrengende Tour, die uns in bester Erinnerung bleiben wird.

Fazit:
Heute waren wir, der gewählten Strecke im Aufstieg sei Dank, wie erwartet einsam unterwegs, wenigstens bis zur Glattalp…

Wetterverhältnisse:
Ein sommerlicher Hitzetag (im Mittelland), wenig Wind, im Wandergebiet angenehme 12 bis 24° C

Ausrüstung:
Profilwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 12. August 2021
Schwierigkeit: T4
Strecke: 12.1 km, Sahli (1146 m) – P.1280 – P.1338 (Verzweigung WW Glattalp/Milchbüelen) – Milchbüelen, Schattgadenhüttl (1359 m) – Feldmoos (1350 m) – P.1565 – Mälchberg 1848 m – Hängst (2002 m) – Punkt südöstlich Mälchberg (1985 m) – P.1929 – Glattalphütte SAC (1896 m) – In den Chrümpen – P. 1502 (Verzweigung Milchbüelen) – Läcki – P.1338 – P.1280 – Sahli
Aufstieg: ca. 970 m
Abstieg: ca. -950 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std.
benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 16:00 Uhr

Biketour ab Wattwil über Vorder Höhi und Ricken

Der erste Sommertag nach Rückkehr dieses schon totgeglaubten Sommers 2021 wollte genutzt werden. In Wattwil trafen wir uns mit Urs aus Bazenheid, einem Toggenburger Freund mit einigen tausend Bike-Kilometern in den Beinen. Um halb neun starteten wir, Wattwil am südwestlichen Gebiet Bleiken umfahrend, vorbei an den drei Hochhäusern in Richtung Ebnat-Kappel. Hier grüssten uns schon alle sieben Churfirsten – welch eine Sicht! Auf der verkehrsarmen und deshalb ruhigen Talseite fuhren wir bei kaum spürbarem Aufstieg über Steinenbach (wo Doris‘ Geburtshaus steht), Brandholz, Blomberg, Krümmenswil bei Krummenau. Vorbei an wunderschönen Toggenburger Häusern und über abwechslungsreiches Gelände erreichten wir bald Neu St. Johann. Auf der Haupstrasse durchfuhren wir das mit Nesslau praktisch zusammengewachsene Dorf, um nun etwas stärker ansteigend Stein zu erreichen. Hier folgten wir (gerne) Doris’ Rat, beim Kafi Ziehler einen Halt einzuschalten (des Schlorzifladens wegen selbstverständlich…). Gestärkt fuhren wir weiter durch die enge Stelle, wo Thur und Strasse sich nahekommen (beim Iltishag). Nach dem Steinbruch – im Weiler Starkenbach – verliessen wir die Hauptstrasse nach rechts, also nach Süden. Vorbei an der Talstation der bekannten Seluner Kistenbahn; der Parkplatz voll besetzt, und es warteten bestimmt 20 Wanderer auf die Bergfahrt. Voll motiviert fuhren wir vorbei ins enge Tälchen des Leistbachs. Jetzt folgte die interessante, kurvenreiche Auffahrt zur Vorder Höhi; über eine Strecke von 6.5 km war eine Höhendifferenz von 640 Hm zu bewältigen. Das schmale Beton-Strässchen (Fahrverbot für Motorfahrzeuge) wurde im Jahre 1974 vom Militär gebaut; nach dem Felssturz vom 21. Januar 1974 konnte Amden nur über diesen Übergang versorgt werden. Die «Armeestrasse», wie sie bei den Einheimischen seither genannt wird, verlangt von sportlichen Bio-Bikern einiges ab; wir schafften den Aufstieg relativ locker dank Doping aus der Steckdose. Auf der Vorder Höhi angekommen, öffnete sich der Blick zu den Glarner Gipfeln, im Rücken der Blick zum Säntis, gegen Osten die Kette der berühmten sieben Churfirsten, und westlich der Alphütten der um 250 m höhere Gulmen. Vor der Alphütte genossen einige Wanderer und Biker die verdiente Pause, während frisch geborene Kälbchen willkommene Aufmerksamkeit bekamen. Nach diesem höchsten Punkt des Tages ging es vorerst nur noch abwärts mit uns – und wie! Die Abfahrt ins 640 m tiefer liegende Amden führte vorbei an der leider geschlossenen Skiclubhütte Altschen (geöffnet nur an Wochenenden). Die weitere Abfahrt war zwar steil, verführte aber nicht zu einer Schussfahrt, da einige Weideroste und Kurven zu befahren waren. Mit «glühenden» Bremsscheiben erreichten wir beim Vorderberg die Strasse Arvenbühl-Amden. In der Ortsmitte von Amden kehrten wir ein im Restaurant Sonne, resp. auf der sehr einladenden und aussichtsreichen Sonnenterrasse. Notabene: auf dem kleinen Bike-Parkplatz(!) können sogar die Akkus geladen werden. Zwölf Uhr, also gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nach der ausgedehnten Mittagspause folgte die rasende Abfahrt an den Walensee runter – bei Geschwindigkeiten von bis zu 75 km/h. Das schön gelegene Weesen durchquerten wir zielstrebig, um danach die Strecke nach Ziegelbrücke dem Linthkanal entlangzufahren. Hier spürten wir Gegenwind, welcher kaum störte, und sich ausserdem eher als Kühlung anfühlte. Mittlerweile war es hochsommerlich warm. Noch immer in der Ebene, rollten wir im Gaster über Schänis und Maseltrangen nach Kaltbrunn. Dort in der Ortsmitte begann der Aufstieg über ca. 250 Hm auf den Ricken. Nach Gommiswald öffnete sich der Blick zum Zürisee und zum nahe gelegenen Kloster Berg Sion. Bei Bildhaus hatten wir die Höhe annähernd erreicht, so dass wir bequem und mit höherem Tempo zum Ricken gelangten. Dort bogen wir rechts weg, um auf der verkehrsarmen Ostseite des Rickentobels abzufahren. Kurz vor Erreichen des Rickenhofs nochmals steiler, endete die Schussfahrt und der Kreis schloss sich. Die Fahrt durch das Quartier Bleiken zum Ausgangspunkt in Wattwil war dann noch gemütliches ausrollen. Auf der Terrasse bei Vreni und Urs durften wir dann einen sehr gemütlichen und kulinarischen Abschluss eines genussvollen Tourentages «feiern» – danke herzlich für die Gastfreundschaft. Und bei Urs bedanken wir uns nochmals für die freundschaftliche Begleitung.

Fazit:
Eine respektabel lange Velofahrt, bei sportlicher Fahrweise mit gutem Fitnessfaktor

Wetterverhältnisse:
Hochsommerwetter, sonnig mit freundlicher Schönwetter-Bewölkung, ca. 12 bis 28°

Ausrüstung:
e-Bike, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 10. August 2021
Schwierigkeit: wenig schwierig, gut fahrbar
Strecke: 70.2 km: Wattwil, Vordere Schomatten (615 m) – Rickenhof (624 m) – Buechen, Ebnat-Kappel (631 m) – Steinenbach (651 m) – Brandholz (688 m) – Blomberg (749 m) – Krümmenswil/Krummenau (727 m) – Thurrain (759 m – Büelerbrugg (743 m) – Neu St. Johann (755 m) – Nesslau (756 m) – Stein (838 m) – Thur/Iltishag – Starkenbach (890 m) – Vorder Höhi (1533 m) – Altschen (1388 m) – P.1149 (Vorderberg) – Amden (908 m) – Weesen (427 m) – Ziegelbrücke (425 m) – Schänis (420 m) – Rufi (427 m) – Maseltrangen (437 m) – Steinenbrücke (450 m) – Kaltbrunn (440 m) – Gommiswald (583 m) – Bildhaus (785 m) – Ricken (786 m) – Hinterschönenberg (753 m) – Rickenhof – Wattwil
Aufstieg: ca. 1550 m
Abstieg: ca. -1550 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 40 Min.
Tageszeit: 08:30 bis 15:30 Uhr