Archiv der Kategorie: Bergwanderung T3

Planggenstock (1674 m), Hirzli (1639 m) und Niederurnertäli – (fast) ein Geheimtipp

Bereits von unserem Wohnsitz aus ist der Bergzug mit den markanten Gipfeln auszumachen (Luftlinie 18.7 km, siehe Bild). Die für heute geplante Tour unternahmen wir letztmals im September 2010. Der markante Taleinschnitt oberhalb von Niederurnen fällt auf der A3-Fahrt vom Walensee in Richtung Zürich auf. Heute Montag versprachen wir uns, dass der üblicherweise an Wochenenden (Corona-bedingt) grosse Zulauf ausbliebe – so war es denn auch. Tagesziele waren die Gipfel Hirzli und der 35 m höhere Nachbar Planggenstock.

Doch der Reihe nach: in der 8 Personen fassenden Gondelbahn der LNM überwanden wir in 9 Fahrminuten 520 Hm (Hin- und Rückfahrt Fr. 14.00/RentnerIn😏). Zwar waren wir nicht die Einzigen heute Montag, aber die Bahn verkehrte Nonstop und die kurze Wartezeit kam uns gerade recht um die Masken zu «montieren». Bei der Bergstation Morgenholz (982 m) befinden sich ausführliche Informationstafeln über das Wanderwegangebot im schönen Nieder-urnertäli. Unmittelbar hinter der Bergstation begann der steile Aufstieg auf einem gut unterhaltenem Gütersträsschen hoch bis zur Alp Schwifärch. Hier endete der Fahrweg – unmittelbar oberhalb des Alpgebäudes (Wanderwegweiser) links haltend, führte der gut gepflegte (frisch gemähte) Wanderweg in Serpentinen über saftiges Weideland und durch schönen Wald mit teilweise skurrilen Bäumen. Nach einer knappen Stunde erreichten wir das idyllisch gelegene Forsthaus (Ahornhüttli), auf dessen Vorplatz einige schöne Bänke stehen (Wunderaussicht!). In Serpentinen stiegen wir weiter hoch, vorbei an ersten Nagelfluhwändchen, in den östlichen Kehren immer mit Tiefblicken zum Walensee. Nach weiteren 30 Minuten standen wir unvermittelt auf dem Hirzli. Leichtes Gedränge hier oben, und unglaublich viele Fliegen und Schmetterlinge (siehe Bild), kurze Trinkpause, Gipfelfoto, dann der kurze Abstieg zum P.1573, hier rechts in Richtung Planggenstock haltend. Der schön angelegte Gratweg ist nicht besonders anspruchsvoll; an einer (nicht ausgesetzten) Steilstufe, welche über Nagelfluh führt, ist sogar ein Fixseil angebracht – wer will, kann sich hier festhalten. Lange versteckte sich der Gipfel, unsere Aufmerksamkeit galt vorerst ohnehin dem schön verlaufenden Grätchen und der Wunderaussicht ins Tal (Linthebene, Zürichsee) und nach Hause. Hart an der Kante ist etwas Trittsicherheit (und vielleicht Schwindelfreiheit) gefragt. Nach dem Wanderwegweiser (Verzweigung) ging es direkt hoch zur Nagelfluh. Von hier aus sieht der Gipfel wie ein runzeliger Kopf aus, vielleicht sogar etwas abweisend, weil der Einstieg zum Durchschlupf nicht einzusehen war. Auf den letzten Aufstiegsmetern zum Planggenstock werden die Hände gebraucht, bei trockener Witterung unproblematisch dank guter Tritte und Fixseilen; bei Nässe wäre hier erhöhte Vorsicht geboten. Auch hier das gleiche Bild: gut besuchter Gipfel, aber ausreichend Platz, um auf dem freien Bänkli beim Gipfelkreuz die Rast abzuhalten. Nach ausgedehntem Genuss der tollen 360°-Aussicht stiegen wir in Richtung Westen ab – nach wenigen Abstiegsmetern links haltend (Wegweiser «Ober Planggen»). Relativ steiler, treppenartiger Abstieg über schöne Alpweiden bis Ober Planggen (1434 m). Von dort in Richtung Bodenberg/Morgenholz (Hauptwegweiser). Das Zwischenziel Bergrestaurant Hirzli (unseres Wissens die einzige Gastwirtschaft im Tälchen) hatte heute geschlossen. Wunderschöne Landschaft, und vor uns die immer mächtiger aufragenden Felswände Wageten und Brüggler mit der dazwischen liegenden Wänifurggel, dem Übergang ins Schwändital/Oberseetal. Hier oben wird gheuet was das Zeug hält. Nun erreichten wir den Tierskulpturenweg, wo uns einige Holzfiguren beobachten. Kurz vor P.1105 querten wir den Dorfbach. Vorbei an der heute geschlossenen Bergwirtschaft erreichten wir nach etwa 15 Minuten das Morgenholz, von wo uns die Bahn wieder nach Niederurnen hinunter gondelte.

Fazit:
Nach vierwöchiger Wanderpause (Züglete…) eine Bergwanderung in einer wunderbaren, aber nicht einsamen Umgebung; wir kommen gerne wieder…

Wetterverhältnisse:
Ein klasse Hochsommertag, Sonne pur, ~20 bis 28°

Hilfsmittel:
normale Wanderausrüstung, Stöcke

Parameter:
Tour-Datum: 20. Juli 2020

Schwierigkeit: T3
Strecke: 8.8 km, Bergstation Morgenholz LNM (982 m) – Schwifärch (1174 m) – Forsthaus (1445 m) – Hirzli (1639 m) – Planggenstock (1674 m) – Ober Planggen (1462 m) – Bergrestaurant Hirzli (1061 m) – Morgenholz (982 m)
Aufstieg: ca. 770 m
Abstieg: ca. -760 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 35 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:30 Uhr

Wildspitz und Gnipen, Aufstieg über Alplihorn

Heute mal eine Tour auf Felix’ Spuren… Wir fuhren nach Unterägeri, wo wir im Ortszentrum in Richtung «Hürital» abbogen. Nach knapp 3 km erreichten wir die Stutzhütte, wo wir parkierten. Mit Ausnahme einiger HundespaziergängerInnen wenig los hier. Um halb zehn starteten wir beim Punkt 800 direkt nach der Brücke auf dem markierten WW in Richtung Alpli, Wildspitz. Nach wenigen Minuten Anstieg war das relativ flache Blimoos erreicht – von schönen Naturwiesen und einigen Orchideen begrüsst. Im folgenden Waldstück ein steilerer Anstieg auf gerölligem Untergrund. Bei P.1031 Überquerung der Forststrasse vorerst weiter in Richtung Alpli, bis uns ein Wegweiser die Wahl liess, rechts zum Alpli, halblinks der weiss-rot-weisse Bergweg (Alplihorn-Wildspitz über die Leiter) – wir entschieden uns für den Aufstieg über die Leitern. Es folgte ein schön angelegter Waldpfad über Wurzeln und Treppen. Gelegentlich wurde der Blick zum rechts unten liegenden Alpli frei: Fahne gehisst, aber niemand dort (Dienstag Ruhetag). Nach einigen steileren Stufen und Kehren standen wir fast schon unvermittelt vor einer Eisentreppe (ca. 40 Tritte), der dann eine beinahe senkrechte Eisenleiter folgte – beide zusätzlich und sehr vertrauenswürdig mit Ketten gesichert. Für uns reiner Plausch, aber etwas Trittsicherheit war schon gefordert, und schwindelfrei sollte man schon sein… Uns gefallen solche Partien. Der weitere Aufstieg bis zum Alplihorn dann mit einigen knackigen Stellen, wo der Einsatz der Hände gefragt war; bei trockener Witterung nicht problematisch. Bei P.1371 dann eine markierte Verzweigung für den Zu-/Abstieg vom Alpli. Und wenige Meter daneben der unscheinbare Gipfel, mit Bänkli und etwas Weitblick nach Unterägeri hinunter und zum Ägerisee. Hier oben und auf dem weiteren Aufstieg wirkte die Umgebung überraschend alpin; skurrile Föhren, Alpenrosen. Kurz unterhalb des Wildspitz die letzten Kehren, nun etwas ausgetretener, was signalisiert, dass sich viel Gipfelvolk offenbar bis hierhin vorwagte. Bald war der Gipfel des höchsten Zugers (Grenzpunkt ZG/SZ) erreicht; das Wildspitz-Panorama hier oben schon gewaltig, auch dann, wenn sich – wie heute – die hohen Gipfel in Quellbewölkung gelegt haben. Das Berggasthaus heute geschlossen, wohl auch ein Grund für den heute spärlichen Zulauf. Nach dem kurzen Gipfelgenuss zogen wir weiter in Richtung Gnipen über den wenig ausgeprägten Rossberggrat, dessen Bannwald vom Sturmtief «Burglind» vom 2./3. Januar 2018 stark gezeichnet ist (siehe Bilder). 1.4 km weiter, auf dem höchsten Punkt des Gnipen (1566 m.ü.M.) fanden wir direkt an der eindrücklichen Abbruchkante des Goldauer Bergsturzes einen aussichtsreichen Platz für unsere Gipfelrast. Das 240 m weiter westwärts stehende Gipfelkreuz haben wir diesmal nicht besucht, es markiert übrigens ohnehin nicht den höchsten Punkt. Für den Abstieg hatten wir vor, bis Unter Beichli P.1394 abzusteigen, wo wir den alpinen Bergweg zum Alpli hinunter machen wollten. Irgendwie haben wir uns vertan und sind schon vom P.1540 (Ober Beichli) abgestiegen – sehr schön, aber wohl nicht so anspruchsvoll. In diesem Kessel nördlich des Rossberggrats gelangten wir rasch zum 260 Hm tiefer liegenden Oberalpli und weitere 150 Hm weiter unten zur heute wie erwähnt leider geschlossenen Wirtschaft Zuger Alpli. Auf dem WW (nicht auf der ekelhaft steilen Betonstrasse!) weiter bis oberhalb P.1031, wo sich der Kreis unserer Runde schloss. Jetzt «nur noch» die weiteren 300 Hm Abstieg via den bekannten P. 1031 – aufgrund der gerölligen und steilen Unterlage nicht gerade knieschonend. Zufrieden über einen sportlichen Wandertag erreichten wir den Startpunkt bei der Stutzhütte wieder.

Fazit:
Eine herrliche und sehr abwechslungsreiche Runde auf Wildspitz und Gnipen, zur Abwechslung mal von der Nordseite – sehr lohnend und einsam…

Wetterverhältnisse:
Ein herrlich sommerlicher Tag, Temperaturen im Bereich 18 bis 25°, die in den letzten Tagen omnipräsente Bise stark abgeschwächt

Ausrüstung:
Wanderschuhe, Stöcke

Parameter:
Tourdatum: 2. Juni 2020
Schwierigkeit: T3
Strecke: 11.1 km, Stutzhütte P.800 – Blimoos – via Leitern hoch zum Alplihorn (1371 m) – Wildspitz (1579 m) – Gnipen (1566 m) – Ober Beichli (1540 m) – Oberalpli (1371 m) – Alpli (1156 m) – Blimoos – Stutzhütte
Aufstieg: ca. 844 m
Abstieg: ca. -825 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:30 Uhr

Schwarzeberg 1293 m – Höchhand 1314 m

Diese Tössbergland-Runde (oder Teile davon) kannten wir sowohl als Sommer- wie auch als Winterwanderung auf Schneeschuhen. Idealer Ausgangspunkt war der TCS-Parkplatz im Fälmis. Zu Beginn flacher Verlauf bis zum Hof Ger, an diesem vorbei über einen begrünten Weidepfad in Richtung Gerwald. Gespenstisch, mystisch, wild der Aufstieg im Wald. Nach einer mit einem Geländer gesicherten Steilstufe verliessen wir den Wald um über Rüti, einer wunderbar besonnten Wiese zu laufen. Nochmals ein kurzes steileres Waldstück hinauf zur Farneralp, wo wir von einer Tafel herzlich willkommen geheissen wurden – heute geschlossen (DI und MI Ruhetag). Aber Selbstbedienung sei Dank: Kafi, Mandelgipfel, alles da! Und sonst niemand hier oben… Nach der Stärkung der Weiterweg, gelb ausgeschildert den Guntliberg diesmal nördlich umgehend. Vor dem Aufstieg zum Schwarzeberg öffnete sich der Blick ins Goldingertal und in die Linthebene. Über den Glarneralpen etwas Quellbewölkung, wir unter klarem Blau und über sattem Grün. Der Gipfel des Schwarzeberg ist keiner, resp. er ist im Wald versteckt und nur an den zwei bekannten Bänkli zu erkennen. Jetzt folgte der Zwischenabtieg zum P.1202 (Botäli, oder auch Bootäli). Jetzt noch 30 Min. Wiederaufstieg zur Höchhand. Vollkommene Ruhe hier oben, nur zwei Wanderer etwas abseits am Rasten. An der höchstgelegenen Stelle könnte jetzt direkt zur Schwämi abgestiegen werden, was nicht unserem Plan entsprach. Der früher einmal offene T3-Abstieg hinunter zur Gratkante in Richtung Hand ist verbarrikadiert; wir erinnern uns, hier einmal sehr steil und mit Fixseilen gesichert direkt aufgestiegen zu sein. Also etwa hundert Meter zurück, um dann weiss-rot-weiss leicht absteigend unterhalb der Höchhand-Wand entlang zu queren, um wenige Meter später den von der Höchhand hinunter führenden  Gratweg zu erreichen. Ab hier noch immer steil (T3), sehr steil sogar – zum Glück trocken, und die vielen Wurzeln boten Füssen und Händen guten Halt. Bis zum P.1078 oberhalb Grossenboden im Wald, vorbei an Nagelfluh in skurrilen Formen. Beim Drehkreuz oberhalb der Alp Grossenboden wieder an der Sonne und der zügigen Bise ausgesetzt. Die Hand (1003 m), dieser Übergang zwischen Höchhand und Habrütispitz, war bald erreicht – Zeit für eine kurze Trinkpause. Jetzt die Richtungsänderung nach West, die Höhe haltend, über Allmeind, Hinder Färch. Im Schwammwald, dann ein mit Treppen ausgestatteter steiler Aufstieg, um kurz vor dem Alpgebäude Schwämi (1085 m) am Fuss des Tössstocks den Wald zu verlassen. Links über uns schönste und steilgelegene Alpen mit friedlich weidenden Viechern, darüber die Höchhand-Nordseite. Jetzt auf der Alpstrasse leicht absteigend, wieder im Wald in Richtung Wolfsgrueb. Im Botäli, nach der Kurve, wo die Vordertöss hinunterplätschert, verliessen wir die Strasse, um links aufzusteigen in Richtung Boalp (10 Min.). Auf etwa 1080 m.ü.M. wieder an der Sonne, jetzt nur noch hundert Schritte bis zur Mittagspause… Bauer Geni ist am heuen und winkte uns zu, und im uns bestbekannten Bergrestaurant Poo-Alp erwarteten uns Wirtin Martina und Ela schon – im Windschatten und bei bester Aussicht auf den Zürisee und zur Alp Scheidegg hinüber warteten wir auf das was kommen musste: Gordonblö (in der Fitnessversion selbstverständlich😉). Nach dieser längeren Mittagspause fiel uns der Restabstieg zum Ausgangspunkt etwas schwerer…

Fazit:
Eine tolle Runde im nahen Tössbergland – immer wieder schön, vor allem wenn das Wetter mitmacht – so wie heute…

Wetterverhältnisse:
Wolkenlos, sonnig und gute Fernsicht, kaum störende Bise (10 bis 30 km/h), Temperatur ca. 9 bis 22°, sommerliche Verhältnisse

Ausrüstung:
Wanderschuhe, Stöcke (nicht eingesetzt)

Parameter:
Tourdatum: 19. Mai 2020
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 12.5 km, Parkplatz Fälmis (875 m) – Ger (879 m) – Gerwald – Farneralp (1154 m) – P.1286 – Schwarzeberg  (1293 m) – Wirtsberg (1261 m) – Höchhand (1314 m) – P.1078 – Hand (1003 m) – P.1004 – Schwammwald – Schwämi (1085 m) – P.1032 (Verzweigung) – Boalp (1086 m) – P.1047 – Wolfsgrueb (970 m) – Ger – Fälmis
Aufstieg: ca. 758 m
Abstieg: ca. -748 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 16:00 Uhr

Grosse Scheidegg – Faulhorn 2681 m – Schynige Platte

Grandiose Gipfelparade im Berner Oberland, einer der grossen Wander-Klassiker, Berg-Nostalgie vom Anfang bis zum Schluss – für uns ausreichend Antrieb, einen beruflichen Termin in Meiringen am Freitag um zwei Wandertage zu erweitern. Die Postautofahrt auf der atemberaubend steilen und engen Strasse vorbei am Reichenbachfall ins wildromantische Reichenbachtal bis zum historischen Belle-Epoque-Hotel Rosenlaui dauert 30 Minuten; auf der 12 km langen Fahrt werden die ca. 730 m Höhendifferenz elegant zurück gelegt – Dü-da-do! Wir hatten das Glück, eine Nacht in diesem bald 250jährigen Juwel verbringen zu dürfen! Dem ausgezeichneten Abendmenü im historischen Salle à manger folgte die erholsame Nachtruhe (die sonst üblichen Störfaktoren Handy, TV, Radio, WLAN fehlen und werden nicht vermisst…). Nach dem reichhaltigen Frühstück bestiegen wir um 08:51 Uhr direkt vor dem Haus das Postauto. Die Fahrt bis zur Grossen Scheidegg dauerte 27 Minuten (Umsteigen auf der Schwarzwaldalp). Ankunft um 09:18 Uhr auf dem Übergang, der noch vom Wetterhorn (3692 m) beschattet war.

1. Tag: Grosse Scheidegg 1962 m – First – Faulhorn 2681 m
Bei leichtem Bodenfrost starteten wir nach Ankunft –  warm eingepackt – in Richtung First auf der unbefestigten Alpstrasse über die Alp Scheidegg bis zum Punkt 2006, wo uns nach einer Viertelstunde bereits die Sonne begrüsste. Weg also mit der obersten Wärmeschicht! Weiter auf dem ausgeschilderten und w-r-w-markierten Wanderweg, bei Schafläger Überquerung des Schafgrabens. Ohne nennenswerten Höhengewinn passierten wir die Bergschaft Grindel Oberläger. Auf Chalberboden über den Inner Bärgelbach, rechts über uns das mächtige Schwarzhoren (2928 m). Links ging der Blick unweigerlich zur Wand der Wände, Eigernordwand. Auf dem stolperfrei angelegten Wanderweg kann man sich die nun dauernde Ablenkung leisten. Waren wir bislang fast einsam unterwegs, erreichten wir nach eindreiviertel Stunden die Zuvilisation auf First (2156 m). Schon von weitem war das Geschrei der auf dem First Flieger zu Tal rasenden Mutigen zu hören. Auf der grossen Sonnenterrasse genossen wir den Kafi und die Gipfelparade – Wetterhorn, Schreckhorn, Lauteraarhorn, Finsteraarhorn, Eiger, Jungfrau, Silberhorn, unten im Tal Grindelwald. Bei dieser genialen Aussicht wurde unser Kafi fast kalt. Den First Cliff Walk überliessen wir gerne den anstehenden Asiaten. Uns zog es weiter in Richtung Tagesziel Faulhorn, das bereits zu sehen war. Bis zum offensichtlichen Hotspot, dem auf 2265 m gelegenen Bachsee (50 Minuten), eine richtige «Wanderautobahn». Am angeblich fotogensten Bergsee der Schweiz mühten sich dann dutzende von Spaziergänger mit den Menüs ihrer Digitalkameras ab. Am oberen Ende des wirklich einmalig schön gelegenen Bergsees kehrte Ruhe ein – der See besteht eigentlich aus zwei Teilen, getrennt durch einen kleinen Naturdamm, wobei sein unterer Teil sieben Meter tiefer liegt. Oberhalb des Sees rasteten wir und genossen den Ausblick zum See und auf die Kulisse mit den bereits erwähnten Gipfel-Berühmtheiten. Danach begann der Anstieg (2.3 km, 400 m Höhendifferenz). Vorbei an der Burggihitta (2436 m) war die etwas höher liegende Reetihitta rasch erreicht. Mittlerweile über Schnee (Pflotsch) erreichten wir Gassenboden (2552 m). Hier öffnete sich der Blick in Richtung SW zur Blüemlisalp und weiteren Bekannten (sogar der Wildstrubel war zu erkennen). Hier oben wurde der Wind stärker, also «stürmten» wir in Richtung Faulhorn, resp. zu dessen Gipfel-Berghaus. Diese letzten 120 Hm waren rasch zurückgelegt. Unterwegs hatten wir noch einige Absteiger zu grüssen, meist Kurzhöseler in Turnschuhen (und selbstverständlich ohne Stöcke), welche sich auf Schnee turnend gegen Stürze wehrten. Oben angekommen, war es erst 14:20 Uhr, Zeit für eine wärmende Suppe in der gemütlichen Gaststube. Anschliessend Check-in (wir waren die ersten von ca. 80 Übernachtungsgästen) und Bezug des Nachtlagers – wir hatten grosses Glück, wegen einer kurzfristigen Absage statt im Matratzenlager in einem der wenigen Zimmer nächtigen zu dürfen. Das lange Warten auf das Nachtessen verbrachten wir mit Teetrinken. Langsam füllte sich das Berghotel Faulhorn, das schon etwas in die Jahre gekommen ist und eher eine Berghütte ist (ab Dienstag 16.10.2019 ist Saisonschluss!). Das Team um Christian Garbani & Familie bietet bewundernswerte Gastfreundschaft auf fast 2700 m.ü.M. Dem leckeren Nachtessen folgten ein paar Jassrunden mit netten Tischnachbarinnen. Kurz vor zehn Uhr machten wir uns auf ins sehr kalte (ca. 8°) aber romantische Zimmer. Wärme konnten wir uns gegenseitig nicht spenden (2 Betten), die angebotenen Bettflaschen erwiesen sich aber als Segen. Jedenfalls mussten wir nicht frieren, und wir erlebten eine erholsame Nacht – während es draussen gewaltig stürmte.

Parameter 1.Tag:
Tour-Datum: 12. Oktober 2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: ca. 12.6 km, Grossscheidegg (1962 m) – P.2006 Alp Scheidegg – Grindel Oberläger – Chalberboden (2016 m) – P.2083 (Furggi) – First (2184 m) – Gummihitta – P.2276 – Bachsee (P.2271) – Burgihitta – P.2436 – Reetihitta – Gassenboden (2552 m) – Faulhorn (2681 m)
Aufstieg: ca. 841 m
Abstieg: ca. 150 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 30 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 4 Std. 55 Min.

2. Tag: Faulhorn 2681 m – Schynige Platte 1967 m
Kurz vor acht Uhr der phänomenale Sonnenaufgang – alleine schon dieser speziellen Stimmung wegen lohnt sich ein Aufenthalt im Berghotel Faulhorn. Nach dem Frühstück der Abschied vom sehr netten Team und erst noch der kurze Aufstieg zum ein paar Meter höherstehenden Gipfel. 360°-Panorama vom Feinsten (siehe Bilder) – grosses Kino. Auch heute erwartet uns ein sonniger Tag. Um halb zehn Uhr starteten wir auf den Weiterweg mit dem Ziel Schynige Platte. Dem kurzen Abstieg folgte der Abzweiger nach Westen. Trotz der anfänglich etwas bedeckten Wetterlage genossen wir den ca. 2.5 km langen Höhenweg. Links die BO-Gipfelprominenz, rechts der Brienzersee und der dahinter verlaufende Brienzergrat – und im Rückblick das markante Faulhorn. Kurz vor der Winteregg (2571 m) wichen wir dieser nördlich aus. Nun folgte ein grösstenteils schneebedeckter Teil, der bei entsprechender Vorsicht gut zu laufen war (wenig Eis, guter Trittschnee). Bald folgte der Abstieg zum Berghaus Männdlenen, welches nach ca. 100 Hm erreicht war und auf einem Übergang steht. Hier Einkehr und zum Kafi der Genuss eines fabelhaft guten Schoggikuchens (fast schon ein grosses Praliné). War der bisherige Verlauf ohne Gegenverkehr, änderte sich dies nun. Auf der (schattigen) Strecke unterhalb der Felswände Indri Sägissa und Ussri Sägissa kamen uns dutzende Wanderlustige entgegen – meist einheimisch grüssend (grüessech). Bei Egg angelangt, dann wieder an der Sonne, war eine etwas steile, aber nicht ausgesetzte Stufe zu bewältigen. Hier nutzten wir eine besonders ruhige und aussichtsreiche Stelle für eine Rast. Nun folgte ein leichter Abstieg zum Güwtürli (2028 m), dann auf etwa gleichbleibender Höhe die Umrundung des Loucherhorn (2231 m). Anschliessend wenig exponiert in Richtung N und einige Meter aufsteigend zum Louchera Grätli (2020 m). Grandios der Ausblick auf Brienzer- und Thunersee und die nahen voralpinen Höhen (Augstmatthorn, usw.). Jetzt noch die kurze, laut Wegweiser 40 Min. dauernde Strecke bis zum Tagesziel. Der Wanderweg wurde breiter, schliesslich näherten wir uns einem der berühmten BO-Wanderziele. Nach kurzem Wiederaufstieg erreichten wir die Bergstation Schynige Platte. Gerade rechtzeitig, um in einen bereitstehenden (musealen) Zug mit offenen Wagen einzusteigen und eine eindrückliche Talfahrt nach Wilderswil hinunter zu erleben (Abfahrt 14:21 Uhr).

Parameter 2. Tag:
Tour-Datum: 13. Oktober 2019
Schwierigkeit: T2 (wenige Abschnitte T3 Faulhorn bis Berghaus Männdlenen)
Strecke: ca. 12.2 km, Faulhorn (2681 m) – P.2567 – P.2522 – P.2521 – P.2503 – Berghaus Männdlenen (2344 m) – Gotthard P.2276 – P.2213 – Egg P.2126 – P.2066 – Güwtürli (2028 m) – Lauchera Grätli (2029 m) – Oberberg – Schynige Platte (Bergstation, 1967 m)
Aufstieg: insgesamt ca. 223 m
Abstieg: insgesamt ca. 938 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 25 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 4 Std. 25 Min.

Fazit:
Eine mässig fordernde, genussvolle Zweitagestour – ein Muss im Leben eines Bergwanderers…

Wetterverhältnisse:
An beiden Tagen mit ziemlich sonnigem Herbstwanderwetter (Tagestiefsttemperaturen 6 bis 8°, Tageshöchsttemperaturen bis 14°, mässig störender Wind aus W/SW (bis 40 km/h).

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Zwei Tage auf den Spuren der Walser (Val Formazza)

Die Geschichte der Walser fasziniert; auf deren Spuren zu wandern, führte uns vom Tessin über den Griespass in die italienische Region Piemont ins Val Formazza (deutsch: Pomatt). Richi’s Idee und ein von ihm aufbewahrter Zeitungsbeitrag aus dem Jahre 2012 waren die Grundlage für unsere zweitägige Wandertour. Zwar haben wir keine Walser angetroffen, welche noch «Pomatter Titsch» sprechen. Immerhin sind in diesem Tal aber die meisten Örtlichkeiten und Lokale zweisprachig angeschrieben. Grund genug, es im folgenden Bericht auch so zu halten.

1. Tag: Alpe Cruina – Cornotal – Griespass – Val Formazza/Pomatt – Ponte/Zum Schtäg)
Anreise bis Airolo am Vorabend; Übernachtung im Hotel Forni (gegenüber Airolo Stazione). Die Haltestelle Cruina (2035 m) an der Nufenenpassstrasse im Val Bedretto erreichten wir mit dem Postauto ab Airolo Stazione nach 30 Min. Fahrzeit kurz vor neun Uhr. Von dort stiegen wir in 55 Minuten zur auf 2333 m.ü.M stehenden Corno Gries-Hütte SAC (auch «Alpenraumschiff» genannt). Erst dort genossen wir den Startkafi – bei formidablem Herbstwanderwetter übrigens. Das Val Corno, das sich von der Hütte bis zum Cornopass hinzieht, ist landschaftlich und geologisch hochinteressant. Kurz vor dem Griespass der fast schon malerische Griessee (ein Stausee, 2386 m) am Rande der Gletscherwelt. Zwischen Nufenenpass und Val Formazza/Pomatt erinnert wenig an das Tessin, wie man es sich landläufig vorstellt. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist diese Gegend ein spektakulärer Teil des Südkantons. So wanderten wir also gestärkt weiter, um über die nächsten 2.2 km ca. 180 Hm aufzusteigen. Ein paar Meter über dem grünblau leuchtenden Lago del Corno hielten wir uns an der Verzweigung links (rechts ginge es in Richtung Mändeli nahe der Staumauer und über den seit 2017 wegen Steinschlag gesperrten Wanderweg zum Nufenenpass). Hier befanden wir uns auf dem auf der Kantonsgrenze TI/VS liegenden Cornopass (2485 m); vor uns der Stausee, dahinter der Griesgletscher mit den Gipfeln Rothorn, Blinnenhorn, Klein Blinnenhorn, und links das mächtige Bättelmatthorn (3044 m). Hier fällt sofort auf, dass der nördliche Strom des Griesgletschers nicht (mehr) mit dem Hauptstrom zusammenfliesst. Eindrücklich auch das Panorama bis hin zu den Berner Hochalpen (Lauteraarhorn bis Sidelhorn). Nach wenigen hundert Metern und leichtem Abstieg erreichten wir den Griespass (2458 m), ein Saumpass, welcher auf der Landesgrenze CH/I liegt. Hier öffnet sich der Blick nach Süden, beispielsweise zum Rif. Città di Busto CAI (2482 m) und zum direkt dahinterstehenden Corno di Ban (3028 m). Unter uns die Schwemmebene Valle del Gries mit dem Rio del Gries und der Alp Bättelmatt. Wenige Schritte und etwas tiefer liegend machten wir den kurzen Abstecher zur westlich gelegenen Kapelle, welche drei verunglückten Pfadfindern gewidmet ist und auch als Biwak für vier Personen dient. Die (offene) Hütte kam uns gerade recht, um vor dem starken Südwind geschützt zu rasten (gegen Entrichtung eines angemessenen Obulus). Jetzt der steile Abstieg zur Bättelmatt hinunter, wo über eine Strecke von 2 km 360 Abstiegsmeter zu bewältigen waren – ziemlich steil also, aber gut zu begehen. Wir näherten uns dem Stausee Lago di Morasco, bis zu dessen Mauer aber nochmals 200 Hm Abstieg zurückzulegen waren. Der Zugang zur am nördlichen Zufluss über den See gespannten Hängebrücke ist nicht öffentlich (Eigentum der ENEL). Entlang des Sees erreichten wir rasch die Mauer, von wo zum Weiler Morasco abgestiegen wird. Jetzt noch einen knappen Kilometer bis Riale/Z’Chärbach, einem (musealen) Dörfchen mit hübschen Walser Häusern. Hier steht unübersehbar ein Restaurant mit grossem Garten und dem Namen «Walser Schtuba» – gerade richtig, um unseren Durst zu löschen (kritische Bemerkung: in Sachen Gastfreundschaft hat die Beiz viiiiel Potenzial nach oben☹ – je eine halbe Stunde Wartezeit für Bestell- und Zahlvorgang!). Wir zogen weiter, nach Überquerung der Fahrstrasse links über die Brücke beim Aalts Dorf vorbei. Auf diesem flachen Abschnitt spazierten wir (immer noch locker…) weiter, um über einen kurzen Abstieg La Frua/Uf ä Frütt zu erreichen. Hier folgte der nächste (touristische) Höhepunkt: die Cascate del Toce/Tosafälle; 143 m stürzt das Wasser des Toce ab über eine enge Talstufe hinunter – wirklich sehenswert! Heute Samstagabend werden die Wasserfälle sogar illuminiert und musikalisch beschallt – ohne uns. Vor uns liegen noch mehr als 5 km, zuerst aber der steile und steinschlaggefährdete Abstieg seitlich der Wasserfälle. Vorbei an Sotto Frua/Under Frütt, vorbildlich markiert, weiter bis zur Siedlung Canza/Fruduwald (1412 m), welches wir westlich des Bachs passierten. Vorbei an Grovella/Gurfälu verpassten wir kurz vor Brendo/In dä Brendu eine Abzweigung; direkt vor dem grossen Gebäude des EW korrigierten wir, um die letzten vierhundert Meter bis zum Tagesziel nicht ganz ungefährlich auf der Strasse abzulaufen. In Ponte/Zum Schtäg standen wir fast schon unvermittelt vor dem gegenüber der Kirche liegenden Albergo Ristorante Edelweiss. Kurz nach 18 Uhr eintreffend, wurden wir sehr gastfreundlich empfangen. Die Zimmer verfügen über allen nötigen Komfort, vor allem über die sehnlichst erwarteten Duschen. Sich hinzulegen musste warten, denn schliesslich erwartete man uns um ca. 19 Uhr zum Apéritif und Abendessen. Was uns hier geboten wurde, war beste regionale Küche (z. B. Affettati misti, leckere Gnocchi und Taglierini, Brasato con Polenta, Crostata, und natürlich passende Weine). So wunderte es nicht weiter, dass wir erst gegen elf Uhr in die Heia gefallen sind.

Parameter 1.Tag:
Tour-Datum: 21. September 2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: ca. 21 km, ab Haltestelle Cruina (2035 m) – Corno Gries-Hütte SAC – Cornopass – Griespass (2458 m) – Bättelmatt – Lago di Morasco – Riale/Z’Chärbach – Cascata del Toce/Tosafälle – Sotto Frua/Under Frütt – Ponte/Zum Schtäg (1280 m)
Aufstieg: ca. 680 m
Abstieg: ca. 1420 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 6 Std. 10 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 9 Std. 10 Min.

2. Tag (Ponte/Zum Schtäg – Guriner Furggu – Bosco Gurin)
Das mit der «ruhigen und erholsamen Nacht» traf voll zu. Frühmorgens der Blick zum Fenster hinaus: trist das Wetter, unsere Stimmung dennoch im Hoch! Das Frühstück leider nicht vor acht Uhr möglich, was uns verwunderte. Eigentlich wollten wir früher starten, weil am zweiten Tag 1200 Aufstieg und 1000 m Abstieg gefordert waren und wir gerne um 14:35 Uhr das Postauto in Bosco Gurin erreichen wollten. Und: heute wie angekündigt (aber nicht erhofft) ein feuchter Tag – zum Glück ohne grosse Niederschläge. Um 08:15 Uhr konnten wir starten. Die ersten 4 km flaches (fröhliches) Einlaufen bis Fondovalle/Stafelwald. Dann begann der wirklich fordernde Abschnitt: über etwas mehr als 4 km 1200 Aufstiegsmeter – für Marathonmann Richi kein Problem, für mich doch happig (nach dem gestrigen Tag…). Bis zur Alpe Stavello (1594 m) ein gut markierter und schön angelegter Aufstieg, auf Serpentinen gewannen wir rasch an Höhe. Das Gelände wurde steiler und unruhiger (felsige Abschnitte), entlang dem Torrente Ribo wirklich in direkter Linie, ab und zu den Bach querend (trockenen Fusses möglich). Dann auf ca. 2000 m.ü.M. eine markant markierte Verzweigung, geradeaus zur Hendar Furggu, rechts eine Felswand unterquerend eine leichte Kletterstelle (T3), danach hoch bis zu einer Rinne, diese hoch bis P.2353 m, dem heute höchsten (namenlosen) Punkt mit Kreuz. Wegen des Nebels ohne Sicht auf die vermuteten benachbarten Gipfel (links Martschenspitz, rechts Ritzberg). Im Schutz der Felsen fanden wir einen Platz für unsere Mittagsrast und etwas Erholung – schliesslich waren wir ziemlich sportlich unterwegs, jedenfalls weit unter den Zeitvorgaben (4 Std. ab Fondovalle/Stafelwald). Auf dem Weiterweg, 25 Min. bis zur 30 Hm tieferliegenden Guriner Furggu,  waren noch einige rutschige Steilhänge zu queren (>T3). Kurz vor dem Übergang das auf italienischer Seite gelegene, im Nebel ansatzweise zu sehende, namenlose Seelein. Genau auf dem Übergang hat uns die Schweiz wieder. Nichts wie weiter, fast schon im Direktabstieg. Oberhalb der Grossalp suchten wir vergebens nach der Bergstation des Sessellifts, der uns nach Bosco Gurin hinunterbringen sollte. Nur von weitem war zu erkennen, dass die Anlage (entgegen der im Internet publizierten Betriebszeiten) nicht lief. Wenig tröstlich: bald einmal war die Cap. Grossalp UTOE erreicht. Laute Musik, leise Gastfreundschaft, keine Gäste; der Hüttenwart ziemlich forsch abweisend, so dass wir unser Vorhaben, seine Kunden zu werden, abbrachen. Weiter absteigend über Naatscha erreichten wir vom Nieselregen mittlerweile etwas durchnässt endlich das im Nebel liegende schöne Walserdorf Bosco-Gurin kurz vor 15 Uhr. Zu spät für die geplante Postautoabfahrt. Macht nichts – dachten wir – schliesslich wird es ein Gastronomie-Angebot geben. Nur: die öffnen ihre Küchen allesamt wie abgesprochen erst um 19 Uhr(!) – Gastfreundschaft sieht anders aus. In einem Hotel-Restaurant wollte man uns nicht einmal kalte Plättli servieren. Kaffee, Tee, Kuchen mussten ausreichen. Bis zur nächsten Postautoabfahrt um 16:40 dauert es etwas. Also diente uns die Absteige wenigstens als ziemlich luxuriöse Umkleide – nasse Kleidung gegen trockene. Negativ beeindruckt verliessen wir diesen schönen Ort, um nach 4 Stunden Reise Airolo wieder zu erreichen. Im Hotel/Restaurant Forni genossen wir um 20:45 Uhr warme Küche vom Feinsten, bevor wir von unserem Schofför Richi nach Hause gegondelt wurden.

Fazit:
Eine fordernde und genussvolle Zweitagestour, Bilderbuchwetter am ersten Tag, suboptimales Wetter am 2. Tag. Zusammen mit Susanne und Richi erlebten wir ein wunderbares (gell Doris…) und unvergessliches Wanderwochenende – ein herzliches Dankeschön für eure freundschaftliche Begleitung.

Wetterverhältnisse:
Am ersten Tag wolkenlos und sonnig bei ca. 10 bis 18°, an exponierten Lagen kräftiger Wind aus SW, am zweiten Tag grau, feucht und nieslig, 8 bis 13°, wenig Wind.

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter 2. Tag:
Tour-Datum: 22. September 2019
Schwierigkeit: T2 (Stellen T3 ab ca. 2300 m.ü.M. bis Guriner Furggu)
Strecke: ca. 13.3 km, ab Ponte/Zum Schtäg (1280) – San Michele/Tuffaled – Fondovalle/Stafelwald (1219 m) – Alpe Stavello (1594 m) – P.2353 m – Guriner Furggu (2323 m) – Grossalp – Bosco Gurin (1503 m)
Aufstieg: insgesamt ca. 1200 m
Abstieg: insgesamt ca. 1000 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std. 30 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 6 Std. 15 Min.

Lukmanierpass – Capanna Bovarina – Pass Cristallina – Sogn Gions

Wieder einmal lockte eine zweitägige Hüttentour in einem für uns unbekannten Gebiet an der Grenze GR/TI.

1. Tag (Lukmanierpass – Capanna Bovarina UTOE)
Ab Haltestelle Pardatsch Dadens erreichten wir mit dem Postauto den Lukmanierpass nach zehnminütiger Fahrzeit kurz vor elf Uhr. Den Startkafi genossen wir auf der Hinfahrt bereits in Disentis, also starteten wir um 11 Uhr. Gleich gegenüber dem Ospizio del Lucmagn wurden wir auf den richtigen Weg gewiesen: Laufzeit bis zum Tagesziel ca. 3 Stunden. Erst führte die Wegspur in östlicher Richtung über Alpweiden, anfänglich leicht, und bald einmal stärker steigend – die Sonne voll im Gesicht. Bei P.2156 (I Traversoni) dann eine erste Kehre und wenig später eine zweite. Zur linken der Cima del Moro (2522 m), den wir unterquerten. Nach der Überquerung einer grossen Runse wurde der Weg etwas ruppiger, nie aber ausgesetzt. Nach 75 Min. erreichten wir die Foppa die Negra (knapp 2400 m) – mystische Stimmung hier oben: leichte Nebelschwaden drückten vom Tal hinauf und packten die eigenartig geformten schwarzen Felsbrocken (Gana negra) ein. Die Höhe haltend, erreichten wir eine halbe Stunde später den Passo di Gana Negra, von wo auch in Richtung Olivone abgestiegen werden könnte. Wir hielten weiter nach Osten, um an einem hübsch gelegenen Seelein zu rasten – die grandiose Aussicht zu den Adula-Alpen mit dem dominanten Rheinwaldhorn/Adula (3402 m) geniessend. Über unseren Köpfen heftiger Lärm: die vielen Bergdohlen fühlten sich bedroht von einem kreisenden Adlerpaar. Vor uns eine kleine Schwemmebene, dann begann der Abstieg von ca. 560 Hm über die Alpe di Bovarina zur Hütte. Unterwegs immer wieder diese schwarzen Brocken, herbstlich gefärbte Natur, hübsche Seelein – das letzte und schönstgelegene unmittelbar oberhalb der Alpgebäude. Hier bemerkten wir, etwa 150 m zu weit nach Süden gelaufen zu sein, weshalb wir  ohne Wegmarkierungen auskommen mussten. Egal, nach ein paar Metern auf der Alpstrasse erreichten wir wieder den WW und die Brücke über den Ri di Gana Negra. Jetzt noch ca. 1 km bis zum Tagesziel, welches wir um 15 Uhr erreichten. Eine recht einsame Tour (gerade mal 4 Personen angetroffen) fand einen schönen Abschluss. Vom Hüttenwartspaar Yvonne und Loris freundlich begrüsst, bezogen wir unser Lager (4 Betten für uns!). In der heute Sonntag nur mit 9 Gästen besetzten Hütte (40 Plätze) genossen vier den späten Nachmittag und später die nette Tischgesellschaft (alles Deutschschweizer…), und zum Abschluss das Abendessen.

2. Tag (Capanna Bovarina UTOE – Pass Cristallina – Sogn Gions)
Wir erlebten eine ruhige und erholsame Nacht. Nicht zu früh, kurz vor 7 Uhr, Tagwacht und anschliessend Frühstück. Was für ein Panorama präsentierte sich: die Adulaalpen und der Luzzone-Stausee im Osten, und hinter der Capanna der nicht mehr ganz volle Mond. So fühlten wir uns total motiviert, ein zweiter toller Wandertag vor uns! Kurz vor neun Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Pass Cristallina, gut markiert und nicht zu verfehlen. Nach einer kurzen Walddurchquerung hielten wir in Richtung N (nun voll an der Sonne), unter uns das Val di Campo, über uns die Cima della Bianca (2893 m) resp. deren östliche Ausläufer. Dort wo das Wasser des kleinen Val d’Inferno(!) herunterfloss, hielten wir nach O um dann oberhalb des Alpgebiets Orlone ziemlich steil und direkt aufzusteigen (Gebiet Céti Buair), bis zum Lago Retico immerhin 400 Hm über eine Strecke von 1.5 km. Hier rauf zu keuchen sollte uns recht sein, hatten wir doch die Energiezufuhr des Vorabends und des Frühstücks zu verbrennen. Auf einer Höhe von 2372 m dann die erste Offenbarung heute: der Lago Retico – was für ein wundervoller Bergsee! Zwei Fischer versuchten gerade Trotte zu fangen, während uns ihr beeindruckender Pastore Svizzero (kein Priester!) freundlich beschnupperte. Nach der östlichen Umrundung des Sees der kurze Aufstieg zum Pass Cristallina (2399 m), wo eine längere Trinkpause angesagt war. Schliesslich galt es vom Adula-Panorama Abschied zu nehmen und den Blick ins sich nordseitig ausbreitende Abstiegsgelände zu geniessen. In achthundert Meter Luftlinie leuchtete der etwa 100 Hm tiefer liegende Bergsee namens Laiets. Bis dorthin war der Abstieg blockig, aber gut markiert (wrw). Nach dem Laiets dann eine ziemlich ruppige Steilstufe, wo auch mal die Hände (anstelle der Stöcke) gebraucht wurden. Im Plaun Grond (2141 m), einem riesigen Kessel gleich, genossen wir die Mittagsrast, umrundet von einer mächtigen Felswand. Ab hier wurde das Gelände etwas weniger felsig, aber noch immer steil. Entlang einem Weidezaun (Warnung vor Herdenschutzhunden, die wir nicht zu Gesicht bekamen) stiegen wir weiter ab bis Stavel dil Laiets (2059 m), einer Wehr der Axpo, wo das Wasser in die Schlucht Bucca digl Uffiern abstürzt. Über eine neugebaute Brücke mit Blick ins wilde Val Uffiern gelangten wir auf die unbefestigte Fahrstrasse, um in leichtem Wiederaufstieg bis Stavel digl Uffiern. Über zwei Kehren erreichten wir schliesslich das Gebiet Landschems, wo sich die Bäche des Val Casatscha und des Val Uffiern zum Rein da Cristallina vereinen. Jetzt hatten wir den nicht gerade knieschonenden Teil unseres Abstiegs hinter uns. Der Weiterweg durch das offene Val Cristallina zog sich dann noch etwas hin: ca. 3.5 km, aber nur noch ca. 100 Hm. Vorbei an vielen militärischen Anlagen und an der schön gelegenen Alp Cristallina (leider keine Alpbeiz😴, aber eine friedliche Muttertierherde), erreichten wir zügig den Endpunkt unserer Zweitagestour – den kurz vor der Lukmanier-Passstrasse gelegenen Parkplatz Pardatsch Dadems.

Wichtig:
Das Val Cristallina ist EMD-Versuchsschiessplatz; über Sperrzeiten sollte man sich unbedingt vor der Tour informieren: Koord Absch 32 / armasuisse +41 58 480 23 32

Fazit:
Eine recht einsame zweitägige Hüttentour im schönen und wilden Grenzgebiet der Kantone Ticino und Graubünden – sehr zu empfehlen!

Wetterverhältnisse:
An beiden Tagen sehr sonnig, am SO mit leichter Bewölkung, am MO ungetrübt, trocken, angenehme 12 bis 24°, unterwegs je nach Exposition kaum störender Wind aus Südost (herbstliches T-Shirt-Wetter also!).

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 15./16. September 2019
Schwierigkeit: T2 (Stellen T3 ab Pass Cristallina)
Strecke: total 22 km, davon am 1. Tag 9 km ab Lukmanierpass (1920 m) – Passo di Gana Negra (2434 m) – Alpe Bovarina – Capanna Bovarina UTOE (1870 m), am 2. Tag 13 km ab Capanna Bovarina UTOE – Lago Retico (2372 m) – Pass Cristallina (2399 m) – Laiets (2307 m) – Plaun Grond (2141 m) – Stavel dil Laiets (2059 m) – Stavel digl Uffiern (1976 m) – Landschems – Val Cristallina – P Pardatsch Dadens (1559 m)
Aufstieg: insgesamt ca. 1152 m (1. Tag 539 m, 2. Tag 613 m)
Abstieg: insgesamt ca. 1470 m (1. Tag 574 m, 2. Tag 896 m)
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 7 Std. 25 Min. (1. Tag: 3 Std. 10 Min, 2. Tag: 4 Std. 15 Min.)
Laufzeit mit Pausen: total ca. 10 Std. 15 Min. (1. Tag: 4 Std. 15 Min, 2. Tag: 6 Std.)

Tour de l’Argentine VD

Die Idee einer Bergwanderung in dieser uns unbekannten Alp- und Berglandschaft schwirrte schon länger in unseren Köpfen rum. Das für Mittwoch angekündigte Schönwetterfenster begünstigte unsere Spontanentscheidung. Die enge Fahrstrasse hoch bis zur Alp Solalex (Gemeinde Bex) endet hier und wir parkierten gebührenpflichtig. Mittlerweile war es Mitte des Nachmittags und es musste noch vor wenigen Minuten geregnet haben; nun war es trocken und die ersten Sonnenstrahlen sorgten für wohltuende Erheiterung. Die vermuteten mächtigen Berge (Les Diablerets im Norden, Arête de l’Argentine im Süden) hüllten sich in dunkle Wolken. Nach einem Start-Tee zogen wir los: auf unbefestigtem Fahrweg in Richtung Alp Anzeinde. Unter dem wolkenverhüllten Les Diablerets-Massiv waren über drei Kilometer etwa 420 Hm aufzusteigen. In diesem engen, steilen, schluchtartigen Gelände sollte man sich nicht unnötig lange aufhalten, vor allem bei Gewittergefahr. Der wilde L’Avonçon de l’Anzeinde hinterlässt jede Menge Geröll und Blocks; die von den Flanken herunter reissenden Runsen machten gehörig Eindruck – also schnell durch! Nach einer Stunde öffnete sich das Gelände zur Alp Anzeinde. Freundliche und gwundrige Muttertiere und auch die Sonne empfingen uns. Wenige Meter weiter unser Logis: Refuge Giacomini. Von Patron Rodolphe Muller wurden wir freundlich empfangen und eingewiesen. In dieser sehr empfehlenswerten Unterkunft wurden wir mit einem vorzüglichen Nachtessen verwöhnt. Erwartungsvoll legten wir uns zur Ruhe. Zum Frühstück dann die vom Patron in Aussicht gestellte Überraschung: schönstes Wetter auf dieser wunderbaren Hochebene. Und rundherum diese schönen Berge (Les Diablerets, Arête de l’Argentine). So loszulaufen ist unglaublich motivierend! Adieu Refuge Giacomini! Wenige Meter oberhalb führte der Wanderpfad links an der unbewarteten Cabane Barraud CAS vorbei. Auf dem mässig steigendem Weg wurden wir von fröhlich galoppierenden Viechern begrüsst. Nach etwa vierzig Minuten war der heute höchste Punkt, der Col des Essets, erreicht. Vor uns weitete sich der Blick, zur linken der massige Grand Muveran, geradeaus die Gipfel der Dents du Midi, rechts der zu umrundende Arête de l’Argentine. Der Abstieg zur etwa 250 Hm tiefer liegenden Alp (Plan des Bouis) verlangte etwas Vorsicht, weil ruppig und mit grossen Tritten versehen. Wunderschöner Kalkstein-Karr und (noch) viele blühende Blumen. Auf dem flachen Teil der Alp angekommen, stellten wir beruhigt fest, dass sich die Herden (und vor allem die zugehörigen Herdenschutzhunde) etwas oberhalb bewegten. 600 m vor La Vare hielten wir am markierten Wegpunkt nach rechts; hier könnte man auch bis zu den Alphütten von La Vare laufen, dort eine Suppe geniessen, und die Erhebung Les Confins zu umrunden. Oberhalb Les Confins durchquerten wir in leichtem Auf und Ab wunderbares Karrgelände. Bald war auch Les Etroits und dann der P.1759 erreicht; hier mündet auch der Aufstieg von La Vare. Der Weiterweg war nun vollständig einzusehen: über knapp 1 km resp. 240 Hm Aufstieg bis Sur Champ war der Lion d’Argentine (2273 m) zu unterqueren. Nicht sehr steil, aber an einigen Stellen war das Gelände plattig und steil abfallend. Auf Sur Champ angekommen, war es Zeit für eine ausgiebige Mittagsrast. Kein Kunststück, diesen sehr aussichtsreichen Punkt zu geniessen. Im Süden der Grand Muveran mit seinem kleinen Gletscherchen (Plan néve), im Westen die Dents du Midi, im Rhonetal St-Maurice und Monthey, nordwestlich der Genfersee, etwas weiter nördlich das nahe Villars-sur-Ollon.

Gut verpflegt machten wir uns daran, den kurzen, aber sehr steilen und wegen des Regens der vergangenen Tage rutschigen Abstieg von ca. 60 Hm zu bewältigen – vom über uns aufragenden Lion d’Argentine bewacht. Unterwegs bis zur La Motte wieder leicht aufsteigend, waren einige schiefrige Runsen zu queren. Stöcke sei Dank, gelang dies sicher. Bei La Motte wechselte die Richtung nach NO, erst leicht absteigend über Les Planards und danach über schönstes Wandergelände wieder aufsteigend bis zum Punkt Roc du Châtelet. Jetzt begann der etwa 2.3 km lange, etwas mühsame Abstieg. Gleich zu Beginn die unangenehme Schlüsselstelle: steil, feucht und schattig die sehr rutschige Steilstufe – die im Dreck liegenden Ketten würden zwar Sicherheit bieten, wir fanden aber den kraftvollen Einsatz unserer Stöcke wirkungsvoller. Abstürzen kann man hier nicht, aber Abrutschen wäre ebenso unangenehm. Alles ging gut, der weitere noch immer steile Abstieg führte durch Wald und über einige wenig Wasser führende, aber gfürchige Runsen. Nach einer knappen Stunde Abstieg erreichten wir den kurz vor Solalex liegenden Parkplatz und dreihundert Meter später die Alphütten und Wirtschaften. Im Garten des Restaurant Miroir d’Argentine genossen wir es, den Durst zu löschen, während der Logen-Blick hoch zu den eindrücklichen Miroirs de l’Argentine ging, wo im 6. Grad (nach UIAA-Skala) geturnt wurde (siehe Bilder).

Fazit:
Eine absolut faszinierende Rundtour in einer uns unbekannten Gegend – sehr lohnend! Und noch etwas: über die Klimabilanz unserer An- und Rückreise (mit dem Auto) wird sich die Klima-Gretel wohl kaum freuen. Aber mit den ÖV in diese sehr abgelegene und hinterste Ecke des Tälchens des L’Avonçon de l’Anzeinde zu reisen, bedürfte den doppelten Aufwand. Die Hin- und vor allem auch die gemütliche Rückreise (Villars – Col de la Croix – Col du Pillon – Simmental – Thuner-/Brienzersee – Brünigpass) haben wir trotzdem sehr genossen. Gleiches gilt für diese Zweitages-Wanderung.

Wetterverhältnisse:

Am 1. Tag bedeckt, aber trocken, am 2. Tag schönes Wetter bei einiger Quellbewölkung, keine Gefahr von Niederschlägen, ca. 15 bis 22°, Wind vernachlässigbar.

Hilfsmittel:
Stöcke (unbedingt), Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 13./14.08.2019
Schwierigkeit: T3
Strecke: 14.1 km, Solalex (1469 m) – P.1536 – P.1709 – Anzeinde (1873 m) – Refuge Giacomini (1893 m) – Übernachtung – Cabane Barraud CAS (1955 m) – Col des Essets (2029 m) – Boëllaire (1970 m) – Plan des Bouis – La Vare (Verzweigung vor der Alp auf ca. 1770 m) – Les Etroits – P.1759 – Sur Champ (1959 m) – La Motte (1940 m) – Les Planards (1985 m) – Roc du Châtelet (1856 m ) – Brücke über den L’Avonçon de l’Anzeinde (1425 m) – Solalex
Aufstieg: ca. 920 m
Abstieg: ca. -930 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 15 Min.

Gross Mythen 1898 m – wie immer keine einsame Tour

Anfahrt aus dem Zürioberland über den Seedamm Rapperswil SG – Pfäffikon SZ – Schindellegi – Einsiedeln – Alpthal – Brunni (gebührenpflichtiger Parkplatz bei der Talstation der Seilbahn zur Holzegg). In Biberbrugg wurden wir von Ruedi’s Schwester Lisebeth erwartet. Heute war wieder einmal (für uns zum siebten Mal) der grosse der Mythen angesagt. Für die Wandernovizin sollte es heute der erste Versuch sein…

Ab Brunni über die Forststrasse und später auf gutem Pfad über bestossenes Weideland erreichten wir nach gemütlichem Aufstieg die Holzegg. Nach dem Startkafi bis zur Einstiegstelle mit Lisebeth, die dann den Entscheid fällte, es (noch) nicht zu wagen – Respekt! Verständlich, denn hier erscheint der Berg tatsächlich als mächtiger Koloss. Ab Einstieg bei P.1491 beim Griggeli (die bekannte Geröllhalde) der bekannt ruppige, aber (fast) durchgehend mit fabrikneuen Ketten gesicherte Bergweg. Bei entsprechender Vorsicht und Trittsicherheit ohne besondere Schwierigkeiten zu begehen. Klar, über eine Strecke von 1.7 km und 46 Kurven sind 500 Hm Aufstieg zu bewältigen. Unterwegs Begegnung mit dem sympathischen (und fitten) Armin Schelbert «Der Mensch vom Mythen», nach seinen Aussagen heute zum dritten Mal im Abstieg – vielleicht sähen wir ihn heute nochmals, meinte er trocken. Den Aufstieg ab Holzegg bis zum Gipfel schafften wir Senioren in weniger als einer Stunde. Oben angekommen, verzichteten wir auf die Besteigung des eigentlichen Gipfels, weil dieser voll besetzt war. Was uns vor zwei Wochen auf der Hörnlihütte verwehrt war, genossen wir heute beim Bergrestaurant Grosser Mythen: Ghackets mit Hörnli und Öpfelmues! Der Abstieg zur Holzegg wegen der bekannten Gefahren nicht viel schneller als der Aufstieg. Und tatsächlich: ungefähr bei Kurve 25 schon wieder die Begegnung mit Armin Schelbert, heute zum vierten Mal im Aufstieg! Der 75jährige hat „seinen Berg“ schon über 3000mal bestiegen. Auf der Terrasse der Holzegg wurden wir von Lisebeth erwartet, die von einer Runde zur Rotenflue zurück war. Danke herzlich für die Einladung zu Glacé und so weiter. So gestärkt war der Restabstieg zum Ausgangspunkt Brunni reine Formsache.

Fazit:
Schön, dass wir auf dieser Tour heute (zumindest teilweise) von Lisebeth begleitet wurden – hoffentlich bald wieder einmal…

Wetterverhältnisse:
Freundlich (Sonne mit Restbewölkung), auf dem Gipfel angenehm (ca. 20°), ab und zu etwas die Aussicht trübende Bewölkung, windstill, im Abstieg dann schwülwarm.

Parameter:
Strecke: 7.4 km, Brunni (1102 m) – Verzweigung Zwyschet Mythen (Punkt 1234 m ) – Holzegg (1405 m) – Bergweg mit 46 (nummerierten) Kurven – Gross Mythen (1898 m) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: 790 m
Abstieg: 790 m
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 09:30 bis 16:00 Uhr

Zermatt 1|3: Oberrothorn 3413 m

Weg zur Freiheit – so wird die Tour vom Tourismusbüro Zermatt gepriesen. Und noch mehr Superlative: wandern auf dem höchsten Wanderweg in Zermatt. Der Ausblick auf 38 Viertausender ist eindrücklich. Am Wegrand stehen Skulpturen, die bergphilosophische Betrachtungen aufkommen lassen.

Ruedi’s fast ausgeheilte Verletzung vom Sturz am Stätzerhorn liess diese anspruchsvolle Bergwanderung heute zu. Für die ersten 900 Höhenmetern nutzten wir die U-Bahn ab Zermatt bis Sunnegga, und von dort die Gondelbahn nach Blauherd (2574 m). Höher ging nicht (wollten wir auch nicht…), denn die Luftseilbahn auf das Unterrothorn wird in diesem Sommer saniert (Permafrostschäden an den Stützen). Ab Blauherd wanderten wir gut markiert und leicht absteigend zum Stellisee hinunter (2537 m). Vor und hinter uns eine Kolonne der Volksrepublik China, viele zweifelhaft ausgerüstet, die meisten aber bewehrt mit ihren Deppenzepter. Beim Stellisee, diesem sagenhaften Photo-Hotspot, die obligatorischen Bilder mit dem im ruhigen Wasser spiegelnden Matterhorn. Nach dem Seelein der kurze Aufstieg in Richtung Berggasthaus Fluealp, von wo schon die Bässe dröhnten. Kurz davor folgten wir dem Wanderwegweiser nach Nord, nun steiler ansteigend. Über eine erste felsige Steilstufe (Gerber) und vorbei an wunderschönen und seltenen Blumen erreichten wir einen Wegpunkt bei ca. 2800 m, wo eine staubige und schuttige Baustellenpiste von Blauherd hochführte. Zum Glück durften wir Wanderwege nutzen. Über Roter Bodmen strebten wir dem Punkt Furggji (2982 m) zu. Hier überquerten wir die Baupiste um in Richtung Ost vorerst gemächlich weiter anzusteigen – vor uns der mächtige Viertausender Strahlhorn (4190 m) und das kecke Adlerhorn (3986 m). Zur Rechten der Findelgletscher und das Monte Rosa-Massiv. Ab ungefähr 3000 m.ü.M. änderte der Charakter abrupt: in Serpentinen waren mehr als 200 Hm zu bewältigen – über seilgesicherte Platten erreichten wir nahe dem P.3230 den Grat. Hier bot sich uns erstmals auch das Panorama zur Gipfelparade im Osten und Norden: Rimpfischhorn (4199 m) Allalinhorn (4027 m), Alphubel (4206 m), Täschhorn (4491 m), Dom (4545 m), und andere. Jetzt noch knappe 200 Aufstiegsmeter über teilweise wegloses Gestein unterhalb des Grats. Nach einer Laufzeit von etwa 2 Std. und 15 Min. erreichten wir den Gipfel zur Mittagszeit. Bei Windstille und angenehmer Temperatur genossen wir das wirklich phänomenale Panorama und eine ausgedehnte Gipfelrast. Das Oberrothorn (3413 m) verdient die eingangs erwähnten Attribute voll! Ob es tatsächlich 38 Viertausender sind? Wir haben sie nicht gezählt, aber ausgiebig bestaunt (siehe Bilder). Auch wenn wir im Aufstieg einsam unterwegs waren, bevölkerte sich der Gipfel, unter anderen durch eine lustige Drei-Generationen-Familie(!). Zeit für den Abstieg auf der bekannten Aufstiegsstrecke. Auf Furggji angelangt, verzichteten wir darauf, die leicht höher liegende Baustellenwüste auf dem Unterrothorn (3104 m) zu besuchen. Die im Abstieg sehr steile und staubige Baupiste weitgehend meidend, wanderten wir über Roter Bodmen bis zur auf etwa 2800 m liegenden Verzweigung (wo die bekannten Skipisten-Wegweiser «Blauherd», «Fluealp» und «Gant» stehen). Ab hier war Blauherd, die Rote Wäng unterquerend, in zwanzig Minuten zu erreichen, unter uns der Stellisee, wo sich noch immer viele Besucher tummelten. Ab Blauherd dann die Talfahrt nach Zermatt hinunter…

Fazit:
Eine wirklich eindrückliche Gipfeltour mit einem 360°-Panorama, wie es nicht zu überbieten ist.

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, unten heiss, oben erträglich (ca. 15°), schönstes Hochsommerwetter, praktisch windstill.

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 22. Juli 2019

Schwierigkeit: T3
Strecke: 11.7 km, Blauherd (2574 m) – Stellisee (2537 m) – Fluealp – P.2674 – Gerber – Roter Bodmen – Furggji (2982 m) – P.3230 – Oberrothorn (3413 m) – Abstieg auf gleicher Strecke bis Verzeigung unterhalb Roter Bodmen – Röte Wäng – Blauherd
Aufstieg: ca. 900 m
Abstieg: ca. -870 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 55 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 14:50 Uhr

Stätzerhorn/Piz Raschil 2574 m

Das Stätzerhorn sollte nur der Anfang sein – geplant war der Grat über Fulaberg (2574 m) – Fulhorn (2528 m – Fulbergegg (2447 m – Alp Pradaschier, und von dort mit dem Sessellift nach Churwalden hinunter zum Ausgangspunkt zurück. In Churwalden bestiegen wir also die Gondelbahn, welche uns zum fast 700 m höher gelegenen Startpunkt Heidbüel (1925 m) brachte. Hier starteten wir um 09:15 Uhr die Wanderung im Wissen um die für den Nachmittag angesagte Gewittergefahr. Das Stätzerhorn würden wir allemal schaffen, einmal oben, würden wir dann über den weiteren Verlauf entscheiden. Der Blick nach oben zeigte im Bereich des Fulhorn sogar noch einen verwächteten Grat (der wohl umgangen werden kann).

Gleich hinter der Bergstation auf Heidbüel begann der Aufstieg durch die Alpenrosenbüsche. Der auf 2096 m stehenden Bergstation einer Skiliftanlage wichen wir nordwärts aus. Entlang des Stätzerbach der gemächliche Aufstieg im Stätzer Täli. Hier oben begrüssten uns erste Munggen-Familien, die uns unerschrocken beobachteten. Den paar Schneefeldern konnten wir entweder ausweichen oder sie waren unkritisch (weil nicht steil) zu begehen. Auf einer Höhe von ca. 2250 m näherten wir uns grösseren und steileren Altschneefeldern, welche die Markierungen überdeckten. Mangels klarer Wegspuren hielten wir direkt auf die über uns lagernden Blocks zu in der Absicht, den Schnee möglichst oberhalb zu umgehen. Zum Trost: wir waren nicht die einzigen Berggänger, welche sich in der Weglosigkeit als Pfadfinder übten. In einer etwas ausgesetzten blockigen Querung dann das Missgeschick: ein als stabil eingeschätzter Stein kippte weg, und ich (Ruedi) mit ihm. Der Sturz talwärts in diesem ruppigen Gelände setzte Prellungen und Schürfungen ab an Kinn, linkem Knie und Unterschenkel. Nochmal gut gegangen… Einer Verschnaufpause folgte nun der weitere Aufstieg, zum Glück bald wieder auf sicherer Unterlage auf dem wieder gefundenen Aufstiegspfad. Noch etwa 140 Hm steiler Aufstieg bis zum Gipfel – ausreichend Zeit, um sich über die dem Gipfel folgende Gratwanderung Gedanken zu machen. Kam dazu, dass mittlerweile das Blau dem Grau gewichen ist – Anzeichen der angesagten Gewitterfront? Nach knapp zwei Stunden war der aussichtsreiche Gipfel erreicht. Doris war schon klar, was mir Sturgrind (noch) nicht klar sein durfte – mit der Gratwanderung wird heute nichts! Die mir für heute abhanden gekommene Trittsicherheit liess es nicht zu. Hinzu kam noch die Gewittergefahr; bei Donnerwetter auf einem Grat zu stehen wäre definitiv zu gefährlich. Für eine Gipfelrast war es noch zu früh, also entschieden wir uns für den Abstieg auf gleicher Strecke. Auf den oberen 150 Hm steil, geröllig und etwas rutschig, erreichten wir bald die ominöse Umfallstelle. Von oben war der weitere Wegverlauf besser zu erkennen, also hielten wir nun einige Meter nach unten, diesmal den Schnee unterquerend. Das eine grössere Altschneefeld musste dennoch gequert werden, zwar steil und deshalb etwas heikel, weil eventuell mit Wasser unterspült. Vorsichtig querten wir, allerdings ab und zu bis zum Oberschenkel einsinkend. Geschafft! Der Rest bis zum Stätzerbach und das Stätzer Täli hinunter dann ohne weitere Schwierigkeiten – von den sich nun stärker bemerkbar machenden Schmerzen Ruedi’s mal abgesehen. Um halb zwei wieder bei der Bergstation auf Heidbüel angekommen, zeitig also. Obwohl nun wieder blauer Himmel, der uns zur Einkehr am Kiosk beim schön und nahe gelegenen Speichersee motivierte. Ein versöhnlicher Abschluss!

Fazit:
Eine schöne Gipfeltour mit teilweise etwas trickigen Stellen – die Gratwanderung holen wir später bestimmt mal nach…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, im Verlauf der Tour zunehmend bedeckt, ca. 15 bis 22°, mässiger Wind aus SW.

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 6. Juli 2019
Schwierigkeit: T3
Strecke: 7.3 km, Bergstation Heidbüel (1925 m) – Stätzer Täli – Stätzerhorn/Piz Raschil (2574 m) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 640m
Abstieg: ca. -640m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 09:15bis 13:30Uhr