Alle Beiträge von Renaiolo

Monte Pravello 1012 m, Poncione d’Arzo 1017 m

Unser Ziel heute: die beiden Gipfel nahe Meride, welche in der Nachbarschaft des Hausbergs Monte San Giorgio stehen, hart auf der Grenze zu Italien. Die Wanderung begann und endete direkt ab Dorfzentrum. Nach dem westlichen Dorfende ein kurzes Stück auf der Via Serpiano, vorbei an der kleinen Kapelle Visago. Beim Ortsteil Fontana di Meride P.595 verliessen wir die Strasse um auf der Via Alla Campagna in Richtung Spinirolo zu laufen. Kurz vor Waldbeginn wurde es ruppiger, in einer Art Bachrunse der romantische Aufstieg zum Crocefisso (einem Übergang nach Serpiano). Wir blieben westlich des Übergangs (P.670), um jetzt nach W zu laufen. Weiterhin sehr ruppig und teilweise über viel Laub, so dass sich der Einsatz der Stöcke lohnte. Beim Grenzstein Nr. 57 (ca. 820 m.ü.M.) standen wir auf der Landesgrenze CH-I. Gegen N der Durchblick auf den 540 m unter uns liegenden Lago di Lugano, Porto Ceresio, Morcote, Melide und San Salvatore. Nun quasi genau auf der Grenze aufsteigend, erreichten wir die Grenzsteine Nr. 58 und 59. Hier, im Gebiet Albero della Sella hatten wir ein kurzes Stück abzusteigen. Zur linken der Blick zum Nachbar Monte San Giorgio, dahinter der Monte Generoso. Der im Schatten des Monte Pravello verlaufende Gipfelaufstieg hatte es in sich: steil, schmal, auf der kurzen Strecke von ca. 400 m waren etwa 130 Hm zu bewältigen. Der Aufstieg verlief genau der Landesgrenze, auf beiden Seiten der Grenze verläuft ein Aufstiegspfad, teilweise nur wenige Meter und getrennt durch einen Zaun. Wir entschieden uns, in der Schweiz zu bleiben😅, auch wenn der italienische Pfad in wesentlich gepflegterem Zustand war(!). Der Aufstieg verlangte Trittsicherheit, auch wenn es keine ausgesetzten Stellen gab. Den Gipfel des Monte Pravello erreichten wir in zwei Stunden. Oben angekommen, trafen wir auf die heute einzigen Berggänger, ein junges Paar aus Bergamo (die beiden hatten riesige Pizzen aufgetischt). Nach einem kurzen Austausch und dem Genuss der formidablen Aussicht machten wir uns auf zum zweihundert Meter ostwärts und fünf Meter höherstehenden Poncione d’Arzo. Dieser steht unscheinbar zwischen Bäumen, die Sicht deshalb eingeschränkt. Ein sehr bescheidenes Häuschen markiert den «Arbeitsplatz» der früher hier oben tätigen Grenzwächter. Hier fanden wir einen windgeschützten Platz für eine kurze Gipfelrast. Danach begann der steile Abstieg über 500 Hm. Erst noch genau entlang der Landesgrenze, verliessen wir diese bei Grenzstein Nr. 62/P.886. Danach hielten wir nach SO bis zur Weide Pre Sacco bei P.769. Ab hier wurde der Pfad zu einem Weg, der uns nun weniger steil zum P.905 (Costa di Prabello) führte. Obwohl der Blick nach Meride dessen Nähe suggerierte, gab es keine Möglichkeit für einen Direktabstieg (steile Felswände). Bald erreichten wir die ersten Brüche der Cave di Marmo d’Arzo. Es folgte ein eindrücklicher und spannender Abstieg durch die stillgelegten Steinbrüche – gleich einem natürlichen Amphitheater. Sehr stimmungsvoll, dieser Ort der Geschichte des alten Handwerks der Steinbrucharbeiter. Jahrhundertelang wurde der bunte Marmor von Arzo abgebaut; um die 200 Arbeiter waren hier beschäftigt bis 1912. Unfassbar, mit welchen bescheidenen Mitteln die tonnenschweren Steine ins Tal befördert wurden. Am Ende der Brüche vermitteln antike Produktionsstätten Eindrücke über die sehr harte Arbeit. Was damals vielen Menschen Broterwerb war, dient heute als Erlebnispfad. An der Strasse nach Meride angelangt, waren es nur wenige hundert Meter bis zur vor drei Tagen wiedereröffneten Osteria La Guana. In der Gartenwirtschaft liessen wir es uns gutgehen bei Bier, Brot, Käse und Salametti. Wenige hundert Meter weiter erreichten wir unseren Ausgangspunkt Meride wieder – mit den Eindrücken einer besonders abwechslungsreichen Wanderung.

Fazit:
Wie schon gestern: Vorfrühling im Südtessin – schöner geht es nicht!

Wetterverhältnisse:
Sonne, Sonne, Sonne, wolkenlos, nächtliche Minustemperaturen, Temperaturen im Bereich -5 bis +5°, wenig Wind aus W.

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial, GPS

Parameter:
Tourdatum: 28. Februar 2022
Schwierigkeit: T2+
Strecke: 9 km: Meride (579 m) – Fontana die Meride (594 m) – Via Alla Campagna – Spinirolo (606 m) – Crocefisso – Grenzstein Nr. 57 CH-I – Albero di Sella Grenzstein Nr. 59 – Monte Pravello (1012 m) – Poncione d’Arzo (1017 m) – Grenzstein Nr. 61 – Pre Sacco P.769 – Costa di Prabello (705 m) – Cave di Marmo – Via Cave di Marmo – Alla Guana – Meride
Aufstieg: ca. 560 m
Abstieg: ca. -560 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 15 Min.
Tageszeit: 10:30 bis 15:45 Uhr

Monte Bar 1816 m – ab Corticiasca (TI)

Einleitung:
Darf man sowas? Wandern in dieser Zeit, wo gerade ein grosser Krieg – nur gerade 1700 km von unserer Haustüre entfernt – losgetreten wird und grosses Leid bringt? Wir liessen es uns nicht nehmen – auch wenn uns die Ereignisse grosse Sorge bereiten.

Den Winter haben wir gesehen, der Frühling darf kommen! Ein paar Tage im Mendrisiotto, wo das Tessin noch typisch italienisch ist, das versprachen wir uns. Meride, das kleine Bergdorf am Hang des Monte San Giorgio war – wie schon einmal – unser idealer Standort für drei Übernachtungen. Am Anreistag (Samstag) unternahmen wir einen T2-Spaziergang durch die Geschichte: der nahe gelegene Parco archeologico Tremona-Castellobot einen Einblick in eine fremde Welt, wie sie während 6000 Jahren bis ins 14. Jahrhundert existierte. Der ca. 3.8 km lange Rundweg führte uns vorbei an einer mitten im Wald gelegenen Cantina mit Bocciabahn, mit Aussicht zum 380 m tiefer gelegenen Riva San Vitale und das südliche Ende des Lago di Lugano. Der leichte Wiederaufstieg nach Meride führte vorbei am Antico Grotto Fassati, wo wir am Abend köstliche Gerichte genossen.

Nun zur Tour von heute Sonntag:

Ziel für heute war der Monte Bar, dieser wunderbare Aussichtsberg in den Luganeser Voralpen, dessen nach Süden ausgerichteter Aufstieg viel Sonne versprach. Für die Fahrt über Lugano ins Val Colla benötigten wir 45 Minuten. Im Bergdörfchen Corticiasca fanden wir problemlos einen Parkplatz am östlichen Dorfausgang. Einige Gleichgesinnte hatten das gleiche Ziel, der Andrang hielt sich aber in Grenzen (die geöffnete Capanna Monte Bar CAI lockte…). Nach dem kurzen Aufstieg zur Ortsmitte hielten wir nach O zur Kirche. Ausgeschildert (WW weiss-rot-weiss «Monte Bar via Monte») stiegen wir zwischen Kirche und Friedhof steil auf über staubtrockenes Wiesland bis zur zweiten Kurve der geteerten Fahrstrasse. Auf dieser legten wir die nächsten fünfhundert Meter zurück bis zum P.1143. Jetzt der Direktaufstieg zum und am Weiler Monte vorbei hoch zur Forststrasse. Nach einem kurzen Wegstück verliessen wir die Naturstrasse in nördlicher Richtung, um markiert und durch lichten Wald direkt aufzusteigen. Im Gebiet Badairolo überquerten wir eine Forststrasse, um auf guter und markierter Spur weiter aufzusteigen. Mittlerweile auf einer Höhe von 1300 m.ü.M. wunderten wir uns darüber, dass der gewählte Aufstieg auf der LK 1:25000 nicht eingezeichnet war. An einer auf 1400 m liegenden Stelle erreichten wir den Waldrand, wo uns die Sonne verwöhnte – ein idealer Platz für eine Trinkpause. Und der Ausblick gegen O ging ins Val Colla und zu den italienischen Gipfeln. Auch wenn wir auf einem nicht auf der Karte eingetragenen Weg unterwegs waren, machten wir uns keine Sorgen; drei Spitzkehren weiter oben errreichten wir das Waldende und den von der etwas westlich gelegenen Alpe Musgatina herführenden Pfad. Nun voll an der Sonne (und im Wind!) querten wir nach O, oberhalb der Piazza Grande. Am östlichen Ende, an einer abfallenden Geländekante die Richtungsänderung nach NW, die fünfzig Meter höherstehende Capanna Monte Bar CAI kam ins Blickfeld. Auf dem vierhundert Meter langen Weg zur Hütte der erste Schneekontakt heute, ein kleines Restschneefeld. 1 Stunde 25 Minuten für den Aufstieg – nicht schlecht für uns. Auf den Besuch der 2016 neu erbauten Hütte verzichteten wir – zu gross der Andrang! Gleich oberhalb der Hütte der Wanderwegweiser und die Sicht zum Gipfelziel: 200 Höhenmeter, sollte in 20 Minuten zu schaffen sein. Ein unschwieriger Aufstieg, mit Schneekontakt unterhalb des Gipfels; die Querung auf gefrorener Unterlage aber harmlos. Oben angekommen, betörte uns das grandiose 360°-Panorama bei bester Fernsicht (bis 180 km!). An eine Gipfelrast war nicht zu denken, zu ungemütlich der starke Wind. Also machten wir uns an den Abstieg über den nicht sehr ausgeprägten Westgrat. Lediglich die Traverse über ein Schneefeld verlangte etwas Vorsicht, danach folgte der Steilabstieg bis zum P.1566 (ca. 1.2 km). Ab hier wäre auch der Caval Drossa 1632 m) zu erreichen – den wir uns schenkten. Nach einem kurzen und weglosen Abstieg über spindeldürre Grasbüschel gelangten wir auf den von der Capanna herkommenden (geteerten!) Fahrweg. Auf dieser von uns nicht gerade geliebten Unterlage erreichten wird bald den einmaligen und stark besuchten Aussichtspunkt Motto della Croce, wo ein monumentales Kreuz steht. Lugano und Umgebung zu Füssen. Ab hier wählten wir den ausgeschilderten Pfad zur Alpe Rompiago hinunter, wo es was zwischen die Zähne gibt. Bis dorthin (20 Minuten) verläuft der Pfad deutlich anspruchsvoller, als bisher, sogar mit zwei kleinen Bachquerungen. Auf der Alpe angelangt, wurden wir begrüsst von einer grossen Schar von Tieren (Hühner, Schafe, Ziegen). Im gemütlichen Wintergarten der wunderbar gelegenen Alpwirtschaft genossen wir kurz vor drei Uhr nachmittags hauseigene Produkte (Salametti, Büscion, Pane) und verdientermassen due Birre. So gestärkt machten wir uns auf den Weiterweg, ca. 1 Stunde bis hinunter zum Ausgangspunkt in Corticiasca. Nach etwa 600 m Teerstrasse verliessen wir diese nach N in Richtung P.1231, dem hintersten Punkt im Valle del Fiume Bello. Jetzt änderte die Richtung nach S, fast schon windstill und die wärmende Sonne im Gesicht. Vor uns der Blick über das Val Colla hinweg zu den bizarren Denti della Vecchia, die wir im November 2020 bewandert haben. Im Gebiet Grasso, unterhalb der Alpe Musgatina (dort wo der Normalweg zu Capanna Monte Bar abzweigt), bogen wir nach rechts weg in Richtung P.1197. Hier verläuft die Spur spektakulär zwischen offensichtlich mal abgestürzten Felsblocks. Bald erreichten wir die Häuser des Weilers A Còzze und wenig später El Montascín. Nach der kleinen Schlucht El Cügnö die ersten Häuser von Corticiasca – Ende einer wunderbar sonnigen Geburri-Tour mit einigen Auf- und Abstiegsmetern.

Fazit:
Vorfrühling im Südtessin – schöner geht es nicht!

Wetterverhältnisse:
Sonne, Sonne, Sonne, wolkenlos, nächtliche Minustemperaturen, Temperaturen ab 1000 m.ü.M. im Bereich -11 bis -3°, ziemlich kräftiger Wind aus S.

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial, GPS

Parameter:
Tourdatum: 27. Februar 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 13.3 km: Corticiasca (1040 m) – P.1056 (Chiesa) – I Canécc Brüsà – P.1144 – Monte – Badairolo – Pian Carasso – Capanna Monte Bar (1600 m) – P.1609 – Monte Bar (1816 m) – P.1566 – Corte di Camorino – Piano Calderè – P.1418 – Motto della Croce (1393 m) – Alpe Rompiago (1275 m) – P.1231 (Valle del Fiume Bello) – P.1197 – A Còzze – El Montascín – Corticiasca
Aufstieg: ca. 877 m
Abstieg: ca. -871 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 5 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 10:45 bis 16:50 Uhr

Lötschental 2022 2|2: vom Hockenhorngrat über den Hockenhornsattel zur Lötschepasshütte

Heute ist ein besonderer Tag – Doris’ Burzeltag nämlich. Die Bergfahrt ab Wiler (Lötschen) über 4 Sektionen hoch zum Hockenhorngrat dauerte etwa 40 Minuten. Hier oben begannen wir die ziemlich hochalpine Tour, bei grandioser Aussicht zu den vielen Viertausendern (Nadelhorn, Dom, Weisshorn, Matterhorn, Montblanc, um nur einige zu nennen). Auf maschinenpräparierter Luxusunterlage stiegen wir ca. 700 m und nur 30 Höhenmeter hoch zum Hockenhornsattel. Auf diesem Streckenabschnitt gab es wohl vor wenigen Minuten einen Rutsch, der sogar die Spur mit ca. anderthalb Meter Schnee zudeckte – übersteigen ungefährlich. Einige Meter zuvor überraschte uns ein kleiner Rutsch aus einer über uns ragenden Felsstufe, der am Rand unserer Spur zum Stillstand kam und uns daran erinnerte, Abstand zu halten. Auf dem Hockenhornsattel angelangt ging der Blick nach rechts hoch zum 174 m aufragenden Hockenhorn (3293 m), das wir am 18. Oktober 2017 bestiegen haben. Im Winter wäre der Gipfel auch zu machen; heute zogen wir vorbei am Kleinen Hockenhorn, um danach 500 Hm abzusteigen. Vor uns baute sich das mächtige Balmhorn mit seinem Zackengrat auf. Vorbei an einem Felsriegel öffnete sich der Blick zum Ferdenrothorn und zum darunter liegenden Lötschepass mit der gleichnamigen Hütte. Schneller als angenommen trafen wir dort ein – für einen zMittag zu früh. Also genossen wir den vorzüglichen (feuchten) Schoggikuchen zum Tee – draussen an der Sonne und im Windschatten. Gestärkt machten wir uns auf den Rückweg, der nun ausschliesslich aus Aufstiegsmetern bestand. Steil, teilweise sehr steil, keuchten wir die drei Kilometer Strecke hoch bis an den Fuss des Hockenhorns. Angenehm abgelenkt von der majestätischen Aussicht, zur linken ins tief eingeschnittene Gasteretal und zum dominanten Doldenhorn, zur rechten zum wunderschönen Bietschhorn. Vom höchsten Punkt der Tour, dem Hockenhornsattel, wanderten wir auf dem 700 m kurzen Panoramaweg leicht absteigend hinüber zur Bergstation am Hockenhorngrat. Auf diesem Streckenabschnitt begegneten uns einige «mutige» Bergwanderer in erstaunlich leichter Ausrüstung. Nun folgte die Talfahrt über Gandegg, Stafel, Lauchernalp nach Wiler hinunter. Der direkte Postautoanschluss sorgte dafür, dass wir uns bereits um 14:30 Uhr auf der sonnigen Terrasse des Hotel Nest- und Bietschhorn niederlassen konnten – gerade rechtzeitig für den Genuss eines Hausapéros und «öppis derzue» – quasi die Vorbereitung auf das abendliche Schlemmermenü. Dazwischen selbstverständlich die obligatorische Wellnessrunde… So macht es grosse Freude, Geburtstag zu feiern.

Die Strecken-Variante, ab Lötschepasshütte über Sattlegi und Mälcherbeden zur Lauchernalp abzusteigen (6.8 km, 760 Abstiegsmeter) haben wir richtigerweise verworfen; laut Hüttenteam aktuell zu heikel wegen starker Vereisungen, fehlender Spuren und Lawinengefahr.

Fazit:
Eine Geburtstagstour der Superlative!

Wetterverhältnisse:
Kaiserwetter, Temperatur beim Start -11.7°. Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (Pulver, teilweise überfroren und verweht), Wind SW (6 km/Std., Böen bis 20 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 3, erheblich

Parameter:
Tourdatum: 12. Februar 2022
Schwierigkeit: WT3
Strecke: 6.5 km: Hockenhorngrat (3086 m) – Hockenhornsattel (3119 m) – Lötschepasshütte (2690 m) – zurück auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 490 m
Abstieg: ca. -490 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 20 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 13:25 Uhr

Lötschental 2022 1|2: Schneeschuhrunde zur Fafleralp

Nach der gestrigen Anreise ins hochwinterliche Lötschental und dem abendlichen Winterspaziergang zur Chiematt kamen wir auf dem Rückweg in Blatten in den exklusiven Genuss, einen privaten Tschäggätä-Keller besuchen zu dürfen. Vom Einheimischen Bruno erfuhren wir viel Wertvolles über diesen uralten und eindrücklichen Fasnachtsbrauch, der zurzeit und bis zum Aschermittwoch «zelebriert» wird. Nur Einheimische verstehen dieses Brauchtum; wir jedenfalls trösteten unsere schlechten Wallisertitsch-Kenntnisse mit einem Gläschen Fendant, der uns angeboten wurde – ein herzliches Dankeschön!

Bestens ausgeschlafen, und bei vorerst suboptimalem Wetter (leichter Schneefall), stand für heute eine Schneeschuhwanderung zur Fafleralp an. Direkt ab unserer Unterkunft liefen wir erst zur Brücke über die Lonza. Nach der Überquerung nutzten wir den ausgeschilderten Trail entlang des Jagdbanngebiets in Richtung Blatten. Das urtümliche Dorf mit seinen vielen Holzhäusern passierten wir südlich über Brummattä. Auf einsamer Spur erreichten wir die Siedlung Chiematt mit der bekannten Kapelle. Nach einer kurzen Strecke auf der (gesperrten) Strasse verliessen wir den Winterwanderweg, um parallel zur eingeschneiten Lonza aufzusteigen. Kurz vor der Fafleralp erreichten wir wieder die Strasse, um bis zum Sommer-Parkplatz zu laufen. Noch wehte ein heftiger Wind bei leichtem Schneetreiben, was uns davon abhielt, die Zusatzrunde über Guggistafel zu machen. Stattdessen wendeten wir und gelangten über die Faflermattä zum leicht erhöht gelegenen Hotel und Restaurant Fafleralp. Hier stärkten wir uns, um danach den Rückweg anzutreten. Mittlerweile klarte das Wetter auf, und wir wurden belohnt mit dem Blick hoch zur Lötschenlücke. Bei stark böigem Wind aus SO tanzten wir über die wunderschön angelegte Spur. Vor uns der Blick ins gesamte Lötschental hinunter. Bei Chiematt angelangt, wählten wir die Panoramaspur über den Sommerwanderweg, der leicht erhöht über der Strasse verläuft. Mittlerweile windstill, wärmte uns die Sonne richtig auf; so macht Winterwandern grossen Spass. Kurz vor Eisten der freeride-mässige Direktabstieg zur Lonza hinunter und zur Brummattä hinüber. Der Rest bis nach Ried hinunter folgten wir mehr oder weniger dem Winterwanderweg (parallel zur Loipe). Wenige Minuten vor Ried dann die am Wegesrand stehende plakative Aufforderung «ab ins Restaurant» (siehe Bild) – zu sowas lassen wir uns nicht zweimal bitten.

Fazit:
Eine herrliche Einlauftour in respektabler Länge – bei jeder Witterung eindrücklich, heute speziell schön!

Wetterverhältnisse:
Bis zur Mittagszeit bedeckt und leichter Schneefall, dann zunehmend sonnig und klar, Temperatur beim Start -2.8°. Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (Pulver, teilweise Hartschnee), Wind SW/SO (9 km/Std., Böen bis 30 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 3, erheblich

Parameter:
Tourdatum: 11. Februar 2022
Schwierigkeit: WT2
Strecke: 12.1 km: Ried (1486 m)  – Brücke über die Lonza – Blatten (Brummattä) – Erlmattä/Stampbach – Bleickä – Lonza – Chiematt (1625 m) – Fafleralp (Sommer-Parkplatz) – Fafleralp (1783 m) – Aalegin – Chiematt – Chiemattweg (Sommerwanderweg) – Eisten (1583 m) – Blatten – Lonza – Ried
Aufstieg: ca. 450 m
Abstieg: ca. -450 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 10 Min.
Tageszeit: 09:50 bis 15:40 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 6|6: Wellness-Runde am Ofenpass

Freitag, 6. und letzter Tourentag:
Für heute, dem Abschlusstag unserer Tourenwoche, war Gemütlichkeit angesagt. Nach der kurzen Fahrt zur Abzweigung Ofenpassstrasse/Minschuns entstiegen wir dem Postauto. Gleich an der Passstrasse der Einstieg zur bereits bestehenden Spur, welche bei Ils Bügls vorbei führte – dort wo sich einst Bär Lumpaz herumtrieb. Heute bekamen wir ihn nicht zu Gesicht. Nach Ils Bügls, nahe an der Kurve der Passstrasse bei P.2021 überquerten wir diese. Severin führte uns auf verschlungenen Pfaden durch unverspurtes, schönstes Gelände. Bald erreichten wir die Plaun dals Bovs, welche wir schon vor vier Tagen durchwanderten. Diesmal überquerten wir die Spur, um in einer Linkskurve in Richtung Passhöhe zu laufen. In einer kleinen Lichtung genossen wir eine Teepause. Bald überquerten wir die Passstrasse erneut, um über das westliche Ende der Plaun dals Bovs den Pass dal Fuorn zu erreichen. Kaum gefordert, aber total erfüllt, stürmten wir das Restorant Süsom Givè – schliesslich war Mittagszeit… Gut genährt machten wir uns auf die Fortsetzung, den Abstieg nordwestlich der Passhöhe. Der Einstieg befindet sich direkt an der Passstrasse und die Route führte wenig steil durch Lärchen-, Fichten-, Föhren- und Arvenwald. Den hier einmal gesichteten Fichtenkreuzschnabel bekamen wir leider nicht zu sehen. Dafür besuchte uns der Bartgeier, dieser hier heimische Riesenvogel (Spannweite 3 m!). Erst zog er ruhige Kreise über unseren Köpfen, dann bemerkte er uns und begann mit kräftigen Flügelschlägen Höhe zu gewinnen – eine tolle Begegnung! Nach dem Abstieg der ca. 180 Hm erreichten wir die wunderbare Ebene bei Buffalora. Severin und Heinz wollten uns nicht schon wieder einen Beizenbesuch zumuten – also mieden wir die direkt zum Berggasthaus Buffalora an der Ofenpassstrasse führende Linie. Das lohnte sich, denn nahe der Nationalparkgrenze hielt sich eine grosse Gams auf, welche unaufgeregt durch den Wald streifte – leider keine Chance, das schöne Tier abzulichten. Jetzt war es Zeit für einen Schlussumtrunk im Berggasthaus.

Danke:

Dem familiären Team des Landgasthofs und Hotel Staila Fuldera danken wir von Herzen. Unseren drei Wanderleitern Heinz, Roland und Severin gehört ebenfalls unser herzliches Dankeschön. Und allen Mitwanderern danken wir für die tolle Kameradschaft – mit euch wars wunderbar!

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -9.4°. Ausgezeichnete Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 70 cm, Pulver), Wind SSO (2 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 14. Januar 2022
Schwierigkeit: WT1
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Tschierv, spv. Minschuns (Haltestelle)
Rückfahrt: Postauto Buffalora bis Fuldera Cumün
Strecke: 5.5 km: Tschierv, spv. Minschuns (1972 m) – Ils Bügls (2021 m) – Plaun dals Bovs – Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – P.1977 (Buffalora) – Buffalora (1967 m)
Aufstieg: ca. 244 m
Abstieg: ca. -236 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 14:45 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 5|6: Minschuns-Alp Astras-Pass da Costainas-Lü

Donnerstag, 5. Tourentag:
Nach den Gipfeltouren an den Vortagen stand heute eine weniger anstrengende, aber nicht minder attraktive Panoramatour auf dem Programm. Ab Talstation Minschuns im gleichnamigen kleinen Wintersportgebiet durften wir für den Aufstieg bis zur Alp da Munt die präparierte Skipiste nutzen (selbstverständlich immer dem Rand entlang). Am Bergrestaurant Alp da Munt zogen wir heute vorbei, um weiter aufzusteigen bis zum heute höchsten Punkt Fuorcla Funtana da S-charl, welche gleich hinter dem Skilift Vallatscha liegt. Ab hier liefen wir im respektablen Abstand zum steilen und wohl rutschgefährdeten Osthang des Piz Vallatscha-Ausläufers – also etwa 200 m östlich und etwa 30 m über dem Sommerwanderweg durch die Plan Mattun. Verlief der Abstieg zur Alp Astras anfänglich wenig steil, änderte sich das für die letzten 900 m Strecke (mit 160 m Höhenunterschied). Nach dieser «Abfahrt» gönnten wir uns vor dem im Winter verwaisten Alpgebäude der Alp Astras eine Mittagspause (selbstverständlich voll an der Sonne!). Die umliegenden Gipfel, der Blick in Richtung S-charl und zum God Tamangur boten eine wunderschöne Kulisse. Nach der ausgiebigen Rast brachen wir südostwärts auf, um durch die wunderbar mäandrierte Landschaft der Clemgia und durch die Legföhren zu wandern. Die ca. 120 m Höhendifferenz bis zum 2.6 km entfernten Pass da Costainas bemerkten die wenigsten – zu abwechslungsreich war diese Strecke. Und die Wildbeobachter unter uns kamen schon wieder auf ihre Rechnung: zur Linken an der Flanke des Piz Murtera tummelten sich Gämsen. Auf dem Pass angelangt, vereinte sich unsere Spur mit derjenigen von vor zwei Tagen (Muntet). Der Rest kann hier in Kurzform beschrieben werden: Steilstufe Serrà, Alp Champatsch, auf der Alpstrasse nach Lü hinunter… übrigens entlang dem Bärenthemenpfad «Süls stizzis dal uors». Nach der Ankunft in genossen wir auf der Terrasse der Pension Hirschen die Gastfreundschaft der Familie Moreira-Glauninger) mit unseren Abschlussdrinks – Prost!

Fazit:
Das in dieser Tourenwoche tolle Wetter hielt und hält unvermindert an…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -17.2°. Ausgezeichnete Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 80 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind O (4 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 13. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Talstation Minschuns
Rückfahrt: Postauto Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 11.7 km: Talstation Minschuns (ca. 2130 m) – Alp da Munt (2212 m) – Skilift Vallatscha – Fuorcla Funtana da S-charl (2392 m) – Plan Mattun – Alp Astras (2131 m) – Clemgia, Zondra da Tamangur – Pass da Costainas (2250 m) – Serrà (2199 m) – Alp Champatsch (2087 m) – P.2093 – P.1948 – Lü Daint – Lü (1916 m)
Aufstieg: ca. 406 m
Abstieg: ca. -623 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 05 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:50 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 4|6: Munt Buffalora (2627 m)

Mittwoch, 3. Tourentag:
Heute stand eine weitere Gipfeltour an – zum zweiten Mal nach dem 17.01.2020 – auch heute machten wir die Runde in umgekehrter Richtung. Nach der Postautofahrt nach Buffalora starteten wir kurz nach neun – bei bissiger Kälte (-23.5° C!). Nach der Überquerung des eingeschneiten Ova dal Fuorn wanderten wir in Richtung Alp Buffalora. Etwa 200 m vor den Alpgebäuden verliessen wir die Spur, um westlich der Alp in ein kleines, traumhaft winterliches Tälchen einzusteigen, welches zwischen Murtera da Chantun und Fop da Buffalora von O nach W verläuft. Ab hier war kräfteraubende Spurarbeit (unserer Guides!) angesagt, und das sollte sich bis auf eine Höhe von ca. 2550 m.ü.M. nicht mehr ändern. Nach der Durchschreitung des Tälchens wärmte uns die Sonne auf, so dass die klirrende Kälte kaum zu spüren war. Kurz vor der Richtungsänderung (nach S) genossen wir die erste Trinkpause voll an der Sonne. Danach überquerten wir den westwärts zum Nationalpark/Munt La Schera führenden Sommerwanderweg. Kurz darauf steilte das hochwinterliche Gelände auf und wir stampften in Richtung SW hoch zur Nationalparkgrenze. Ab einer Höhe von 2430 m.ü.M. liefen wir ziemlich genau auf der Parkgrenze, welche dem Grat entlang nach S verläuft. Genial der Ausblick nach Italien und zum Livigno-Stausee runter. Auf einer Höhe von 2520 m.ü.M. dann eine weitere Trinkpause. Jetzt noch der letzte Aufstieg (100 Hm) bis zum bereits sichtbaren Gipfel – dieser Teil unter dem Gipfel war ziemlich abgeblasen, nicht ausgesetzt, und gut zu begehen. Nach knapp 2 Std. und 20 Minuten Laufzeit war der Gipfel erreicht. Welch spektakuläres 360°-Panorama! Ofenpassstrasse, Jufplaun, Piz Vallatscha, Piz Daint, Val Mora, Piz Murtaröl, Ortler, im Norden bekannte Gipfel wie der Piz Linard – einfach überwältigend! Die Windverhältnisse liessen sogar eine kurze Gipfelrast zu. Mit stärker werdendem Wind aus Südost machten wir uns auf zum Abstieg auf der Normalroute. Bei etwa 2400 m.ü.M. durchquerten wir die Aufschütthügel der Minieras da Fiern; die alten Eisenerzbergwerkstollen können im Sommer geführt besichtigt werden. Bei der bei P.2195 stehenden Alphütte angekommen, genossen wir nochmals eine Trinkpause an der Sonne. Ab hier wanderten wir nicht auf der Alpstrasse zur Alp Buffalora hinunter, sondern wir wählten die Strecke in Richtung Aua da Murtaröl und weiter in einer Linkskurve durch den hochwinterlich verschneiten Graben hinunter, bis die östlich der Alp Buffalora liegende weite Landschaft wieder erreicht war. Nach der Überquerung der Ova dal Fuorn folgte die Einkehr im sympathischen Berggasthaus Buffalora an der Ofenpassstrasse und damit die Verkürzung der Wartezeit, bis uns das Postauto zurück nach Fuldera brachte.

Fazit:
Eine weitere Gipfeltour bei Hammerwetter.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -23.5°. Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 60 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind SO (4 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 12. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2-3
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Buffalora
Rückfahrt: Postauto ab Buffalora bis Fuldera Cumün
Strecke: 9.2 km: Buffalora (1967 m) – Alp Buffalora (2032 m) – Fop da Buffalora – P.2513 – Munt Buffalora (2627 m) – Minieras da Fiern – P.2195 – Aua da Murtaröl – Alp Buffalora – Buffalora
Aufstieg: ca. 694 m
Abstieg: ca. -699 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 55 Min.
Tageszeit: 09:10 bis 14:40 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 3|6: Muntet (2762 m)

Dienstag, 2. Tourentag:
Heute ging es auf den Hausberg von – zum zweiten Mal nach dem 14.01.2020 – diesmal machten wir die Runde in umgekehrter Richtung. Nach der Postautofahrt nach Lü starteten wir kurz vor halb zehn. Am Sonnenhang erreichten wir rasch Betriebstemperatur, spätestens auf der Alp Valmorain konnten wir uns der ersten Schicht und wer wollte auch der Handschuhe entledigen. Ab Valmorain wählten wir den direkten Aufstieg (ohne den Umweg über die 330 m östlich und 50 m höher gelegene Alp Tabladatsch). Auf einer Höhe von 2300 m.ü.M. erreichten wir den von der Alp Tabladatsch herführenden Sommerweg, den wir nach 160 m wieder verliessen, um weiter im Tälchen der Aua da Maini aufzusteigen. Die kräfteraubende Spurarbeit hielt sich in Grenzen, weil die Unterlage relativ hart und tragend war. Bei der privaten Hütte bei P.2388 wehte eine Fahne, welche normalerweise die Anwesenheit seines Bewohners signalisierte – niemand da heute. Eine Trinkpause an diesem aussichtsreichen Ort drängte sich dennoch auf. Die Aussicht phantastisch, natürlich dominiert vom König Ortler. Nur der Bartgeier besuchte uns heute leider nicht. Der weitere Aufstieg, immer noch nahe der unter Schnee liegenden Aua da Maini flachte etwas ab, um dann kurz vor der Verzweigung zum Piz Terza bei P.2599 und wenige Meter höher auf der Fuorcla Sassalba steiler zu werden. Auf dem Übergang angelangt, entschieden sich Annemarie, Markus und ich, die Gipfelstürmer ziehen zu lassen. Die 120 Aufstiegsmeter (Strecke ca. 550 m) hoch zum flachen Gipfelgelände sind in zwanzig Minuten zu machen, der Abstieg in 12 Minuten. Diese Zeit nutzten wir Zurückgebliebenen für eine vorgezogene und ausgiebige «Gipfel»-Rast. Auf dem Gipfel wehte ein ungemütlicher Wind, der für eine kurze Verweildauer sorgte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde war die Gruppe wieder vereint. Knapp dreihundert Meter nördlich der Fuorcla Sassalba nutzten wir einen flachen Streckenabschnitt für eine weitere Pause. Der Blick zu den benachbarten Gipfeln (Piz Terza, Piz Cotschen, Piz Starlex) war ein grosser Genuss. Nun begann der Abstieg ins kleine Tälchen Costainas, und zwar etwa 330 m westlich der Sommerroute, welche etwas tiefer und östlich der mit P.2596 bezeichneten Erhebung verläuft. Den Sommerpfad erreichten wir bei 2440 m.ü.M.; der weitere Abstieg an der Nordflanke des Muntets war dann etwas beschwerlicher, weil hier viel Triebschnee lag und dieser griesig war. Jedenfalls waren wir froh, ohne namhafte Stürze auf dem Pass da Costainas anzukommen. Jetzt folgte noch die Steilstufe bei Serrà, welche wir auf einer eigenen Spur abkürzten. Oberhalb der Alp Champatsch führte uns Severin durch Schneehasen-Gelände mit unzähligen Spuren – die gut getarnten Tiere bekamen wir nicht zu Gesicht. Auf der sonnigen Südwestseite des Bergrestaurants La Posa Alp Champatsch war es heute windstill, also konnten wir die Kafis Schümlipflümli draussen geniessen. Anschliessend folgte der Weg zurück auf die Alpstrasse, und auf dieser die leicht absteigende Strecke nach (ca. 3.4 km). Kurz vor Lü dann noch eine ziemliche Sensation: Severin entdeckte zwei ausgewachsene Hirsche (siehe Bilder). Dass sich diese mächtigen Tiere auf etwa 2100 m.ü.M. aufhielten, sei selten und unerwartet, meinte Kenner Severin. Die beiden Hirsche fanden jedenfalls Futter an der aperen Südflanke des Munt da Lü. Wir waren uns einig: das war eine starke Vorstellung zum Abschluss eines wiederum unglaublich schönen Tourentags.

Fazit:
Eine Gipfeltour vom Feinsten bei bestem Winterwetter.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -5° (gefühlt -9.4°). Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 60 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind S (13 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2, mässig

Parameter:
Tourdatum: 11. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2+
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Lü
Rückfahrt: Hotelbus ab Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 12.2 km: Lü (1916 m) – Valmorain (2193 m) – Hütte bei P.2388 – P.2599 – Fuorcla Sassalba (2618 m) – Muntet (2762 m) – Fuorcla Sassalba – Costainas – Pass da Costainas (2250 m) – Serrà (2199 m) – Alp Champatsch (2087 m) – P.2093 – P.1948 – Lü Daint – Lü
Aufstieg: ca. 871 m
Abstieg: ca. -902 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 35 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:25 bis 16:00 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 2|6: Panoramatour vom Ofenpass über die Alp da Munt nach Lü

Montag, 1. Tourentag:
Nach der kurzen Fahrt zum Ofenpass entstiegen wir bestens gelaunt dem Postauto und teilten uns in drei Gruppen auf. Geführt von unseren sehr bewährten Guides Heinz, Roland und Severin verliessen wir beim Parkplatz die Passstrasse, um anfänglich steil, aber auf guter Spur abzusteigen zur Plaun dals Bovs. Ab hier liefen wir gemächlich ansteigend zur Plaun da l’Aua hoch – von der Vorspurarbeit unserer Führer profitierend. Bei der kleinen nach P.2136 stehenden Hütte genossen wir eine erste Trinkpause und noch viiiiiel mehr: Severin hatte mit seinem geübten Jägerblick eine grosse Schar Steinböcke und Gämsen ausgemacht, welche in den Flanken des Munt da las Bescha in einer Distanz von ca. 400 m und auf einer Höhe von ca. 2300 m.ü.M. auf Futtersuche waren. Severin stellte sein Fernrohr auf, und wir kamen in den Genuss grossen Kinos. Nach dieser tollen Vorstellung zogen wir weiter über die Plaun da l’Aua. Bei P.2188 blieben wir hoch, um die Alp da Munt über die spektakuläre Landschaft der Dolinen zu erreichen. Jetzt waren wir mitten im kleinen Skigebiet von Minschuns angelangt, das Bergrestaurant Alp da Munt hatte geöffnet – hier gönnten wir uns eine Suppe oder Strudel – oder beides😋. Nach der Stärkung zogen wir weiter ostwärts über die breit gespurte «Piste». Bei P.2244 hielten wir die Höhe, um die Gegend Juata (mit dem eingeschneiten Lai da Juata) anzustreben. Jetzt verliessen wir den (nicht erkennbaren) Sommerwanderweg, um etwas höher aufzusteigen. Nun blies uns ein heftiger Wind entgegen. Die planierte Spur verliessen wir bald, um über unverspurtes Gelände zur Alp Champatsch abzusteigen – ein herrliches Pulverschnee-Erlebnis! Nach etwa 700 m erreichten wir wieder den Sommerwanderweg, der im Winter auch von Skitourenfahrer genutzt wird (Vorsicht also). Nach einem Abstieg von ca. 150 m erreichten wir das Alprestaurant La Posa Alp Champatsch – auf dessen sonniger Südseite der starke Wind einen Aufenthalt verunmöglichte. Also weiter nach , aber nicht auf dem Normalweg über die Bergstrasse, sondern über das Tälchen der Aua da Laider. Auf einer Höhe von ca. 1940 m.ü.M. genossen wir an einer windstillen Stelle eine Trinkpause. Danach überquerten wir den Bergbach über ein wackliges Brücklein, um über eine bewaldete Strecke bis zum kurz vor Lü im Wald gelegenen Kinderspielplatz nahe Prà Schoc gelangen. Hier verliessen wir den Wald, um über offenes Gelände über Lü Daint zum Dorf zu laufen. Mittlerweile war es 15 Uhr, und die Sonne liess die umliegenden Dreitausender vom Ortler bis zum Piz Daint im wunderbaren Licht leuchten. Zufrieden traten wir die Postautofahrt nach Fuldera hinunter an. Ein erinnerungswürdiger erster Tourentag war das!

Fazit:
Eine Höhenwanderung par excellence und bei bestem Winterwetter.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -16°. Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 90 cm Pulver), Wind S (4 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2, mässig

Parameter:
Tourdatum: 10. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Passa dal Fuorn
Rückfahrt: Postauto ab Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 9.74 km: Ofenpass/Pass dal Fuorn (2149 m) – Plaun dals Bovs (P.2077) – P.2136 – Plaun da l’Aua (P.2153) – P.2188 – Alp da Munt (2212 m) – P.2244 – Juata – Alp Champatsch (2087 m) – Aua da Laider – Prà Schoc – Lü Daint – Lü (1916 m)
Aufstieg: ca. 322 m
Abstieg: ca. -566 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:10 bis 15:10 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 1|6: Einlaufen auf dem Bärenpfad

Wie schon in den Vorjahren stand die Januar-Tourenwoche im Val Müstair bevor. Auch in diesem Jahr liessen Unterkunft und Verpflegung im Landgasthof und Hotel Staila Fuldera keine Wünsche offen, und das Programm mit fünf geführten Tagestouren versprach bei bestem Winterwetter und bei geringer bis mässiger Lawinengefahr uneingeschränkte Gipfelerlebnisse. Wir reisten einen Tag früher an; das aussichtsreiche Wetter motivierte einige der 19 TeilnehmerInnen, es uns gleich zu tun. Die äusseren Bedingungen waren ausgezeichnet, auch wenn die Schneelage nicht die Werte der Vorjahre erreichte, die Temperaturen deutlich unter der Nullgradgrenze, an einigen Tagen sogar sibirisch.

Heute also unternahmen wir eine kurze und unschwierige Einlauftour. Da bot sich der gespurte und gut markierte Bärenthemenpfad geradezu an. Nach dem Einstieg, gleich am südöstlichen Ortsende von Fuldera, liefen wir nahe dem Waldrand bis zur Brücke über die Aua da las Fruos-cha. Nach diesem leichten Anstieg war der heute höchstgelegene Punkt (1656 m) erreicht im Val da l’Archa Gronda. Nun öffnete sich der Blick ins untere Val Müstair und dem Ort Valchava, welchen wir südlich passierten. Der Trail führte direkt am Kalkofen (Chalchera a Valchava) vorbei. Die Gelegenheit, diesen genauer zu besichtigen, liessen wir uns nicht nehmen. Anschliessend der leichte Anstieg bis ins Tälchen Bos-chetta und Überquerung der Aua da Vau. Jetzt folgte ein Abschnitt durch den lichten Wald, wo auch ein Fitnessparcour angelegt ist. Kurz vor Döss da las Levras der leichte Aufstieg auf dem Schutzdamm Val Quanas. Danach folgte der Abstieg zur Muranzina (wo ein kleiner Stausee des Kraftwerks liegt). Vorbei am geschlossenen Campingplatz Pè da Munt erreichten und überquerten wir die Umbrail-Passstrasse (Wintersperre) oberhalb Sta. Maria Val Müstair. Nach einer Querung bis Fop der wenig steile und ungespurte Abstieg vorbei am Hof Faschabella bis zum Gesundheitszentrum, welches direkt an der Ofenpassstrasse steht. An der Haltestelle in Sielva endete unser «Spaziergang» und wir bestiegen nach kurzer Wartezeit das Postauto, welches uns in knapp zehn Minuten nach Fuldera zurück brachte.

Sonntag, Einlauftour:

Für heute meldeten die Wetterpropheten wenig Sonne bei bedecktem Himmel. Gerade richtig, sich auf dem Bärenthemenpfad («Süls stizzis dal uors») einzulaufen.

Fazit:
Kurze «Einstiegstour», welche uns durch eine wunderbare Landschaft führte.

Wetterverhältnisse:
Bedeckt, teilweise sonnig, aber trockenes Winterwetter, Temperatur beim Start -3° (gefühlt -6°). Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 70 cm, ca. 20 cm Pulver auf Hartschnee), Wind SW (9 km/Std.), Pfad gut markiert und gespurt.

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 2, mässig

Parameter:
Tourdatum: 9. Januar 2022
Schwierigkeit: WT1
Strecke: 7 km: Fuldera (1636 m) – Val da l’Archa Gronda (P.1656) – Pravalchava – Chalchera (1443 m) – Multa – Bos-chetta – Aua da Vau (1485 m) – Döss da las Levras – Muranzina – Camping Pè da Munt (1431 m) – Umbrail-Passstrasse (P.1426) – Fop – Hof Faschabella – Center da sandà, Sielva (1356 m)
Rückfahrt: Postauto ab Sta. Maria Val Müstair, Haltestelle Sielva (Center da sandà Val Müstair)
Aufstieg: ca. 178 m
Abstieg: ca. -449 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 05 Min.
Tageszeit: 10:20 bis 13:15 Uhr