Archiv der Kategorie: Graubünden

Schneeschuh-Tourenwoche 2021 Val Müstair 2|5: Lü – Lai da Valpaschun – Fuldera

Das sich für die kommenden Tage eintrübende Wetter, und die hohe Lawinengefahr, bestimmten die Wahl für die heutige Tour. Auch wenn dadurch die Möglichkeiten etwas eingeschränkt waren, attraktiv und zahlreich waren sie allenthalben. Der Postauto-Sonderkurs brachte uns hinauf nach , unsere Tour starteten wir unmittelbar bei der Postautostation. Entlang der Alpstrasse wanderten wir auf einer weit nach O ausholenden Kurve auf einer Höhe von 2150 m.ü.M. zur nächsten Kurve unterhalb der Lawinenverbauungen bei Prà Sech. Hier stellte Severin sein Fernrohr auf, und wir konnten in ca. 350 m Luftlinie das in den Felsen kletternde Wild (Gämsen und Steinböcke) beobachten – Spektakel pur! Auf der Alpstrasse weiter, erreichten wir bald die Gebäude der Alp Valmorain und 40 Hm weiter oben die Alp Tabladatsch. Hier gönnten wir uns eine Verpflegungspause und warteten erfolglos auf den Vorbeiflug eines Bartgeiers – wie schon im Januar 2020 geschehen. Nach dieser Pause zogen wir weiter, auf eigener Spur und ungefähr entlang des Sommerwanderwegs in Richtung Lai da Valpaschun. Das Seelein war unter Eis und Schnee, dessen Umrisse lediglich am Zaun zu erkennen. Ab hier wurden wir über einen steilen Hang hinuntergeführt, entlang der Wildruhezone zur Alp Sot. Unterhalb des Alpgebäudes erreichten wir den Sommerwanderweg nach Urschai. Kurz vor dem ersten Haus endete die Wildruhezone Schaibias, und wir konnten in der Falllinie nahe eines Bachs «absurfen». Wenige Hm weiter unten – noch immer am Rand der Wildruhezone – änderten wir die Richtung, um zum westlich gelegenen Lü zu gelangen. Kurz vor , dort wo die Wildruhezone endete, hielten wir in Richtung des ersten Hauses, um durch knietiefen Schnee zum an der Strasse nach Lü gelegenen P.1878 zu gelangen. Etwas oberhalb und parallel der Strasse querten wir im steilen Gelände Richtung O, um bei P.1799 die Strasse zu überqueren. Der folgende Schlussabstieg (150 Hm) über den noch unverspurten Steilhang bei L’Aqua hinunter bis zur Brücke Il Rom war besonders reizvoll. Schon war die Langlaufloipe in der Ebene bei Fuldera Dora erreicht. Nach wenigen Schritten schloss sich unsere Runde direkt bei unserem Domizil. Nun waren wir nicht mehr zu halten – schliesslich standen Zwetschgenkuchen, Kafi, Tee usw. auf dem Programm…

Fazit:
Eine im Vergleich zum Vortag gemütliche, einsame Tour mit spannender Wildbeobachtung.

Wetterverhältnisse:
Freundliches Winterwetter, teilweise sonnig, zeitweise eingetrübt und bewölkt, Temperaturen im Bereich -12 bis -4°, mässiger Wind. Wiederum beste Schneeverhältnisse (viel Pulver, geschätzte 1 bis 1.5 m), Gelände unverspurt…

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Schaufel/Sonde, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 3, erheblich

Parameter:
Tourdatum: 12. Januar 2021
Schwierigkeit: WT2
Hinfahrt: Postauto-Sonderfahrt Fuldera – Lü
Strecke: 10.8 km: Lü (1920) – Bos-chetta – P.2081 – Multa Naira – Alp Valmorain (2193 m) – Alp Tabladatsch (2241 m) – P.2169 – Lai da Valpaschun – Alp Sot (2060 m) – Urschai (2011 m) – obere Grenze Wildruhezone Schaibias – P.1878 (kurz vor Lü) – P.1799 (Überquerung Strasse nach Lü) – L’Aqua – Brücke Il Rom – Fuldera
Aufstieg: ca. 520 m
Abstieg: ca. -830 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 10 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 15:45 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2021 Val Müstair 1|5: Cima del Serraglio (Nordgipfel) 2633 m

Wie schon im Januar des Vorjahres reisten wir in die Januar-Tourenwoche. Unterkunft und Verpflegung im Landgasthof und Hotel Staila Fuldera liessen auch diesmal keine Wünsche offen, und das angebotene Programm mit fünf geführten Tagestouren versprach einige witterungsbedingt und wegen der erheblichen Lawinengefahr eingeschränkte Gipfelerlebnisse. Nach Eintreffen der 20 TeilnehmerInnen am späten Sonntagnachmittag wurden wir begrüsst von unseren fünf Tourenleitern Heinz, Severin, Reiner, Suse und Roland. Wir teilten uns corona-konform in fünf feste Gruppen auf. Und die äusseren Bedingungen waren ausgezeichnet, viiiiiel Schnee, Temperaturen jeweils deutlich unter der Nullgradgrenze.

Montag, 1. Tourentag:
Wegen der für morgen angekündigten Wetterverschlechterung entschieden wir, diesen tollen Wintertag für eine Gipfeltour zu nutzen – also nix mit einlaufen. Die mehrgipflige Cima del Serraglio soll es sein, ein wenig besuchter Berg auf der Landesgrenze I/CH. Start beim Parkplatz Berggasthaus Buffalora. Nach Überquerung des hochwinterlich eingeschneiten Ova dal Fuorn der Aufstieg zur nahen Alp Buffalora. Danach auf dem Alpweg in einem Links- und Rechtsbogen durch den lichten Wald hoch bis zur offenen, flachen Lichtung an der Waldgrenze. Kurz vor P.2195 verliessen wir den Alpweg, um direkt aufzusteigen zur Brücke bei P.2220. Zur rechten der Munt Buffalora, 4 km voraus das Gipfelziel im Blickfeld, erreichten wir die erste Geländestufe der Jufplaun. Bald war die Chasa da Cunfin (2264 m.ü.M., ein ehemaliger Grenzwachtposten und heute eine Erdbebenmessstation der ETH) erreicht. Gelegenheit für eine erste Trinkpause im Windschatten des Gebäudes. Jetzt noch 1 km über flaches Gelände, dann wurde es ernsthafter: über etwa 2.7 km Strecke waren 370 Aufstiegsmeter zu bewältigen. Von unseren Tourenleitern hervorragend vorgespurt, erreichten wir den aussichtsreichen Gipfel kurz nach 13 Uhr. Wunderschön der Ausblick, im Südosten der dominierende Ortler, Piz Murtaröl, das lange Val Mora, gesäumt vom Piz Daint und vom Piz Dora; im Norden der Blick in den Nationalpark und zur Ofenpassstrasse hinunter. Der Gipfelaufenthalt war kurz, bei gefühlten minus 15 Grad (starker Wind!). Also traten wir unverzüglich den Abstieg an; an geschützter Stelle etwas unterhalb des Gipfels «genossen» wir unsere Verpflegung – bei klirrender Kälte. Im weiteren Abstieg auf der Aufstiegsspur etwas zügiger unterwegs, erreichten wir bald wieder die Chasa da Cunfin, wo wir nochmals eine Trinkpause einschalteten. Danach der Weiterabtieg auf der Spur über die Jufplaun – noch immer an der Sonne. Ungefähr bei P.2195 erreichten wir den Schatten, vor uns noch der Abstieg an der Alp Buffalora vorbei zum Ausgangspunkt beim Bergasthaus Buffalora.

Fazit:
Das war für die meisten von uns eine respektable, der Kälte wegen fordernde, und ziemlich lange «Einstiegstour». Entschädigt wurden wir mit dem tatsächlich schönsten Tag unserer diesjährigen Touren-Woche. Eine bleibende Erinnerung!

Wetterverhältnisse:
Bilderbuch-Winterwetter, Temperaturen im Bereich -15 bis -8° (Grrrrrr…). Ausgezeichnete Schneeverhältnisse (viel Pulver, geschätzte 1 bis 1.5 m), Windböen bis 25 km/h, Spuren vorhanden, teilweise selbst gespurt…

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Schaufel/Sonde, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 3, erheblich

Parameter:
Tourdatum: 11. Januar 2021
Schwierigkeit: WT3
Hin- und Rückfahrt: PW Fuldera – Buffalora
Strecke: 13.9 km: P Bergasthaus Buffalora 1967 m – Alp Buffalora 2032 m – Jufplaun – Brücke P.2020 – Chasa da Cunfin 2264 m – Cima del Serraglio (Nordgipfel) 2633 m – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 770 m
Abstieg: ca. -770 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 15:55 Uhr

Panoramaweg Muottas Muragl – Pontresina

Von der gestrigen anstrengenden Padella-Tour noch etwas «gezeichnet», stand heute eine leichte Tour auf dem Programm. Die ursprüngliche Absicht, vom Val Muragl zur Chamanna Segantini (bereits geschlossen) aufzusteigen und dann den Steinbockweg oder alternativ den etwas tiefer gelegenen Segantiniweg bis zur Alp Languard zu laufen, verwarfen wir aufgrund der Schneelage und vor allem der starken Vereisungen wegen.

Also starteten wir nach der Bergfahrt mit der Muottas Muragl-Bahn ab Bergstation – bei schönstem Sonnenschein und Minusgraden. Den folkloristischen Empfang mit Schwizerörgelimusik konnten wir erst gar nicht zuordnen – bis wir den etwa 100 Hm weiter oben auf einem Bänkli sitzenden Spieler entdeckten. Der spielte Stück um Stück – bei bestimmt -8°(!), und johlte fröhlich dazu; vom Wind zu uns getragen, begleitete uns sein Ständchen bis weit ins Val Muragl hinein – ein herzliches Dankeschön! War die schneefreie Unterlage bis zum Alpgebäude Margun noch hart gefroren, änderte sich das bis zur Bachüberquerung im Val Muragl. Nach der Brücke Blankeis, welches es trittsicher und vorsichtig zu überqueren galt. Nach der Verzweigung bei P.2364 (Direktaufstieg zur Chamanna Segantini) wählten wir für den Weiterweg wie eingangs erwähnt die Normalroute. Auch diese verlief unter Schnee, und auf den Steinplatten war Vorsicht angebracht. Die Sicht ins Tal und zu den gegenüber liegenden Gipfelgrössen (Piz Julier, Piz Nair, Piz Ot, usw.) wurde nur getrübt durch die Malojaschlange. Auf gleichbleibender Höhe von ca. 2350 m umrundet der Weg den dreihundert Meter höheren Munt da la Bês-cha (Schafberg) und die auf 2731 m stehende Chamanna Segantini. Vorbei an P.2335 (Verzweigung Abstieg Tegia Muragl-Punt Muragl) liefen wir jetzt in Richtung S, die nunmehr leicht verdeckte Sonne im Gesicht. Nach ca. anderthalb Stunden erreichten wir das noch bis morgen DI geöffnete Restaurant Schafberg. Von hier ging der spektakuläre Blick ins gegenüber liegende Val Roseg und zu den das Tal abschliessenden Schneeriesen. Auf der dem Wind ausgesetzten Terrasse gönnten wir uns eine wärmende Suppe – an mehr war heute nicht zu denken; na gut, von Unterernährung konnte keine Rede sein😉. Wenige Meter oberhalb des Restaurants böte sich die Möglichkeit, leicht aufsteigend weiter zu laufen bis zur Alp Languard. Heute wenig verlockend, da das Bergrestaurant bereits geschlossen war. Der Grund: die Sesselbahn ist wegen eines Grossschadens (an einem Umlaufrad) für längere Zeit ausser Betrieb. Den steilen, schattigen und wohl auch vereisten Abstieg (500 Hm) wollten wir uns ersparen. Also entschieden wir uns leichten Herzens für den Abstieg über die Serpentinen durch den Lärchenwald zu den Schutzdämmen hinunter. Mittlerweile strahlte die Sonne wieder voll. Ein Detail: seit 2003 schützt ein Damm Pontresina vor Lawinen und Murgängen. Gian-dains heisst der eindrückliche Damm, und er kann ein Lawinenvolumen von 240000 Kubikmetern und Murgänge von bis zu 100000 Kubikmetern auffangen. Unterwegs immer wieder schönste Durchblicke, dekoriert vom Gold der Lärchen. Oberhalb des südlichen Dorfendes durchquerten wir das Steinbock-Paradies Pontresina; hier sollen sich die Tiere angeblich bis an den Dorfrand getrauen – gesehen haben wir keine (lebenden) Böcke. Weiter unten – im alten Dorfkern angelangt – posierte dann doch noch einer🦌…

Fazit:
Nach der gestrigen Padella-Tour heute eine Wellness-Wanderung auf dem bekannten, aber heute nicht stark frequentierten Panoramaweg.

Wetterverhältnisse:
Anfänglich und zum Ende der Tour herrliches, sonniges Bergwanderwetter, zwischendurch hochnebelartiger Bewölkung, welche die Sonneneinstrahlung reduzierte, recht kühl (~-6 bis 10°), kräftiger Wind aus SW (bis 35 km/h)

Hilfsmittel:
Bergwanderausrüstung, Stöcke

Parameter:
Tour-Datum: 19. Oktober 2020
Anforderung: T2
Strecke: 9 km, Bergstation Muottas Muragl (2454 m) – Margun – P.2364 (Val Muragl) – P.2335 – P.2273 – Restaurant Unterer Schafberg (2230 m) – Crastota – Pontresina (1821 m)
Aufstieg: ca. 50 m
Abstieg: ca. -672 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 2 Std. 20 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 3 Std. 15 Min.
Tageszeit: 10:55 bis 14:10 Uhr

Piz Padella 2857 m – winterliche Überschreitung im Herbst 2020

Letztmals bestiegen am 19. August 2018, heute vollständig andere Verhältnisse. Auf der Bergfahrt mit der Gondelbahn Celerina-Marguns (heute Saisonschluss)) war die schneefreie Südseite dieses massigen Bergs einzusehen. Um halb zehn Uhr – und bei -7° C – der Start ab Bergstation Marguns (2276 m) – das Gebiet wird gerade «zurecht» gemacht für die bevorstehende Skisaison (siehe Bilder). Unterhalb der Station beginnt der weiss-rot-weiss markierte Wanderweg; erst über ein mit Kunstschnee belegtes Feld führte der Pfad leicht ansteigend in Richtung Munt da-la-Bês-cha. Nach Überquerung eines (noch) vereisten Bergbachs wurde der Pfad unter Einwirkung der Sonne bald schmieriger. Beim P.2489 angekommen, unterquerten wird den Piz Padella die Höhe haltend geradeaus in Richtung NO, hier beginnt die Wildruhezone. Oberhalb der Alp Clavadatsch bei P.2388 angekommen, hatten wir zu entscheiden: weiter nach Osten um die Alp Muntatsch (2188 m) zu erreichen und von dort nach Samedan abzusteigen. Wir entschieden für den Weiteraufstieg zur Sass Alv, wohl wissend, dass jetzt mehr als 450 Hm winterlicher Nord-Aufstieg bevorstand. Ab Sass Alv bei P.2478 angekommen änderte die Richtung nach S. Was macht man, wenn viele der WRW-Markierungen unter Schnee waren? Richtig: zum Glück gab es einige Trittspuren von Vorsteigern, und wir vertrauten einfach darauf, dass uns diese zum Gipfel führten. Die Tritte wurden immer tiefer, oft knietief, und die Gefahr in ein mit Schnee gefülltes Loch einzusinken, war erheblich. Ab einer Höhe von ca. 2600 m wurde das Gelände blockiger und wesentlich steiler. Oft waren wegen der gefrorenen Unterlage kaum Trittspuren zu erkennen. Ab und zu halfen Markierungen an Felsen, die Orientierung zu halten. Bald nahte die uns vom Abstieg im August 2018 bekannte enge, ausgesetzte Steilstufe – eine etwas trickige Hangquerung im Tiefschnee. Die vorhandenen (tiefen) Tritte gaben uns zwar Vertrauen – aber abrutschen wäre hier keine Option. Jedenfalls war volle Konzentration gefragt – von den fantastischen Ausblicken ins Tal, zum Piz Kesch im Rücken, und zum Festsaal der Alpen (Bernina-Gruppe) im Süden durften wir uns nicht ablenken lassen. Wenige Meter unter dem Gipfel – an der bekannten Verzweigung – hatten wir die Gewissheit, es bald geschafft zu haben. Und tatsächlich, ein paar Schritte über breite, schneefreie Platten, und schon war der Piz Padella erreicht – nach etwas mehr als drei Stunden K(r)ampf. Schon ein überwältigendes Gefühl, diesen speziellen Verhältnissen getrotzt zu haben. Ein spezieller Gipfelstürmer gleich hinter uns: ein schöner Husky erreichte ebenfalls den Gipfel, ca. 5 Min. vor seinem Herrchen. Nach dem Genuss des Gipfelpanoramas (beste Weitsicht!) zwang uns der unangenehme SW-Wind, die Gipfelrast im Abstieg abzuhalten. Von unserem im steilen Blockgelände gelegenen «Rastplatz» war die Abstiegsstrecke gut einzusehen; eine fast schneefreie, aber ziemlich schmierige Angelegenheit. Also hatten wir keine Eile und genossen unsere Leckereien. Nachdem wir dem Treiben einiger Auf- und Absteiger zugesehen hatten, waren nun wir an der Reihe: nur ja nicht in die Schmiere fallen… Vorsichtig langsam meisterten wir diesen ersten zum Glück nicht allzu steilen Abschnitt. Es folgten ein paar hohe Tritte im Fels, welche mit Ketten unterstützt hilfreich gesichert waren. Über viele Serpentinen, die Unterlage vom Wind meist abgetrocknet, schloss sich beim P.2489 am Munt da-la-Bês-cha der Kreis. Nun noch eine halbe Stunde fast schon erholsam über schneefreies Alpgelände hinunter bis Marguns. Unterwegs nochmals die Querung des vom Val dal Selin herunter plätschernden Bachs, verbunden mit dem Blick hinauf zu den schönen Las Trais Fluors. Um 15 Uhr erreichten wir die nonstop fahrenden Gondeln, welche uns flott nach Celerina hinunter brachten. Doch kurz vorher Zweckentfremdung des neuen Kunstschneefelds: eine ausgezeichnete Schuhputzeinrichtung – das nennt man Service!

Fazit:
Eine der ausserordentlichen Verhältnissen wegen ziemlich fordernde (und herausfordende), aber unglaublich lohnende Gipfeltour.

Wetterverhältnisse:
Herrliches, sonniges Bergwanderwetter, wolkenlos, recht kühl (~-7 bis 8°), mässig störender Wind aus SW (bis 25 km/h)

Hilfsmittel:
Bergwanderausrüstung, Stöcke, Grödel (für alle Fälle…)

Parameter:
Tour-Datum: 18. Oktober 2020
Anforderung: T4 (bei schneefreien Verhältnissen T3)
Strecke: 9.8 km, Bergstation Marguns – Munt da-la-Bês-cha P.2489 – P.2388 (oberhalb Alp Clavadatsch) – Sass Alv P.2478 – Piz Padella (2857 m) – P.2532 – Munt da-la-Bês-cha – Marguns (2276 m)
Aufstieg: ca. 674 m
Abstieg: ca. -679 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 3 Std. 25 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 5 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 15:00 Uhr

Herbst 2020 Val Müstair 4|4: Val Mora – weites und langes Tal

Das Val Mora mal in der gesamten Länge zu durchwandern war schon länger unser Traum. Heute ging er in Erfüllung. Laut einigen Tourismus-Mänätschern soll das Val Mora Canada-Feeling vermitteln; völlig unverständlich – hat dieses schweizerische Paradies solche Vergleiche nötig? Also, wir starteten kurz nach acht Uhr auf dem Ofenpass; der Aufstieg bis zum Punkt Davo Plattas kannten wir schon von der Piz Daint-Tour vom letzten Sonntag. Die Strecke Davo Plattas bis Jufplaun in dieser (umgekehrten) Richtung und bei diesem Morgenlicht bot ganz andere Bilder und Farben – sehr attraktiv! Auf der prächtigen Ebene Jufplaun ist das Gelände einfach paradiesisch – Traumwandeln nennen wir das! Beim P.2329 trafen wir auf den WW, der von der Chasa da Cunfin (Richis Büro hihihi…) herführt. Fast schlagartig änderte das Gelände – der steile und geröllige Abstieg zur Alp Mora hinunter verlangte etwas Aufmerksamkeit; über 1.8 km werden 240 Hm abgestiegen. Kurz vor der Alp Mora träumten wir von einem fetten Kafi – aber nix da, heute geschlossen (wie wir später erfuhren, wegen des Alpabtriebs von heute Vormittag). Auf den nächsten 7 km bewegten wir uns auf dem Naturfahrweg; bis zur Wasserscheide auf Döss Radond waren lediglich 150 Hm Aufstieg zu bewältigen. Kaum Verausgabung also, dafür jede Menge Traumlandschaft: links die schroffen Gipfel Piz Dora, Piz Chazforà und Piz Turettas. Rechts Piz Pala Gronda, Cuclèr da Jon dad Onsch und Monte Forcola. Tiefe Einschnitte und mächtige Runsen auf beiden Talseiten – hier möchten wir niemals ein Gewitter erleben. Einige (wenige) Biker kamen uns entgegen, wohl in Erwartung einer offenen Jause auf der Alp Mora😉. Auf Döss Radond, kurz vor der Verzweigung in Richtung Lai da Rims, glaubten wir einen besonders hübschen Platz für die Mittagsrast ausgemacht zu haben. Sofort nahte uns ein zutrauliches Grautier (der mit vier Buchstaben…); er wollte mal nachfragen, ob wir ihm ein Häppchen spendieren. Unsere abweisende Haltung gefiel ihm wenig, die paar Streicheleinheiten steckte er dennoch genussvoll ein. Dreihundert Meter weiter dann doch noch ein formidabler Ersatzplatz. Das zurückgebliebene Eselchen beobachtete uns aufmerksam – von der Pferdeherde wollte er sich allerdings nicht entfernen – gut für uns. Nach dieser schönen Episode und dem Verzehr der Leckereien zogen wir weiter. Kurzer Aufstieg nahe dem privaten Häuschen La Stretta, hoch zur Wasserscheide. Ab jetzt ging es nur noch abwärts mit uns. Kurzweilig das Gelände oberhalb des aus dem Val Döss Radond fliessenden Wassers (Aua da Vau), vorbei an einem fotogenen Wasserfall. Kurz vor der Alp Praveder überstiegen wir den Bergbach, um im Halbschatten schöner Büsche eine ausgedehnte Siesta abzuhalten😴 – schliesslich hatten wir schon 16 km in den Beinen. Gegenüber keuchten laufend ehrgeizig Biker auf der Fahrstrasse hoch, was wir ziemlich teilnahmslos registrierten. Das war vielleicht sowas von erholsam! Nur mit Mühe kamen wir wieder auf die Beine – jetzt «nur noch» 4 km bis zum Endpunkt Pra da Vau (1778 m). Dort warteten wir auf den 1x pro Woche (MI) jeweils um 16 Uhr fahrenden Postautobus (Reservation bis zum Vorabend erforderlich) – 12 Minuten dauerte die Fahrt über die enge und steile Naturstrasse runter nach Fuldera. Dem Busfahrer gehört unser Respekt – grazia fich!

Fazit:
Einsame Wanderung, wenig Fussvolk heute, von Bikern gerne (und sehr respektvoll) befahren.

Wetterverhältnisse:
Wiederum herrliches, sonniges Bergwanderwetter, ab und zu mit harmloser Bewölkung, ~12 bis 18°

Hilfsmittel:
Bergwanderausrüstung, Stöcke, Regenschutz (für alle Fälle…)

Parameter:
Tour-Datum: 16. September 2020

Schwierigkeit: T2
Strecke: 20 km, Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Davo Plattas (2288 m – Val Murtaröl – Jufplaun – P.2329 – P.2115 – Alp Mora (2080) – P.2094 (Alp Sprella) – La Stretta (2182 m) – Döss Radond (P.2236) – Alp Praveder (2089 m) – Las Clastras (P.1974) – Tschuccai – Pra da Vau (1778 m)
Aufstieg: ca. 500 m
Abstieg: ca. -860 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 10 Min.
Tageszeit: 08:05 bis 15:30 Uhr

Herbst 2020 Val Müstair 3|4: Munt la Schera 2586 m – Edelweiss-Tour

Für heute haben wir uns für einen der wenigen dem Wanderer zugänglichen Berge im Schweizer Nationalpark entschieden. Startpunkt war die Postautohaltestelle/Parkplatz Nr. 10 Buffalora – bei der Fahrt über den Ofenpass blies ein schwacher Wind gutartige Wolken von NO hinauf, so dass wir von der Sonne in den Nebel fuhren. Da die Ova dal Fuorn kaum Wasser führte, war die Überquerung ohne nasse Füsse möglich. Nach einer Viertelstunde querfeldein war das Gebäude der Alp Buffalora erreicht. Der weitere Aufstieg über die Kiesstrasse wurde steiler, und bald lachte uns die Sonne entgegen – na also! Durch lockeren Arven- und Lärchenwald erreichten wir die eigentliche Alp Buffalora, wo das Vieh noch friedlich weidete – vermutlich wenige Tage vor dem Alpabtrieb. Beim P.2195 hatten wir rechts zu halten in Richtung Minieras da Fiern. Den untersten der stillgelegten Stollen des ehemaligen Eisenerzbergwerks erreichten wir nach etwa 600 m auf einer Höhe von ca. 2280 m. Der Weiterweg auf ausgezeichnetem Wanderpfad war gut einzusehen, zur rechten auch der Munt Chavagl (2542 m). Auf etwa 2378 m – am Fuss des Munt Chavagl betraten wir den Schweizer Nationalpark – ab hier dürfen die markierten Pfade keinesfalls verlassen werden. Wenige hundert Meter später öffnete sich der Blick zu den grandiosen Piz Bernina und Piz Palü. Das Gelände weitete sich, und bald war auf das heutige Tagesziel, der Munt la Schera zu sehen. Bei P.2370 dann die Abzweigung in Richtung Gipfel; weniger ehrgeizige können die Höhe haltend weiterlaufen und treffen später wieder auf die absteigenden Gipfelstürmer. Die ca. 220 Hm Aufstieg hatten es dann noch in sich: steiler als zu vermuten war, und auch felsiger. Aber auch sehr lohnend: auf Schritt und Tritt trafen wir auf späte Edelweisse. Der vielen Fotopausen wegen benötigten wir für die zwei Kilometer bis zum Gipfel fast eine Stunde. Auf dem grossräumigen Gipfeldom tummelten sich doch etwa zwei Dutzend Wanderer – die Aussicht hier oben ist wirklich imposant (siehe Bilder). Im Norden die Dreitausender vom Piz Laschadurella bis zum Piz Vallatscha, im Osten das Ofenpassgebiet, im Süden der Ortler, das Sommerskigebiet am Stilfserjoch und die Cima Paradiso, über dem Livigno-Stausee das Berninamassiv mit den Pizzen Bernina, Zupò, Palü. Für die gemütliche Gipfelrast fanden wir einen wunderschönen und windstillen Platz in der Nähe des mächtigen Gipfelsteinmanns. Nach diesem Augenschmaus folgte der steile und felsige Abstieg hinunter zum Umgehungsweg, der beim P.2337 erreicht wird. Der Livignostausee wurde immer grösser, während wir im weiteren Abstieg bald die Waldgrenze erreichten. Nun führte der Pfad leicht abfallend durch Büsche und Wald und über attraktives Wurzelgelände. Auf einer Höhe von 2095 m.ü.M. trafen wir auf der ehemaligen Alp la Schera ein, wo sich nicht wenige Wanderer eine Pause gönnten. Uns zog es weiter, über Wurzeln und steinige Tritte, in Richtung N. Tief unten die Ova dal Fuorn und die Passstrasse beim Punt la Drossa. Auf den letzten zwei Kilometern (200 Hm) waren noch die beeindruckenden und furchterregenden Lavinar Lad und Lavinar la Drossa zu queren – in diesen mächtigen Runsen sollte man sich besser nicht unnötig lange aufhalten… Nach dem letzten Waldstück (God dal Fuorn) standen wir schon fast urplötzlich an der Passstrasse beim Parkplatz Nr. 5. Dreihundert Meter weiter die Postautohaltestelle/ Parkplatz Nr. 6, direkt gegenüber des Hotel Parc Naziunal Il Fuorn. Das Bier sparten wir uns auf, da wir nach einer kurzen Wartezeit das Postauto besteigen durften.

Fazit:
Alleine schon der vielen Edelweisse, aber auch der formidablen Ausblicke wegen eine sehr lohnende und verständlicherweise populäre Wanderung.

Wetterverhältnisse:
Herbst-Bergwanderwetter vom Feinsten, ~12 bis 22°

Hilfsmittel:
Bergwanderausrüstung, Stöcke

Parameter:
Tour-Datum: 15. September 2020

Schwierigkeit: T2
Strecke: 13.2 km, Postautohaltestelle/Parkplatz Nr. 10 Buffalora (1967 m) – Alp Buffalora (2032 m) – Verzweigung Buffalora P.2195 – Minieras da Fiern – Nationalparkgrenze (2378 m) – Abzweigung P.2370 – Munt la Schera (2586 m) – P.2337 – Alp la Schera (2095 m) – Lavinar Lad (1996 m) – God la Drossa – Lavinar la Drossa (1864 m) – Parkplatz Nr. 5 – Postautohaltestelle/Parkplatz Nr. 6 Il Fuorn (1794 m)
Aufstieg: ca. 720 m
Abstieg: ca. -870 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 25 Min.
Tageszeit: 09:25 bis 15:20 Uhr

Herbst 2020 Val Müstair 2|4: Panorama-Runde mit dem e-Bike

Eine Première! Zwar sind wir aus früherer Zeit mit dem Mountainbikefahren vertraut, aber diese Erfahrung war neu. Im Hotel Landgasthof Staila sind e-Bikes zu mieten – das wollten wir mal ausprobieren. Der Routen-Empfehlung von Hotelier Heinz folgend, fuhren wir los. Über die Fraktion Fuldera Daint auf einer Naturstrasse bis Orasom Tschierv und ab dort entlang der Passstrasse bis Tschierv. Das ging zügig, und mit wenig Strom (im Eco-Modus). In der Ortsmitte die Richtungsänderung, auf geteerter Unterlage leicht ansteigend zum schmucken Ortsteil Chasuras. Nach den letzten Häusern links haltend, auf der Naturstrasse (Bärenpfad) steiler hoch und über die Brücke der Aua da Laider und ein kurzes Stück durch den Wald. Vor einer S-Kurve eine kurze Trinkpause, dann weiter über P.1847 über das weite offene Land bis zum Ortsrand von Lü. In der Dorfmitte steht der Hirschen mit seiner schönen Blumenterrasse – Zeit für einen Kafi! Die Weiterfahrt durch die Ortsmitte, nach der Kirche links haltend auf der uns bekannten Alpstrasse hoch durch den lichten Wald bis zum Weiler Urschai. Zwischendurch ein Stop um die Aussicht zu geniessen – das geht ja nicht während der Fahrt. Vor lauter Begeisterung über die (fast) mühelose Auffahrt verpassten wir ca. zweieinhalb Kilometer weiter die Abbiegung zu den Häusern von Craistas; magisch zog es uns nach oben in Richtung Alp Terza Sura. In einem weiten Bogen erreichten wir unterhalb Terza Sura eine besonders aussichtsreiche Stelle. Den Hof Terza, unser Zwischenziel, erblickten wir weiter unten. Doch erst war noch eine steile Stelle zu meistern, auf mittlerweile sehr holpriger Unterlage. Schieben wäre wohl besser gewesen – wie auch immer, ich (Ruedi) wusste es besser und der Stopp (Fast-Sturz) erfolgte zwingend. Na gut, immerhin mussten ca. 25 kg Bike gestemmt werden 🚴‍♂️. Zum Glück hatten wir keine Zuschauer… Jetzt aber rasch (und gefühlvoll) die Abfahrt hinunter zum Bergrestaurant bainterza – hier gibt es bei famoser Aussicht von Monica Tschenett zubereitete Speisen. Klar, dass wir den Terza-Teller genossen. Und schliesslich der Einkauf: die beste Münstertaler Nusstorte (wirklich!) und würzige Salsize aus eigener Produktion. Nur schwer konnten wir uns von diesem wunderbaren Flecken in der Mitte Europas lösen. Nach der ausgiebigen Mittagspause folgte jetzt die Abfahrt über 460 Hm hinunter nach Sta. Maria Val Müstair. Auf der Naturstrasse war wiederum gefühlvolles Fahren angesagt – schliesslich wollten wir die wertvolle Ladung nicht ruinieren. Auf der fünf Kilometer langen Anfahrt kamen die Scheibenbremsen ganz schön zum glühen – jedenfalls war das deutlich zu hören. Glücklich (und gesund) erreichten wir die Ortsmitte von Sta. Maria, wo die Ortsdurchfahrt auf der engen Strasse für Biker eine kleine Herausforderung ist. Ab Ortsende die Weiterfahrt auf dem Veloweg bis Valchava. Dort konnten wir links abbiegen und vorerst auf geteerter Unterlage über die Clüs leicht ansteigend fahren. Hier wurden wir von einigen wandernden Senioren bestaunt und freundlich gegrüsst – wahrscheinlich waren sie beeindruckt von unserem Tempo. Im Turbo-Modus waren hier 20 bis 25 km/h problemlos möglich. Bei Pravalchava dann eine S-Kurve (wieder auf Naturstrasse), weiter aufsteigend bis Plazzaraun und später im Val da l’Arche Gronda über eine Brücke (mit Viehhütergatter!). Nach der nächsten Linkskurve wurde der Blick frei nach Fuldera – noch anderthalb Kilometer runtersausen. Das hat wirklich grossen Spass gemacht! Und: von Ermattung keine Spur…

Fazit:
Erstaunliche Erfahrung – Wiederholungstat empfohlen!

Wetterverhältnisse:
Das herrliche, sonnige Herbstwetter blieb uns treu, ~14 bis 22°

Hilfsmittel:
Miet-e-Bike Scott

Parameter:
Tour-Datum: 14. September 2020

Schwierigkeit: L
Strecke: 27.2 km, Fuldera Dora (1636 m) – Fuldera Daint (1635) – Orasom Tschierv (1647 m) – Tschierv (1693 m) – Chasuras – Lü (1922 m) – Urschai (2011 m) – Alp Sot (P.2024) – Craistas (oberhalb) – Hof Terza (1843 m) – Pizzet – Il Rom (Brücke, 1342 m) – Sta. Maria Val Müstair (1375 m) – Valchava (1412 m) – Pravalchava – Val da l’Arche Gronda (P.1656) – Fuldera
Bergfahrt: ca. 910 m
Talfahrt: ca. -910 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 25 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 14:30 Uhr

Herbst 2020 Val Müstair 1|4: endlich mal auf den Piz Daint 2967 m

Nach der Anreise und dem Bezug unseres Quartiers in Fuldera im gastfreundlichen Hotel Landgasthof Staila freuten wir uns auf ein paar Wandertage im geliebten Val Müstair. Die Wettervorhersagen für die kommenden Tage konnten nicht idealer sein. Schon länger auf unserer Projektliste, sollte es diesmal gelingen, diesen hoch über dem Ofenpass aufragenden Aussichtsberg zu besteigen. Der Piz Daint ist mit 2967 m der höchste Gipfel des Münstertals. Eine Alpinwanderung der Spitzenklasse, die aussergewöhnliche Panoramablicke verspricht. Um neun Uhr starteten wir auf dem grossen Parkplatz auf der Passhöhe. Entgegen unserer Erwartung, dass sich heute Sonntag viele Bergwanderer zu diesem Klassiker aufmachten, waren wir die Einzigen – alle anderen machten sich gegenüber der Passstrasse auf in Richtung Alp da Munt. Unser Aufstieg begann direkt hinter dem Passhotel Süsom Givè, führte am grossen Senderturm vorbei, steil ansteigend an der Ostseite des Il Jalet. Vorbei an bizarren Felsformationen, über einige mit Ketten gesicherten Steilstufen, erreichten wir nach einer halben Stunde die Verzweigung bei Davo Plattas (P.2288). Rechts ginge es zum Aufstieg auf den Il Jalet, geradeaus in Richtung Jufplaun. Wir hielten nach links, um den Nordwestrücken des Piz Daint anzustreben. Erst auf gutem Pfad, wenig später – ab ca. 2450 m.ü.M. quer und wenige Meter absteigend über die Geröllhalde namens Murtaröl, folgte ein blockiger Aufstieg, wo auch mal die Hände gebraucht wurden. Auf dem ca. 400 Hm über uns verlaufenden Grat zum Gipfel erkannten wir drei Bergsteiger – denen wir später begegneten. Auf dem Rücken bei P.2645 angekommen, öffnete sich der Blick zum Nachbarn Munt Buffalora und auf die Ebene Jufplaun. Wir hielten nach links (also nach O), einer deutlichen Wegspur folgend direkt in Richtung Gipfel. Die letzten ca. 150 Aufstiegsmeter ziemlich steil, aber nicht ausgesetzt, forderten etwas Trittsicherheit auf der rutschigen (aber trockenen) Unterlage. Die erwähnten «Gratwanderer» kamen uns bereits entgegen und berichteten von einem tollen Gipfelerlebnis – diese Vorfreude liess uns die Anstrengungen vom Gipfelaufstieg beinahe vergessen. Jedenfalls standen wir nach 2 Stunden und 15 Minuten oben – ein herrliches Gefühl, der Gipfel ganz für uns. Beste Panoramasicht nach allen Seiten, im Südosten vom König Ortler dominiert (Luftlinie 23 km). Einfach unbeschreiblich, alleine schon deshalb empfehlen wir die Bilder zu geniessen. Ein besonderer Genuss war dann auch die Gipfelrast bei Windstille. Der Blick auf die Aufstiegstrecke zeigte, dass sich heute doch noch etwa ein Dutzend Bergsteiger zum Gipfel aufmachten – die begegneten uns dann während unseres Abstiegs. Dieser verlief auf der Aufstiegspur; im obersten (steilen) Gipfelaufbau waren Stöcke hilfreich, um auf der steilen und feinschotterigen Unterlage allfällige Rutscher aufzufangen. Auf dem Rücken bei P.2645 angekommen, hielten wir nach Süden, mit dem Ziel über die Hochebene Jufplaun zu laufen. Erst war aber der Einsatz unserer Hände gefragt, weil gleich nach der Verzweigung eine steile Runse zu queren war. Ab etwa 2450 m.ü.M. erreichten wir ruhigeres Gelände, in wenigen Serpentinen und über Alpgelände. Die nahe P.2331 stehende Hütte bei Döss dal Termel passierten wir östlich, um den Jufplaun querenden Wanderweg zu erreichen. Jetzt die Höhe von ca. 2300 m haltend war lustvolles Wandeln angesagt. Bis vor wenigen Tagen war die Alp noch bestossen, jetzt war alles sehr ruhig. Die westlichen namenlosen Ausläufer des Piz Daint umrundeten wir auf einem sehr schön angelegten Panoramaweg. Rechts oben die von der Erosion gezeichneten felsigen Gestalten, links der Blick hinunter nach Buffalora, von wo uns der Lärm der Passstrasse erreichte. Zum Abschluss folgte die spektakuläre (aber nicht schwierige) Querung des Val Murtaröl – nochmals ging der Blick rechts hoch zum Tagewerk. Nach wenigen Minuten Auf und Ab schloss sich unsere Runde bei Davo Plattas wieder. Jetzt noch der kurze, aber steile Abstieg zu Pass hinunter. Auf diesem Teil begegneten uns einige mit Turnschuhen bewehrte «Berggänger» – diese musterten fast schon angst- und respektvoll unsere schweren, griffigen Schuhe (auch verächtlich «Schraubstöcke» genannt😎). Auf dem Pass angekommen, flüchteten wir zügig nach Fuldera hinunter – dort gabs dann zur Belohnung Bier🍻.

Fazit:
Besser kann eine Tourenwoche im Münstertal nicht beginnen… Einfach famos!

Wetterverhältnisse:
Herrliches, sonniges Bergwanderwetter, ~12 bis 20°

Hilfsmittel:
Bergwanderausrüstung, Stöcke, Regenschutz (für alle Fälle…)

Parameter:
Tour-Datum: 13. September 2020

Schwierigkeit: T3
Strecke: 11.7 km, Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Davo Plattas (2288 m, Verzweigung) – Murtaröl – P.2649 – Piz Daint (2967 m) – Abstieg bis P.2649 – Döss da Temel – Jufplaun – Val Murtaröl – Pass dal Fuorn/Ofenpass
Aufstieg: ca. 920 m
Abstieg: ca. -960 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 10 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 15:10 Uhr

Flüela Schwarzhorn 3145 m

Prolog
Am Vortag angereist, nach dem Bezug des Hotels in Davos Platz, parkierten wir beim P Golfplatz, um zum Znacht ins Dischmatal zu spazieren. Ziel war das Restaurant Teufi im gleichnamigen Weiler (ca. 5 km, ca. 160 Hm); ein gemütlicher einstündiger Spaziergang auf dem Wanderweg, und der Rückweg zur Verdauung. Bei dieser Gelegenheit konnten wir unser morgiges Tagesziel von der Rückseite sehen (ganz schön abweisend…).

Blick zum Schwarzhorn aus dem Dischmatal








Bericht
Frühstück um sieben Uhr, danach die kurze Fahrt hoch zum Flüelapass, wo wir den letzten freien Parkplatz bei P.2330 ergatterten. Abmarsch um 08:15 Uhr, unter Berücksichtigung der für den Nachmittag angesagten Gewittergefahr. Naja, aufgrund des vollen Parkplatzes wurde unsere Vorahnung, dass wir an diesem Sonntag nicht allein aufs Schwarzhorn wollten, bestätigt. Der Ansturm der vielleicht vierzig BergsteigerInnen verteilte sich dann ordentlich – einige bereits im Abstieg; die hatten den Sonnenaufgang erlebt. Der Aufstieg begann direkt beim P und auf gutem Pfad entlang der Südwand des Schwarzchopf. Gerade richtig zur Einstimmung waren ein paar Steilstufen zu bewältigen, wo uns doch tatsächlich einige leicht irritierte Biker entgegenkamen (tragend, fahren unmöglich). Die 550 Hm bis zur Schwarzhornfurgga verliefen bis zum P.2696 wenig steil. Ab hier änderte sich die Szenerie, es wurde steiler und felsiger, ausserdem dampften ein paar harmlose Wolken. Die Sicht zum Schwarzhorn wurde frei, doch vorher war da noch die Schwarzhornfurgga zu besteigen. Bei P.2802 (Abzw. Fuorcla Radönt) eine Trinkpause, dann hoch zur Furgga, und von dort weiter in Richtung Gipfel – noch genau 266 Hm also. Das sollte für uns Senioren in 45 Minuten zu machen sein. Anfänglich verlief die Trittspur steil und oft leicht ausgesetzt am Rand des Grates (mit entsprechenden Tiefblicken ins Dischmatal). Ab einer Höhe von ca. 3000 m bis zum Gipfel dann weniger steil und blockig, ab und zu unter Einsatz der Hände. Nach zwei Stunden Netto-Laufzeit auf dem Gipfel angekommen, dann viel Volk hier oben (bestimmt 20 BesucherInnen, viele junge Leute). Das Panorama war stimmungsvoll, immerhin mit Blick zur Bernina, zum Piz Kesch, zu den Ostschweizern, auf die Flüelapassstrasse und nach Davos hinunter, und ins Unterengadin – und das alles bei noch freundlichem Wetter. Das Wagnis hatte sich also gelohnt! Für die kurze Gipfelrast fanden wir sogar eine aussichtsreiche Sitzgelegenheit mit Blick hinüber zum Piz Kesch und zum geplanten Abstiegsgebiet unterhalb des Radüner Rothorns (2882 m) und des Piz Radönt (3065 m). Aufbruch! Nach dem raschen Abstieg zur Schwarzhornfurgga hinunter und zum P.2802 entschieden wir, die Abzweigung zur Fuorcla Radönt zu nehmen, nicht zuletzt um der Karawane auf dem Normalweg auszuweichen. Unten leuchteten ein paar (namenlose) Bergseelein, verlockende Plätze für unsere Mittagsrast. Im Vergleich zum Gipfelauf- und abstieg (T2-3) wurde es nun deutlich ruppiger, an einigen Stellen wollten Blocks kräftigt «umarmt» werden. Die Markierungen (w-r-w) waren deutlich und häufig – dennoch würden wir diese Strecke nur bei guter Sicht wählen. Unterwegs, nahe der Rothorn Furgga, entdeckten wir in einer Kletterwand etwas blau Leuchtendes – das sich später als «vergessenes» Biwak(?) entpuppte (siehe Bild). Bald am Seelein angelangt, war es Zeit, Mittagsrast abzuhalten – in totaler Einsamkeit notabene! Südlich über uns rasselten häufig Steine herunter, und der Vadret da Radönt gab das traurige Bild eines sterbenden Gletscherchens ab. Auf dem bereits in respektabler Distanz stehenden Schwarzhorn tummelten sich noch immer viele Gipfelbezwinger. Die zunehmend dunkler werdenden Wolken bewogen uns, auf ein Bad im Seelein zu verzichten (hihihi…). Vor uns noch der ziemlich kräfteraubende «Weg» durch die Blocks; nach etwa 900 m Auf und Ab waren wir froh, beim P.2716 auf den von der gut zu sehenden und 70 m höher liegenden Fuorcla Radönt (2785 m) herunter führenden Pfad zu treffen. Jetzt sollte der weitere Abstieg etwas bequemer verlaufen, dachten wir; doch das war eine Täuschung! Bis zu den Alpen von Radönt hinunter war an einigen Stellen noch etwas Trittsicherheit gefragt. Oberhalb des Seeleins (2487 m) dann die Zuversicht, dass das Gelände «gängiger» wurde und dass es hoffentlich trocken bliebe. Am gegenüberliegenden Hang der fast wie eine Schnur verlaufende Normalweg zum Schwarzhorn, den wir über eine Holzbrücke und nach kurzer Gegensteigung beim P.2485 erreichten. Jetzt noch 120 Hm Abstieg über die letzten Steilstufen, und schon lärmte uns die Flüelapassstrasse entgegen. Auf den letzten Metern (kurz vor 14 Uhr) dann doch noch ein paar Tropfen, zum Glück ohne Blitz und Donner. Die (kurze) Tour endete wie erwartet, schön wars trotzdem!

Fazit:
Wetterglück hatten wir, das braucht es auf dieser Tour – denn bei Nässe und im Gewitter würde es rasch heikel. Dass dieser Wander-Dreitausender ein «Hotspot» ist, darüber wunderten wir uns nicht, kann er doch mit beschränktem Aufwand erwandert werden.


Wetterverhältnisse:
Schön, angenehme Witterung, etwas bewölkt, aber viel Sonnenschein, ~8 bis 20°

Ausrüstung:
Bergwanderausrüstung, Stöcke

Parameter:
Tour-Datum: 16. August 2020

Schwierigkeit: T3
Strecke: 9.3 km, Flüelapass/Parkplatz Abzw. Schwarzhorn P.2330 – P.2485 (Abzw. Fuorcla Radönt) – P.2696 – P.2802 (Abzw. Fuorcla Radönt) – Schwarzhornfurgga (2879 m) – Flüela Schwarzhorn (3145 m) – P.2802 (Abzw. Fuorcla Radönt) – Schwarzhornfurgga – P.2670 – P.2716 – Radönt – Brücke (2440 m) – P.2485 – Flüelapass/Parkplatz Abzw. Schwarzhorn
Aufstieg: ca. 900 m
Abstieg: ca. -900 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 05 Min.

Frühling 2020 Val Müstair 5|5: Lü – Lai da Valpaschun – Sta. Maria Val Müstair

Den fünften und letzten Tag unserer Themen-Wanderwoche Bunte Alpenflora und Blumenwiesen starteten wir (nach kurzer Postautofahrt) in der Dorfmitte in um ca. 09:15 Uhr. Trotz anderslautender Wettervorhersagen stand uns ein sehr regnerischer Tag bevor. Kein Grund für schlechte Laune! Und trotz schlechten Wetters erlebten wir einen weiteren Tag mit intensiven Farben – wir lassen gerne die Bilder sprechen. Auf dem Forstweg ab Dorfmitte von stiegen wir gemütlich hoch, bei Urschai die Spitzkehre, über die Aua da Maini zur nächsten Kurve (Bos-chetta P.2081), nach der Richtungsänderung erneut über die Aua da Maini, und nach einer Stunde war die erste Alp (Valmorain) erreicht – freundlich begrüsst vom gutaufgelegten Alphund. Eine Viertelstunde später standen wir auf der wenig höher liegenden Alp Tabladatsch, wo einige von uns Alpkäse einkaufen konnten. Bei weiterhin trostlosem Regenwetter der leichte Abstieg in Richtung Lai da Valpaschun. Die Seelein sind bei jeder Witterung stimmungsvoll. Über Terza Sura erreichten wir um die Mittagszeit den Hof Terza. Auf diesem ehemaligen Bauernhof wurden wir ausgezeichnet verpflegt mit einheimischen Produkten. Die dort erhältlichen Hirschsalsize und vor allem auch die Nusstorte sind absolute Spitzenklasse! Schliesslich konnten wir uns doch noch losreissen und zum Talabstieg aufraffen. Gut markiert über frisch «gedüngte» Schafweiden der mehr oder weniger steile Abstieg über Pütschai und Pizzet hinunter zur Brücke über den Rom. In der engen Ortsmitte von Sta. Maria Val Müstair angekommen, schauten wir doch auf fast tausend Abstiegsmeter zurück. Zum Schluss noch eine kurze, lohnende Einkaufsrunde bei der Handweberei Tessanda, dann die Postauto-Rückfahrt nach Fuldera – fertig!

Fazit:
Eine recht ansprechende Abschlusstour, unter Führung der Einheimischen Valentin Pitsch und Heinz Wymann. Danke schön für eine tolle und erfahrungsreiche Themen-Wanderwoche!

Wetterverhältnisse:
Stark bewölkt, regnerisch ohne Unterbruch, ~8 bis 12°

Hilfsmittel:
normale Wanderausrüstung, Stöcke, Regenschutz

Parameter:
Tour-Datum: 19. Juni 2020

Schwierigkeit: T2
Strecke: 12.3 km, Lü (1922 m) – Urschai (2011 m) – Bos-chetta P.2081 – Alp Varmorain (2193 m) – Alp Tabladatsch (2241 m) – Lai da Valpaschun – Terza Sura (2055 m) – Hof Terza (ca. 1843 m) – Vallatscha – Pütschai (1502 m) – Pizzet (1414 m) – Brücke Il Rom (1342 m) – Sta. Maria Val Müstair (1375 m)
Aufstieg: ca. 440 m
Abstieg: ca. -980 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 55 Min.
Tageszeit: 09:15 bis 15:40 Uhr